Er weiß nicht was er will? Ambivalentes Verhalten

Hallo und guten Abend liebes Forum,

folgende komische Situation spielte sich in den letzten 1,5 Jahren ab: Wir, er und ich, lernten uns am Arbeitsplatz kennen. Ich habe neu in der Firma angefangen und 3 Monate später haben wir uns gedatet (hier als erstes Problem: Firma, niemand durfte es wissen)
In der Anfangsphase war es schon so, dass es super komisch für mich war, weil seine Aussagen und sein Handeln sehr ambivalent waren. Er hat dann in der Anfangsphase auch eher so nebenbei über Bindungsängste gesprochen, so ganz beiläufig erwähnt, dass er wohl am ehesten passiver Bindungsängstler wäre. Irgendwie rückblickend hätte ich glaub ich mehr hinhören sollen, aber gut, ist wie es ist. Es war halt einfach schräg. Riesen Drama am Anfang ob er sein Herz öffnet oder nicht usw., ich habe das Drama irgendwie nicht kapiert. Ich liebe oder liebe nicht, wenn ich liebe, dann leide ich auch dafür, aber ich glaube halt, solang liebe da ist gibt’s eine Lösung.
So, nun hatten wir uns 3-4 mal die Woche gesehen, er wollte immer mehr, ich war Mega gestresst und mit mir beschäftigt und Laufe sehr viel (Marathonwettkämpfe), weswegen ich oft eingespannt war. Zudem wohnte ich weiter weg und genoss das WE für mich, da er auch noch am WE arbeitet oder gern Motorrad fährt. Letzteres war ein Traum von ihm, dass ich meinen Führerschein mache und wir zusammen in den Sonnenuntergang fahren oder so.
Also es war irgendwie nicht wirklich nah, aber es funktionierte so ganz gut, auch wenn’s beiden klar war, dass das nicht dauerhaft so geht.

Nun habe ich das halt echt verpennt, dass ich die ein oder andere Baustelle, wie umziehen z.B. früher hätte angehen sollen, dann wären wir näher gewesen. Wäre wahrscheinlich gut gewesen. Dann war ich zum Teil sehr emotional und dramatisch und habe auf unvorhergesehene Planungen seinerseits, wo ich nicht dabei war, zum Teil heftig überreagiert. Und beim letzten Mal letzte Wiche an meinem Geburtstag halt so extrem, dass ich geäußert habe, dass ich mir nicht sicher bin ob ich dem Ganzen so gewachsen bin. KEINE FRAGE, MEIN VERHALTEN WAR NICHT OK. So selbstverzweifelt und negativ war einfach überzogen. Ich bin von meinem Verhalten selbst sehr schockiert. Ich mache aber wegen meinem Verhalten seit 3 Monaten ein Coaching, unabhängig von ihm, weil ich selbst merke da passt was nicht und ich kann nicht in den Spiegel kucken wenn ich mich so verhalte.

Auf jeden Fall war es das 2 mal, dass es so emotional wurde und bei ihm gingen dann die Schotten runter. Wir hatten 2 Tage vorher einen ersten schönen Kurzurlaub, und er war dann so schockiert von mir, dass er nun nichts mehr fühlt. Auf diese Geschwindigkeit von Gefühlsverlust war ich dann nicht gefasst und habe verzweifelt reagiert. Ich habe ihn drum gegeben, den Kontakt nicht ganz abbrechen zu lassen, weil ich weiß, dass ich mein Verhalten gerade ändere und dieser Entwicklungsprozess eh schon im Gang ist und wenn man einmal hinsieht sieht man es immer.

Er hat daraufhin gesagt er fühlt nichts aber es wäre ok, er weiß nicht was er will. Dann hatten wir jetzt am Freitag (2 Tage nach der Akutsituation) sagen wir, ein für mich echt schräges Videotelefonat, war auch wieder sehr ambivalent. Das Telefonat hatten wir, da er mir geschrieben hat, dass er nicht an sein Herz kommt und daneben tut es ihm so sehr leid. Daraufhin wollte ich telefonieren, weil ich darüber nicht schreiben wollte.

