Liebe @Idieh15
jetzt habe ich etwas Zeit, weil ich nicht schlafen kann.
Hm . . . was soll ich dir erzählen. Als ich erkrankte, redete mein Mann mit mir auch kein Wort darüber. Er konnte auch nicht eine Art Rücksicht nehmen. Also eine Art Rücksicht, die man dann als Erkrankter erwartet. Auch unsere Beziehung war zu dieser Zeit nicht auf guten Füßen gestellt.
Vielleicht magst du uns erzählen, um welchen Krebs es sich handelt. Ich hatte auch Bestrahlungen. Die Speiseröhre wollte nicht mehr so richtig, alles Essen schmeckte gleich. Es zog mich auch richtig runter mit der Zeit. Und dann, das gefühlte fehlende Mitgefühl und Rücksicht.
Heute weiß ich, dass er da auf eine andere Art lit. Mitleid, wollte ich nie. Ich wollte behandelt werden, mit etwas Rücksicht und ja, etwas Trost in den Stunden, in denen es mir nicht gut ging.
Ich schloss ihn dann zeitweise aus meinem Gefühlsleben aus und kämpfte mich viel allein dadurch. Ich wollte ja auch keinen zur LAST fallen.
Was deinen Mann betrifft. Ich denke, es ist für ihn gerade auch nicht leicht, auch wenn man jetzt über ihn wettern kann. Ich denke auch, dass er genau so etwas hilflos ist wie du. Denn ihr hattet viele Jahre zusammen, gemeinsame Kinder und viel erschaffen.
Für die Bestrahlungen, lasse dir ein Rezept ausstellen für die Taxifahrten. Meine Krankenkasse hat diese über mehrere Jahre bezahlt. Dafür bezahlst du dann die erste und die letzte Fahrt mit 5 Euro Zuzahlung. Ich denke, dass solltest du wissen.
Mir ist klar, dass deine Beziehung vorne an steht. Ich habe viel mit meinem Mann erlebt. Und eine Affäre, ist da nur eine Kleinigkeit, ehrlich!
Vielleicht aber auch eine Chance, wenn du durch die Bestrahlung durch bist, und bei der Reha zur Ruhe kommst, noch wirklich einmal vieles zu durchdenken. Zur Reha kommst du eigentlich über die Sozialbetreuern die dort jeder Klinik angeschlossen sind. Sie holen sich die Befunde, klären das mit der Krankenkasse und reichen dir den fertigen Antrag ein. Sie bringen das alles auch zu Papier. Auch den Antrag auf Schwerbehinderung, der dir jetzt erst einmal zusteht. Zumindest für i.d.R. drei Jahre.
Was für dich auch wichtig ist, da du ohne Arbeit bist, sofort einen Rentenantrag zu stellen. Die Rente wird frühestens 6 Monate nach Antrag gewährt. Also verpasse da keinen Tag. Dazu brauchst du deinen Befund und deine Krankschreibung. Damit gehst du dann, nach Terminvereinbarung zur Rentenversicherungsstelle. Du bekommst doch bestimmt gerade Arbeitslosengeld, oder?
Das sind die wichtigen Sachen, um die du dich leider allein kümmern darfst. Hilfe kann noch der VDK sein. Der jährliche Beitrag kostet dort ca. 80 im Jahr. Sie kennen sich aber auch mit vielen Belangen aus. Helfen dir Widersprüche, ggf. wg. der Feststellung des Grades der Behinderung und der Entscheidung der Rentenkasse unterstützen.
Eine Reha steht dir ich glaube 4 Wochen oder bis zu 6 Monate nach der Bestrahlung zu. Das können dir die Sozialbearbeiter genau erklären. Nutze Sie! So bist du wirklich ein paar Wochen länger aus der Situation raus!
Auf Grund deiner Situation kann es sein, dass dein Mann erst einmal mitbekommt, wenn er sich noch nicht ganz vom Herzen zu dir schon verabschiedet hat, was es bedeutet, einen einst nahegestandenen Menschen zu verlieren.
Bedenke auch, dass du eine Vorsorgevollmacht, Betreuungsvollmacht mit Hilfe des Sozialdienstes, eines Arztes etc. ausstellen lässt.
Ich weiß, dass ist alles sehr konfus, was ich dir hier zusammen trage, und sehe, dass da Struktur fehlt. Es ist, heute Nacht gerade so, was mir einfällt.
Es gibt da auch ein paar homöopathische Mittel, die dir deine Nebenwirkungen etwas erleichtern könnten. Ich schreibe dir dazu als PN.
Rede mit einem Rechtsanwalt, denn von Prinzip her, ist in deiner Situation ein Auszug nicht zuzumuten. Vielleicht kann der RA deinem Mann auf die Sprünge helfen? Denn dieser psychische Druck, den kannst du wirklich gerade nicht gebrauchen und ist für deinen gesundheitlichen Zustand nicht förderlich.
Therapietermine gibt es i.d.R. bei den Psychoonkologen, die der Klinik angeschlossen sind, sehr großzügig. Krebspatienten haben keine Zeit. Auch hier kann deine Krankenkasse der Ansprechpartner sein! Sie stellen dafür etwas auf die Beine. Leider sind schwerkranke Patienten, die Lieblingskinder der Krankenkassen, weil sie aus Fördertöpfe daher zusätzlich Finanzen aus staatlichen Fördertöpfen ziehen können. Nutze also diese Wissen.
Ja, wer da durch ist, musst es in die Hand nehmen, um nicht durch das Raster der Weißkittel zu fallen.
Es mag paradox erscheinen, aber genau die Erkrankung selbst, hat mir geholfen, zu mir zu finden, und auch unsere Partnerschaft zu erkennen, was falsch lief und warum.
Zitat von Idieh15:Er will MICH hier raus haben.
hat er es so gesagt?
Wenn nicht, dann interpretierst du es. Nimm nur das wahr, was er sagt. Versuche nicht ihn jetzt zu verstehen, in dem du in seinen Kopf kriechst.
Alles andere als PN.