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Er packte heimlich seine Sachen als ich arbeiten war

Hulkine
Ich finde die Schuldfrage auch immer sehr relativ. Wir tun in Momenten das was wir für das beste halten. Wir tun das was wir für richtig halten. Ob es dann richtig oder falsch ist, merken wir dann hinterher. Wenn das Interesse z.B. schwindet, ist die Schuldfrage hinfällig. Für Gefühle können wir alle nichts. Entweder sie sind da oder nicht. Dafür kann niemand etwas wenn gefühle verblassen. Nichts ist für die Ewigkeit. Und Gefühle eines anderen Menschen stehen mir nicht zu und kann sie nicht fordern

Trotzdem tragen wir die Verantwortung, wie wir mit unseren Entscheidungen umgehen. Diese hat er nicht übernommen und ist den Weg des geringsten widerstandes gegangen. Das ist äußerst unreif und verletztend. keine Ahnung ob er sich dessen bewusst ist. Glaube eher nicht.

Außerdem. Machen und machen lassen. Wir haben alle unsere Grenzen. Wir müssen das Spiel nicht ewig mitspielen

22.10.2021 14:09 • x 1 #76


B
Zitat von Hulkine:
Wir haben alle unsere Grenzen. Wir müssen das Spiel nicht ewig mitspielen

Ganz genau! Keiner muss sich das antun, sich zum Spielball von Wechselbädern aus Nähe und Distanz zu machen. Es nervt, es tut weh, es verunsichert. Stabile Beziehungen, auf die man bauen kann, sind mit solchen Menschen schlichtweg nicht möglich. Es sei denn, man empfindet die emotionalen Wechselbäder nicht als verletzend und ist entsprechend kaltschnäuzig um das auszuhalten. Dann warte ich halt mal zwei Wochen, der kriegt sich schon wieder ein ...

Ja, er kann Dir leid tun, aber er kann nicht anders. Er könnte etwas haben, was er sich wünscht, aber dann macht er sich wieder alles kaputt, weil er nicht anders kann.
Klassischer Wiederholungstäter, der wie der lonesome Cowboy durch die Prärie zieht. Er weiß nicht so recht, was er sucht, aber hinter dem nächsten Hügel könnte er es finden.
Da liegt vielleicht eine Ranch, wo er mal andockt und meint, dass die Suche nun ein Ende hat. Leider lebt dort auch nur eine Frau mit Wünschen und Vorstellungen, die ihn dann erdrücken. Also zieht er weiter und kommt nie an.

Nicht nur er sollte Dir leid tun, Du Dir selber darfst Dir auch leid tun, aber nicht zu viel.
Verzeihe Dir, Du konntest es nicht wissen. D.h. sicher waren da Red flags, die Du aber übersehen hast - wie ich auch. Wenn einer mit Mitte 40 nie verheiratet war und keine Beziehungen auf Dauer halten konnte, hätte ich davon ausgehen können, dass es auch mit mir nichts wird.
Diese Männer sind nicht bösartig, aber beschädigt. Aber das kann keine Frau heilen, sondern nur er selbst, wenn er denn wollte. Allerdings sind Bindungsängste nur schwer heilbar. Und diejenigen, die darunter leiden, gehen nicht unbedingt zum Therapeuten. Hilfe, das könnte unbequem werden, unerfreulich und wer weiß, was der alles findet ... Nö, lieber so weiter leben, zumal an der nächsten Ecke schon eine Andere wartet, die es sein könnte.

22.10.2021 15:21 • x 2 #77


A


Er packte heimlich seine Sachen als ich arbeiten war

x 3


B
Zitat von Hansl:
Oder man hat die Kraft und das Engagement sich zusammen mit dem Partner dem zu stellen.

Ich wollte das damals. Ich habe mir irgendwann Gedanken gemacht, was es wohl sein könnte und warum unsere Beziehung in so eine Schieflage gekommen war. Dann googlete ich mal ein wenig und wurde schnell fündig. Unglaublich, zum Thema Bindungsangst gibt es ganze Bücher. Sofort las ich zwei und war geschockt. Insbesondere der Titel Jein - Bindungsängste erkennen und bewältigen von Stefanie Stahl war sehr nützlich, denn dort fand ich unsere Beziehung eins zu eins beschrieben.
Ich sprach mit ihm und ja, er war bereit, sich das anzuhören. Und dann las er selbst ein Buch darüber, denn er wollte es selbst künftig besser machen.
Ich war glücklich, denn ich hatte meine Mission gefunden: ich werde den kleinen Krisenpatienten schon auf den Weg bringen.

Natürlich klappte das nicht, denn er war es gewohnt auf dem Sockel zu stehen, was gleichzeitig bedeutet, dass ich unter ihm stand und zu ihm aufsah. Indem ich ihn zu einem machte, der geheilt, also geändert werden muss, stellte ich mich über ihn. Und das vertrug er nicht. Er konnte Bindungen nur einigermaßen halten, wenn er die Oberhand hatte.
Er gab sich eine Zeitlang Mühe, aber ich spürte, es war Mühe. Es geschah nicht so aus freien Stücken, denn er handelte gegen die inneren Impulse.
Letztendlich ging er dann. Er hielt es einfach nicht mehr aus und verabschiedete sich per Mail, zu einem Zeitpunkt, wo es mir endlich besser ging, weil ich die Rolle der Ertragenden und Leidenden verlassen hatte.

