Hallo Susa,
auch ich habe aus aktuellem Anlaß diese Seiten gefunden und bin dabei auf Deine Beiträge und die Antworten dazu gestoßen. Ich will und kann nicht schreiben, wie alles bei mir ist - nur soviel, daß mich meine Freundin im Juli nach elf gemeinsamen Jahren (wir haben uns während des Studiums kennengelernt - mit fünf Jahren gemeinsamer Wohnung, dann mit drei Jahren Wochenendbeziehung und seit genau einem Jahr wieder gemeinsamer Wohnung) ziemlich chancenlos verlassen hat. Wie so eine Trennung - und der Weg dahin - im einzelnen aussieht, was beide dabei empfinden und womit jeder in seiner Situation zu kämpfen hat, ist auf diesen Seiten ausgiebig zu lesen. Wie soll es auch anders sein bei einem Thema, daß so alt ist wie die Menschheit selbst. Gut, genug Pfeifen im Walde!
Was ich Dir sagen möchte ist, daß es gut ist genau zu prüfen was Du empfindest und warum Du es so empfindest - wo liegt Deine Verantwortung für die Situation? Das Problem ist letzlich, daß wir uns selbst nicht gut kennen - wie aber können wir dann unseren Partner verstehen? Versuch mal die Dinge, wie sie in der Beziehung waren und wie sie jetzt sind, vor Dich zu stellen und sie zu betrachten wie sie sind - dann gibst Du Dir die große Chance, aus der jetzigen Erfahrung soviel mitzunehmen, daß Deine Leben und die nächste Partnerschaft (die sicherlich kommt!) auf einer Oktave höher abläuft, wenn Du der Zeit ihr Recht lässt (so blöde ist dass nämlich garnicht mit die Zeit heilt alle Wunden).
Vielleicht kennst Du Die Kunst des Liebens von Erich Fromm? Egal, ob Dir dieses Büchlein aus dem Herzen spricht oder Du Dich von den Gedanken gnadenlos angegriffen fühlst - es wird Wirkung haben. Ich bin sehr froh, es in dieser Zeit in meinem Bücherregal gefunden zu haben.
Holger
[quote author=susa1 link=board=allgemeinesnum=998434253start=0#12 date=08/27/01 um 18:57:29]
Hallo an alle,
wisst ihr was, mir geht es heute richtig gut. Weiss selbst gar nicht genau, warum. Ich bin gestern hier geflüchtet, weil er seine Eltern hier zum Brunchen hatte, lag im Park und habe ihm einen ewig langen Brief geschrieben. Über ihn, wie er war, als ich mich in ihn verliebt habe, über seine Träume und Wünsche von damals und die Frage, wo das alles geblieben ist. Ich denke, es ist alles noch da, aber es ist irgendwo tief drinnen verschüttet und begraben unter falschen Erwartungen und Vorstellungen.
Und dass er das mit den Vorbereitungen zum Brunch gestern prima geschafft hat (mit frisch gepresstem O-Saft, Salat, Tischdecke und so) zeigt mir, dass es diese Seite noch gibt.
Und ich habe die Theorie aufgestellt, dass man sich kennenlernt, ohne irgendwelche Erwartungen aneinander, nur mit der Neugier, den anderen zu erkunden und sich überraschen zu lassen. Und irgendwann hat man sich dann ein Bild gemacht, wie der andere Ist oder sein sollte und wenn er dem nicht entspricht, bzw. er anders handelt, oder anders reagiert ist man enttäuscht oder verletzt. Und man sagt sich nicht oft genug, dass der andere ein eigenständiger Mensch ist, der sich auch weiter entwickelt und der vielleicht gar nicht diesem Bild entspricht, das im Kopf verankert ist. Und im Laufe der Zeit wird es immer schwieriger, von sich aus neues zu probieren, weil man nicht mehr aus seiner Rolle rauskommt. Und immer schwieriger beim anderen neues zu akzeptieren weil es nicht zu ihm passt. Dabei passt es nur nicht zu dem Bild, das man hat und das durchaus falsch sein kann. Und da man Erwartungen selten ausspricht und immer denkt, das müsste der doch wissen, wird es immer schwieriger und beide sind sich dessen nichtmal bewußt.
Also denke ich, man müsste alle Erwartungen wieder auf Null bringen. Über die wahren Träume, Wünsche und Vorstellungen ehrlich reden und dann könnte es irgendwann auch wieder klappen. Nur wenn man *beep* voreinander steht kann man wieder neugierig sein und vielleicht ganz neu beginnen.
Ich glaube, mein Brief gestern hat meinen Ex ziemlich bewegt und ich denke, wir werden noch darüber sprechen. Ich habe jedenfalls für mich begriffen, dass diese Trennung vielleicht auch eine Chance sein kann. Und seitdem habe ich nicht mehr so viel Angst. Es ist zwar trotzdem grausam für mich, aber jetzt wieder neu anfangen zu wollen wäre absurd. Es muss erst den Härtetest geben und jeder für sich muss sich über so manche Dinge klar werden.
Und was dann irgendwann passiert können wir eh nicht mehr beeinflussen. Ich habe jedenfalls alles versucht.
Jetzt hoffe ich nur, dass ich morgen, wenn ich das hier lese auch noch dieser Meinung bin- wie gesagt: im Moment geht es mir gut...
Ich danke euch, ihr habt so recht.
Und das mit der Wohnung kriege ich auch noch hin...
Susa
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