Es war wunderschön für uns beide. Ich habe noch nie einen so einfühlsamen Mann kennengelernt, so gar nicht auf sich bezogen. Ich verliebte mich immer mehr in ihn und konnte mir diesen Wahnsinn den er sich ausmalte (wir beide ein Paar!) langsam vorstellen. Er wollte es von Anfang an seiner Frau sagen, ich hielt ihn davon ab. Er trennte sich wegen der Eheprobleme von ihr, sie lebten aber weiterhin im gemeinsamen Haus.
Frank war seit einiger Zeit in psychologischer Behandlung (ohne Tabletten) wegen Kindheitsproblemen und eines Suizids in seiner Familie den er nicht verarbeitet hat. Seine Therapeutin riet ihm sich eine Auszeit zu nehmen und 6 Wochen in eine psychiatrische Klinik zu gehen. Seine Frau drängte darauf, dass er es macht (sie wollte, dass er wieder normal wird und zu ihm zurückkommt). Auch ich wollte, dass er geht und sich Gedanken über das Ausmaß seines/unseres Vorhabens macht. Er bekam den Termin in der Klinik. Bevor er ging regelte er Vieles, die Kinderbetreuung, die finanzielle Situation nach der Trennung wurde besprochen, er suchte aktiv nach einer Wohnung im Umkreis und war voller Vorfreude auf gemeinsame Aktivitäten mit mir und den Kindern.
Unser Gewissen hielt den Verrat nicht mehr aus und wir beschlossen eine abgeschwächte Form der Wahrheit zu sagen. Er wollte es unbedingt. Frank erzählte Judy von unseren Gefühlen füreinander und dass wir uns näher gekommen sind, mehr nicht. Zu dem Zeitpunkt sagte er mir bereits er liebt mich und das alles gut wird solange wir nur zusammen halten.
Es war furchtbar, Judy schrieb mir endlos lange Nachrichten über ihre Enttäuschung und auch mein Mann war mehr als Enttäuscht. Dazu das Gerede der Leute bei uns im Ort.
Die Beichte an seine Frau machte er 2 Tage vor seiner Abreise in die Klinik.
5 Wochen seines Klinikaufenthalts (1,5 Stunden von unserem Wohnort entfernt) war sein Standpunkt der Gleiche. Er liebt mich, er will mich! All die Therapiestunden die er dort hatte haben ihn viel über sich selbst erfahren lassen und er war davon überzeugt, dass das der richtige Weg ist.
Diesen Brief bekam ich von ihm aus der Klinik:
Zur Erklärung Judy und Frank sind ca. 10 Jahre zusammen gewesen, heirateten aber erst nach der Geburt der beiden Kinder vor 2 Jahren.
Hey Süße,
hör bitte auf zu grübeln, das musst du nicht. Nicht du hast mich „weggenommen“, ich habe dich für mich ausgewählt! Und zwar das erste Mal in meinem Leben völlig bewusst. Mein aktuelles Leben hat sich so über die Zeit entwickelt, ohne groß drüber nachzudenken. Eher waren das logische Abfolgen, die zu einem soliden bürgerlichen Leben dazugehören. Man nimmt eine gemeinsame Wohnung, lebt lange zusammen, Kinder (die mir das Wichtigste sind). Man rüstet sich entsprechend den Bedürfnissen aus mit Autos, Haus etc. Meine Hochzeit war für mich ein logischer Schritt zur Erhaltung des Sorgerechts und finanzieller Vorteile. Alles eine (nicht immer schlechte, aber dennoch) logische Kausalitätskette, die einen vereinnahmt und damit leben lässt. Dazu ganz beschissene Verhältnisse in meiner Familie, dies hat mich depressiv gemacht. Wäre alles toll, hätte ich dich niemals „überrumpelt“. Ja, du hast recht, bei mir muss das ein längerer Prozess im Kopf gewesen sein, dessen Vorhandensein ich erst nach eurer Trennung bemerkt habe, besser gesagt bewusst wahrgenommen. Als ich anfing dies zuzulassen hatte ich das