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Er sagt ich bin an allem Schuld

S
Vielen dank für eure Antworten. Sie helfen auf jeden Fall mich selbst zu reflektieren und mein Verhalten zu hinterfragen. Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, wieso meine Gefühle so ambivalent hin und her schwanken und wieso ich über ein Verzeihen nachdenke.
Ja, ich liebe ihn. Das kann ich mit Gewissheit sagen. Aber ich glaube, dass der Gedanke nochmal von Vorne anzufangen auch etwas damit zu tun hat, dass der andere Weg für mich so dunkel und angsteinflößend aussieht. Ja, angsteinflößender, als die Vorstellung in mein altes Leben zurück zu kehren. Ich muss mich ja auch der Möglichkeit stellen, dass alles von vorne beginnt, aber genauso endet wie diesmal. Also Betrug und (wie ihr es nennt) Missbrauch bzw. Gewalt. Und selbst vor diesem Weg graut mir weniger, als vor dem des allein seins und nicht wissen, was mich erwartet. Das mag skurril erscheinen und ich verstehe mich da selbst nicht, aber ich habe wirklich fast Panik vor dem Gedanken. Wo soll ich hin?
Und da ist auch ein wenig die Angst vor der Antwort der Frage: lässt er mich einfach so gehen? Was tut er, wenn ich es endgültig beende?
Darauf brachte mich gestern mein Arbeitskollege (zu dem Treffen komme ich gleich). Er stellte mir diese Frage. Ich habe sie abgetan mit den Worten, dass meinem Mann ja nichts anderes übrig bleibt.
Aber der Abend und auch die Nacht kreisten meine Gedanken um diese Frage. Denn mein Impuls ist nach wie vor zu sagen, dass er es akzeptieren muss und wird. Aber weiß ich das? Kann ich das einschätzen? Ich bin mir immer unsicherer. Unsicherer im Bezug auf all meine Einschätzungen momentan. Und natürlich wäre es der leichtere Weg, die Augen zu verschließen und einfach weiter zu machen.
Das kann ich aber nicht, das würde ich nicht ertragen.
Ich erwarte keine 100%tige Monogamie mehr von meinem Mann. Ich glaube, dass er das nicht kann und damit kann ich leben, solange es nicht hinter meinem Rücken passiert und nicht in meinem Umfeld. Wenn er diese Bestätigung braucht oder unterschiedliche Settings, um seine S. auszuleben, dann bin ich bereit, ihm diese Freiheiten dann zu geben, wenn ich seine Bedürfnisse nicht mehr erfüllen kann (wir haben schon in der Vergangenheit etwas experimentiert).
Aber damit ist es ja nicht getan. Das war (ist) ja nicht unsere einzige Baustelle gewesen. Inwieweit er bereit ist etwas zu tun und sein Verhalten auch im Bezug auf den Umgang mit mir zu ändern, oder inwieweit er das überhaupt kann, wird sich wohl irgendwann zeigen.
Er sagt er kann es und er wird es. Die Vorschläge um das zu erreichen, müssen aber von ihm kommen. Ich kann den Weg nicht für ihn gehen. Das habe ich ihm auch so mitgeteilt.

Das Gespräch gestern mit meinem Kollegen war wirklich gut und befreiend. Es hilft mir sehr jemanden zu haben, der mir das Gefühl gibt, mit all den Problemen okay zu sein.
Vielleicht kann ich auch gerade deshalb so gut mit ihm reden, weil er mir nicht so nahe steht, ähnlich wie mit einem/ einer Therapeut*in. Er hat mir viel über seine Ehe und der Affäre seiner Frau erzählt und wie es anschließend nach mehreren Versuchen des Neustarts, doch zur Trennung kam.
Ich habe das erste mal auch sehr offen erzählt und auch meinen Mann beschrieben. Jedoch an manchen Punkten gemerkt, wie ich verkrampfte und ich nicht weiter darüber sprechen konnte. Das hat er bemerkt. Er hat meine Hand genommen und gesagt, ich solle ihn ansehen. Dann meinte er, es sei okay wenn ich nicht alles erzählen möchte. Das müsste ich auch nicht, ich würde schon merken, wann der richtige Zeitpunkt dafür sei. Genau dies hat dazu geführt, dass ich genau darüber nachgedacht habe, welche Punkte es waren, die mir so schwer gefallen sind und warum.
Ich meine wow, dieser Mensch hat mich quasi lesen können.
Das fand ich schon irgendwie beeindruckend.
Wir kennen uns nur sporadisch, er ist nicht in meinem Team, daher waren die kurzen Gespräche zwischen uns eher zwischen Tür und Angel und meistens sehr oberflächlich. Trotzdem habe ich ihm gleich erzählt, was bei mir los ist, als er mich fragte. Schon das war untypisch für mich.
Jeden Donnerstag Abend gibt es einen sogenannten Stammtisch. Da gehen einige Kollegen nach Feierabend noch in eine Bar um die Ecke. Ich war bisher nur ein paar Mal mit (wenn mein Mann nicht in der Stadt war meistens).
Da haben wir uns damals einmal etwas intensiver unterhalten. Er ist mir nur aufgrund seines Äußeren im Gedächtnis geblieben (Tattoos und Hippster-Frisur ).
Komisch irgendwie.
Jedenfalls sehen wir uns am Donnerstag beim Stammtisch wieder. Ich sollte wieder etwas mehr am sozialen Leben teilnehmen habe ich mir vorgenommen.

