Liebe Gretl,
obwohl ich fast 20 Jahre älter bin und einige Trennungen mehr hinter mich gebracht habe, könnte jedes Deiner Worte auch von mir stammen.
Weder Alter noch Erfahrung schützen vor der Trauer und dem bohrenden Schmerz, wenn man einen Menschen wirklich geliebt hat, abgeklärt wird man wohl nie.
Und obwohl auch ich es vom Verstand her besser weiß, halte ich es nicht länger als eine Woche aus, bis ich mich wieder bei ihm melde, ein SMS oder mail schicke.
Immernoch glaube ich, ich müsste ihn wachrütteln, ihm begreiflich machen, was er einfach so wegwirft. Auch wir hatten eine (für mich) super Beziehung, ich hätte nicht im Traum gedacht, daß sie mal so enden könnte, ohne Vorwarnung, ohne Kampf sie retten zu wollen.
Außerdem wollten wir ja Freunde bleiben.
Er sagte das wohl um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen und ich bin darauf eingegangen, um die Hoffnung nicht ganz begraben zu müssen.
Inzwischen glaube ich aber, es ist eine Illusion. Sein Verhalten mir gegenüber ist kalt und oberflächlich höflich – „...um mich nicht noch mehr zu verletzen...“ Vielen Dank.
Dabei verletzt am meisten, keine Gründe genannt bekommen zu haben, was bei dir „Ich brauche meine Freiheit“ hieß, nannte sich bei mir „Ich muß mich selbst finden“...aber die andere Frau stand schon in den Startlöchern
Ich versuche mir inzwischen Hilfe von allen möglichen Seiten zu holen, habe ein Trennungsseminar besucht, gehe zu Selbsterkenntnisvorträgen, habe mich für Tai Chi angemeldet und will wieder mit malen und schreiben anfangen.
Meinen Freunden bluten wahrscheinlich schon die Ohren, so oft habe ich alles mit ihnen durchgekaut.
Aber es hilft. Mir schlägt von so vielen Seiten Verständnis und Wärme entgegen, sogar meine Arbeitskollegen versuchen mir zu helfen, wo es nur geht, das ist eine tolle Erfahrung. Ich habe gelernt, mich anderen zu öffnen, schon allein dafür muß ich der Situation dankbar sein.
Und dieses Forum ist auch einfach klasse, niemand wird allein gelassen.
Das Beste ist einfach, sich auf sich selbst zu konzentrieren. Der Weg ist lang und beschwerlich, aber solange man 3 Schritte vorwärts geht, kann man auch manchmal 2 wieder zurück gehen, es geht trotzdem nach vorne.
Viel geholfen hat mir das Buch: „Verliebt, verlassen – wie neu geboren“ von Susan Anderson, das die Trennungschose mal von einer anderen Seite anpackt und fragt, warum das Ganze so schmerzhaft ist. Es hilft mit praktischen Übungen, die wirklich funktionieren, wenn man sich die Zeit dafür nimmt.
Eines weiß ich Gretl, in ein paar Monaten wachen wir nicht mehr morgens auf und fühlen diesen Stein im Magen, die Freude wird wieder unser Wesen bestimmen und es werden wieder dutzende interessanter Männer unseren Weg kreuzen.
Etwas banales zum Abschluß:
Ich habe mal eine Statistik gelesen, nach der jedem Menschen 937 Personen in seinem Leben begegnen, die als potentielle Partner in Frage kämen.
Da haben wir noch ganz schön was zu tun... ;)
Viele positive Gedanken und alles Liebe
Gytha
26.12.2004 09:34 •
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