Zitat von MotA: Man kann doch seine Persönlichkeit nicht binnen weniger Stunden komplett austauschen… Und dadurch das Leben seiner Familie so unwiderbringlich zerstören.
Ich denke, diese Eigenschaft war schon immer in ihm vorhanden, aber sie war überdeckt, weil ihr ein Team wart und gemeinsame Ziele hattet. Das schafft Solidarität und Loyalität, bis die Blase platzt.
Dann regieren nach der ersten Zeit, in der noch Edelmut und Großzügigkeit demonstriert werden, nur noch Egoismus und Kälte.
Es ist unbegreiflich, aber eine tief gehende Persönlichkeitsänderung findet nie in wenigen Wochen statt. Er setzt jetzt rigoros andere Prioritäten und verteidigt vehement sein neues Lebensmodell mit Nextie.Früher hat er für Eure Familie gekämpft, jetzt kämpft er für seine neue Beziehung und da wirkst Du nur als Störenfried, das ihn daran erinnert, dass er schon mal anders war.
So unbegreiflich es jetzt für Dich ist, siehst Du jetzt auch, was auch in ihm steckt. Mangelnde Rücksichtnahme, mangelndes Einfühlungsvermögen, mangelnde Solidarität, denn die guten Eigenschaften sind jetzt für Nextie reserviert, wo er sich ja bewähren muss. Und die schlechten Anteile werden an Dich, die einesteils jämmerliche, andererseits nervende Frau, weiter gegeben. Er lebt praktisch zwei Leben. Das alte, aus dem er sich noch nicht gelöst hat, sonst würde er nicht dauernd hier auftauchen und das Neue parallel, wo alles schön und neu ist..
Verschwende Deine Zeit nicht damit, auf eine Rückkehr zu warten, denn auf diesen Mann brauchst Du nicht mehr zu zählen. Er wird bald merken, dass sein neues Leben teuer ist und dann treten andere Eigenschaften auf. Eigennutz, Besitzgier, das wirst Du dann schon noch merken. Nur anfangs wird noch auf Fairness gespielt, aber das wird nicht so bleiben.
Schau zu, dass Du Dich auf lange Sicht aus dieser Zwischenwelt lösen kannst. Das ist jetzt zu früh, denn Du fühlst Dich wie ein angeschossenes Reh, aber auf lange Sicht brauchst Du Raum für Dich und Dein Kind, das jetzt so viel Unsicherheit und Ängste ausstehen muss. Kinder leiden meist nachhaltiger unter einer Trennung und tragen nicht selten einen bleibenden Schaden davon. Kinder sind absolut loyal, beiden Elternteilen gegenüber, aber diese Loyalität wird jetzt von Deinem Noch-Ehemann auch sehr strapaziert. Denn er hat Angst, will seinen Papa nicht verlieren und passt sich dann an. Er traut sich aber nicht, über seine Traurigkeit zu sprechen. Denn er fühlt ja genau wie Du die Rücksichtslosigkeit des Papas, der er genauso hilflos gegenüber steht wie Du.
Es tut mir immer leid, wenn eine lang bestehende Ehe vor die Hunde geht und mir nichts, Dir nichts, einem Hormonrausch geopfert wird. Ja, er hat jetzt ein tolles neues Leben, ein Leben, in dem er was gilt, bewundert wird und als Mann ganz anders wahrgenommen wird. Dafür muss er natürlich auch etwas tun, aber das macht er ja gerne. Er profitiert von der Neuen und plötzlich hat sein Leben wieder einen Sinn und er fühlt sich endlich wieder lebendig und gewollt. Er hat jetzt jede Menge Energie, die aber nur der Neuen zuteil wird und fühlt sich schwungvoll wie lange nicht. Und dann sieht er Dich und das zieht ihn dann runter und er wird grantig, bockig und aggressiv.
Du störst.
Was glaubst Du, was er der Neuen über Dich und Eure Ehe erzählt? Er wird sie schlecht machen, er wird sagen, ich habe mich wie erstarrt in diesem Trott gefühlt und meine Frau hat mich eh nie verstanden. Er glaubt das wirklich, weil es einfach ist, das zu glauben. Außerdem stärkt das die neue Gemeinschaft, denn jetzt soll es ihm gut gehen, bei ihr, der neuen Fee, die sein Leben jetzt bereichert und verschönert. Der Arme hat ja vorher in seinem Schmalspurleben gelebt, aber jetzt kommen Glanz und Erstaunen über das neue Glück wieder ins Leben. Wir sind jetzt ein tolles Team. Dass dabei die Exfrau auf der Strecke bleibt, ist halt ein Kolateralschaden und dass das Kind 1000 Ängste aussteht und oft genug Panik fühlt, wird sich legen. Das ist nur am Anfang so, dann wird er sich bald fangen und Nextie als neue Tante mögen. So zumindest sein Plan.
