Zitat von Lucy14: Ich versuche die Lehren zu ziehen.
Mit dem Lehren ziehen ist das so eine Sache. Wissen ist nicht Verstehen und Verstehen ist leider auch nicht Anwenden (können).
Den Eindruck von Gabe der Unsicherheit den teile ich sehr. Du scheinst zwar Scham zu empfinden und jedenfalls bereust Du seinen Abgang, aber so wirklich hinschauen magst Du (noch) nicht.
Dein gesamter Eingangsbeitrag liest sich für mich, nach Beschwichtigung. Dir ist aufgefallen, daß er weniger schreibt, aber schreiben ist dir ja eh nicht so wichtig. Er sagt Dir, daß das Problemkind (fragwürdige Bezeichnung) seine ganze Aufmerksamkeit braucht, aber anstatt zu fragen, wie man denn einen Menschen, den man als Person sehr mag, unterstützt, kann das nicht stimmen, weil er ja zweigleisig fahren könnte. Eigentlich hättest Du schon gerne ganz unbedingt eine Beziehung mit ihm gehabt, aber im Grunde warst Du zufrieden und die anfängliche Leichtigkeit reicht Dir vollkommen. Am deutlichsten wird die Ambivalenz bei der Schilderung eures Streitgesprächs, welches sich zunächst eher wie ein kleinerer Zoff liest und zwei Zeilen später bist Du ausgetickt.
Daraus würde ich zwei Dinge ableiten:
Erstens und von vielen hier wahrgenommen: Du bist völlig unklar mit und in Dir selbst. Ein Fähnlein im Wind, welches nur dann etwas möchte, wenn es sicher gestellt hat, daß der andere es auch möchte und basierend auf dem was im Außen passiert, die eigenen Wünsche und Bedürfnisse definiert.
Das ist ein bissl so, als würdest Du in den immer gleichen Supermarkt gehen und schauen, was es gibt, anstatt vorab mal zu überlegen was Du brauchst und für den Fall, daß der Laden keine Birnen hat, sagen, naja mit Äpfeln geht es eh auch, anstatt einfach drei Läden weiter zu schauen, ob es da Birnen gäbe.
Zweitens, weil Du deine Grenzen nicht definierst besser eigentlich kennst, ist Dein Verständnis für die Grenzen anderer de facto nicht vorhanden. Da du von Dir ja kennst, daß Du mit und in Dir selbst nachverhandelst, nimmst Du an, andere würden das genauso handhaben. Wenn das dann nicht der Fall ist, entsteht das Gefühl der Kränkung. Du fühlst Dich ausgenutzt, was in Deiner Logik auch nachvollziehbar ist, denn Du hältst Grenzen für etwas verschiebbares und wenn der andere seine Grenzen nicht für Dich verschiebt, also Dir nicht entgegen kommen will, ist das gemein und kränkend und es löst auch die Frage aus, ob dieser für jemanden anderes bereit wäre, die Grenzen zu verschieben, aber jedenfalls nicht für Dich, doppelte Kränkung. Und das macht natürlich wütend.
Und an all dem kann man sich wunderbar abarbeiten, beruht aber eigentlich auf einer Selbstwertdiskussion. Damit meine ich nicht, daß man sich immer für die größte, schönste und beste halten sollte, sondern daß man zunächst mal aufhört zu vermeiden, bestimmte Kenntnisse über sich selbst zu haben, sondern diese gewinnt und dann aufgrund dieser Kenntnisse handelt.
Will sagen, es ist völlig ok, im Moment des Kennenlernens noch nicht zu wissen wo die Reise hingehen soll, das ist normal, aber während man dann auf dieser Reise ist, darauf zu schauen, ob diese einem persönlich gefällt, das ist der Punkt.
Wenn ich merke, daß es keine Birnen gibt, dann frage ich mich, wie wichtig mir Birnen sind oder ob es Äpfel auch tun, ich kann auch einmal mit dem Bereichsleiter reden und nachfragen, wie es denn so mit Birnen ausschauen würde, aber ich fange nicht im Supermarkt an zu weinen oder herumzuschreien, daß man gefälligst aus diesen Äpfeln jetzt Birnen zu machen hätte und wenn ich dann nen Platzverweis bekomme, rede ich mir im Nachgang auch nicht ein, daß Äpfel es auch getan hätten.
Die Lehre, die du ziehen kannst, ist, Du hast eine Selbstwertthematik. Verstehen woher die kommt und wie die funktioniert, wäre der nächste Schritt und dann lernen wie Du selbst mit dieser Thematik und Dir in Zukunft umgehen möchtest, also Schritt für Schritt in die Anwendung gehen, wird Dich dann langfristig davor bewahren, wieder in der gleichen Situation zu landen.