Auf der einen Seite hat er dann stolz erzählt, dass er sich das Motorrad, welches er sich wegen uns kaufen wollte, tatsächlich gekauft hat und hat davon dann oberflächlich umschweifend erzählt. Das ich nicht verstanden hab wieso er sich das Bike jetzt doch gekauft hat, wenn’s doch eigentlich angeblich eh nur wegen uns war, hab ich mir nur gedacht und nicht gefragt. Eigentlich hätte er sich ja eigentlich genau jetzt das kaufen können was er wollte, was ich vorher als blöd eingestuft hatte, hat er aber nicht.Ist der erste Punkt den ich nicht verstehe - wenn es doch rum ist Kauf dir doch das was du willst. Dann hat er rumgedruckst das ich an der Situation ja nicht alleine Schuld bin und er das noch nie gehabt hätte, dass er sich nicht sicher war bei seiner Ausssage. Dann hat er geweint und meinte; dass dieser Schutzmechanismus bei jeder sein könnte nur bei mir nicht, dass wolle er nicht, er will das es wieder so ist wie vorher. Habe ihm dann nur gesagt, dass ich die Schutzreaktion nachvollziehen kann, da es wahrscheinlich ansonsten sehr schmerzhaft wäre. Und das ich finde, dass uns einfach die Leichtigkeit verloren ging und das aus der Situation Druck raus muss und das es ok ist das die Situation grade so ist wie sie ist. Und von Freunde sein hält er ja eigentlich nix, wobei mit seiner Exfrau wäre es ja auch noch (da sind aber halt 2 Kinder, völlig andere Situation in meinen Augen), allerdings wäre das ja auch wiederum nicht so gut, weil die anstrengen wäre…Blablabla.
Dann habe ich ihn direkt gefragt, ob er sich wirklich unsicher ist oder das ganze aus Mitleid macht weil es ihm ja so leid tut. Aus Mitleid würde er hier gar nix machen, dass wollte er umgekehrt auch nicht. Aber er wüsste nicht ob es wird, es wäre nicht fair zu sagen das wir es schaffen. Ok, kann ich akzeptieren.

Aber da das ganze Verhalten wieder so ambivalent war kann ich es eben doch irgendwie nicht akzeptieren.

Was sagt ihr zu dem Verhalten? Ich habe irgendwie das Gefühl, dass er zu feige ist zu sagen das es Nix mehr wird, weil die angeblich ach so großen Gefühle halt binnen 2 Minuten doch weg sind. Verstehe nicht wieso er das nicht einfach sagt wenn’s so ist, sondern sich so ambivalent verhält. Ich hab’s doch verkackt und kann so halt kaum abschließen.

Ich hatte überlegt ihm zu schreiben, hab das Telefonat am Freitag auch beendet mit den Worten, das ich mich nächste Woche melde, aber gerade weiß ich gar nicht wieso und ob überhaupt. Ich fühle mich so, als würde er mich gern in die Schiene schieben, dass ich das Schluss akzeptiere, ohne das er es aussprechen muss….das ist doch sau blöd. Gefühle sind bei mir jetzt nicht so wie bei ihm plötzlich verflogen, von daher fällt mir das grade alles nicht sehr leicht.

Für Tips wäre ich dankbar,
liebe Grüße,
Laura

Hallo Laura,
Also ich kann mir nicht vorstellen, dass binnen 2 Minuten Gefühle erlöschen. Es sei denn, du hättest vor seinen Augen jemanden erdrosselt.

Spaß beiseite. Ich vermute mal, dass es einfach aufgrund seiner Bindungstörung so kam. Solche Szenarien wird es sicher in Zukunft öfters geben und da würde ich mir genaustens überlegen, ob ich sowas tragen kann und will. Mit Ambivalenz kenn ich mich gut aus.

