@Carolinga
Liebe TE,
wie gut ich dich und deinen Schmerz verstehen kann. Bei mir waren es 18 Jahre und mittlerweile ist das ganze 1 Jahr her. Ich habe Momente, wo ich denke, es geht vorwärts. Und dann zieht es mich emotional wieder vollkommen nach unten.
In dem Jahr war ich vollkommen auf mich alleine zurückgeworfen und ich habe viele Dinge erkannt, die wichtig für mein weiteres Leben sind. Obwohl ich Ende 40 bin, fühlte ich mich wie ein kleines, verlassenes Mädchen. Wie ein Waisenkind, das nicht mehr weiter weiß.
Und mein ganzes Lebenskonstrukt brach zusammen wie ein Kartenhaus.
Das absolut verrückte war, dass ich mir vor dieser Trennung als völlig autonome, selbstbewusste und erfolgreiche Frau wahrgenommen habe. Nach der Trennung krachte mein ganzes Selbstbild, alles in sich zusammen. Und ich fand keinen Ausweg mehr. Sah nur noch den dunklen Tunnel.
Dank psychologischer Hilfe ist mir auch bewusst, dass durch die Trennung alte, verschüttete Kindheitsmuster hochkamen. Die Trennung war der Auslöser, aber der Schmerz lag viel, viel tiefer.
Zudem bekam die neue noch Kinder von ihm. Es war wirklich ein absoluter Horror für mich. Diese Endgültigkeit, dass er für immer weg ist, das war so, als wenn ich sterben müsste.
Zudem kam noch ein Selbsthass. Ich dachte, du hast sie doch nicht mehr alle, welch ein Drama. Reiß dich mal zusammen. Aber es nutzte nichts. Ich konnte nicht arbeiten, nicht mehr lachen. Fühlte mich wie damals Timm Thaler, der sein Lachen verkauft hat. Ich ahnte nie, dass soviel Schmerz und Verlustangst in mir steckt.
Und ich bin noch lange nicht darüber hinweg. Mein Leben fühlt sich immer noch schwankend und volatil an.
Aber ich bin mir heute zumindest bewusst, dass er nur ein Auslöser war für etwas, was viel tiefer lag. Eines Tages wäre es wohl ohnehin nach oben gekommen.
Mein Leben fühlt sich vollkommen neu an. Ich habe mich darin noch nicht annähernd eingerichtet. Ich tue mich total schwer. An eine neue Verbindung ist überhaupt nicht zu denken, ich muss erstmal mit mir selbst klar kommen.
Zu verstehen, dass man liebt und der andere einen auch liebt (möglicherweise auf eine andere Art und Weise), aber es einfach Gründe gibt, die ein weiteres Zusammenleben unmöglich machen, das ist nicht einfach. Aber das ist der Lauf der Dinge, das Leben. Und dass eine Trennung Sinn macht, will man zu dem Zeitpunkt gar nicht wahrhaben. Aber manche Dinge müssen einfach enden, weil es Zeit ist für einen Neuanfang. Und glaube mir, ich hasse Neuanfänge. Am liebsten wäre mir gewesen, alles bleibt so wie es ist. Aber das Schicksal hatte andere Pläne.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft. Es wird einige Zeit dauern, lass alles zu, was in dir hochkommen will und sich zeigt. Und sei vor allem lieb zu dir selbst, verurteile dich nicht. Nimm dich selbst in den Arm. Es ist wahrlich keine einfache Zeit nach 30 Jahren.
Alles Gute für dich,
AnnaLena
14.10.2019 08:03 •
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