Liebe Forumsgemeinde,
ich lese, seit mein Mann mich im Herbst 2015 verlassen hat, hier öfter mal mit, ich konnte in meinem Kummer nicht selber mitschreiben, aber ich habe mich durch das Mitlesen oft getröstet gefühlt.
Vielen Dank an alle, die ihr Leid hier so offen schildern, und an alle, die mit Trost und Rat zu helfen versuchen.
Heute möchte ich selbst mal um eure Meinung bitten, denn ich bin in einer sehr schwierigen Situation.
Meine Trennungsgeschichte ähnelt zahllosen anderen, trotzdem kann ich sie nicht kurz erzählen. Nur so kurz wie möglich .
Mein Mann (49) und ich(47) waren 27 Jahre lang ein Paar, seit 2008 sind wir auch verheiratet. Keiner von uns beiden hatte vorher eine echte Beziehung.
Wir kannten fast unser ganzes Erwachsenenleben also praktisch nur uns und haben uns gegenseitig natürlich sehr geprägt.
Er ist durch Immobilienbesitz und einen guten Job abgesichert, ich bin freiberuflich in einem kreativen Bereich tätig, ein Zubrot, das zum alleine leben aber nicht ansatzweise reicht.
Kinder haben wir nie bekommen.
Im September 2015 erklärte er mir eines Morgens unvermittelt , es mit mir nicht mehr auszuhalten und mich verlassen zu wollen.
Ich bin aus allen Wolken gefallen, schockiert, entsetzt, verzweifelt, ihr kennt das.
Damals warf er mir allerhand vor, was ich falsch gemacht hatte und was ihm das Leben mit mir so unerträglich machen würde, daß er mich verlassen müsse. Er vermittelte mir, daß er sich zurückziehen müsse, um herauszufinden, ob und was ich ihm noch bedeute. Sehr vieles davon konnte ich einsehen und verstehen.
Ich fragte ihn damals, ob er eine andere habe, er sagte, nein, da sei niemand.
Fünf Wochen später zog er aus und mit Niemand - einer jungen Frau, halb so alt wie er- zusammen. Angeblich gerade erst kennengelernt. Ich habe von dritten anderes gehört.
Er sagte mir, ich könne in der gemeinsamen Wohnung bleiben, er werde mich auch finanziell nicht hängenlassen und mich auch in Zukunft unterstützen, bis ich auf eigenen Beinen stehen kann, da er ja wisse, daß ich allein nicht leben könne.
Dann ließ er alles stehen und liegen, nahm nur sehr wenig mit, nannte mir nie seine neue Adresse. Hier sieht es immer noch aus, als sei er eben noch da gewesen. Und ich sitze seitdem allein in einer viel zu großen Wohnung, die, wie das ganze Haus, seiner Mutter gehört, die ein Stockwerk über uns wohnt, nehme seine Post aus dem Kasten, die immer noch hier eintrifft, und lebe vom Trennungsunterhalt und meinen bescheidenen Einkünften..
Ich habe nach seinem Weggang erstmal jeglichen Kontakt abgebrochen. Er hat das auch respektiert.
Im Februar diesen Jahres kam dann aber ein erster handgeschriebener Brief von ihm, in dem er mir erklärte, daß er unter dem Kontaktabbruch leidet, daß er oft an mich denkt, mich nicht aus meinem Leben verlieren wolle, und daß er sich freuen würde, von mir zu hören.
Ich meldete mich darauf bei ihm, es kam zu weiteren Briefen ähnlichen Inhaltes, schließlich zu einem ersten Treffen, inzwischen sind es mehrere geworden, teils aus organisatorischen Gründen (Steuern etc.).
Gestern haben wir einen Segeltag auf unserem gemeinsamen Boot verbracht, was auch sehr schön war.
Wie schon beim ersten Wiedersehen, weinte er danach, wollte seine Gefühle ansprechen, wirkte tief verzweifelt, sagte, es fällt ihm alles so schwer, er legt solchen Wert darauf, mit mir Kontakt zu halten, er wolle mich nicht ganz verlieren, will Freundschaft usw.
Gleichzeitig läßt er keinen Zweifel daran, daß die Trennung irreversibel ist, daß er jetzt mit ihr in eine eigene Wohnung zieht, dann auch mal die und die Möbel braucht, und von finanzieller Unterstützung über das Trennungsjahr hinaus ist auch nicht mehr die Rede, schließlich sei ja alles so teuer. Und nach wie vor ist alles meine Schuld. Ich habe mich verändert, mich gebessert, an all seinen Kritikpunkten gearbeitet, das nimmt er positiv zur Kenntnis, es ändert -nichts.
Und ich? Bin gerührt, voller Mitleid, möchte trösten, mache Zusagen, möchte auch den Kontakt halten und vergehe gleichzeitig vor Traurigkeit, Schmerz, Eifersucht, Angst.
Aber dann bin ich, wieder daheim, auch verdammt sauer geworden.
Vielleicht könnt ihr es mir sagen, ich verstehe es nicht:
Was will er von mir? Nicht zu mir zurück, das ist klar. Mich allein lassen mit meinen existentiellen Sorgen, zu nichts verpflichtet sein, eine andere lieben, aber meine Anteilnahme, Zuneigung, Loyalität, mein Verständnis, behalten und sich das, was er gern noch von mir hätte, bewahren, offensichtlich. Und nichts dafür geben außer rührenden Worten und ab und zu mal ein Treffen?
Ist das so anständig, fair, nett, wie er meint? Oder wird da mit meinen Emotionen Schindluder getrieben?
Konsequent wäre wohl, das abzustellen und mich zurückzuziehen. Nur dazu bin ich nicht fähig. Nicht nur bin ich völlig abhängig, emotional, ökonomisch, kann nicht wegziehen, habe keinen richtigen Job -ich bin auch unfähig, meine Loyalität und Sorge für ihn aufzugeben. Ich bin in einer Position der Schwäche.
Wie komme ich da raus? Wie komme ich von ihm los, wenn er bei mir immer wieder das Hoffnungsflämmchen schürt? Wie hört man auf, einen Menschen zu lieben und sich nach ihm zu sehnen, der einen durch Nettigkeit quält?
Ich will euch gar nicht um Rat bitten - was soll man da auch raten - aber ich wäre dankbar, wenn ihr einfach eine Einschätzung abgebt. Ich selbst bin zu hilflos und vewirrt, ich kann nicht mehr urteilen.
Ich freue mich über eure Antwort.
25.05.2016 19:29 •
#1