Guten Morgen,

ja, genau das ist ja das Thema…Ich bin so vor den Kopf gestoßen, dass ich gar nicht wirklich weiß was ich will und was ich überhaupt machen soll…Ich denke ich lasse ihn jetzt erstmal einfach und melde mich nicht, ich komme mir sonst einfach echt blöd vor. Grade bin ich eher wütend, da ich wie gesagt das Gefühl habe, dass er mich hinhält…Ich kann nur so schlecht damit umgehen

liebe Grüße

@Laura90
Ich glaube, er macht es nicht mit Absicht, um dir den Schwarzen Peter zuzuschieben. Er ist einfach so. Er scheint ein sehr unsicherer, labiler Mensch zu sein, der auch sehr empfindlich ist und sich schnell zurückzieht, wenn er verletzt wird. Er scheint noch Interesse an dir zu haben, aber du solltest vielleicht mehr auf ihn eingehen, wenn du mit ihm zusammen sein willst, zumal du es warst, die ihn so schroff behandelt hat. Das ganze hört sich insgesamt schon sehr anstrengend an, obwohl es gerade erst angefangen hat. Das ist für mich kein gutes Zeichen. Die Leichtigkeit fehlt, die vorhanden sein sollte, wenn man verliebt ist.

@Laura90
Hm bevor wir hier nun über seine passive bindungsangst spekulieren...

Du scheinst dich im sabotieren deiner eigenen Beziehung auch ganz gut anzustellen. Das soll keine Anklage sein, du hast es erkannt und suchst dir Unterstützung.

Rein ohne vermeintliche Bindungsangst des Partners: Kannst du verstehen wie augenöffnend und auch desillusionierend solche Situationen in der kennenlernphase sind? Da würde ich auch hellhörig.

Das dein Partner nun nich weiß was er fühlen soll, ob es sein gesundes bauchgefühl oder sein Muster ist, was sich meldet, verstehe ich.

Die Frage ist, was und warum du sabotierst. Was du für dich tun kannst.
Daran bist du mit deinem Coach.

Ob das mit deinem Partner nochmal wird, ist eine andere Baustelle.

Kümmere dich erstmal um deine!

Und ja das klingt hart, aber manchmal zeigen diese Begegnungen genau das auf, was du allein nicht erkennst: du hast deine Baustellen erkannt. Danach lösen sich diese Bindungen auf und die Wege gehen getrennt weiter. Dennoch sind/waren sie ein großer Schatz für den man dankbar sein kann.

@Mae_bee und @Laetitia2024 - Danke für eure ehrlichen Antworten.

Genau diese Situation bzw. Einsicht, dass ich mich eigentlich genauso blöd verhalten habe wie ich es für mich nicht wollte und ich das so auch mitsabotiert habe zieht mir grade den Boden unter den Füßen weg. Ich will auf gar keinen Fall, dass ich in Zukunft so weiter mache. Geht gar nicht. Und diese Einsicht ist die die so weh tut und ich zusätzlich halt nicht weiß, ob ich mich jetzt bei ihm melden soll oder ob ich es einfach lassen soll, es tut ihm wahrscheinlich ja nicht gut, da ich so war wie ich war…Ich weiß nicht wie ich das ausdrücken soll, ich bin selber gerade so verwirrt und weiß nicht was richtig oder falsch ist..

@Laura90
Man kann vieles wieder gut machen. Melde dich doch einfach ganz lieb bei ihm. Wenn er dich noch mag, wird er nicht nachtragend sein. Später kannst du ihm sagen, wie leid es dir tut, dass du ihn verletzt hast und Besserung geloben. Das wird seiner Seele gut tun. Und du zeigst Größe damit. Jeder macht mal Fehler. Alles kein Problem, wenn man auch in der Lage ist, das wieder gut zu machen.

