Guten Abend,
ich versuche es mal verständlich und sortiert zu schildern.
Über meinen Job habe ich vor 3 Jahren einen Mann kennengelernt. Damals war ich 31 und er war damals 29 Jahre alt. Wir waren nicht direkt Kollegen, sondern bei zwei unterschiedlichen Firmen angestellt, arbeiteten aber in einem Bürokomplex.
Er war ziemlich hartnäckig, mich näher kennenzulernen. Er sieht gut aus, ist intelligent, aber unfassbar schüchtern und unsicher. Ich wusste zu Anfang nie woher das kommt, sehr ungewöhnlich.
Nach einigen Treffen kamen wir dann irgendwann zusammen. Es war ziemlich holprig und mir vielen einfach merkwürdige Sachen auf. Er konnte sich zb nur zu bestimmten Uhrzeiten treffen, und zwar zu sehr komischen Zeiten. Also Samstags 12-14 Uhr oder an anderen Tagen stand er dann Nachmittags oft spontan vor meiner Haustür, was ich nicht so prickelnd fand, da ich eher jemand bin, der sich bei Treffen abspricht, da ich wenig Zeit habe, aufgrund von Hobbys, Freunden und auch das Wochenende nicht gern so chaotisch habe.
Nach einigen Wochen merkte ich, wo das Problem lag. Er wohnt in so einer Einliegerwohnung bei den Eltern im Haus, seine Geschwister auch. Irgendwie kam mir nach und nach, dass er extrem unter dem Dach seiner Eltern lebt und denen es eigentlich nicht so recht ist, wenn er eine Freundin hat. So mein Gefühl. Er hingegen stand oft dadurch auch so unter Stress, durch Verunsicherung, dass er das durch merkwürdiges Verhalten, meist Ablehnung und eine richtig zickige Art nach außen trug.
Eines Wochenende gabs richtig Krach, eigentlich eine Nichtigkeit, aber es war letztes Jahr an Silvester. Da musste er dann um 23 Uhr (!) heim, obwohl ich gekocht hatte, natürlich davon ausging, wir feiern Silvester zusammen. Plötzlich steht er im Flur und zieht die Schuhe an und meint, er müsse zu Hause sein um mit den Eltern anzustoßen. Er hat übrigens Geschwister, die unwesentlich älter sind und ein völlig normales Verhältnis zu den Eltern haben und ihre Freizeit komplett autark gestalten. Ein Bruder wohnt auch in einer der Wohnungen der Eltern.
Klar war, dass ich Neujahr 2023 bei meinen Eltern sein würde, da hätte er übrigens mit gekonnt, ging aber nicht, klar, weil er bei seinen war. So wie jedes Wochenende. Plötzlich stand er dann damals vor meiner Tür, während ich nicht da war (das kam ja häufiger vor). Er rief mich an, während ich gerade bei meinen Eltern war und war schon ziemlich geladen. Wieder seine typische Art, wenn er enorm unter Druck stand, sich im Recht fühlte. Er war absolut null konfliktfähig. Abends dann telefonierten wir, woraufhin ich ihm sagte, dass das so nicht läuft. Er muss sich entscheiden, was er will, und ich bin nicht bereit als Priorität hinten zu stehen und dann zu springen, wenn er spontan sich von seinen Eltern daheim lösen kann. Daraufhin beendete er die Beziehung und ghostete mich. Aber über eine so unbeholfene Art, dass er mich auf einem Messenger ghostete und eine Woche später über den anderen Messenger halbherzig anschrieb. Schon damals merkte ich, dass er seine Aktion bereute und gerne gehabt hätte, dass ich wieder frage, ob wir nicht noch mal über das Ganze sprechen würden. Ich hatte darauf aber keine Lust mehr.
Für mich war das ok. Ich konnte es nicht ändern, auch wenn ich kein echtes Problem sah, sondern dachte, es ist eben ein reines Kommunikationsproblem.
Insgesamt merkte ich bei ihm so krasse Unsicherheiten. Er tat sich schwer, Auto zu fahren, tat sich insgesamt unheimlich schwer sich zu entscheiden, was er anziehen solle, wo wir hingehen, was er in einer Bar trinken solle. Mich störte das nicht wirklich, aber was mich störte war, dass er sich sofort unter Druck gefühlt gesetzt hat, wenn man das ansprach.
Oft merkte ich, dass er zb gern wohin gehen würde, aber einfach nicht in der Lage war, klar zu fragen Hey hast du lust mit mir dieses oder jenes zu machen. Seine Art wirkte oft so unbeholfen, wenn auch manchmal fast witzig, zu hoffen, dass ich frage Hast DU Lust dies und jenes zu machen, was eigentlich aus seinem Mund hätte kommen müssen. Ziemlich verdreht, aber ich merkte in 99% aller Fälle, wenn er etwas wollte, es aber nicht kommunizierte.
Ein Dreiviertel Jahr hörte ich nichts von ihm.
Zeitsprung nach vorn: Dann im Spätsommer 2023 später begegneten wir uns zufällig wieder auf einer Feier. Wir kamen ins Gespräch. Er war zuerst wie gewohnt unfassbar zickig und abweisend, wenn er überfordert war Nach einer Weile dann zugänglich und wie früher. Angenehm.
Wir haben in vielen Bereichen gleiche Ansichten und würden so eine typisch funktionerende Beziehung führen mit körperlicher Anziehung, aber für mich persönlich eigentlich stressfrei, auch wenn sich das hier gerade komplett anders liest. Aber er ist eigentlich eine Person, der man vertrauen kann und die auch kalkulierbar ist, jedenfalls für mich und das macht ihn für mich so stressfrei. Also jemand, mit dem ich sehr lange, vielleicht immer zusammen bleiben könnte. Wenn er nicht seine komischen unsicheren Phasen hätte und nicht komplett unter dem Einfluss seiner Eltern stehen würde, wäre das vielleicht von Beginn an die entspannteste Beziehung gewesen, die ich je geführt habe plus die entsprechende Anziehung, weil er einfach gut aussieht.
