Also ich sehe in vielen Dingen die ihr schreibt, dass ihr recht habt. Aber es fällt mir auch auf der anderen Seite schwer, das so akzeptieren zu können, wenn ich raus lese, dass ich aufgrund meiner Kindheit/ Vergangenheit so unterwürfig geworden bin und alles entschuldige was mein Mann und meine Eltern (speziell Mutter) tun oder getan haben. So sehe ich das nicht.
Ich entschuldige das Verhalten nicht. Genauso wenig sehe ich das so, dass ich an allem Schuld habe.
Aber ich sehe, dass Beziehungen immer in ihrer eigenen Dynamik sind und die Beziehung von meinem Mann und mir sich nach und nach in eine recht ungesunde Richtung entwickelt hat. Das habe ich vielleicht unterbewusst wahr genommen, aber nicht sehen wollen oder können.
Ich weiß, dass mein Mann große Anteile hat. Ich weiß aber auch, dass mein Mann auch eine schwere Zeit hatte (Kindheit u.a.) und natürlich auch davon geprägt war.
Unsere Beziehung war eigentlich nur in den ersten Wochen, wo es ja offiziell keine Beziehung war und er noch mit seiner Frau zusammen war, eine entspannte lockere Beziehung. Ich hatte meine Freiheiten und fand mein Leben eigentlich ganz cool. Danach wurde es anstrengend. Kaum war er bei mir eingezogen, fing er an eifersüchtig zu werden und auch mal etwas lauter. Ich habe das immer damit entschuldigt, dass er gerade eine total schwere Zeit durchmachen musste (Trennung von Frau die sehr viel Stress gemacht hat und ihm immer mit Entzug des Sohnes gedroht hat). Es wurde mir zu viel.
Ich hab auch immer mal über eine Trennung nachgedacht und habe dann gedacht, dass ich das ja nicht tun kann, weil er meinetwegen seine Familie verlassen hat und wenn ich ihn raus schmeißen würde, dann wäre er alleine und hätte niemanden mehr.
Da sehe ich mein Muster sehr wohl. Ich weiß, dass ich immer wieder darüber nachdenke, wie es den anderen geht und ob mein Handeln nicht vielleicht negativ auf andere wirken könnte.
Aber neben all dem liebte und liebe ich meinen Mann und genau diese beiden Komponenten sind ziemlich hart zu durchbrechen für mich. Ich weiß nicht, ob ihr euch das so vorstellen könnt, aber ich lese eure Beiträge und denke Jaaaa, stimmt voll! Da muss ich ran, das muss ich ändern, so habe ich das noch nie gesehen! und im nächsten Moment überkommen mich die Zweifel.
Ich denke immer wieder, aber was wenn jetzt alles besser wird?
Ich habe ihm doch gezeigt, dass wir eine Grenze erreicht haben. Wenn er mich nicht verlieren wird, dann wird er sich doch jetzt ändern (durchaus klar, dass es ihm genauso wenig leicht fallen wird, wie mir!).
Ich verbringe meine Abende mit anderen Menschen und stürze mich in die Ablenkung und bin der festen Überzeugung, dass ich jetzt alles ändern werde. Aber am nächsten Morgen, wenn ich alleine im Bett aufwache und mich der nächste einsame Tag erwartet, dann wünsche ich mir einfach, dass ich von all dem nie etwas erfahren hätte. War mein Leben denn wirklich sooooo schlimm? Und wenn er jetzt anders ist? Wenn mein Mann jetzt bereit ist, etwas zu ändern.... wieso soll ich weiterhin hier sitzen und alleine und traurig sein?
Ich weiß sehr wohl, dass das Fremdgehen nicht alles war! Aber vielleicht habe ich ja auch dazu beigetragen? Ich sehe mich nämlich keines Wegs als armes hascherl, was auf dem Boden kauert. Ich habe mir ja auch einiges raus genommen und ihr habt es ja auch erkannt, ich habe ihn belogen um zu meinem Ziel zu kommen.
Das habe ich ja auch öfter gemacht. Wo ich wann war, mit wem ich wo war, wo ich hingehe.... ich bin den leichteren Weg gegangen und habe ihn angelogen um einer Diskussion aus dem Weg zu gehen! Und wenn er es dann doch raus bekommen hat, dann war er natürlich noch weniger begeistert. Hätte ich ihm gleich die Stirn geboten und mal gesagt, dass es mir egal ist, ob es ihn stört, wenn ich abends ohne ihn mal was trinken gehe, dann wären wir vielleicht gar nicht an dem Punkt gelandet. Aber er hat mir ja dann auch einfach nicht mehr vertraut. Er war immer der Meinung, ich würde ihn absichtlich eifersüchtig machen, zu dem Gedanken musste er ja auch erstmal kommen.
Ich hoffe einfach, dass ich vielleicht mehr und mehr an Stärke gewinne.
Es ist doch leichter einem Kaninchen die Stirn zu bieten, als einem Tiger. Vielleicht muss ich einfach ein Tiger werden?
Naja, kommen wir zu dem anderen Punkt, an dem ihr Recht hattet:
Die letzten zwei Tage waren (neben meinem Mann der heute auch mehrmals bei meiner Arbeit angerufen hat) auch aufgrund meines Kollegen etwas belastend.
