Ihr Lieben, ich hatte so sehr gehofft, hier nicht mehr reinschreiben zu müssen. Da bin ich aber wieder, leider. Und brauche Rat und Unterstützung, Ich danke euch schon einmal fürs Lesen.
Im Dezember '21 habe ich einen Mann kennengelernt. Das Kennenlernen lief sehr gut, bis er nach gut 3 Monaten sagte, dass er sich keine Beziehung vorstellen könne. Es tat natürlich weh, aber ich habe es akzeptiert und ihn gehen lassen. Es hat eine Weile gebraucht, aber ich habe mein Leben gelebt und weiter geschaut, dass es mir gut geht.
Nach fast 4 Monaten kam eine ellenlange Sprachnachricht. Mit Tränen und allem. Dass er mich nicht vergessen konnte, dass es ein Riesenfehler war, mich gehen zu lassen. Dass er mich vermisst und mich nicht zu schätzen wusste, weil er nur an sich gedacht hat. Dass er mich möchte und sich um mich bemühen möchte. Dass er jeden Tag an mich gedacht hat und lange gebraucht hat, was er wirklich möchte, dass er nicht wusste, ob er noch ein Recht hat, in mein Leben zu treten. Hat aufgezählt, was ihm alles an mir fehlt, was ihm an unserer gemeinsamen Zeit fehlt. Natürlich war ich skeptisch und hatte Angst. Aber ich habe es mir angeschaut, und er hat mir wirklich die Welt zu Füßen gelegt. Ich gehöre eigentlich zu den Menschen, die sehr viel und gerne alleine sind, aber plötzlich hab ich so viel Zeit mit ihm verbracht, ohne dass es mich ausgelaugt hat. Er wollte mich immer bei sich haben, ich hatte irgendwann sogar seinen Hausschlüssel, wir haben zusammen gekocht, was unternommen, Filme geschaut, unglaublich viel geredet. Er wurde einfach Teil meines Lebens und ich Teil seines. Es war einfach ein natürlicher Prozess. Irgendwann, so nach 3 Monaten, fragte er mich, ob mir denn bewusst sei, dass wir schon längst eine Beziehung führen. Ab da war es dann dingfest. Seine Freunde wussten von mir, ich habe im Laufe der Zeit seine Freunde kennengelernt und zuletzt auch seine Familie. Seine Eltern sind das wichtigste für ihn, sie haben eine sehr enge Bindung. Dass er sich von sich aus entschlossen hat, ihnen von mir zu erzählen, mich ihnen vorstellen zu wollen, hat mir einfach mehr gezeigt, dass er das mit uns wirklich möchte,
Zugegebenermaßen hatten wir hier und da auch Schwierigkeiten. Ich hatte durch unseren holprigen Start und auch durch vergangene Verletzungen große Angst und Probleme damit, Gefühle zu zeigen und mich vollends auf ihn einzulassen. Wir haben viel darüber gesprochen, und ich konnte in unsicheren Momenten immer mit ihm reden, und er hat versucht, mir die Angst zu nehmen. Wir haben über seine Bedürfnisse gesprochen, über meine. Wir sind in einigen Hinsichten doch sehr unterschiedlich, trotzdem haben wir uns beide bemüht, dem anderen jeweils entgegenzukommen. Wir sprachen zuletzt über Reisen, die wir machen wollten, wir sprachen über das Thema Zusammenziehen in der Zukunft. Er machte mir klar, dass er sich das in Zukunft mit mir wünschen würde und sich das auch vorstellen könne. Ich habe immer weiter versucht, mich fallen zu lassen, er half mir dabei, und ich hatte zuletzt das Gefühl, dass wir immer weiter zusammenwachsen. Immer öfter schwebte mir das Ich liebe dich im Kopf herum, ich war aber zu unsicher, um es auszusprechen, aus Angst, dass er mich ablehnen könnte. Er meinte mal, er habe manchmal das Gefühl, ich behandle ihn wie einen Fremden. Dass noch nicht in mir angekommen sei, dass er mein Freund ist, mein Partner, dass er im besten Falle mein größter Verbündeter ist. Dass wir ein Team seien und ich nicht mehr alleine bin. Ich war so langsam dabei, mich an diese Gedanken zu gewöhnen.
