Scarlett2016,
Ich glaube, was ich brauchte, war, dass mich jemand mal in meinem Tanzen bestärkt und mir sagt, dass dies genauso ein Teil von mir sein kann, wie alles andere auch. Egal ob ich deutsch, indisch oder chinesisch bin Aber vielleicht liegt das so auf der Hand, dass man es nicht aussprechen muss. Fühle mich nur seit dem Kommentar des Pakistaners noch verlorener und zweifle meinen ''indischen Teil'' an. Also der Teil, der sich mit allem rundum Indien beschäftigt und dabei Erfüllung spürt. Ich möchte und kann den Glauben daran nicht verlieren, es ist mir zu wichtig und machte mich die vergangenen Jahre so happy. Das ist so der einzige Part in mir, an den ich glaube, auch wenn alles andere verloren scheint.
. Also ich hatte in einem vorherigen Beitrag mal beschrieben, dass ich den Kontakt zu ihm abbrach. Meine Eltern waren schon seit meiner Geburt getrennt, er wohnte weit weg. Er kam alle 2 Wochen am Wochenende her und wir gingen halt in die Stadt, besuchten seine Mutter und und und. Er selbst ist aber eine sehr unsichere Person, die dies mit Arroganz versteckt und mit einem herablassendem Verhalten. Damals war ich um die 10 Jahre alt. Ich habe mich jedes Mal ungeliebt und eingeschüchtert gefühlt. Er hat es nicht so mit Emotionen und hat mich oft auch nicht beachtet. Irgendwann war es wohl mal so (laut meiner Mutter, da ich davon nichts mehr weiß), dass ich sie weinend anrief, gerade bei meiner Oma (also seiner Mutter war) und abgeholt werden wollte. Ich habe mich wohl total unwohl gefühlt, er hat dort auf dem Sofa gesessen, Zig. geraucht und auch nicht aufgehört, wenn ich daneben saß und mich nicht groß beachtet. Also so soll es wohl gewesen sein. Ich habe dann beschlossen, dass ich ihn nicht mehr sehen möchte. Er hat es einfach so hingenommen und akzeptiert. An Feiertagen und Geburtstagen kamen mal SMS, das wars dann aber auch. Wenigstens finanziell ist er seinen Pflichten nachgekommen und hat mir auch während meines Auslandsjahres in Amerika finanziell geholfen (5 Monate war ich dort, 2014). Zu meinem 18. Geburtstag gab es eine SMS mit 2 Tagen Verspätung. Er existierte für mich nicht mehr, ich habe alles verdrängt und nicht wahrgenommen. Er war eben mein Erzeuger, aber nicht mehr. Jetzt habe ich ihn vor einer Woche wieder getroffen, nach 7 Jahren. Zum Glück kam meine Mutter mit. Ich dachte, es ist wichtig, irgendwie wieder Kontakt aufzubauen, um daran zu arbeiten. Das Treffen war nicht sonderlich erfüllend. Wir trafen uns in einem Restaurant und er war angetrunken. Meine Mutter meinte, dass er einfach so aufgeregt war und deswegen vorher trank. Als es um mein Abitur ging, hieß es ''Heutzutage macht jeder Abitur und studiert, das braucht man gar nicht, um was zu erreichen'', als es ums Studieren ging, hieß es ''Die Studenten heutzutage sind echt schlimm'' blablabla. An allem hatte er etwas auszusetzen. Er saß nur rum und hat sich über Deutschland und die Welt beschwert. Wenn man etwas dagegen sagte, reizte ihn das. Zum Ende hin hieß es auch noch, dass ich keinen Humor habe, weil ich nicht lache, wenn er sich über alles und jeden aufregt. Das sei wohl ''Sarkasmus'', den ich nicht verstehe. Ich sei ja schon damals humorlos gewesen. Ich konnte es nicht fassen, er sagte ja nichts allzu Schlimmes, aber mir schossen die Tränen in die Augen, ich musste mich echt zurücknehmen. Was für ein Recht nimmt er sich, über Humor zu urteilen, wenn er den ganzen Tag nur Mist labert und mich seit Jahren nicht gesehen hat? Darf man keine andere Art von Humor haben? Sorry, da könnte ich mich jedes Mal aufs Neue aufregen. Nach dem Essen sind wir auf den Weihnachtsmarkt gegangen und ich habe seine derzeitige Frau kennen gelernt, eine jüngere Frau, die er aus hailand hierher geholt hat (. . ). Auch seine Stieftochter war dabei, die jetzt seit einem Jahr hier ist und eine Ausbildung macht. Ich glaube insgeheim, dass die Mutter das für ihre Tochter und sich tat, aber nicht aus Liebe. Aber es geht mich ja auch nichts an. Nach dem Treffen war er jedoch voller Zuversicht und meinte, er würde sich freuen, wenn wir Kontakt halten. Auch wenn ich nach dem Treffen sehr viel geweint hab und mich erniedrigt gefühlt hab, treffe ich ihn nochmal. Ich muss ihn erstmal besser kennen lernen und es wenigstens versuchen. Vielleicht komme ich ja mal an einen Punkt, an dem mir das nicht mehr nahe gehen wird. Ich wollte nämlich vor ihm sitzen als jemand, der gerade sein Abi macht und etwas erreicht im Leben. Ich wollte, dass er sich darüber freut. Stattdessen kamen nur negative Äußerungen. Das war zu viel für mich, besonders in meiner Verfassung.
Bei meiner Mutter ist es so, sie ist wirklich eine sehr einfühlsame und Gott sei Dank reflektierende Persönlichkeit, hat viel im Leben durch, hatte vor ihrer Geburt mit mir Krebs und eine gewaltsame Kindheit. Sie hat mir immer viele Freiheiten gelassen und ich konnte ihr alles erzählen. Dennoch war es so, dass sie einen Herzinfarkt hatte, da war ich 8 Jahre alt. Wir waren allein zuhause und ich rief den Notarzt. Von da an war sie über einen Zeitraum von 6 Monaten drei mal im Krankenhaus und ich musste bei Freunden bleiben, über mehrere Wochen. Danach war es so, dass ich lange Zeit bei ihr mit im Bett geschlafen hab, sie pausenlos kontrolliert habe und jeden Moment Angst hatte, dass ihr etwas passiert. Sie war alles, was ich hatte. Ich habe nie Urvertrauen aufbauen können, zu keinem Elternteil. Irgendwie so. Klar, in der Theorie einfach ausgedrückt, aber ganz verstehen tue ich das noch nicht. Wie sich das tatsächlich genau auf heutige Verhaltensweisen ausgewirkt hat.
So, das wars erstmal grob dazu. Mal schauen, was die Zukunft bringt.
Danke auch an die Leute, die meinen, ich scheine klar vom Verstand her. Ich konnte mich immer gut ausdrücken und theoretisch Dinge analysieren, aber ich würde mir da selbst nicht über den Weg trauen. Die Praxis sieht derzeit anders aus. Im nächsten Moment liege ich wieder auf dem Boden, weine und schreie rum und hasse alles in meinem Leben. Das ist das Beängstigende. Dieses Auf und ab, und dann dieses Ab, das sich dreifach schlimm anfüllt.
23.12.2017 16:26 •
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