Und auch wenn er kein Therapeut ist, habe ich das Gefühl in ihm jemanden zu haben, dem ich eventuell wirklich alles erzählen kann und werde. Halt dann, wenn es für mich passt und möglich ist.

Morgen Abend treffe ich meinen Mann, wir wollen essen gehen. Ich versuche weiterhin den Kontakt nicht bei einem von uns statt finden zu lassen (sein Vorschlag war, gemeinsam zu Kochen). Vielleicht ist das Selbstschutz. So verhindere ich, dass ich zu weit gehe. Vielleicht ist es aber auch, weil er sich dann zusammen reißen muss. Das versuche ich noch raus zu finden.

15.10.2018 16:40 • #361


K
Vergiss mal für 10 Sekunden die ganze Geschichte, Dich selbst, Deinen Mann, Deine Eltern usw. Das alles. Nur für ein paar Sekunden.

Zitat von Schneeliese:
Also Betrug und (wie ihr es nennt) Missbrauch bzw. Gewalt. Und selbst vor diesem Weg graut mir weniger, als vor dem des allein seins und nicht wissen, was mich erwartet. Das mag skurril erscheinen und ich verstehe mich da selbst nicht, aber ich habe wirklich fast Panik vor dem Gedanken. Wo soll ich hin?


Hälst Du es für ein brauchbares Fundament einer Beziehung wenn mind. ein Partner mit dem Anderen aus Angst zusammen ist?

15.10.2018 16:48 • x 2 #362


A


Er sagt ich bin an allem Schuld

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S
Zitat von Knutuschi:
Vergiss mal für 10 Sekunden die ganze Geschichte, Dich selbst, Deinen Mann, Deine Eltern usw. Das alles. Nur für ein paar Sekunden.



Hälst Du es für ein brauchbares Fundament einer Beziehung wenn mind. ein Partner mit dem Anderen aus Angst zusammen ist?


Nein natürlich nicht.
Aber das ist ja wie geschrieben auch nicht der einzige Grund.

15.10.2018 16:51 • #363


K
Zitat von Schneeliese:
Aber das ist ja wie geschrieben auch nicht der einzige Grund.


Die anderen sind auch Angst.

Warum musst eigentlich Dein Aussage gleich wieder relativieren?

15.10.2018 16:53 • x 1 #364


S
Ich denke eher, dass deine Angst vor einer ungewissen Zukunft absolut im Vordergrund ist. Dieser Angst ordnest du alles unter und versuchst, Begründungen zu finden und Strategien durchzuspielen, wie du eventuell doch bei deinem Mann bleiben kannst.

Von daher kann ich nicht so ganz glauben, dass der Stand deiner Überlegungen wirklich das ist, was du tun wirst und solltest. Dein Mann nimmt im Moment keine Rücksicht auf deine Gefühle, mittlerweile p.oppt er mit der Auszubildenden in seiner Firma. Vorher war es seine Ex-Frau. Hat er die Affäre mit der Auszubildenden beendet?

Bislang hat er keine Rücksicht darauf genommen, ob die Damen aus eurem näheren Umfeld waren. Vermutlich wird er das in Zukunft auch nicht. Im Moment sieht er dich davon ziehen und ist bereit Zugeständnisse zu machen, aber wie dauerhaft das sein wird, kann man jetzt noch nicht wissen.

