@sade: Als Kitamutter hätte ich eine Menge gemacht - aber wegen eigener Verletzung meinen Kindern das gewohnte Umfeld zu nehmen, wäre mir im Traum nicht eingefallen. Wenn die EF das für nötig hielt, ist das ihr Problem. Ein völlig verständliches die Kuh will ich nie wiedersehen-Bedürfnis lässt sich durch Verschiebung der Abholzeiten um wenige Minuten und Meidung des Sommerfestes erledigen. Also bei aller Wertschätzung: Den Schuh muss sich die TE nun wirklich nicht auch noch anziehen.
Ich sehe das Tragische darin, dass bei diesem Mann die Verlustängste und vor allem Schuldgefühle über die Gestaltungskraft gesiegt haben.
Er scheint schon ganz lange nichts mehr zu gestalten - weder eine schöne Ehe, noch eine unbelastete Kindheit für seine Kinder (wofür er an der Ehe hätte arbeiten müssen), noch einen kraftvollen Neuanfang (mit wahlweise EF oder AF).
Er verdrängt (die Konsequenzen seines Nichthandelns), flüchtet (in häusliches Schweigen, in die Arme einer Geliebten und in die Klinik) und reagiert auf den jeweils größten Druck, die jeweils größte Angst, ohne mit sich ins Reine zu kommen.
Weder AF noch EF können da etwas tun. Das muss er mit psychotherapeutischer Hilfe ganz alleine hinbekommen - oder eben weiter Chaos anrichten und sich von negativen Gefühlen treiben lassen, um sich in Zukunftspläne zu träumen, für deren Umsetzung ihm in letzter Konsequenz immer Kraft und Selbstvertrauen fehlen werden.
Ich schaue in meine Glaskugel und sehe einen Mann, der in einem Jahr allein dasteht (völlig egal dabei, wo und mit wem er dann wohnt), auf halber Strecke stehen geblieben, weil er nun sowohl gegenüber EF als auch AF zusätzliche Schuldgefühle hat und auch da nicht die Kraft finden wird, das aufzuräumen und wieder gut zu machen.
Ich wünsche beiden beteiligten Frauen, dass sie die Kraft finden, sich nicht weiter in seinen Gefühlsstrudel reinziehen zu lassen und ihr Leben von seinem Chaos abzugrenzen.
HaseSept16: Es hilft Dir jetzt nichts mehr, Dir über ihn, seine Beweggründe und seine Zukunft Gedanken zu machen. Auch wenn Dich das umtreibt, versuch Deine Gedanken immer mehr bewusst von ihm wegzulenken und hin zu Deiner eigenen Zukunft. Was sind Deine Wünsche und Pläne - jetzt wo alles anders ist und Dir die Welt offen steht?
Was brauchst Du jetzt, um dieses negative Kapitel in Deinem Leben zu verwinden und wieder ganz und heil bei Dir anzukommen?
Indienreise? Neues Hobby und neuen Freundeskreis? Welchen Teil der Wohnung wolltest Du schon lange mal umgestalten? Welche Aktivitäten mit den Kindern bieten sich jetzt im Frühjahr an?
Ich empfehle Ostereier bemalen, Ostersträuße aufstellen, Hefezöpfe backen, Eierwärmer aus Filz basteln, mit den Kids Inliner fahren, Obstsalat essen. Klingt banal, kommt aber sehr nah an das heran, was in Rehas bei posttraumatischen Belastungsstörungen und Burn-Out passiert, um die Akkus wieder zu füllen und die Gefühlswelt neu zu kalibrieren.
Geh vor die Tür. Viel frische Luft, viel Bewegung, viel Aktivität, die den Kopf so füllt, dass für Grübeln wenig Zeit bleibt. Abstand gewinnen. Das Ganze erstmal sacken lassen. Und vor allem: Dich durch nichts mehr (keine Telefonate mit ihm, keine Geburtstagsgrüße, keinen Dorftratsch über die EF anhören) in sein Chaos und in Deine Geliebtengefühlswelt zurückziehen lassen. Auch wenn es Dich manchmal dahin drängt - halt Abstand! Denn nichts von dem, was dort ist, tut Dir gut oder bringt Dich weiter.