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Er, sie und ich und etwas ganz Großes

A
Liebe MaraLou,

ich bin seinetwegen/unseretwegen vor drei Jahren in dieses Kaff gezogen (lebte vorher in einer Großstadt und wir hatten eine Wochenendbeziehung), doch von Anfang an lief es hier schief ... angefangen bei meiner beruflichen Situation:

ich hatte eine Chefin, die mir das Leben schwer machte, sodass ich dort weggehen musste, sonst wäre ich irgendwann geplatzt und aggressiv geworden.
Die zweite Stelle erwies sich auch nicht als viel besser, hatte einen Chef, der alle Mitarbeiter um die Gehälter betrog (mittlerweile hat er Insolvenz angemeldet und obwohl ich einen Titel erwirkte, ist bei ihm nichts zu holen), bis hin zum jetzigen, Job, der mich auch nicht befriedigt. Zumindest ist mein Chef ganz okay und ich verstehe mich gut mit ihm - immerhin!

Von Anfang an wehte mir hier ein feindseliger Wind entgegen, und obwohl ich von mir behaupten kann, dass ich auf alle Menschen offen und ohne Vorbehalte zugehe, stieß ich hier auf Wände, die ich so noch nicht kennengelernt habe!

Sein Freundeskreis war von Anfang an gegen mich, obwohl sie mich überhaupt nicht kannten und das, wie ich später erfuhr, initiiert durch seine Ex.
Erst viel später habe ich erfahren, dass er überhaupt nicht richtig mit ihr Schluss gemacht hatte, sodass sie vermutete, ich sei der Auslöser dafür gewesen, dass er sie verließ.

Als ich ihn kennenlernte, waren die beiden nach seiner Aussage schon über drei Monate getrennt... merkwürdigerweise wusste sie aber nichts davon und hatte deswegen alle anderen des gemeinsamen Freundeskreises hinter sich.
Doch anstatt sich hinter mich zu stellen und die Angelegenheit zu klären, hat er den Fehler begangen sich von ihnen zurückzuziehen. Rate mal, wer in deren Augen die Schuld daran hatte?

Ich beschwor ihn, die Gespräche mit allen Beteiligten zu suchen, auch ein abschließendes Gespräch mit seiner Ex, zumal sie ständig darum bat, um einen Abschluss mit ihm zu finden, doch er hat sich feige verdrückt und sich nicht bei ihr gemeldet.

Ich stellte fest, dass er auch bei uns solch ein Verhalten an den Tag legte. Er konnte einfach nicht über seine Gefühle reden. Sobald ich mit ihm über uns reden wollte, machte er dicht... und das ist bis heute so geblieben. Ich insistierte, bat ihn auf alle mögliche Arten mit mir zu sprechen, doch anstatt sich zu öffnen und zu sagen, was ihn belastet, verschanzte er sich immer mehr nerdmäßig hinter seinen Monitor (analog zu seinem Beruf).

Anfänglich wirkte er offen und sozial kompetent auf mich.
Er hatte viele Freundschaften, die ich im Nachhinein allenfalls als Bekanntschaften bezeichnen würde, weil sie nicht authentisch wirken. Das Gefühl, andere Menschen in seinem Umfeld würden ihn gar nicht kennen, beschlich mich mehr und mehr. Außerdem hat er wunderbare Fähigkeiten Menschen für sich zu begeistern, hat große Träume, die ich teilte, kreative Ergüsse, die mich inspirierten.
Aber bei Krisen (und sogar bei Anfragen, nach zwischenmenschlicher Nähe, Hingabe, Hoffnung auf Mitgefühl, etc.) fühlte ich mich ignoriert und ungeliebt.
Wenn ich ihn darauf aufmerksam machte, reagierte er desinteressiert, oder im besten Fall aggressiv, was mir paradoxerweise zuweilen lieber war, denn das beinhaltete zumindest einen Funken Berührbarkeit und zeigte mir, dass es ihm eventuell doch nicht so egal war, wie es manchmal schien.
Er zwang mich dann häufig in die Eigenverantwortung, degradierte meine Bedürfnisse, betonte, dass er meine Gedanken doch nicht lesen könne und meine Traurigkeit nichts mit ihm, sondern mit meinen bisherigen Erfahrungen zu tun habe.
Er nahm sich also aus der Verantwortung, was ich wiederum als verletzend und ambivalent empfand. Er hatte sich doch bereit erklärt einen gemeinsamen Weg zu gehen. Im Nachhinein ist mir klar, dass er überfordert war, weil er die Tiefe meine Empfindungen nicht nach-empfinden KANN.
Wie soll ein Mensch auf seine Partnerin eingehen, wenn er überhaupt nicht begreifen kann was in ihr vorgeht? Ihm bleibt ja dann nur die Darstellung der Fakten, also die logische Kopf-Ebene, wenn er von der emotionalen Herz-Ebene überfordert bzw unberührt ist. Und so bediente er die alten Knöpfe, die ihm so vertraut waren, die Knöpfe zur Ratio und Logik.

