Liebe Nene,
Deine Geschichte liest sich sehr traurig, und beim Lesen habe ich gleich eine Gänsehaut bekommen. Kein Mensch hat es verdient geschlagen zu werden, und niemand sollte dies zulassen.
Ich habe leider ebenfalls körperliche Gewalt erfahren müssen, allerdings nicht durch meinen Partner, sondern als Kind, durch meine Mutter. Sie litt unter Depressionen, und zahlreichen anderen Störungen der Seele.
Meine Mutter hat zuerst nur meinen Vater verprügelt, kurze Zeit später dann auch meine liebe Oma, die Mutter meines Vaters, welche bei uns lebte.
Dies als Kind mitzuerleben war schon der reinste Horror, aber es ging noch schlimmer. Es dauerte nämlich nicht lange, bis auch ich Opfer ihrer Ausbrüche wurde. Unsere ganze Familie lebte in ständiger Angst vor ihr. Dass mein Vater dies zugelassen hat, kann ich bis heute nicht begreifen, ich habe es ihm inzwischen irgendwie verziehen, er war wohl zu schwach..... Verstehen und vergessen, kann ich es allerdings bis heute nicht. Als letztes richteten sich die Attacken meiner Mutter dann auch noch gegen meinen kleinen Bruder. Er istg 7,5 Jahre jünger als ich. Wenn ich dies mitbekam, habe ich mich (selbst noch ein Kind) dazwischen gestellt, und konnte so einiges für ihn abfangen. Trotzdem leidet er als Erwachsener im Gegensatz zu mir, mehr unter dieser Situation.
Er hatte als Erwachsener alles aus seiner Kindheit verdrängt, so als wäre es nie geschehen. Wenn ich ihm später mal darauf ansprach, um diese Vergangenheit mit jemanden zu teilen, meinte er immer, es wäre doch alles okay gewesen. Ich habe dann auch nicht weiter gebohrt, da ich glaubte, er sein vielleicht klein genug gewesen, um all dies zu vergessen. Außerdem hatte ich ihn ja stets geschützt, und versucht ihn möglichst von allem anzuschirmen. Erst mit ca. Anfang 30 kamen all die Erinnerungen zu ihm zurück. Er wurde immer verschlossener und trauriger... Zum Glück nahm er ärztliche Hilfe an. Eines Tages sprach er mich von alleine auf alles an, und wollte wissen, ob all dies was er nun wieder deutlich vor sich sah, wirklich so gewesen ist. Wir haben dann über alles gesprochen, und mein kleiner Bruder,( ein Baum von einem Mann) lag in meinen Armen und weinte wie ein Kind. Es fühlte sich genau wie damals an. Zum Glück geht es ihm inzwischen wieder recht gut.
Glaube mir, es ist mit das Schlimmste, was einem Kind passieren kann. Ich habe jedes Mal schreckliche Ängste ausgestanden, wenn ich nach der Schule nach Hause kam. Oftmals hörte ich sie schon Häuser vor unserem herum schreien. Glücklich war ich immer, wenn sie Besuch hatte, denn nach außen hin, spielte sie die freundliche, liebende Ehefrau, Schwiegertochter und Mutter. Ich hatte oft Selbstmordgedanken als Kind, aber glücklicher Weise, hat mir die Natur anscheinend , sehr viel Stärke und einen Schutzengel mit in die Wiege gelegt.
Ein Kind ist hilflos in solch einer Situation, redet meist mit niemanden darüber, da es sich für das Verhalten der Eltern schämt, sich vielleicht selbst irgendwie die Schuld gibt, oder einfach Angst hat, dass niemand ihm glaubt.
Wie ich es geschafft habe, ganz alleine und völlig ohne Hilfe von außen, trotz all dem ein ganz normaler erwachsener Mensch zu werden, weiß ich selber nicht. Ich denke, bei den meisten Kindern die solche Grausamkeit ertragen müssen, bleiben schwere Schäden zurück.
Bei mir sind es nur kleine Narben, die jedoch sofort wieder aufreißen, wenn ich lese, dass sich ein anderes Kind, in einer ähnlichen Situation befindet.
Bitte, - wenn du es momentan auch noch nicht für Dich kannst,- ziehe die Trennung durch. Wenn du auch noch nicht die Kraft hast es für dich zu tun,- nimm allen Mut zusammen, und kämpfe für deine Kinder. Sie können sich nicht wehren. Nur du kannst es, denn du bist erwachsen. Es liegt allein in deiner Hand, deinen Kindern solch ein Schicksal zu ersparen. Bitte nimm die harten Worte nicht persönlich, verständlich dass du Angest empfindest diesen Schritt zu gehen, aber ich schreibe diesen Text, aus der Sicht des Kindes, welches dieses Schicksal erleben mußte.
Noch sind deine Kinder vielleicht klein genug, um einigermaßen gut aus diesem Teufelskreis heraus zu kommen. Suche dir Hilfe,- in der heutigen Zeit gibt es viel Unterstützung, und ihr werdet es schaffen.
Glaube mir, ich wäre als Kind lieber in einem Heim gewesen, als all dies jeden Tag ertragen zu müssen, und ich bin mir sicher, dass du gerade in der heutigen Zeit, keine Angst haben mußt, dass du deine Kinder nicht behalten darfst. Für alles finanzielle, wird sich ebenfalls eine Lösung finden. Gerade wenn Kinder im Spiel sind, wird euch geholfen werden.
Den ersten Schritt in die richtige Richtung bist du schon gegangen, indem du dir Gedanken machst, und dir zumindest hier schon mal Hilfe gesucht hast. Mach weiter und kämpfe für euer Glück. Du hast eure Zukunft selbst in der Hand.
Ich wünsche Dir ganz viel Mut und Kraft.
20.01.2013 13:04 •
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