Ihr Lieben,
auch wenn ich in letzter Zeit fast gar nichts mehr geschrieben habe (Stress bei der Arbeit/Uni etc.), so hab ich doch täglich gelesen - das war Balsam auf der Seele und dafür auch ein herzliches Dankeschön.
Ich habe das Bedürfnis, hier weiterzuschreiben, was in der Zwischenzeit passiert ist, da es erstens für mich eine seelische Reinigung darstellt, und zweitens könnte es ja wen interessieren..
Ich habe nach der Trennung immer mehr gemerkt, dass ich mir mein Leben zurückhole - hab mir Räume ohne ihn geschaffen, meine Gefühle zugelassen. Irgendwann konnte ich mir sagen:Du brauchst ihn nicht zum Leben. Alles, was er tut, hat keinen Einfluss auf dein Leben, außer, du lässt es zu. Und das stimmt. Ich habe auch öfters zu meiner Therapeutin geschaut und obwohl ich dort hauptsächlich geweint habe, habe ich aus jeder Sitzung eine Erkenntnis mitgenommen, die mir geholfen hat. Ja, ich habe in der Zeit wirklich gelernt, wieder gut zu mir zu sein, mich anzunehmen. Ich habe paradoxerweise Selbstbewusstsein draus gewonnen und beschlossen, meine Kreativität zu fördern - ich lerne jetzt Gitarre und werde ab Jänner Schauspielunterricht nehmen.
Gut. Es gab den Sonntag vor zwei Wochen. Ich habe ihn angerufen, eigentlich ganz ohne Hintergedanken. Ich habe gemerkt, je mehr ich es mir verbiete mit ihm Kontakt zu haben, umso mehr macht es mich fertig und ich finde es natürlich, zu einem Menschen, mit dem man fast 3 Jahre lang verbunden war, Kontakt haben zu wollen. Das Telefongespräch war nett, und irgendwann haben wir zum Flirten angefangen. Was machst du heute noch? - Nichts. ...
Eine Stunde später war er bei mir und wir hatten die bis dato leidenschaftlichste Nacht unseres Lebens. Er war so gierig nach mir, hat mich an sich gepresst, mich minutenlang geküsst, mal zärtlich, mal wild. Mir immer wieder gesagt, wie gut ich aussehe. Nach Stunden der Liebe sind wir Arm in Arm eingeschlafen. Am nächsten Morgen haben wir noch so lange gekuschelt bis ich außer Haus musste. Er hat mit mir auf die Straßenbahn gewartet, mich von sich aus zum Abschied geküsst.
Bis gestern war dann Funkstille. Ich muss zugeben, ich war nach der Aktion verwirrt (Wie kann er mich nur so berühren/küssen/ansehen und nicht in mich verliebt sein?), aber habe beschlossen, dass das jetzt nichts ändern wird und ich mich nicht auf ihn einstellen werde. Es ist passiert, aber das hat keinen Einfluss auf mein Leben.
Gestern dann hatten wir beide ein Seminar von der Arbeit aus (wir arbeiten zum Glück an verschiedenen Tagen). Ich war total nervös, als ich außer Haus ging. Wie würde er mich behandeln? Mich ignorieren? Oder meine Nähe suchen?
In den Seminarpausen hat er die ganze Zeit meine Nähe gesucht. Ist mir überall hin nachgegangen, hat mich gefragt, wie es mir geht, was es Neues gibt, wir haben gemeinsam über dämliche Videos gelacht. Dann mussten alle Teilnehmenden eine Mini-Präsentation vorbereiten und ich hab gesagt:Ich geh in den Raum 3, wo keine Leute sind. Ratet mal, wer dann auch in den Raum 3 mitgegangen ist. Zuerst haben wir nur gealbert, dann gekichert und schließlich haben wir uns dann geküsst und umarmt.
Nach dem Seminar ist er mit zu mir und natürlich haben wir wieder miteinander geschlafen, diesmal mit noch mehr Lust, Intensität und Gefühl. Irgendwann hab ich gefragt:Wie schaffen wir es, dass wir plötzlich so zärtlich zueinander sind? - Er, wirklich ratlos:Ich weiß es nicht. Etwas später meinte er:Wir sind wirklich ganz anders zueinander. Ich:Ja, wie eine upgedatete Version von uns selbst. Schließlich kam von ihm:Lassen wir uns Zeit. Und schauen, wie es weitergeht. Ich muss lernen, mit mir selbst umzugehen.
Ich dachte mir nur:Ja, so muss es gerade sein. Auch ich brauche ja nur Zeit. Die Verletzung des Verlassenwerdens ist ja passiert, egal wie es nun weitergeht.
Auch habe ich in der Zeit nach der Trennung kapiert, wie oft ich ihm das Gefühl gegeben habe, dass ich ihn nicht so nehme wie er ist. Dies hat er gestern bejaht. Ich:Ich hab dir in Gedanken so oft gesagt, dass ich dir nichts von deinem Selbst wegnehmen kann. Du bist du, egal wie nahe ich dir bin. Dann hab ich einen Satz geäußert, der ihm gegenüber noch nie meine Lippen verlassen hat:X, ich nehm' dich so wie du bist. Er lächelte und sagte Danke. (Hier kommen mir beim Schreiben gerade ziemlich die Tränen.)
Irgendwann hat er sich dann verabschiedet (er hätte eigentlich schon viel früher losgemusst ), mich vorher nochmal genauer gemustert, gelächelt, Süß bist du gesagt, und mich bei meinem Kosenamen genannt.
In mir sind gerade Gefühle, die ich nicht kenne, die mich verwirren. Ich weine viel, aber das tut mir gut. Irgendwie kommt mir vor, dass ich gesünder geworden bin.