Hallo Du,
ich hätte Dir gerne eine PN geschrieben, aber scheinbar geht das nicht.
Ich wollte mit Dir Kontakt aufnehmen, weil ich einige Parallelen bei uns gesehen habe und gerade auch in der Trennung stecke.
Es tut mir leid, dass es Dir auch so schlecht geht.
Ich weiß auch nicht so recht, wie wir da raus kommen. Aber Du hast ja erste Schritte schon getan und kannst stolz auf Dich sein, dass Du die Sachen von ihm gelöscht hast, das bringe ich (noch) nicht fertig.
Ich war ca. 22 Jahre (mit kurzen Unterbrechungen) in einer abhängigen Beziehung zu ihm und bin nun ziemlich am Ende. Auch bei mir war das Problem u.a. die emotionale Kälte. Für ihn ist das normal, er hat das nie so empfunden.
Wir (mehr ich) hatten überlegt, warum er so ist, ob es einen Auslöser gab, weshalb er emotional dicht gemacht hat. Wir hatten eine Vermutung, doch es hat uns nicht viel weitergeholfen. Auch seine Exfreundin sagte ihm immer, sie fühle sich von ihm nicht geliebt (zu mir sagte er aber damals, sie sei die Frau seines Lebens).
Ich habe mich oft schlecht gefühlt, weil ich nicht wusste: bedeutet sein Verhalten, dass ich ihm gleichgültig bin (er sagt aber, ich sei ihm nicht gleichgültig) oder muss ich ihn verstehen und darf gefühlsmäßig keine Ansprüche an ihn haben. Ich habe ein bisschen Richtung Asperger recherchiert, dies hier trifft auf meinen Freund gut zu:
„Ihnen fehlt das nötige Einfühlungsvermögen im sozialen Umgang miteinander. Dies reicht bis zu tiefgreifenden Emotionen: Der Zugang zu Gefühlen der Zuneigung, geistig wie körperlich, bleib ihnen meist verwehrt.
Auch fällt ihnen Trauer schwer – nicht die Empfindung, aber sie auszudrücken. Sie wirken meist anteilslos und kalt. Dadurch werden sie von ihrer Umwelt ausgeschlossen und in die soziale Isolation gedrängt, in der sich Asperger-Betroffene meist sogar wohler fühlen. So entgehen sie den vielen Alltagskonflikten…“
http://www.lifeline.de/krankheiten/aspe ... 24329.htmlAber letztlich glaube ich das nicht wirklich.
Ich bin sehr emotional und bin irgendwann immer kaputter gegangen. Die zwischenmenschliche Wärme und Zuneigung fehlte, auch im allgemeinen Umgang. Freute ich mich, kam ein gleichgültiges Hm, war ich traurig, kam ein ebenso gleichgültiges Hm. Allerdings sagte er oft, dass er es anders fühlt, er würde sich mit mir freuen (ich habe das nie gespürt und habe es irgendwann nicht mehr glauben können).
Wir konnten nie zusammen lachen, alles war immer schwer und ernst. Wenn ich mal ausgelassen war, war er genervt.
Wichtige Dinge hat er mir vorenthalten und erst Monate später erzählt.
Insgesamt hat er von mir keine gute Meinung. Ich bin das ahnungslose kleine Mädchen, was von ihm abhängig ist. Daher brauchte er sich auch nie zu ändern, da ich ja eh an ihm hing. Als wir uns kennen lernten, sollte ich die Einzige sein und er hielt sehr viel von mir, machte mir Komplimente, „warb“ um mich.
Übrigens fand er mich auch zu dick (habe Kleidergröße 34/36). Als ich nervlich ziemlich fertig war, wog ich nur noch 45kg. Alle Leute sagten, ich sähe sehr dünn aus, zu dünn. Er wunderte sich, für ihn war das dann gerade so ok. Ich wollte gerne wieder ca. 10kg zunehmen und wusste, dann findet er mich fett.
Für mich fühlt es sich ebenfalls wie eine Sucht an. Man ist von etwas abhängig, was man aber gar nicht möchte, aber man kommt nicht davon los.
Auch ich habe mir immer gewünscht, es wird besser, es wird schöner, manchmal war es ja sogar auch ganz schön.
Ich weiß auch noch keinen Weg raus. Ich bin mittlerweile sehr isoliert, dazu körperlich ziemlich krank und war auf seine Hilfe angewiesen. Wir waren täglich zusammen, seit ca. 20 Jahren. Ich weiß nicht, was mit ihm los ist, ich hätte es gerne mit ihm hinbekommen, aber ich bin körperlich und psychisch so kaputt. Seit der Trennung bin ich dauererkältet, habe gerade eine Stirnhöhlenentzündung, eine Mandelvereiterung, Bronchitis, die ich nicht in den Griff bekomme und wünsche ihn herbei. Ich hoffe, ich bleibe stark.
Ich fühle also mit Dir. Ich glaube, es ist ganz wichtig, erst mal aus dieser Abhängigkeit rauszukommen. Wir sollten wieder zu uns kommen, mehr wieder von dem haben, wie wir am Anfang der Beziehung waren. Da waren wir unabhängig. Bloß wie?
Ich habe mir vorgenommen, dass ich unabhängig davon, wie der Kontakt zu ihm weitergeht, an meinem Leben arbeite, mir andere Kontakte suche, Dinge für mich mache, mich nicht mehr total auf ihn fixiere.
Man muss sich irgendwie immer wieder zusammenreißen. So Tage wie heute bei Dir sind sicherlich ok und angemessen, aber es darf kein Dauerzustand werden.
Alles Liebe!