Das Billiardspielen war wirklich nett. Irgendwann hat sich eine kleine Gruppe Engländer zu uns gesellt, die wir beim rauchen draußen schon kurz kennen gelernt hatten. Der eine wich mir nicht von der Seite und wurde irgendwann dann auch zu aufdringlich. Ich hab ihn dann versucht in seine Schranken zu weisen, aber mein Kollege war dann wohl der Meinung, er müsste mir helfen und hat sich dann als mein Mann ausgegeben und den anderen gebeten mich in Ruhe zu lassen.
Auf der einen Seite hat mich das genervt, weil ich eigentlich nicht das Gefühl hatte gerettet werden zu müssen (habe ich ihm dann auch so gesagt), auf der anderen Seite fand ich es aber auch ganz süß (ja, ich hab sie auch nicht mehr alle!).
Naja, den Rest des abends waren wir dann also verheiratet und es war noch lustig, die Engländer haben sich dann auch für ihren Freund entschuldigt und waren dann ganz umgänglich. Aber durch das kleine Schauspiel waren mein Kollege und ich dann plötzlich recht nah und er hat immer wieder meine Hand genommen und seinen Arm um mich gelegt.
Gegen zwei Uhr sind wir dann aufgebrochen und er wollte mich noch nach Hause bringen, was ich aufgrund des Wetters auch ganz nett fand. Ich war auch schon ziemlich angeheitert und während wir dann nach Hause liefen (ich bei ihm untergehakt), habe ich mir die ganze Zeit gesagt, dass ich ihn NICHT mit nach oben nehme. NEIN, das werde ich nicht tun.
Und um das vorweg zu nehmen: ich habe mich dran gehalten, auch wenn mein Gefühl da wirklich ambivalent war. Ich glaube, ich wollte einfach nicht alleine sein. War dann aber doch vernünftig. Gab allerdings einen Abschiedskuss (was wahrscheinlich doof genug war). Er schrieb mir dann noch, dass er den Abend sehr schön fand und dass es ihm sehr schwer fällt sich zusammen zu reißen.
Im gleichen Moment (es war fast drei Uhr), schrieb mir mein Mann, warum ich um die Uhrzeit online bin.
Ich hab dann einmal laut geschrien und mein Handy aufs Bett geschmissen. Wieso gibt es denn nicht mal was nicht kompliziertes?
Naja, heute dann nach der Arbeit stand der Stammtisch an. Mein Kollege wieder am Start. War auch ganz nett. Aber ich war eigentlich viel zu müde und bin um zehn gegangen. Meine Kollegin hat mich dann auch schon drauf angesprochen ob sie da was verpasst hätte (- vielsagender Blick- erst Kollege- dann ich). Ich irgendwie versucht abzuwinken.... nur Freunde.... ja klar, Freunde die sich küssen.
So, dann auf dem Weg nach Hause schrieb mir mein Kollege ob ich seinetwegen gegangen wäre. Daraufhin habe ich ihm dann eine Sprachnachricht geschickt und einfach mal gesagt was ich denke:
Ich fühle mich einsam, ich bin es nicht gewöhnt alleine zu sein und er ist da. Das ist schön, das fühlt sich gut an. Aber ich hänge noch sehr an meinem Mann und meiner (vielleicht kranken) Beziehung und weiß nichtmal genau was ich morgen machen werde. Ich genieße die Zeit mit ihm (Kollege), weiß aber auch, dass er sich vielleicht mehr erhofft, als ich gerade geben kann. Das letzte was ich will, ist ihn ausnutzen und ihn traurig machen, wenn ich mich vielleicht schon bald, dazu entschließe zu meinem Mann zurück zu gehen, eine Weile ganz alleine sein zu wollen, weg zu ziehen oder für mehrere Monate eine Auszeit zu nehmen, denn gerade kann davon alles passieren. Ich weiß, dass ich Probleme damit habe, alleine zu sein. Das macht mich unsicher und ich fühle mich nicht vollständig, Aber dieses Problem ist meins und es ist nicht seine Aufgabe mich wie eine Klientin zu begleiten und zu beraten. Ich verbringe gerne Zeit mit ihm, weiß aber nicht, ob es beidseitig aus den gleichen Gründen ist. Außerdem kann ich nicht sagen, wie mein Mann reagiert, wenn er mitbekommt, dass wir gerade so viel Kontakt haben und obwohl er sagt, er kann auf sich selbst aufpassen, habe ich das Gefühl, dass es nicht richtig wäre, ihn in mein Chaos mit rein zu ziehen (ja auch da hattet ihr wohl recht).
Naja, es hat erstmal etwas gedauert bis er darauf überhaupt reagiert hat. Er schrieb nur, dass er das sacken lassen muss und sich gerne morgen nochmal mit mir treffen möchte.
Ich habe jetzt unter Vorbehalt zugestimmt, wollte eigentlich morgen Abend einfach mal gar nichts machen und wenigstens mal versuchen die Gefühle auszuhalten, die so ein einsamer Freitag Abend mit sich bringt. Aber es wäre natürlich angenehmer nicht alleine zu sein.
Soviel zu mir. Ich habe gerade das Gefühl, dass es echt viel arbeitet in mir.
Auch diese Bedürfnisse und Wünsche die nur mich betreffen gehen mir nicht aus dem Kopf. Aber ich kann sie nicht mal wirklich formulieren. Wenn sie nur mich betreffen sollen, dann macht mir das ganz schön zu schaffen.
Das einzige Bedürfnis was ich gerade formulieren kann ist, dass ich nicht mehr in dieser Wohnung bleiben will und dass ich nicht alleine sein möchte. Was ich jetzt daraus machen soll weiß ich allerdings auch noch nicht!
25.10.2018 22:10 •
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