erste mal das Gefühl bzw. ich nehme mir mal was ich wirklich WILL und nicht was einen logischen Schritt bedeutet. Es geht also nicht um Schuld, sondern darum, dass ich mich mit voller Lust und Losgelöstheit von allem: „was werden die wohl sagen, oder welche bösen Folgen hat das…“ in dich verliebt habe und richtig Bock darauf habe. Ja, ich habe Lust auf ein Leben mit dir. Einer Frau, die mir Stinkefinger in Whatsapp-Nachrichten schreibt, die nachts um drei arbeitet, die manchmal den Eindruck völliger Verwirrtheit erweckt und im Alltag auch mal eiskalt und unnahbar erscheint. Guckt man etwas hinter die Fassade, danke dass du das zugelassen hast, sehe ich eine wunderschöne, intelligente Frau. Eine wundervolle Mutter, die alles Ihren Kindern ermöglichen möchte, über ihre eigenen Wünsche hinaus. Nur eins fehlt dir! Genau wie mir! Der Partner auf den man Bock hat, sich fallen lassen kann, ehrlich von Anfang an sein kann, mit dem man reden kann, Spaß haben und wenn´s sein muss auch mal zoffen kann. Einen in den man sich „unbewusst“ verliebt hat. GEFUNDEN! Es liegt an uns unabhängig davon was andere reden, oder nicht daraus etwas zu machen, es zu versuchen! Eine Garantie gibt es auf vieles, aber nicht auf uns! Das ist klar! Ich sehe unsere Vorzeichen aber echt gut, gerade weil wir seit Monaten darüber philosophieren und das Ergebnis beiderseits für den anderen spricht! Ich liebe dich und will dir das immer und immer wieder zeigen! Mach den Kopf hoch, erledige was zu erledigen ist und stehe aufrecht. Leute die reden haben ein so langweiliges Leben, die sind eher eifersüchtig auf Leidenschaft und Verliebtheit. Ich will sie weiter mit dir erleben!
Dann seine letzte Klinikwoche. Judy kam zu einem moderierten Gespräch. Die beiden und ein Psychologe. Frank wollte das Gespräch nicht, er hatte keine Lust darauf. Er machte es nur ihr zu Liebe damit sie etwas über ihn und seine Probleme erfährt und nicht die ganze Schuld der Trennung in mir sieht.
Am Abend erzählte er mir von dem Gespräch. Er war komisch. Er sagte erst lief es schlecht, keine Kommunikation möglich. Der Therapeut hat 20x unterbrochen. Zum Ende hin wäre es doch noch gut geworden. Sie hätten eine vernünftige Kommunikationsebene gefunden und die Mauer die er vor ihr errichtet hat wäre ein wenig ins Bröckeln gekommen. Er war vollkommen verwirrt und überlegte ihr noch eine Chance zu geben. Er wollte den Kontakt zu mir einschränken um sich über seine Gedanken Klarheit zu verschaffen. Ich war total vor den Kopf gestoßen. Stellte in den nächsten Tagen immer wieder die Frage, ob das mit uns nun doch alles nicht echt war. Er sagte seine Gefühle sind echt, aber trotzdem sei er verwirrt. Ich fragte, ob er sie doch noch liebte. Er sagte: „aktuell nicht“. Er versprach mir noch vor seiner Rückreise Antworten auf meine Fragen.
Gestern dann der totale Kontaktabbruch von seiner Seite. Er schrieb nur eine kurze Nachricht: „Ich möchte keinen Kontakt mehr, bitte respektier das.“
Ich habe geantwortet, dass ich es respektiere, aber dennoch um ein Gespräch bzw. Erklärung bitte.
Antwort: „NEIN“. Ich gehe davon aus, dass sie zu dem Zeitpunkt bei ihm in der Klinik war. Abends habe ich ihn doch angerufen. Er sagte die beiden würden es jetzt nochmal versuchen und eine Paarberatung machen.
Ich werde seine Entscheidung respektieren, aber verstehen kann ich dieses Verhalten nicht.