Ich würde dir dringend raten, jetzt nichts zu überstürzen. Keine schnelle Rückkehr in dieses Haus, weiter Treffen auf neutralem Boden. Und: Ich glaube du überschätzt dich ganz gewaltig, was deine emotionale Situation betrifft wenn es wieder zu körperlicher Nähe und/oder S. kommt. Es wird lange dauern, wenn es überhaupt möglich ist, dass dir da nicht mehr in den Kopf schiesst: hat er das auch mit seiner Ex-Frau oder der Azubine oder irgendwelchen anderen Frauen gemacht. Beim letzten Treffen in deiner Wohnung hat es dich dann wohl doch hauptsächlich nur noch angeekelt, als er dich angefasst hat.

Ich würde dir dringend raten, dich zu informieren, welche Maßnahmen du in Zukunft treffen willst, um Ansteckungen mit Geschlechts-Krankheiten zu vermeiden. Da wäre mir persönlich nur ein Kond. zu wenig, da auch bei O.al. Sechs jede Menge Krankheiten übertragen werden gegen die du dich schützen solltest.

Gut, dass du dich mit deinem Kollegen so gut verstehst und jemanden hast, der dir aus eigener Erfahrung und eigenem Erleben zur Seite stehen kann. Wobei ihm und seiner Ex ja nicht mehr gelungen ist, eine neue Basis für ihre Ehe zu finden.

15.10.2018 17:05 • x 2 #365


B
Zitat:
Also Betrug und (wie ihr es nennt) Missbrauch bzw. Gewalt. Und selbst vor diesem Weg graut mir weniger, als vor dem des allein seins und nicht wissen, was mich erwartet. Das mag skurril erscheinen und ich verstehe mich da selbst nicht, aber ich habe wirklich fast Panik vor dem Gedanken. Wo soll ich hin?


Die Antwort kannst du dir sicher selbst geben. Gewalt und Missbrauch sind bekanntes Terrain für dich. Alles andere kennst du nicht. Veränderungen machen Angst. Dann doch lieber in der unbequemen Komfortzone bleiben. Paradox aber nur zu menschlich.

Die Veränderungen müssen von dir aus kommen. Solange deine Leidensfähigkeit nicht überschritten ist, wirst du nichts verändern. Durch deine Ursprungsfamilie ist diese offenbar sehr hoch angesetzt. Ob du überhaupt ohne externe Hilfe aus dieser Spirale raus kommst, kannst nur du wissen und austesten.

Take care, alles Gute

Brightness

15.10.2018 17:09 • x 6 #366


S
Zitat von Knutuschi:

Die anderen sind auch Angst.

Warum musst eigentlich Dein Aussage gleich wieder relativieren?


Naja, ich habe ja geschrieben, dass an erster Stelle steht, dass ich ihn liebe. Und neben den Gefühlen, sind dann da natürlich auch praktische Dinge (Haus, Familie etc.)

Aber ja, ich erkenne schon was du meinst und merke selbst, dass ich gleich wieder in den Abwehrmodus schalte. *seufz*
Ehrlich gesagt keine Ahnung wie ich das halbwegs objektiv betrachten soll. In einem Moment scheint es ja alles ganz klar zu sein, im nächsten wieder nicht.

15.10.2018 17:10 • #367


M
Liebe, definiere bitte was du als Liebe deutest

15.10.2018 17:12 • x 4 #368


S
Manchmal reicht es nicht, wenn man seinen Partner liebt, um eine Beziehung oder Ehe zu führen, in der man selbst auch glücklich ist und nicht immer zurückstecken muss. Du hast gelernt, dass auf dir herumgetrampelt werden darf, deine Gefühle nicht ernst genommen und übergangen werden. Da ist dein Mann nicht besser als deine Mutter.

Wahre Liebe fordert nicht das, was du bisher immer bereit warst zu geben bzw. was dir eingetrichtert wurde, was du dafür zu tun und zu machen hast.

15.10.2018 17:14 • x 6 #369


S
Sabine,
laut seiner Aussage hat er immer mit Kond. verhütet. Kann ich natürlich nicht beurteilen und nur glauben oder eben nicht.

Und mit anderen Frauen läuft gerade anscheinend nichts. Das hat er beendet. Die Auszubildende sucht wohl aktuell nach einer anderen Firma.

Ich merke momentan, dass es mir leichter fällt ihm mit Distanz zu begegnen und mich der Kontakt nicht so schnell umhaut wie noch vor einigen Tagen. Ich weine weniger und habe nicht mehr das Gefühl, dass mich alle Emotionen auf einmal überrollen, sobald ich die Wohnung betrete.

