Liebe Kitty,
ich kenne das Zögern vor dem letzten Abschiednehmen. Ich habe es auch eine Weile hinausgezögert, weil ich dachte, dass sich doch noch was drehen könnte oder ich so zumindest noch eine Verbindung zu ihm habe, weil noch etwas offen ist.
Das Austauschen der Sachen hat sowas Endgültiges, wenn man noch nicht bereit ist loszulassen und das lässt einen davor zurückschrecken, auch wenn die Tatsachen unverrückbar sind: Man ist getrennt und bleibt es auch.
Bei mir kam jedoch irgendwann der Punkt, an dem ich das so nicht mehr wollte. Ich brauchte selbst die Klarheit, dass alle Beziehungssachen endlich geklärt sind und ich zumindest in der Hinsicht zu einem Abschluss finden kann, um mich danach auf die Verarbeitung zu konzentrieren. Ich brauchte dieses Treffen, um meinen unerfüllten Hoffnungen einen Riegel vorzuschieben.
Dann habe ich es so gemacht, wie du es nun überlegst. Ich habe selbst bestimmt, wann wir uns sehen und mich dementsprechend darauf vorbereitet. Ich habe mir davor ein paar Tage Zeit gegeben, allerdings nicht zu lange, um nicht verrückt zu werden.
Das Treffen habe ich letztendlich ganz bewusst als Abschied angesehen. Ich habe ihn angeschaut, als wäre es das letzte Mal. Ihn lange umarmt, um noch ein letztes Mal die Nähe zu spüren und sie dann aber auch loszulassen. Ich habe mir viele Details noch mal eingeprägt, allerdings immer mit dem Gedanken des Abschieds.
Alles, was ich noch sagen wollte, habe ich gesagt. Alles, was ich noch machen wollte, habe ich gemacht.
Und dann bin ich gegangen.
Das macht die unmittelbare Zeit danach nicht leichter, aber für mich war es gut so, weil ich mir dieses Treffen als Punkt gesetzt hatte, an dem ich den Tatsachen ins Auge blicke. Ich wollte noch mal all das Gute fühlen, aber danach versuchen nach vorne zu blicken.
Das Ganze war also nicht kopflos, sondern auf gewisse Weise durchdacht, wenn auch gefühlsmäßig sehr, sehr anstrengend.
Genau wie du bin ich der Meinung, dass man das persönlich machen sollte, solange keine Gewalt oder ähnliches im Spiel ist. Dementspechend ist mein Rat, ihm seine Sachen zu geben, wenn du bereit dazu bist. Allerdings musst du dich wahrscheinlich auch ein wenig dazu zwingen, weil es eben kein gewollter Abschied ist.
Du musst erkennen, dass es kein romantisches Treffen ist und es auch nichts daran ändern wird, dass ihr getrennt seid und bleibt. Im Übrigen ändert es auch nichts daran, wenn du mit dem Austausch der Sachen unendlich lang wartest.
Sieh es als Chance, sich auf gute Weise zu verabschieden, ihn noch ein letztes Mal zu umarmen, wenn du das unbedingt möchtest und ihm noch zu sagen, was dir auf dem Herzen liegt (ohne Betteln und Rückgewinnungsversuche! Die bringen nichts, weil sie dir bloß ein schlechtes Gefühl machen und abgewiesen werden!).
Und dann geh und versuche erstmal selbst wieder klarzukommen. Alles andere - das Hinauszögern und Hoffen - ist wie schon gesagt wurde bloß eine Qual, die dich keinen Schritt weiterbringt, im Gegenteil.