Er hatte zwar immer Bereitschaft zum Gespräch und versuchte stets mir ein Ohr zu schenken, nur begriff er leider nichts von dem was ich sagte, und fühlte sich (obwohl ich in Gesprächsführung durchaus Kompetenzen habe) offenbar mit angeblichen Vorwürfen in seiner Unzulänglichkeit attackiert, während ich versuchte, seine Verhaltensweisen und die dahinterliegenden Emotionen zu erfassen. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass dort Leere vorherrschte!
Irgendwann fing er an, mir Vorwürfe zu machen und sagte, ich sei für mich selbst verantwortlich und an erster Stelle käme nur er. Dann seine Arbeit, dann sein Freundeskreis und dann käme ich, und das, obwohl er vorgab, mich zu lieben. Ich kapierte das alles nicht und das stürzte mich in eine tiefe Verzweiflung.

Das alles hat mich fast verrückt werden lassen. Ich lebe hier in einer Umgebung, in der ich keine Freunde habe (meine zwei Freundinnen die ich habe, leben ein paar hundert Kilometer von mir entfernt), habe einen Job, der mich nicht ausfüllt, einen Partner, dem das alles irgendwie egal war und der nicht hinter mir stand, und zu guter Letzt auch noch seine Freunde gegen mich. Letztgenanntes entwickelte sich zwar im Laufe der Zeit so, dass ich irgendwie an seiner Seite geduldet war, aber mehr als eine nette Bekanntschaft konnte nie daraus entstehen, da er die Sache mit seiner Ex nie geklärt hatte.

Auch auf der körperlichen Ebene entwickelte er Ambitionen, sich mehr und mehr von mir zurück zu ziehen. Zum Schluss war es so, dass ich ihn darum bitten musste, mich mal in die Arme zu nehmen... wie ich das hasste! Das nagte ungemein an meinem Selbstbewusstsein, wie Du Dir sicher vorstellen kannst .
Er wurde immer mehr zum Bestimmer, indem er die Vorgaben machte, wann wir uns sahen und Zeit miteinander verbringen konnten. Wenn ich ihn nach einer Woche fragte, hast du denn so gar keine Sehnsucht nach mir?, bekam ich zu hören: ich will ehrlich sein, nein habe ich nicht. Ich habe soviel Arbeit, dass ich gar nicht an dich denke.

Alle diese Verletzungen habe ich viel zu lange passieren lassen, stets von dem Gedanken angetrieben, wie schön es zu Anfang zwischen uns war. Wie sehr er sich nach mir sehnte, als ich noch nicht in seiner Nähe wohnte. Doch kaum lebte ich hier, war es so, als ob ich es mit einem ganz anderen Menschen zu tun hatte. Und das, obwohl er sich vorab unbändig freute und mehr als nur einverstanden war, als ich ihn zu meinen Umzugsplänen in seine Richtung befragte.
Er half mir tatkräftig meine Wohnung einzurichten, indem er meine Einbauküche installierte u.v.m., doch als ich wegen eines Meniskusriss ins Krankenhaus musste und operiert wurde, war mit einem Schlag alles vorbei.
Als ich ihn fragte, wieso er jetzt plötzlich anfange sich zurückzuziehen, jetzt, wo ich ihn dringend brauchte (konnte noch nicht schwer tragen, sodass er die Einkäufe erledigte), bekam ich zu hören: Irgendwie ist jetzt meine Verliebtheit vorbei, denn durch Deine OP ist der Alltag eingekehrt.
Ich verstand überhaupt nicht, was er damit meinte, sagte ihm, dass ich mich doch durch die OP nicht verändert habe (zumal es mir binnen drei Wochen wieder recht gut ging), dennoch war seitdem der Wurm drin und setzte sich so fort, s.o.

Ich habe mich schließlich von ihm trennen müssen, weil ich seine Ambivalenz, den Schmerz und dieses benutzt-fühlen, ihn nur immer dann zu sehen, wenn es ihm passte, nicht mehr ertragen konnte.

