@haseseot16:
Wenn Du über Deinen eigenen Bereich (vergangene Ehe, Kinder, Deine Wohnung) schreibst, klingst Du für mich völlig klar und sortiert.
Wenn Du über AM und seine EF schreibst, hat das was Getriebenes, Einseitiges, auch Chaotisches und eben wenig Haltbares (kann es nicht besser beschreiben).
Es macht auf mich den Eindruck, als gelänge es dem AM immer wieder, Dich und Deine Energie auf seine Seite zu ziehen und für seine Belange einzuspannen.
So wie es in einer normalen Beziehung ja auch richtig ist. Man fühlt für den Partner mit, denkt für ihn mit, gibt Rat, unterstützt.
Aber in diesem Punkt sind Affären eben keine normalen Beziehungen, weil sich die Welt nicht in Wir und alle anderen aufteilen lässt, sondern ein Dreieck besteht.
Kartoffelklos hat völlig Recht, wenn sie anmerkt, dass Du selbst in vielen Deiner Postings gar nicht statt findest. Und das ist schlecht für alle.
Der AM ist schwach. Ob durch die Situation geschwächt oder aus der Kindheit, ob das nur jetzt so ist oder ein wesentlicher Wesenszug von ihm, sei mal dahin gestellt.
Wichtig für Dich ist nur, dass Du Dir über das Einfallstor Deiner Liebe zu ihm und dem Wunsch, dass alles ein gutes Ende nehmen möge, nicht Deine Energie abluchsen lässt (bzw. ihm freimütig schenkst), um Dich mit SEINEN Problemen zu beschäftigen.
Wen man liebt, den möchte man gerne unterstützen. Insbesondere dann, wenn der sich auf einem Weg befindet, der auch einem selbst gut tut. Aber Dein AM muss es alleine können und tun, um auch nachhaltig dahinter stehen zu können. Sonst trägst Du plötzlich aus seiner Sicht die Verantwortung für euer Leben. Versuch also eine für Dich und ihn gute Grenze zu ziehen, bis zu der Du ihn machen lässt und ab der Du ihn unterstützt.
Um mal ein Bild zu bemühen:
Du bist Gast in einem Eiscafé, er ist der Kellner. Du hast einen Eisbecher bestellt und er hat Dir gesagt, dass der gleich kommt.
Wo ist Deine Grenze des Wartens, bis Du an die Theke gehst, um beim Kellner nachzufragen, wo der Eisbecher bleibt?
Wo ist Deine Grenze, ab der Du aufstehst und gehst?
Wenn der Kellner endlich mit dem Eisbecher zu sehen ist, gehst Du ihm dann entgegen und nimmst ihm das Tablett auf halben Weg ab?
Wer trägt dann die Verantwortung dafür, wenn das Eis vom Tablett rutscht?
Hilfst Du ihm mit dem Entgegenkommen aus Selbstlosigkeit oder sicherst Du damit auch ab, dass er den Eisbecher nicht an einen anderen Tisch trägt?
Vertraust Du ihm als Kellner, wenn Du ihm das Tablett abnimmst oder ihm auch nur gute Ratschläge gibst, wie man das Tablett tragen könnte?
Was ist von einem Kellner zu halten, der sich über die Schwere seines Jobs beklagt, Dich um Mithilfe im Café bittet, Dir einzelne Kugeln an den Tisch bringt, Weile gerade nicht anders geht?
Wo ziehst Du da die Grenze, ab der das nicht mehr lustig-alternativ oder nervig-aber-hinnehmbar sondern Faulheit und Unverschämtheit ist?
In einer Beziehung (jeder Beziehung) sind wir so mit dem pragmatischen Lösen von täglichen Problemen, Anforderungen und Fragen beschäftigt, dass uns häufig das große Bild verborgen bleibt und die Grenzen verschwimmen.
Ist der Kellner schon auf dem Weg zu Dir oder hat er einen Eisbecher auf dem Tablett, den Du gar nicht bestellt hast.
Gehst Du ihm mit einigen der Zugeständnisse, die Du machst, Entscheidungen, die Du triffst, schon entgegen oder sitzt Du noch wie ein normaler Kunde am Tisch.
Hat er Dich um die Übernahme des Tabletts gebeten oder traust Du ihm das Servieren nur nicht zu?
Das ist gar nicht einfach zu beantworten.
Zumal wenn man durch die Affärevorgeschichte dem Kellner schon gezeigt hat, dass man geduldig und langmütig ist.
Solange Du Dir zwischendurch immer wieder das große Bild und Deine Ziele und auch Deine Grenzen vor Augen führst, schützt Du Dich vor dem Strudel, in den Affärenbeteiligte oft noch lange nach der Trennung reingezogen werden.
Das meinen wohl viele, die behaupten, es kann auf dem Unglück anderer nichts aufgebaut werden oder das Fundament stimmt nicht.
Ich glaube, dass eher richtig ist: Affäre ist Chaos, ungeklärte Erwartungen und Verhältnisse. Solange da noch Chaos übrig bleibt, zieht sich das durch die folgenden Beziehungen. Das Chaos komplett für sich selbst aufzuräumen und auch nur dann auf einen Partner zu bauen, der sein Chaos völlig aufgeräumt hat, setzt die Voraussetzungen für eine gute Beziehung.