Bis vor 2 Wochen war wirklich alles gut. Seine Familie und er standen vor einer 2-wöchigen Reise nach Indien. Er wollte, dass ich den Tag davor bei ihm mit seiner Familie verbringe. Am selben Tag habe ich seine Schwester kennengelernt. Als die Eltern sich am Abend zofften, log er sie an, dass er müde sei. Als wir oben waren meinte er, dass er mich eigentlich nur aus der Situation rausholen wollte, weil er Angst hatte, dass ich mich unwohl fühlen würde. Und dass er noch ein wenig Zeit mit mir alleine wollte, weil wir uns bald nicht mehr sehen. Am nächsten Tag flogen sie nach Indien.
Die ersten Tage war alles gut. Ich vermisste ihn wahnsinnig, und wir haben viel gefacetimt und geschrieben. Ich sagte ihm, dass ich ihn vermisse, er meinte, er täte es auch. Aber so nach 5 oder 6 Tagen wurde der Kontakt plötzlich anders, oberflächlicher. Ich wusste, dass diese Reise recht viel und anstrengend für ihn war, daher dachte ich, es ist nicht schlimm, dass der Kontakt was weniger wird. Aber ich hatte einfach ein blödes Bauchgefühl und habe mittlerweile gelernt, darauf zu hören, weil es doch sehr gut ist und mich immer in den richtigen Momenten gewarnt hat. Ich wusste einfach, dass auch wenn er sich immer meldet, es irgendwie anders war. Ich muss sagen, dass ich mich in solchen Momenten der Angst einfach zurückziehe, nur noch knapp antworte, distanziert. Mir fehlte das Liebevolle, das Gefühl, dass er sich trotz Anstrengung auf mich freut. Ich weiß nicht, ob meine Distanz sein Zurückziehen verursachte, oder ob ich mich zurückgezogen habe, weil er mir distanziert schien. Ich weiß es nicht. Mir ging es teilweise auch wegen meiner Familie nicht gut, und er fragte oft, was los sei. Ich sagte ihm, dass ich nicht drüber reden wolle und Zeit bräuchte. Dann sagte ich ihm, dass ich mit ihm reden wolle, wenn er wieder da ist. Er sagte zu.
Vorgestern ist er gelandet und schrieb mir sofort, dass es wieder da sei, aber ein wenig kränkle. Ich war weiterhin verunsichert und daher auch knapp mit den Worten. Gestern rief ich ihn dann an, um zu fragen, wie es ihm geht. Die Stimmung war schon von beiden Seiten irgendwie gereizt. Am Ende fragte ich ihn, ob das komische Gefühl nur von mir käme oder tatsächlich auch von ihm. Er wollte nicht am Telefon drüber reden, aber ich wollte es dann wissen. Und da meinte er, dass er in den 2 Wochen ins Nachdenken gekommen sei und dass er das Gefühl habe, dass wir uns gefühlstechnisch nicht so entwickeln, wie wir es sollten nach dieser Zeit. Dass wir noch nicht mal Ich liebe dich gesagt hätten. Dass er das Gefühl habe, wir stecken fest und er nicht denkt, dass das für die Zukunft reicht. Dass er oft wie gesagt das Gefühl hatte, ich behandle ihn wie einen Fremden, dass er sich gewünscht hätte, ich hätte ihm öfter gesagt, wie ich für ihn fühle. Dass es sich nicht anfühle wie Liebe Und er sei gefühlsmäßig unten an der Kurve angekommen und glaube nicht, dass sich das ändert. Dass auch nichts vorgefallen sei, aber er hätte halt nachgedacht, bla, bla, bla. Ich muss zugeben, ich war am Telefon so dermaßen überfahren, dass ich recht unfreundlich wurde. Ich hab das null verstanden. Ich war relativ pampig, weil ich mir seine Erklärungen nicht wirklich anhören wollte und meinte am Ende zu ihm, dass ich ihm einfach nur noch seine Schlüssel und alles andere geben wollte, um das Kapitel endgültig hinter mir zu lassen. Ich hab auch alles gelöscht.