Ich bleibe mit einem Ohnmachtsgefühl zurück und frage mich häufig, wo der geliebte Mensch hin ist, oder ob es ihn je gegeben hat. Er fehlt mir noch so sehr, denn meine Gefühle für ihn sind ja noch da. Ich habe mich ja nicht aus mangelnder Liebe ihm gegenüber getrennt, sondern weil es mich auf Dauer noch mehr geschädigt hätte, in dieser unbefriedigenden Beziehung zu bleiben. Ich wurde immer kleiner, mein Selbstwert war total im Keller.

Mittlerweile habe ich jeglichen Kontakt zu ihm abgebrochen, obwohl er plötzlich jetzt andauernd fragt, wie es mir geht. Ich vermute, aus einem schlechten Gewissen heraus, denn dass er Mist gebaut hat, weiß er.
Es hat eine kleine Weile gedauert, bis ich erkannt habe, dass es nicht nur gesünder, sondern notwendig für mich ist, keinen Schritt auf ihn zu zugehen. Wenn ich es weiterhin tun würde, ginge ich daran zugrunde.

Ich merke im Nachhinein, dass er sich mit dieser Unberührbarkeit nicht wohl fühlte. Auch seine vorherigen Partnerinnen können ein Lied davon singen, wie kalt er sich plötzlich verhalten kann, obwohl er zu Beginn alle Register zieht, eine Frau für sich zu gewinnen.

Wenn er so unberührbar bleibt und damit zufrieden ist, ist das seine Sache. Offenbar ist sein Leidensdruck nicht groß genug, denn sonst würde er sicher daran etwas ändern. Auch mein Vorschlag, eine Paarberatung aufzusuchen, schlug er in den Wind.
Ich muss nun lernen zu respektieren und schmerzlich anzuerkennen, dass unsere Träume, Wünsche und Ziele nicht kompatibel waren.

Die Option, ihm da raus zu helfen habe ich übrigens oft in Erwägung gezogen und musste dann doch realisieren, dass ich in all meiner Berührbarkeit keinen heiligen Gral für ihn zur Hand habe und mich selber schützen muss, es in seiner Eigenverantwortung liegt, die Dinge in Angriff zu nehmen. Aber ich vermute, das wird er nicht tun, sondern sich ein neues Opfer suchen.

Liebe MaraLou, das ist jetzt leider alles ziemlich lang ausgefallen, aber ich sah mich außerstande, meinen komplizierten Ex, diesen Gefühlskrüppel, mit wenigen Sätzen zu beschreiben, wollte Dir aber meine Antwort auf Deine Frage nicht schuldig bleiben. Außerdem tut es gut, das alles mal aufzuschreiben, das macht doch einiges klarer.

Danke fürs Lesen

Abby

22.06.2012 22:32 • #46


M
Das, was du erlebt und durchgemacht hast, muss unglaublich zermürbend gewesen sein! Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll (so viele Dinge kann ich nur versuchen nachzuempfinden und komme doch nicht annähernd an das heran, was du gefühlt haben musst), aber ich finde, dass du trotz deiner Verletzlichkeit unglaublich stark bist!
Du trägst einen Mut in dir, den ich selber manchmal gerne hätte und ich glaube, dass dein Schritt genau richtig war. So viele Steine, die dir in den Weg gelegt wurden (durch ihn und seine Freunde), wo hätte das hinführen können? Es ist so bitter, zu begreifen, dass alle Hoffnungen und alle Mühen zum Scheitern verurteilt sind! Umso mehr bewundere ich deine Kraft, dich loszusagen, bevor du gänzlich kaputt gehst.
Ich kann mir vorstellen, dass du erstmal ganz unten warst/bist und nun auch noch die Kraft aufbringen musst, um aufzustehen.
Wie machst du das?

22.06.2012 22:50 • x 1 #47


A


Er, sie und ich und etwas ganz Großes

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A
Leider mehr schlecht als recht, liebe MaraLou!

Explizit arbeite ich aktuell daran, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden.

Du musst dazu wissen, ich habe eine Tochter in Deinem Alter (habe mal unter Deinem Profil nachgeschaut ) und mit ihr habe ich eine liebevolle und intensive Verbindung.

Sie lebt allerdings 300 km von mir entfernt in einer Stadt, die man als mittelgroß bezeichnen kann (ca. 300 000 Einwohner, dort haben sie und ich gelebt seitdem sie 14 war, ich war alleinerziehend und als sie 27 war, bin ich nach Köln gezogen, dann von dort aus in dieses Kaff) und hat im vergangenen Jahr einen fürsorglichen und zuverlässigen Mann geheiratet.

Im vergangenen Februar ist zum ersten Mal Mami geworden - und ich somit Großmutter, juhuuu!

