Hallo ihr Lieben : )
Hier mal ein Update zu den letzten Tagen. Hatte mich hier ein wenig rausgehalten, um mich etwas zu sortieren.
Auf meine 23-minütige Sprachnachricht kamen Sonntag 5 in der Zahl zurück, die insgesamt noch länger waren als meine. Meine Sprachnachricht sei die längste, die er je bekommen habe, und auch die, die er am öftesten gehört hat, bestimmt 10-mal oder so. In meiner Sprachnachricht hab ich ja vor allem von mir gesprochen, das, was mir leid tut, ihm zu sagen, dass ich nun auch erkenne, was mein Anteil ist. Das wars, kein Lass es uns noch mal versuchen oder so was. In seiner Sprachnachricht hat er dann die Dinge aufgezählt, die er nach der Beziehung an sich erkannt hat, nachdem er, laut seinen Worten, fast jeden Tag über mich und unsere Beziehung nachgedacht hat und viel mit seinem besten Freund gesprochen hat.
1. Er hat ziemlich große Bindungsangst, trotz seiner Sehnsucht nach einer erfüllten Beziehung. Große Angst, etwas im Leben zu verpassen, dass mit einer Beziehung ein Abschnitt seines Lebens zu Ende geht, wenn diese Beziehung nicht selbst irgendwann endet. Dass er irgendwann bei uns, als es besonders gut lief, nämlich vor Indien, anfing, sich aktiv die Dinge schlechtzureden, plötzlich anfing, alles Negative herauszupicken, damit er sich selbst begründen kann, warum er aus der Beziehung raus muss. Dass er in der Vergangenheit so viele Frauen gedated hat, auch viele lockere Geschichten, um diese Bindungsangst zu kompensieren, aber nie richtig ankommen konnte, bis er mich traf. Dass er sich immer in den Kopf gesetzt hat, er müsse das Perfekte, Ideale finden, was es natürlich nicht gibt, damit er immer einen Grund hatte, warum ich eben nicht die Richtige war
2. Er hat nach der Trennung mit vielen verschiedenen Menschen gesprochen, die lange in einer Beziehung sind, und ist zu der Erkenntnis gekommen, dass er scheinbar keine Ahnung hatte, was Liebe sein soll. Und dass er gemessen an dem, was er jetzt weiß und wie er für mich damals gefühlt hat, erkannt hat, dass er mich tatsächlich geliebt hat und es einfach nicht erkannt hat, weil es sich viel ruhiger und sicherer anfühlte, als er es gewohnt war und sich vorgestellt hat. Dass er sich, ähnlich wie ich, immer zurückgehalten hat, das Ich liebe dich auszusprechen, weil er Angst hatte, dass dieses Ich liebe dich an Wert verliert, wenn die Beziehung irgendwann endet. Und dass er sich schämt, dass es an solch banalen Gründen gescheitert ist, dass er es nicht ausgesprochen hat, weil es bei mir so angebracht gewesen wäre. Dass er so viel Zeit bei seinen Eltern verbringt, weil das der einzige Ort ist, an dem er einfach er sein konnte. Der andere Ort wäre ich gewesen. Er hätte sich, wenn er mit mir zusammen war, immer zu Hause gefühlt, wie Ankommen und Heimat.
3. Er hatte immer ein falsches Bild von sich bzw. hat immer versucht, nach außen hin etwas darzustellen, was er gar nicht war. Er war mit mir z.B. immer superalbern und sagte dann immer, dass ihn das wundert, weil er selten so albern sei. Und das mochte er nicht, dass ich diese Seite aus ihm rausgebracht hab, weil er so nie sein wollte. Aber er sich einfach eingestehen muss, dass er nun mal albern ist und das auch okay ist. Dass er lernt, sich einfach so zu akzeptieren, wie er tatsächlich ist, und nicht immer das darzustellen, wie er sein möchte. Dass er ein viel unsicherer Typ ist, als er immer dachte, und er immer mehr merkt, was bei ihm falsch läuft und wo er immer wieder falsch abbiegt. Dass er immer wusste, dass es mit uns hätte klappen können und er nicht versteht, warum er da solche Probleme hat. Er erkenne die Probleme zwar, aber wisse nicht richtig, wie er anders handeln soll, weil er das schon jahrelang so macht. Dass er schlecht darin sei, seine Gefühle auszuwerten und im Vorfeld schon zu merken, warum er gewisse Dinge fühlt. Dass er diesen Absturz seiner Gefühle im Urlaub damit erklärt hätte, dass er mich nicht richtig liebt, statt zu erkennen, welche Dynamiken dahinter stecken.
4. Die Dinge, die ich über mich aufgezählt habe, sind ihm auch aufgefallen und hätten ihm tatsächlich auch gefehlt. Aber er hätte in seinen vergangenen Beziehungen immer so viel verbale Dresche von seinen Expartnerinnen erhalten, wenn er etwas mal nicht so gemacht hat, wie sie es wollten, dass er nicht richtig gemerkt hat, dass meine Kühle und Distanz ihn tatsächlich verletzt, weil das im Vergleich zu anderen Partnerinnen eher harmlos war.
Einen Tag später stand er vor meiner Tür und weinte. Ich wusste gar nicht, was ich machen sollte. Wir haben gesprochen, er hat mir das alles noch einmal gesagt, er wäre der festen Überzeugung gewesen, dass er nie wieder was von mir hört, weil er mich schon zweimal so verletzt hätte. Seit der Trennung würde es ihm furchtbar gehen, weil er schon wieder etwas kaputt gemacht hat, was er nicht hätte kaputt machen dürfen. Und dann die Frage, weil ich meinte, dass ich auch an meinen Fehlern arbeiten möchte, ob wir nicht vielleicht zusammen daran arbeiten könnten. Ich hab ihm gesagt, dass ich das nicht kann, weil die Vertrauensbasis für mich nicht mehr gegeben ist. Und dass das etwas ist, das er für sich und alleine tun sollte. Und dass wir vielleicht einfach nicht richtig zusammenpassen und wir nicht die Richtigen füreinander sind. Er meinte, es habe sich für ihn nie so angefühlt. Er möchte in Therapie gehen und an sich selbst arbeiten, möchte seine Themen aufarbeiten und für sich herausfinden, warum er sich so destruktiv verhält. Und dass er das 1. Mal jemanden gefunden hat, bei dem er das Gefühl hat, dass sie ihm das wert ist, intensiv an sich zu arbeiten. Und dass er mit mir das 1. Mal auch verstanden hat, warum Menschen zusammenbleiben wollen.
Das war Dienstag. Ich musste das alles erst mal sacken lassen. Und vor allem auch die Tatsache, dass ich mit meinen Annahmen über ihn die ganze Zeit recht hatte. Ich bin froh, dass er das alles eigenständig erkannt hat und an sich arbeiten möchte. Ich wünschte, er hätte das erkannt, bevor er sich getrennt hat, dann hätten wir gemeinsam daran arbeiten können. Aber gerade kann und will ich kein Teil dieser Arbeit sein. Kontakt haben wir gerade auch keinen mehr. Ich weiß noch nicht, wie ich mich fühle. Was ich weiß, ist, dass das sein Thema ist, und ich meine Themen habe und mein Leben. Das hat für mich oberste Priorität.