Zitat von Nele23: Ich verstehe auch, dass er Probleme hat, die er vielleicht besser ohne mich lösen muss, aber zeitgleich ärgere ich mich auch, dass es immer nur um ihn geht. Durch seine Bindungsangst, musste ich sowieso ständig auf ihn warten und Kompromisse eingehen und wäre es das erste mal, dass er Distanz braucht, wäre es wahrscheinlich leichter für mich das alles so zu akzeptieren. Zeitgleich habe ich Angst auf ihn zu warten und dann wieder enttäuscht zu werden, weil er entweder sagt, dass er die Beziehung nicht mehr möchte oder das ganze Drama in ein paar Monaten wieder von vorne anfängt. Es tut mir unglaublich weh und ich kann in diesem Schwebezustand so schwer loslassen. Ich frage mich ob ich mich vielleicht schützen und das ganze beenden sollte. Was würdet Ihr tun?
Ja, das kann ich mir vorstellen. Ich war auch mal mit so einem Exemplar zusammen. Erst die rosarote Liebe, dann kamen die Distanzmanöver. Erst auf leisen Sohlen, dann immer massiver. Durch SEINE Bindungangst hast Du etwas getan, um die Beziehung zu retten. Du hast zurückgesteckt, Dich klein gemacht, zeigtest Dich verständnisvoll und hast alles ertragen und hingenommen und es ihm so schön, aber auch so unverbindlich wie möglich gemacht, in der Hoffnung, Du würdest belohnt werden.
Und Du empfindest das ganz richtig: es geht immer um ihn, um seine Wüsche, sein Bedürfnis nach Nähe und Ferne und Du darfst Dich danach richten. Wie es dir damit aber geht, ist völlig zweitrangig für ihn. Denn er ist das Zentrum des Universums und alle anderen kreisen um ihn, aber in gehörigem Abstand. Du bist auch nichts weiter als eine Art Trabant. Das ist der aktive Bindungsvermeider, der das tut, was die Bezeichnung aussagt. Er kommt oder auch nicht, er hält sich nicht immer an Verabredungen, es kommt kurzfristig was dazwischen oder er hat es vergessen. Er kommt zu spät und auf etwas festnageln lässt er sich auch nicht.
Wollen wir morgen ins Kino gehen? Nö, keine Zeit, da ist dies und jenes oder es heißt: ich bin da und dort eingeladen, das ist wichtiger (dass Du nicht dabei sein wirst, hast Du mittlerweile schon verstanden und die Tränen schluckst Du tapfer runter und weinst sie später).
Urlaubsreisen? Nein, keine Zeit, Arbeit, Arbeit, nochmals Arbeit. Er kann zur Zeit nicht weg, es geht nicht. Die Wahrheit: er will nicht, denn auf 24/7-Betrieb hat er keine Lust, denn das wird ihm zu eng und zu viel.
Du fragst ob Du seine Freundin bist: Ja, aber er könne Dir halt nichts versprechen, vor allem nichts für die Ewigkeit. Er sei ein freier Mensch und verträgt keine Einengung.
Oder er schwurbelt rum und flüchtet sich in Aussagen, die alles und nichts bedeuten. Oder es heißt: Das hast Du falsch verstanden, das habe ich so nie gesagt, gemeint usw.
Im Endeffekt bist Du immer die Dumme die wie klein Doofi daneben steht und doch nur eines will: eine liebevolle Beziehung.
Du bist der passive Teil, derjenige, der alles erleidet und erduldet, nur dass der Vollkoffer nicht ganz abdriftet. Du verleugnest Deine Bedürfnisse, Du gibst nach, siehst alles nach (er kann nichts dafür, schwere Kindheit und so) und sagst Dir: irgendwann werde ich für mein Leiden belohnt.
Nein, wirst Du nicht.
Und jetzt also die glorreiche 3-wöchige Pause, die er Dir verordnet. Und danach ist dann was anderes, warum er nicht ... usw.
Gib das auf, es ist hoffnungslos. Es ist das klassische Muster zwischen aktivem und passivem Bindungsvermeider. Ja, Du bist auch von der Sorte, denn Du arbeitest Dich an einem Mann ab, den Du eh nie kriegst, zumindest nie so wie Du Dir das vorstellst. Du bist nur Verfügungsmasse.
Eine Frau mit einem normalen und gesunden Bindungsverhalten hätte ihn schon längst durchschaut und abserviert, denn sie wäre zu wertvoll für so was.
Lass den Typen ziehen, bettle um nichts und schütze Dich vor weiteren Verletzungen. Und dann machst Du Dir mal Gedanken, warum Du Zeit, Liebe, Mühe und viel Leid für einen Mann investierst, der Dich vielleicht mag und gerne hat, Dich aber doch im Regen stehen lässt.
Das ist alles andere als gesund was Du da tust, denn Du verleugnest Dich selbst und das tut sehr weh. Du denkst, es tut nicht so weh wie wenn er ganz weg ist? Irrtum, es dauert nur eine Zeitlang bis man das überwunden hat, aber dann spürt man, dass man viel zu viel gegeben hat für nichts. Und dass man sich angebiedert hat und alles eingesteckt hat und alles dafür getan hat, dass es IHM gut geht. Dass Du dabei auf der Strecke bleibst, juckt niemanden, nicht mal ihn.
Stattdessen salbungsvolle Worte: Du musst jetzt diese drei Wochen durchstehen und dann ... vielleicht ... oder auch nicht.
Lass Dich nicht verarschen und betrachte diese Beziehung als beendet. Das wird nichts, nicht in 100 Jahren, denn Du bleibst immer nur Verfügungsmasse, aber nicht mehr.
Kauf dir das Buch: Jein! Bindungsängste erkennen und bewältigen von Stefanie Stahl. Sie beschreibt sehr gut, wie diese Beziehungen funktionieren. Einen Schritt vor, zwei zurück, einmal im Kreis herum und wieder von vorne. Es wird nicht besser werden, diese Hoffnung ist umsonst. Der Titel ist insofern irreführend, weil Du die Tipps zum Bewältigen Deiner Bindungsängste nicht umsetzen kannst, solange Du emotional so involviert bist.
Aber mir fielen die Augen raus, als ich das las und ich sah ihn und mich und die Beziehung eins zu eins beschrieben.
Du wirst mit dem Mann nicht glücklich werden. Und Du musst dringend an etwas arbeiten, was sehr wichtig ist. An Deinem Selbstwertgefühl, denn das ist viel zu niedrig und lässt Dich glauben, ich muss alles aushalten und einstecken und er trampelt auf mir rum.
Da liegt viel Arbeit vor Dir, aber ohne mehr Selbstwertgefühl und Selbstachtung wirst Du keine befriedigende Beziehung führen können. Denn Du landest immer nur bei Männern, die instinktiv erfühlen wie Du bist und dass sie mit Dir verfahren können wie sie wollen.