Angesichts meiner Schwierigkeiten mit meinem Ex fragte sie mich vorab oft, weshalb ich das mit mir machen lasse und ob ich es nicht für besser halte, wieder in ihre Nähe zu ziehen, zumal ich dann nicht nur meinen Enkel live aufwachsen sehe, sondern dort auch noch einige Bekannte von früher habe.
Nun bin ich dabei, in diese Richtung zu planen, um mir dort vor Ort eine Arbeit zu suchen, die mir gefällt und mich zudem nach einer Wohnung umzuschauen. All das plane ich zum Jahresende durchzuziehen, und diese Pläne halten mich irgendwie aufrecht. Denn, was ich keinesfalls kann, ist, hier mein Leben dauerhaft zu installieren, dafür ist zu viel passiert. Außerdem kann ich den Gedanken daran nicht ertragen, ihm hier über den Weg zu laufen und das würde aufgrund der Größe dieses kleinen Ortes unweigerlich passieren.
Weil er diese Gefühlskälte hat und sich offenbar nur lebendig fühlt, wenn er dieses emotionale Gefühl der Verliebtheit spürt, wird es auch sicher nicht lange dauern, bis die nächste am Start hat. Und das möchte ich mir nicht angucken müssen.

Obwohl ich vielleicht nach außen stark wirke, bin ich noch mitten drin im tiefen Loch, denn dieser Mann ist und war meine große Liebe. Es wird noch lange dauern, das alles zu verarbeiten aber meine Pläne für die Zukunft geben mir zumindest ein bisschen Kraft, all das auszuhalten.

22.06.2012 23:17 • #48


M
Liebe Abby,

die Stärke ist in dir drinnen, auch wenn es gerade nicht so aussieht. Ich kann mir gut vorstellen, dass du dich im Moment ganz schwach und kraftlos fühlst, wenn du für dich alleine bist und niemand anderes dich sieht. Es fühlt sich ein bisschen so an, als würde jemand einem erzählen, dass man stark ist, doch derjenige weiß überhaupt nicht, wie sehr man innerlich damit kämpft, diesen Schritt getan zu haben. So als würde man nach außen hin etwas vorgeben, was doch eigentlich ganz anders ist.

Doch ich weiß, dass irgendwo im hintersten Eckchen, da wo man gerade nicht hinschauen kann, eine ungemeine Stärke in dir steckt. Es ist mir ein Rätsel, wie du sie aufbringen konntest, doch du hast es geschafft, was heißt, dass sie einfach dasein MUSS.

Ich weiß, dass sich das auf gewisse Weise unglaublich anhört, denn schließlich fühlst du dich gar nicht so, aber obwohl ich dich eigentlich nicht kenne, macht es mich ein bisschen stolz, das zu wissen. Ja, so merkwürdig sich das gerade auch liest, aber ich bin stolz darauf, dass du ein Mensch bist, der Entscheidungen treffen kann, obwohl sie dir unglaublich schwer fallen. Das ist eine Art Hoffnung. Anders als jene, die hier im Forum oft zur Sprache kommt. Keine Wir-Hoffnung, sondern eine, die man ganz alleine aufbringen kann. Dass du mir das heute Abend indirekt sagst, gibt mir Mut. (Ich muss mich gerade ziemlich komisch anhören, aber ich hoffe, dass das, was ich meine, irgendwie durch den Wortsalat zu dir durchdringt.)

Ich finde es sehr schön, dass du so ein gutes Verhältnis zu deiner Tochter hast. Das ist ein sehr wichtiger Halt in so einer Situation und ich kann sehr gut nachvollziehen, dass du dir solch kleine Etappenziele steckst, die dich aufrecht halten.

Weißt du, worüber ich mich hier in diesem Forum ein wenig wundere? Dass es Frauen ganz unterschiedlicher Altersklassen gibt, die letztlich doch dasselbe empfinden. Die Umstände sind oft ganz anders, doch die Essenz ist ähnlich. Man würde sich im echten Leben nie begegnen und niemals vermuten, dass man trotz des Altersunterschiedes in seinen Empfindungen so nah beieinander ist, doch hier merkt man es.
Irgendwie komisch, nicht wahr?

Mir geht es jetzt gerade ein klein wenig besser. Zum einen, weil ich deine Geschichte lesen durfte, aber auch weil ich die Tränen einfach fließen ließ. Vielleicht musste das einfach noch mal raus inmitten all des Zusammenreißens und der Vernunft. Außerdem habe ich eben kurz mit jemandem gesprochen, der ihm sehr nahe steht. Derjenige ist traurig, dass es so gekommen ist. Das finde ich nicht schön, aber es beruhigt mich ein wenig, weil... ich weiß nicht, vielleicht weil es mir das Gefühl gibt, dass nicht alle zur normalen Tagesordnung übergehen so wie er und auch dewegen, weil mich nicht alle so anschweigen wie er. Dass es noch Worte des Mitgefühls gibt, die jemandem wichtig genug sind, sie mir gegenüber auszusprechen.