Was mir daran so weh tut, ist, dass wir schon mal an dem Punkt waren. Als er letztes Jahr so unsicher war, war kurz zuvor sein Opa gestorben, und plötzlich war er abwesend. Dieses Mal war es diese Indienreise, die Tatsache, dass er durch den Urlaub nicht arbeiten konnte (er ist selbstständig), er hat sich beschwert, dass er zugenommen habe usw. Wir hatten schon mal eine Situation, in der es ihm nicht so gut ging, und er meinte, dass er nicht sicher sei, ob er in seinem Zustand Verantwortung für uns übernehmen könnte. So wie er mich mit seinen Unsicherheiten nicht alleine lassen wollte, habe ich ihn auch nie alleine gelassen. Ich hätte mir gewünscht, dass er mich in diesem Prozess mitnimmt, so wie ich es immer getan habe, wenn ich unsicher wurde. Wir sind doch ein Team. Ich merke, dass er in akuten Stresssituationen so reagiert. Zumindest möchte ich mir das einreden. Denn ich kann nicht verstehen, wie ihm erst in Indien auffallen kann, dass er sich das nicht mehr vorstellen kann. So viel Zeit, wie wir miteinander verbracht haben, hätte ihm das hier auffallen müssen, im Alltag. Vielleicht brauchte er Abstand, um das zu erkennen, ich weiß es nicht. Aber diese Entscheidung kommt schon wieder so plötzlich, dass es mir schwer fällt, sie einfach hinzunehmen. Man kann mich nicht 2 Wochen bitten, die Zeit vor der Reise mit ihm zu seiner Familie zu verbringen, meine Schwester kennenlernen und alles, nur um mir das vor die Füße zu klatschen. Für gewöhnlich akzeptiere ich es sofort, wenn mir jemand sagt, er möchte nicht. Ich muss und möchte niemandem hinterherlaufen. Ich habe es im Gespräch auch hingenommen. Aber jetzt, wo ich ruhiger bin, will ich das nicht so stehen lassen, weil ich das Gefühl nicht loswerde, dass er diese Entscheidung mal wieder bereuen wird. Aber wenn überhaupt, möchte ich das jetzt schaffen, nicht, wenn er in ein paar Wochen oder Monaten wieder merkt, dass seine Entscheidung die falsche war. Denn wenn er mich jetzt gehen lässt, bin ich endgültig weg. Ich möchte uns zwar nicht aufgeben, aber ich möchte ihn auch nicht anfangen zu kämpfen, ich möchte niemandem hinterherrennen.
Ich habe die Übergabe für die Sachen auf Samstag verschoben, habe vorher Gott sei Dank noch eine Therapiesitzung bekommen. Jetzt frage ich euch, ihr Lieben: Was denkt ihr? Wie soll ich mich am Samstag verhalten? Ich möchte nicht wieder mit Vorwürfen kommen wie am Telefon. Ich bin eigentlich ein sehr verständnisvoller und einfühlsamer Mensch, auch dann, wenn ich verletzt werde. Ich weiß aber nicht, ob ich so sein sollte. Ich möchte mit ihm reden, aber er klang mal wieder so, als wisse er, was er wollte, und als sei seine Entscheidung fest. Ich habe Angst, mich zu erniedrigen, wenn ich ihm noch mal sage, wie viel er mir bedeutet, dass ich ihn nicht verlieren möchte. Ich möchte mein Gesicht wahren, aber genau dieser Gedanke, bloß nicht zu sehr zu zeigen, wie ich für ihn fühle, hat wahrscheinlich einen Teil dazu beigetragen, dass wir an diesem Punkt sind. Trotzdem möchte ich die Verantwortung nicht nur auf meine Schultern laden, denn ich weiß, dass sein Verhalten mir gegenüber auch nicht schön ist. Ich hatte noch nie eine richtige, funktionierende Beziehung. Ich weiß nicht, wie man daran arbeitet, was ich tun soll. Ob man daran arbeiten sollte oder ob ich ihn endgültig ziehen lassen sollte. Vielleicht kämen wir irgendwann wieder an denselben Punkt. Habt ihr Tipps für mich?
15.02.2023 10:53 •
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