Auf der Feier, auf der wir uns trafen, betonte er alle 10min, dass das jetzt ein Zufall sei, dass wir uns so viel unterhielten, und dass wir uns bestimmt nie wieder sehen und bla bla. Kaum war die Party vorbei, schrieb er - genau wie ich es erwartet hatte - ob ich gut angekommen sei daheim. Übrigens holten ihn seine Eltern ab von der Feier. Das war so eine Feier mehrere Firmen, so eine Art Herbstfest. Also in diesem Rahmen sahen wir uns da wieder.
Und er schrieb mir, dass es so schön gewesen sei, mich wieder zu sehen, aber dass wir das nicht wiederholen sollten. Ich schrieb ihm etwas provokativ zurück, wenn du das so oft betonst, heißt das für mich nichts anderes als dass du mich eigentlich gern wieder sehen würdest. Ich schlug daraufhin vor, sich zu treffen. Er ließ sich wie gewohnt feiern (kann sich ja nicht entscheiden) mit der Antwort. Donnerstags sagte er dann für den Freitag ab, an dem ich ein Treffen vorgeschlagen hatte. Für mich war das ok, ich hatte mich nichts anderem gerechnet. Auch das war bei ihm absolut vorhersehbar. Wer nicht will, der hat schon. Dann stand er plötzlich Samstag früh um 11 Uhr (total unpassende Zeit) vor meiner Tür, als ich gerade zum Einkaufen wollte und gab zwar zu, dass das keine gute Idee ist, aber war schon wieder beleidigt, als ich ihm sagte, dass ich jetzt los muss zum Einkaufen. Ich bot ihm nochmal an, dass wir uns kommendes Wochenende oder gern auch am nächsten Tag abends treffen. Das war bei ihm nicht möglich. wegen den Eltern, mal wieder.
Kommenden Samstag schlug ich ihm vor, was trinken zu gehen. Da kam er wieder mit der Nummer blablabla, keine gute idee, weil man ja weiß, das endet wieder in einer Dauerschleifen. Dann stand er Sonntag am frühen Abend wieder unangemeldet vor meiner Tür, während ich nicht daheim war. Er rief mich an und war spürbar genervt (weil mal wieder voller Erwartungen, die nicht erfüllt wurden und am Ende überfordert), als ob wir verabredet gewesen wären und ich das Treffen verschwitzt hätte, was ja nicht so war - wir waren nicht für diesen Sonntag damals verabredet.
Das war im September. Seit dem meldet er sich ständig, ruft auch super oft an. Umgekehrt denke ich mir, solange er das nicht in den Griff bekommt mit Kommunikation, Absprache und Co, macht es einfach keinen Sinn. Und am Ende jeder Frage meinerseits, woran es scheitert und hängt, sind seine Eltern wieder die Antwort. Mal spannen sie ihn zum Einkaufen ein, mal zum Rasenmähen und mal wollen sie spontan was von ihm.
Jedesmal wenn ich ihm etwas vorschlage, lehnt er es ab, und kommt dann unangemeldet spontan um die Ecke. Und natürlich auch nur dann, wenn seine Eltern es irgendwie nicht mitbekommen.
Ich finde das so schade, da ich ihn schon sehr gern sehen würde und da auch echt Lust drauf habe. Aber so funktioniert das nicht.
In den Zeiten, in denen wir uns gesehen haben, war es einfach toll, ein angenehmes entspanntes Gefühl und eigentlich genau das, was ich gern hätte, und in meinen vorherigen toxischen komischen Beziehungen nie hatte.
Meine letzten Erfahrungen und auch ein (anderer) Mann, den ich im Frühling kennengelernt hatte und fast drei Monate gedated habe, haben mich gelehrt, dass ich eben nicht mehr mein Privatleben, Hobbys, Termine, Freunde, Verabredungen, hinten an stelle oder gar streiche, nur um irgendwas möglich zu machen, wenn ich merke, dass mein Gegenüber nicht einmal ansatzweise bereit ist, für ein Treffen mit mir auf etwas zu verzichten, geschweige denn, etwas abzusagen. Aus dem Grunde habe ich mir klar gesagt, wenn ich zb am Wochenende etwas geplant habe, sage ich das nicht ab, auch wenn ein potentielles Date genau zu dieser Zeit mich gern treffen würde. Was bereits steht an Terminen, wird nicht verschoben. Fertig.
Aus dem Grunde bin ich auch bei ihm (um den es hier jetzt geht) hart geblieben. Entweder man kommuniziert vernünftig, verabredet sich oder lässt es bleiben. Gerade wie hier in dem Fall, wenn ich etwas vorschlage, das abgelehnt wird aus Gründen, die ich nicht nachvollziehen kann, aber dann von mir wiederum die komplette Spontanität erwartet wird, bin ich dazu nicht mehr bereit.
Eine Freundin von mir meint, ich sähe das zu eng und sei zu kompromisslos geworden und zu hart. Ich sehe das nicht so, sondern sehe das in diesem Fall mit ihm so, dass es sein Problem ist, wenn er ständig unter Strom steht, weil seine Eltern ihn offenbar mit Aufgaben voll schütten.
Dann muss er eben ausziehen und raus aus der Komfortzone, eine eigene Wohnung suchen und Miete zahlen, so wie alle anderen auch. Wir reden hier von einem 34 Jährigen Mann wohlbemerkt.
Sehe ich das zu hart oder nicht, stellt sich mir die Frage.
10.12.2023 21:06 •
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