22.06.2012 23:45 • x 1 #49


A
Liebe MaraLou,

ich danke Dir ganz herzlich für Deine sensible Rückmeldung und obwohl Du noch jung bist (ich hoffe, ich darf das in meinem Alter sagen?), hast Du ein unglaublich gutes Gespür für Worte und erkennst, welche Art Mensch dahinter steckt.

Wie Du Dir anhand meines Alters vorstellen kannst, habe ich schon so einiges in meinem Leben hinter mich bringen müssen und da war, neben vielem Guten, leider auch viel Schlimmes dabei. Und zwar soviel, dass viele sicher nicht mit mir tauschen wollen... aber das ist eine andere Geschichte.

Zumindest haben meine Erfahrungen bewirkt, dass sie mich stärker machten anstatt schwächer, zumal ich von klein auf dazu gezwungen war, und das auf eine ganz üble Art, irgendwie durchs Leben zu kommen.

Laut Rückmeldung vieler Menschen gehöre ich auch nicht unbedingt zu der Generation der typischen Fuffziger, sondern bin immer recht jung geblieben, innen wie außen. Mein Ex ist übrigens 8 Jahre jünger als ich, womit er und ich aber nie Probleme hatten.

Und ja, es stimmt, gleichgültig welchen Alters die User hier sind, die Probleme mit der Liebe scheinen überall gleich zu sein, obwohl man vielleicht mit den Jahren sicher auch eine andere Sichtweise bekommt, als das vor 20 Jahren noch der Fall war.
Der Nachteil ist jedoch, dass das Aufstehen und das Sich-selbst-Aufraffen mit den Jahren immer schwieriger wird, weil leider auch die Kräfte nicht mehr die sind, die man mit 30 hat. Man spürt, dass das Leben endlich ist, und das macht es auch so schwer, an eine Zukunft zu glauben. Dennoch tut man es, weil es irgendwie weiter gehen muss. Daraus lernt man, die Zukunft selbst zu gestalten, anstatt sich auf andere zu verlassen. Immerhin ein Lerneffekt des Alters

Ich weiß von mir, dass das, was ich derzeit erlebe, das letzte Mal für mich war. Ich kann einfach nicht mehr vertrauen und spüre gleichzeitig, dass mein Leidensfass bis zum Rand gefüllt ist und überzulaufen droht, falls ich mich noch einmal auf so etwas einlasse. Das will und kann ich nicht (mehr) riskieren, zumal ich das meiner Tochter und ihrer Familie, so wie den wenigen Menschen, die mich schätzen und lieb haben, nicht antun kann.

Es tut mir gut zu wissen, dass ich Dir vielleicht auch ein wenig Kraft geben konnte - wir beide haben uns mit unserem Geschreibsel ein wenig durch die Nacht getragen und dieses Gefühl empfinde ich als warm und angenehm!

Ich sende Dir an dieser Stelle einen virtuellen Drücker

Schlaf gut - wir lesen uns... und behalte hübsch den Kopf oben, ja? Ich tue es auch.

Abby

23.06.2012 00:35 • x 1 #50


M
Danke. Einfach nur danke.
Schlaf du auch gut und das mit dem Kopf gilt - zumindest für diese Nacht - auch für dich.
MaraLou

(Ich hoffe, dass wir uns hier in der nächsten Zeit noch einmal über den Weg laufen.)

23.06.2012 00:47 • #51


M
Puh, was für eine Nacht!

Bis vier Uhr in der Frühe hat es noch ordentlich getobt in mir, aber ich hab's überstanden. Vielleicht war das der letzte Rest Hoffnung, der noch rausgeschwemmt werden wollte. Ich kann nicht garantieren, dass sie nun wirklich weg ist, aber ich glaube, ich bin wieder einen Schritt vorwärts gegangen, auch wenn es sich überhaupt gar nicht so angefühlt hat.

Ich war übrigens ein paar Mal kurz davor, ihm noch etwas zu sagen, habe es letztlich aber nicht gemacht, worüber ich heute sehr froh bin. Es hätte wahrscheinlich nur nach Jammern ausgesehen, sein schlechtes Gewissen wieder angefacht und damit wäre alles wieder von vorne losgegangen.
Wie schrieb Sartre? - Die Hölle, das sind die anderen. Und wer nicht den Mut hat, den Raum zu verlassen, wird immer darin sitzen und Teil des Teufelskreises sein.
(Kennt ihr Geschlossene Gesellschaft?)

