So, meine Mutter ist weg! Ich kann wieder atmen!
So, jetzt noch mal kurz eine kleine Anekdote: ich habe mich in der 7 Klasse meiner Sportlehrerin anvertraut, sie war jung und immer nett und irgendwie habe ich ihr damals vertraut! Ich erzählte ihr von meinem Vater und wie meine Nachmittage aussehen, ich erzählte ihr von meiner Mutter, die 10 Stunden täglich arbeitete und der es wichtiger war, den Schein nach außen zu wahren, als endlich was dagegen zu tun, dass ihr Mann a) dass ganze Geld versoff oder verspielte und b) dass ihre Tochter den Nachmittag damit verbräche, neben den Hausaufgaben den betrunkenen Vater zu suchen oder zu pflegen.
Meine Lehrerin war schockiert und versprach aber auf mein Drängen, dass sie nichts sagen würde.
Ein paar Tage später kam meine Mutter wütend nach Hause, nachdem sie ein Gespräch in der Schule hatte.
Tja, ich war dann das Mädchen, welches pübertäre Probleme mit der Mutter hatte und deshalb mit Geschichten Ärger machen wollte.
Meine Mutter, die schwerarbeitene Bankangestellte in Führungsposition, die ihre Tochter auf eine Privatschule schickte, damit aus ihr mal was wird, die den schwer diabeteskranken Vater auch noch miternährte, die sich zusätzlich noch um ihre kranke Mutter kümmerte und dann auch noch so eine undankbare Tochter hatte.
Also ich habe gelernt, dass die Wahrheit nicht immer dem entsprechen muss was man nach außen trägt und dass Menschen sowieso nur das glauben was sie entweder mit eigenen Augen sehen, oder was leichter für ihren Verstand ist. Demnach wundern mich hier einige Antworten nicht!
Es ist mir allerdings auch egal! Es gibt so viele skurrile Geschichten in meinem Leben (gerade was meinen Vater betrifft), das würde sowieso niemand glauben und daraus könnte ich eine super Geschichtensammlung a la Roland Dahl schreiben!
Aber ich habe mich in den letzten Jahren schon wirklich nach und nach immer mehr von meiner Mutter gelöst! Der Zustand jetzt, ist aushaltbar! Wir sehen uns etwa 6-8 mal im Jahr! Meistens zu Festen oder Krankheiten (super Mischung), deshalb war mir auch klar, dass ich mich hätte auf den Kopf stellen können um zu verhindern, dass sie hier aufschlägt und es hätte sowieso nichts gebracht! So war es einfacher, vielleicht nicht gesünder, aber einfacher!
Jetzt habe ich für die nächsten Wochen Ruhe, zumindest was ihre Präsenz angeht und das lässt mich wieder aufatmen!
Was meinen Mann angeht: ich weiß wie das aussieht!
ABER: ich wehre mich noch mit Händen und Füßen dagegen, dass ich ihm das Gefühl gebe, es wäre alles beim Alten!
Mein Kopf weiß auch, was los ist und was besser wäre und dass ich doch nach all dem nicht ernsthaft darüber nachdenken kann, ihn zurück zu nehmen!
Aber mein Brustkorb zieht sich zusammen und ich habe das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen, wenn ich an ein Leben ohne ihn denke!
Ich versuche gerade noch Gefühle gehen Rationalität abzuwägen und schwanke immer wieder hin und her!
Ich lese von jahrelangem Doppelleben, von Zweitfamilien, von Kindern die entstehen und es scheint ok, wenn die Frau oder der Mann dem Betrüger oder der Betrügerin verzeiht.
Wieso gibt es so wenig Verständnis dafür, dass auch ich verzeihen möchte? Oder zumindest, dass der Weg zurück manchmal leichter erscheint, als das Lösen und Aufgeben?