Ich war wie gelähmt und las das, was ich doch die ganze Zeit gewusst hatte, aber auch verdrängt hatte. Er kann es nicht, egal wie lieb und verträglich und zugewandt die Frau auch ist. Es ist eben so. Er hat eine Beziehung und dann flaut recht bald die Verliebtheit ab und übrig bleibt - nicht viel.

Die ständige Irritation verunsichert die Partnerin, die bald nicht mehr weiß was sie tun soll und kann und darf.
Reden - ja, wenn seine Antennen gerade mal auf Empfang sind. Aber was bringt es? Nicht viel, denn sein innerer Imperativ ist viel stärker als alles andere. Vermeide feste Bindungen, denn Du wurdest damals verlassen und das tut so weh, dass Du es künftig vermeiden musst.

Ich wusste einiges über ihn. Einige Bruchstücke erfuhr ich von ihm, den Rest konnte ich mir zusammenreimen. Er war ein Kleinkind und es kamen Zwillinge zur Welt. Die Mutter, der Haus, Hof und Kinder oblagen, war wohl oft überfordert, müde, ausgelaugt. Und der kleine Alexander lief auf einmal nebenher, in einem Alter, in dem ein Kind mit dem Verstand nichts begreift und verarbeiten kann.
Zeitlebens ein sehr distanziertes Verhältnis zum Vater, der ihn wohl eher ablehnte. Anstatt stolz auf seinen Sohn zu sein, wertete er ihn ab. Geh weg, das kannst Du nicht, du machst immer alles falsch.
Botschaft des Vaters (der natürlich selbst beschädigt war): Du bist nicht so wie Du für mich sein solltest.

Das ist traurig und verstörend für ein Kind, das sich schließlich in seine Welt zurückzieht, um damit klar zu kommen. Und so wandern die Bindungsängste ins Unterbewusstsein, wo sie zwar nicht spürbar sind, aber den Menschen doch stärker dirigieren als er selbst es glaubt und will.
Ich vermute, er wurde auch geschlagen. Er hatte irgendwie etwas Geprügeltes an sich. Das meiste aus seiner Kindheit hatte er verdrängt, ausgeblendet, scheinbar vergessen, aber nicht bewältigt.

Und diese innere Unsicherheit, dieses Bestreben nach Bestätigung (im Beruf. bei Freunden, bei Frauen) merkt man dann auch, aber eine Partnerin kann diese Lücken niemals auffüllen, zumal sie oft selbst beschädigt ist.

Zwei Lahme können zusammen nicht gehen, selbst wenn sie es wollten.

22.10.2021 15:42 • x 2 #78


Hulkine
@Begonie wie lange warst Du mit ihm zusammen?

Zitat von Begonie:
Die ständige Irritation verunsichert die Partnerin, die bald nicht mehr weiß was sie tun soll und kann und darf.


Genau so hab ich es auch empfunden. Mich hat das irgendwie fertig gemacht.

22.10.2021 15:50 • #79


Hansl
Zitat von Begonie:
Ich wollte das damals

Ja.
Ich will es heute noch.

Zitat von Begonie:
Dann googlete ich mal ein wenig und wurde schnell fündig. Unglaublich, zum Thema Bindungsangst gibt es ganze Bücher. Sofort las ich zwei und war geschockt.

Exakt mein Erleben.
Durch sie wurde in mir die Büchse der Pandora geöffnet.
Vorallem auch was mich selbst betrifft.
Dein Text ist perfekt, dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Ich könnte ähnlich referieren, aber es ist alles gesagt.
Auch mir war und ist das alles neu gewesen.
Und hab auch viel verhaut, war dem nicht gewachsen.
Leider.

Zitat von Begonie:
Zwei Lahme können zusammen nicht gehen, selbst wenn sie es wollten.

Ich kann mich damit nicht abfinden.
Können schon, aber ich will nicht.
Ich weiß wohin ich gehöre.
Selbst wenn ich auf den Mars ziehe.

22.10.2021 15:59 • #80


B
Zitat von Hulkine:
Mich hat das irgendwie fertig gemacht.

Mich auch. Ständig dachte ich nur an ihn. Was war denn nur passiert, was war falsch gelaufen?. Lag es am Ende an mir? Dieser Mann ergriff so Besitz von mir, dass sich alles nur um ihn drehte. Wann kann ich ihn wiedersehen? Was darf ich tun, um ein Treffen zu forcieren? Wie soll ich sein, dass er das Interesse nicht verliert?

Alles andere in meinem kleinen Leben wurde zweitrangig, denn es gab das eine große Thema. Ihn und die verunglückte Beziehung.