23.06.2012 10:55 • x 1 #52


A
Seufz*

mir ging es leider auch nicht viel besser, liebe MaraLou - handreich*

Zu gern würde ich meine Gedanken per Knopfdruck abstellen, aber in mir tobt auch noch so viel, sodass ich es nicht schaffe

Auch immer wieder der Wunsch, ihm noch einiges klar zu machen, was innerhalb unserer Beziehung geschah und was das mit mir machte, obwohl ich genau weiß, dass das bei ihm nicht ankommt. Schließlich habe ich das jahrelang innerhalb unserer Beziehung versucht, doch er ist immer wieder respektlos darüber hinweg getrampelt.

Dennoch muss ich mich immer wieder zusammenreißen, ihm keine Email zu schreiben, zumal er jetzt immer wieder darauf drängt, für mich da zu sein. (Klar, sein schlechtes Gewissen plagt ihn).
Parallel dazu stellt er sich eine Freundschaft zu mir vor - was denkt er sich?

Obwohl ich ihm vor wenigen Tagen unmissverständlich mitteilte, dass nach allem, was zwischen uns vorgefallen ist (Ergebnis ist u.a. mein mangelndes Vertrauen u.v.m.), eine Freundschaft für mich undenkbar ist. Doch bei diesem Mal griff ich zum Hörer, weil er es schriftlich irgendwie nicht zu kapieren schien und immer wieder darauf drängte, mich sehen zu wollen. Doch anstatt meine unmissverständliche Kontaktsperre zu respektieren, schrieb vor drei Tagen:

Ich hoffe, dass wir - losgelöst von unserem Beziehungskontext - noch viele schöne Dinge miteinander erleben werden.

Er hat nichts, aber auch gar nichts begriffen und deshalb zermartere ich mir auch immer wieder das Hirn, wie ich ihm das begreiflich machen kann.
So auch in der letzten Nacht, komme aber immer wieder zu dem Schluss, dass Hopfen Malz verloren ist, da er überhaupt nicht verstehen WILL, wie es in mir aussieht. Das Wegsehen hilft ihm anscheinend bei seiner Verarbeitung, dennoch schreibt er solchen Quatsch immer wieder.

Menno, mich nervt das - grrrrr* - hoffentlich bin ich bald weg

Und die Sonne lacht vom Himmel wie zum Hohn...

23.06.2012 11:54 • #53


M
Liebe Abby,

man hat immer das Gefühl, vollkommen aneinander vorbei zu reden, nicht wahr? Alles, was man sagt, kommt bei dem anderen einfach nicht an.

Dazu gesellt sich der Eindruck, dass derjenige weder verstehen will noch kann, was gerade überhaupt alles in einem passiert.
Da kommen dann solche Sätze wie Ich bin immer für dich da und Ich möchte nicht, dass du ganz aus meinem Leben verschwindest, aber die kapieren überhaupt nicht, dass das einfach unmöglich ist, weil man daran zugrunde geht.
Diese unreflektierte Leichtfertigkeit (ist zwar alles vorbei und muss wohl irgendwie schwer für dich sein, aber wir können es doch trotzdem noch schön haben und einfach weitermachen - als Freunde oder sowas) lässt einen manchmal regelrecht verzweifeln.

Meiner hatte mir ja auch eine ganze Zeit lang solche Sachen geschrieben wie, dass er immer für mich da ist, gerne die Erinnerung an die Trennung aus meinem Kopf löschen würde, so viel für mich empfindet wie bisher für niemanden, wir uns ja doch so gut verstehen und eigentlich immer gut miteinander reden könnten.
Und als ich dann sagte, dass ich das alles nicht kann, weil sich seine Worte nicht mit dem, wie es sich jetzt anfühlt und ist, vereinbaren lassen, kam doch von ihm prompt, dass er doch nur sagen wollte, was in ihm vorgeht und dass das nichts mit Hoffnungen zu tun hätte. Ich solle doch nicht wegen ihm traurig sein, denn er sei es nicht wert. Er dachte, ich fände das, was er mir/wir uns schrieben, auch schön. (Hallo? Wie kann man denn sowas denken? Er trennt sich, bleibt bei einer anderen, aber sagt mir, dass er im Prinzip alles gerne rückgängig machen würde und mich liebt. Fühlt sich ausgesprochen schön an, das zu wissen, vor allen Dingen die Konsequenzen und die Widersprüchlichkeit seiner Aussagen!)