15.10.2018 17:15 • x 2 #370


K
Es ging mir gerade überhaupt nicht darum, Dich irgendwohin zu bewegen. Ich wollte Dir nur was zeigen gerade. Was Du ja tatsächlich selbst bemerkst.

Ganz unbhängig von Deiner Mutter oder Deinem Mann und ganz gleich was die Ursachen für alles sind, bringst eben auch Du einen Teil mit in die Beziehung ein der ein ungesundes Fundament ausmacht.

Ausserdem muss ich Dir leider sagen, dass der teil der den inneren Druck zum Zusammenleben auslöst keine Liebe ist. Das Gefühl von Liebe löst nie Druck oder Zwang aus. Auch nicht im eigenen fühlen.

Leider verwechseln sehr viele Menschen diese Gefühle und geben es auch so weiter.

Ich will damit nicht sagen, dass Du ihn vielleicht nicht lieben würdest. Sicher tust Du das und wirst das vielleicht immer. Aber alle Gefühle von denen Du bisher geschrieben hast - da war keins Liebe. Das war alles überlagert vom kindlichen brauchen.

15.10.2018 17:16 • x 3 #371


S
Zitat von mcteapot:
Liebe, definiere bitte was du als Liebe deutest



Das ist eine harte Frage, ich habe das Gefühl, dass ich darauf keine richtige Antwort geben kann.

15.10.2018 17:18 • #372


S
Zitat von Knutuschi:
Es ging mir gerade überhaupt nicht darum, Dich irgendwohin zu bewegen. Ich wollte Dir nur was zeigen gerade. Was Du ja tatsächlich selbst bemerkst.

Ganz unbhängig von Deiner Mutter oder Deinem Mann und ganz gleich was die Ursachen für alles sind, bringst eben auch Du einen Teil mit in die Beziehung ein der ein ungesundes Fundament ausmacht.

Ausserdem muss ich Dir leider sagen, dass der teil der den inneren Druck zum Zusammenleben auslöst keine Liebe ist. Das Gefühl von Liebe löst nie Druck oder Zwang aus. Auch nicht im eigenen fühlen.

Leider verwechseln sehr viele Menschen diese Gefühle und geben es auch so weiter.

Ich will damit nicht sagen, dass Du ihn vielleicht nicht lieben würdest. Sicher tust Du das und wirst das vielleicht immer. Aber alle Gefühle von denen Du bisher geschrieben hast - da war keins Liebe. Das war alles überlagert vom kindlichen brauchen.


Klar, ich bin mir dessen auch bewusst, dass ich mit Sicherheit unbewusst auch eine bestimmte Art Mann anziehend finde. Genauso bin ja auch ich ein Teil der Beziehung gewesen. So habe ich ihm ja durch meine Art auch die stille Erlaubnis gegeben, mich und unsere Ehe so zu behandeln. Da gehören ja immer zwei dazu!
Aber ich denke, der erste Schritt ist, das zu erkennen.

Der Druck, ja hm...der kommt sowohl von außen, als auch von mir. Ich möchte ja auch dieses schöne Bild nach außen tragen und wollte ja immer auch eine gewisse Lebensweise führen, hatte also mein Idealbild für mich selbst erschaffen. Diesem Idealbild haben wir als Paar entsprochen (Haus, Hund, Auto, Reisen- keine Kinder- unabhängig- glücklich). Schade nur, dass es hinter den Kulissen anders aussah.
Aber wenn man ganz doll dran glaubt und die Augen zusammenkneift und es sich ganz doll wünscht, vielleicht wird es ja dann doch irgendwann Wirklichkeit?!
Hat leider nicht geklappt und jetzt suche ich irgendwie einen anderen Weg.

15.10.2018 17:26 • #373


M
Zitat von Schneeliese:
Aber wenn man ganz doll dran glaubt und die Augen zusammenkneift und es sich ganz doll wünscht, vielleicht wird es ja dann doch irgendwann Wirklichkeit?!

Merkst du meinen Wunsch? Ich kneife auch ganz fest -ehrlich- !

Wie lange kannst du die Wohnung nutzen, hat dein Mutter noch was gesagt?

15.10.2018 17:30 • #374


K
Zitat von Schneeliese:
Hat leider nicht geklappt und jetzt suche ich irgendwie einen anderen Weg.


Einer wäre die selbst erkannten ungesunden Anteile erstmal zumindest teilweise zu heilen bevor Du überhaupt wieder in eine Beziehung gehst.

15.10.2018 17:31 • x 2 #375


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