Erst viel später merkte ich, wie unglaublich viel Energie mich das gekostet hatte und wie sehr ich mich vernachlässigt hatte, um alles für ihn richtig zu machen. Ich war nicht mehr ich, ich war mir abhanden gekommen, fieberte aber dem nächsten WE entgegen, wo alles anders werden konnte. Wo ich meine Dro. wieder bekam, nach der ich gierte: ein wenig Nähe, Zärtlichkeit, Zusammensein, schöne Worte.
Und doch hatte ich immer Angst vor der nächsten Verletzung.

Ich fühlte mich wie ein Hindernisläufer, angetrieben von ihm, der an der Rennstecke stand und mich antrieb. Los, noch eine Runde, weiter, weiter, schneller, schneller! Und so lief ich eben, stürzte, stand auf und rannte weiter, der Mohrrübe hinterher, die vor meinem Mund baumelte und die ich doch nicht bekam.

Dass ich das alles mit mir habe machen lassen verstörte mich zutiefst, denn es gab unschöne Einblicke in mein eigenes Ich.

22.10.2021 16:06 • #81


B
Zitat von Hansl:
Ich weiß wohin ich gehöre.

Trugschluss. Du gehörst nicht zu einem Menschen, der Dich kalt stellt. Du gehörst nur Dir selbst und den Ort, an den Du gehörst, wählst Du selbst. Es kann nicht der Ort richtig sein, der Dir Zweifel , Traurigkeit und Aussichtslosigkeit beschert.

22.10.2021 16:08 • x 3 #82


Hansl
Zitat von Begonie:
Wenn wir uns sehen, grüßen wir uns, aber nicht sonderlich freundlich und jeder geht seinen Weg. Bloß weg von hier!
Wenn ich andere Kolleginnen und Kollegen treffe, die ich kenne, aber selten sehe, bleibe ich stehen und rede ein paar Takte und freue mich. Aber nicht bei ihm, schon weil ich mich nicht freue ihn zu sehen. Ich schätze, ihm geht es keinen Deut anders und darüber muss ich dann wieder innerlich lachen. Ja, ja, wir wissen einfach zu viel voneinander!

Ich weiß nicht.
Kann man nicht verzeihen?
Oder gab es gar keine Basis der positiven Menschlichkeit?
So im Groll trägt man doch ewig eine offene Wunde davon.
Nimmt man diesen Groll nicht mit in neue Beziehungen?
Eine gewisse Verbitterung?
Die immer bleibt?

22.10.2021 16:11 • #83


Hulkine
Zitat von Begonie:
Wie soll ich sein, dass er das Interesse nicht verliert?

Oh Gott jaaaaa das kommt mir so bekannt vor. War aber von Anfang an so. Als hätte ich es geahnt. Meine Stimme schrie schon sehr früh laut auf. Aber trotzdem blieb ich

Ich hab mich selbst nicht wiedererkannt. Das war mir unheimlich weil ich mich noch nie so mit einem Mann gefühlt habe. Konnte das schwer einordnen

22.10.2021 16:13 • #84


Hansl
Zitat von Begonie:
Trugschluss. Du gehörst nicht zu einem Menschen, der Dich kalt stellt.

Ja, ich weiß.
Natürlich nicht.
Aber sie hat mich nicht kalt gestellt, sondern ich sie und mich selbst.
Ich hab ihr keine Chance gelassen, gegeben.

Zitat von Begonie:
Du gehörst nur Dir selbst und den Ort, an den Du gehörst, wählst Du selbst. Es kann nicht der Ort richtig sein, der Dir Zweifel , Traurigkeit und Aussichtslosigkeit beschert.

Nein.
Natürlich nicht.
Aber man muß sich sicher sein.
Daß man ein Phantom liebt.

22.10.2021 16:15 • #85


Hansl
Zitat von Begonie:
Dass ich das alles mit mir habe machen lassen verstörte mich zutiefst, denn es gab unschöne Einblicke in mein eigenes Ich.

Ja, denke schwere emotionale Abhängigkeit, die durch Zuckerbrot und Peitsche sich einstellte.
Die unschönen Einblicke in sich selbst mögen unschön sein, aber sie bieten einem die Chance sich zu erkennen, versuchen sich dann positiv zu verändern.

22.10.2021 16:29 • #86


B
Zitat von Hansl:
Die unschönen Einblicke in sich selbst mögen unschön sein, aber sie bieten einem die Chance sich zu erkennen, versuchen sich dann positiv zu verändern.

Man kann aus allem was lernen und das ist auch gut so.

22.10.2021 16:34 • x 1 #87


Hansl
Zitat von Begonie:
Man kann aus allem was lernen und das ist auch gut so.

Ja, das ist so.
Nur ist der Preis zu hoch gewesen.

22.10.2021 16:51 • #88


Hulkine
man bin ich froh das es bei mir nur drei Monate waren

22.10.2021 16:53 • #89


Hulkine
Zitat von Begonie:
normalerweise und bei vielen Männern ist das S. Interesse nach gerade mal zwei Wochen nicht erloschen

So ganz erloschen war es auch nicht. Aber deutlich abgeflacht, leidenschaftslos irgendwie, mit ein paar Ausnahmen dazwischen.
Nach ein paar Monaten ist das ja auch normal, aber nach ein paar Wochen? und so plötzlich halt

22.10.2021 17:01 • #90


A


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