Manchmal habe ich echt das Gefühl, dass es sich nicht um Menschen, sondern um Holzklötze handelt. Oder Roboter, die irgendwelche Satzbausteine nehmen und einem vor die Nase setzen, vollkommen unpassend zu dem, was man ihnen sagt.

Wie geht es dir heute?
Ich bin ziemlich ausgelaugt und durcheinander, aber gleichzeitig froh, dass ein neuer Tag angefangen hat und somit die letzte Nacht endlich rum ist.

23.06.2012 12:55 • #54


A
Ach Mensch, Du Liebe,

wie gut und tröstlich zu wissen, dass es Dir genau so geht!

Dieses, Ich solle doch nicht wegen ihm traurig sein, denn er sei es nicht wert hat mein Ex auch von sich gegeben.

Dieser Satz beinhaltet im Prinzip: ich bin eben so, gepaart mit jeder Menge Selbstmitleid. Das ist so unfair, weil es ein Totschlagargument ist.

Was ich gerade mache?
Leider sitze ich hier mal wieder und heule Rotz und Wasser...
gestern ging es noch, ich war im Vergleich zu den anderen Tagen recht gut drauf und ich dachte, hee, super, es geht aufwärts!, doch heute holt mich alles wieder ein.

Es ist zum Ko.....!

23.06.2012 13:06 • #55


M
Oje!
Ich habe noch Taschentücher von gestern übrig, wenn du magst.

Eigentlich kann ich gar nichts Tröstliches sagen. Ich kann nur hier mit dir schreiben, ein bisschen von mir erzählen, ein bisschen lesen, was du erzählst, gemeinsam feststellen, dass es Ähnlichkeiten gibt und wir nun beide irgendwie damit klarkommen müssen.

Ich glaube, das Weinen ist richtig.
Genau wie du habe ich ja auch gedacht, dass es in den letzten Tagen endlich etwas besser wird, doch dann ging's wieder los, weswegen ich mich zuerst ziemlich schlecht gefühlt habe, nach dem Motto Wohl doch nicht so stark / Viel zu optimistisch gewesen / Ich bin aber auch eine Heulsuse! / Hört das denn nie auf? Schluss damit.... Während das andere Männchen in meinem Kopf dagegenhielt Aber es ist alles so furchtbar / Es gibt keine Hoffnung / Alles ist kaputt / Alles tut weh / Ich kann und mag einfach nicht mehr / Wie soll ich das denn nur ertragen? Er ist DIE große Liebe, so viel Vertrauen und Hoffnungen und nun wurde mir alles davon genommen.... Ein einziger K(r)ampf!

Aber irgendwann habe ich mich gefragt, warum ich es mir jetzt auch noch selbst schwer mache und mich so dagegen wehre?
Ab da habe ich es einfach laufen lassen. Das Ganze fühlte sich dadurch keineswegs leichter oder besser an. Ich war genauso traurig und verzweifelt wie vorher, aber ich habe mich selbst ein bisschen losgelassen und mir gesagt, dass da wohl noch etwas ist, was raus will, also lasse ich es einfach raus, egal ob erbärmlich wimmernd oder laut aufschluchzend.

Hörst du gerne Musik?
Ich habe Musik, bei der ich weiß, dass ich da auf Knopfdruck anfangen werde zu weinen, aber ich habe auch welche, die mich ein bisschen wiegt und tröstet, irgendwie ruhiger macht.

23.06.2012 13:37 • #56


M
Duschen hilft mir beim Weinen übrigens auch. Hört sich ein bisschen blöd an, aber ich lasse mich dann einfach von Kopf bis Fuß berieseln, minutenlang einfach nur dastehen und das Wasser über meinen Kopf und mein Gesicht fließen lassen, bis sich Tränen und Wasser vermischen und scheinbar alles weggespült wird. Danach steige ich in gemütliche Klamotten und fühle mich warm und gleichzeitig ein wenig von dem emotionalen Dreck befreit.

23.06.2012 13:47 • #57


A
Liebe MaraLou,

all das, was Du schreibst, spukt mir auch im Kopf herum, dieses ewige Für- und Wider, ach Mensch...

Und ja, ich greife gern nach deinen Rotzfahnen *gg und jetzt muss ich schon fast lachen -tragische Komik- weil wir zwei armen Weibsen wie Triefgurken aussehen müssen und uns fühlen wie ein nasser durchlöcherter Schwamm. Dabei bin ich in der Regel ein zupackender und lebensbejahender Mensch, der immer zusieht, das Positive aus allem herauszuholen, auch aus solchen miesen Lebensphasen. Aber eben mehr im Nachhinein und nicht mittendrin.