Hallo Laura,
es ist von hier aus natürlich schwer zu beurteilen .. ob er dich hinhält , ob er wirklich *nicht kann* oder was auch immer eigentlich mit ihm los ist.
Eine Beziehung zu einem Partner der * sein Herz nicht findet /fühlt * und zu vielen Situationen keine Klärung schaffen kann weil er selbst ..* nicht weiss...es nicht schafft..eigentlich ja möchte aber es geht irgendwie nicht * etc. ist so kräftezehrend und mühsam ( mit zumal ungewissem Fortschritt), daß du dir genau überlegen solltest ob und warum du daran festhalten magst.
Eine Beziehung in der ein Partner immer zurückstecken muss bzw. den *Therapeuten* spielen muss funktioniert nicht.
Vielleicht würde es euch gut tun wenn ihr mal eine *Pause* voneinander macht und jeder für sich überlegt wie sein Leben aussehen soll..und ob die reale Situation das überhaupt hergibt.
Alles Liebe und Gute dir.

@Cagy Ja, da sprichst du natürlich auch was an, was mich beschäftigt. Ich frage mich natürlich auch, warum
ich das tue und was mich überlegen lässt es zu retten - es wäre bestimmt auch in Zukunft schwierig. Wahrscheinlich ist das momentan noch so, weil es frisch ist und ich das alles ja gar nicht so deutlich gesehen habe - weder mein Verhalten, noch seins.

Ich habe ihm jetzt eine kurze Sprachnachricht geschickt, damit ich wenigstens mein Wort gehalten habe, nochmal mein Verständnis für mein Fehlverhalten ausgedrückt und ihm auch mitgeteilt, dass es ok ist wie es gerade ist und das meiner Meinung nach beide erstmal Raum zum Atmen brauchen und das eben völlig in Ordnung ist.
Ob das jetzt richtig oder falsch war weiß ich nicht, aber jetzt schaue ich, dass ich die Woche mich erstmal nicht mehr melde. Denke das er das auch nicht tun wird und nächste Woche arbeiten wir leider wieder zusammen….gott wie blöd das eigentlich ist, ist mir auch noch nie passiert

@alleswirdbesser Ich erwarte gar nicht, dass er die Veränderungen sieht. Ich mache das Coaching ja auch nicht wegen ihm oder unserer Beziehung, sondern wegen mir. Da wir offen und ehrlich kommunizieren, weiß er über diese Problematik schon sehr lange und ich eben umgekehrt auch um seine. Seine sind hier aber nicht Thema, deswegen möchte ich hier darüber auch gar nicht so viel schreiben.

Mir ist schon klar, da das nicht das erste mal ist, das mein Verhalten problematisch ist. Momentan sehe ich das vergangene Problem darin, dass ich ewig lange gegen Gefühle in mir drin bekämpft habe und so gar nicht in der Lage war, Situationen auf der Gefühlsebene zu verstehen, sondern nur rational. Und da wir beide sehr rational sind, hat das eben in der Kommunikation auch immer ganz gut geklappt. Jetzt hat die Situation letzte Woche in mir Angstgefühle ausgelöst, die ich irgendwie minimieren wollte. Das war schlichtweg falsch und das sehe ich auch ein - ich war in dem Moment nicht in der Lage mich selbst zu reflektieren und zu merken „hey, du hast grade Angst, deswegen reagierst du so“. Da war einfach auf meiner Seite ein Shutdown.

Bis dahin habe ich aber nie! versucht ihn zu manipulieren oder mit unbewusster Aggression zu schädigen. Wir hatten gestritten, aber eher normal als das da so ein Hass/Wut dabei war, dass es unter die Gürtellinie ging.

Und deswegen, ich erwarte jetzt gar nicht das er jetzt was sieht und zurück kommt. Ich erwarte eigentlich nur, dass wenn er es jetzt schon weiß, dass er es auch sagt. Wie gesagt, es liegt nicht nur an meinen Problemen, er hat auch genug - und ich dachte eig, da wir schon so offen und ehrlich darüber kommuniziert haben, dass wir beide dadurch ein gewisses Grundverständnis füreinander haben. Wie gesagt: keiner von uns beiden will oder wollte dem anderen bewusst schaden und verletzten, sondern eigentlich sind wir beide eher um unsere eigenen Ängste herumgetanzt…

Zitat von Laura90:

Was sagt ihr zu dem Verhalten?

Schnall dich gut an. Wirst du bei diesem On-Off-Schleudersitz und denn folgenden Diskussionen die jetzt auf dich warten gut brauchen.