Ja, ich höre gern Musik, zur Zeit nur tröstliche Songs... und ich bin eine wahre Cineastin, war ich schon immer (auch etwas, was mich mit ihm verband).
Bevorzugt schaue ich mir jetzt gerne Filme an, die von starken Frauentypen nur so wimmeln, wie beispielsweise Jenseits von Afrika.
Darin kann ich ein wenig Trost und Halt finden.

Zum Thema Duschen:
Yep, DAS KENNE ICH AUCH! Das schwemmt zumindest kurzzeitig die schlimmsten Gefühle weg. Uff*

Habe eben gerade noch einmal im Forum gestöbert und das hier gefunden, zum Thema, War mein Ex wirklich gut für mich?

Schlechte und intensive Gefühle tarnen sich als Liebe

Sie müssen wissen, dass schlechte und intensive Gefühle sich oft als Liebe tarnen. d.h. Sie glauben, Sie lieben Ihren Partner bis an das Ende aller Tage, aber im Grunde ist es nur die Angst vom dem Alleinsein, die Sehnsucht auf ein Zurück, die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft, Angstgefühle in der Magengegend, Angst, der Ex könnte eine neue Beziehung haben usw. Diese Gefühle machen Ihnen das Beziehungsende so schwer. Sie machen Sie glauben, dass die Beziehung perfekt war und dass es keinen Grund zur Trennung gab, aber das stimmt nicht.

Das tückischste Gefühl ist die Angst vor dem Allein sein. Man hat sich so an den Partner gewöhnt, dass man sich nicht mehr vorstellen kann, ein Leben allein zu führen. Halten Sie deswegen nach einer Trennung erst einmal inne. Prüfen Sie genau, ob der Partner wirklich so war, wie wir Ihn sehen. Sie werden sehen, nach ein paar Wochen schon werden Sie einen tieferen Sinn in der Trennung erkennen. Sie bekommen nochmals die Chance, sich zu finden und näher bei sich selbst zu sein.

Schon Osho hat gesagt, dass sich Partner nicht wie zwei Bettler begegnen dürfen, die nach Liebe und Anerkennung bitten. Sie müssen sein wie zwei Könige. Reich an Erfahrung und Wissen. Wenn Sie nicht alleine sein können, können Sie auch keine langfristige Beziehung führen.

___________________


Unterschreibe ich alles, jedes Wort!

Lass uns Königinnen sein.
Ab sofort!
Diese Typen haben uns gar nicht verdient, liebe MaraLou.
Jawohl.

Und jetzt gehe ich ins Schla-Zi lege mich ins Bett und schaue einen Film mit einer starken Frau, um mir abzuschauen, wie das geht mit dem Königinnen-Dasein.

Fühle Dich schwesterlich gedrückt

Abby

23.06.2012 14:08 • #58


M
Ja, diese Gedanken aus dem Text sind mir auch schon gekommen, aber sie bleiben noch etwas schwer haften. Ich würde mir gerne unsere Beziehung, also vor allem die letzten Jahre, noch mal auf Video anschauen, um klar vor Augen geführt zu bekommen, dass es zwar viele schöne Momente gab, aber auch viele, in denen ich gar nicht so zufrieden und glücklich war.
Denn diese Erkenntnis rückt so weit weg, wenn man gefühlsmäßig gerne wieder nach Hause möchte.

Bevor ich diese Beziehung hatte, konnte ich ziemlich gut alleine sein. Ich war ganz bei mir, habe viel unternommen, es genossen, niemanden um mich herum zu haben und war vielleicht nicht immer glücklich, aber doch eins mit mir. Das muss ich nach all den Jahren der Zweisamkeit nun erst wieder lernen, um irgendwann eine Königin zu sein.

Kannst du noch mehr solcher Filme empfehlen? Ich würde mich freuen, in der Richtung ein paar Tipps von dir zu bekommen.

Nun wünsche ich dir aber erstmal eine kuschelige Decke und schöne Stunden in entlegenen Ländern, Begegnungen mit starken Frauen und ein angenehmes Abtauchen in eine andere Geschichte.
Liebe Grüße!

23.06.2012 14:19 • #59


NovaScotia
Liebe Mara,

das Gefühl eins mit Dir selbst zu sein - es wird wieder kommen.
Denn zum einen kennst Du dieses Gefühl schon aus der Vergangenheit, zum anderen weißt Du genau, daß Du Dir nichts vorzuwerfen hast.
Du kannst noch in den Spiegel schauen - daher wirst Du auch wieder eins mit Dir sein!

23.06.2012 14:23 • #60


A


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