Geh davon aus, dass die Ehe kaputt ist. Alles andere ist eine Illusion und akzeptiere, dass die negativen Persönlichkeitsanteile in Deinem Mann auch vorher schon existiert haben, aber sich gegen etwas Anderes richteten. Aber jetzt bist Du die Leidtragende.
Ich wünsche Dir, dass Du einen Raum für Dich findest, in dem Du Dich wohl fühlen und heilen kannst, denn dort ist das zumindest jetzt nicht möglich.
Ich erzähle immer gerne von meiner Freundin. Sie war ein gutes Stück über 50 als er sie verließ und innerhalb einer Stunde eine Tasche packte und in sein neues Leben mit Nextie zog. Dahin, wo alles viel besser war. Dass die Ehe und Familienkonstellation auch auf mich sehr seltsam wirkte, war kein Wunder. Sie gluckte mit den drei Kindern zusammen (die zwei jüngeren Söhne noch in der Schule, die ältere Tochter studierte bereits) und er stand irgendwie außen vor. Da war es eigentlich kein Wunder, dass er sich einen neuen Platz suchte, wo er anders gewürdigt wurde.
Meine Freundin fiel ins kalte Wasser, aber sie ist eine Kämpfernatur und entschied, dass sie mit diesem Mann nicht länger verheiratet sein will als nötig. Sie wollte einen klaren Cut und setzte den auch um. Sie tat alles für die Kinder, die auf dem Weg ins Erwachsenwerden lassen und er lebte sein neues Leben. Seine Kinder interessierten ihn nur noch am Rande, denn sie waren Bestandteil seines alten Lebens. Er hatte aber jetzt ein Neues und Besseres.
Meine Freundin entschied, dass das Haus verkauft wird, denn es wäre eh zu groß für sie gewesen, zumal die Kinder flügge werden würden. Sie organisierte maßgeblich den Verkauf, ihm war es egal und wer räumte das Haus aus? Sie und die Kinder und ein paar Freunde, denn gnädiger Herr tauchte mal zwei Stunden auf und entschwand wiieder. Die Söhne merkten, dass sie auf ihren Vater nicht mehr zählen konnten und bei der Tochter war er eh unten durch, zumal er sich feige davon gemacht hatte. Ohne Gespräche, ohne Information.
Nach einem Jahr die Scheidung und sie war an diesem Tag so froh, diese Ehe mitsamt untauglichem Ehemann jetzt ganz beendet zu haben. Scheidungen können einen auch froh machen. Die Einnahmen aus dem Hausverkauf wurden natürlich geteilt. Er zahlte für die Kinder wirklich nur das, was er musste, denn er war geizig und sein neues Leben kostete auch und überhaupt stand jetzt endlich er mal im Vordergrund.
Die Tochter studierte mittlerweile in Schottland, wo sie leider an Darmkrebs erkrankte und über Wochen nicht transportfähig war. Meine Freundin war damals viel Zeit bei der Tochter. Wie sie das mit dem Job machte, weiß ich nicht. Vermutlich ließ sie sich krankschreiben. Dann endlich kam die Tochter mit einem Krankentransport nach Hause, aber der Krebs war aggressiv und streute gewaltig. Sie starb mit 23. Wie überlebt eine Mutter das? Ich weiß es nicht, aber sie schaffte es und nahm es als unabänderlich hin. Die Beisetzung erfolgt in einem Friedwald, denn meine Freundin erträgt keine Friedhöfe (Kindheitstrauma, als ihre heiß geliebte Schwester starb, als sie 5 oder 6 Jahre alt war). Beim Trauergottesdienst war der Vater nicht anwesend, aber auch nicht erwünscht. Die Tochter starb ohne sich mit ihrem Vater ausgesprochen zu haben. So was Unfertiges wirkt sich immer aus, vor allem für ihn.
Meine Freundin gestaltete ihr Leben neu, malte wieder, verstärkte den Kontakt zu ihrer anderen Schwester, die 200 km weiter weg wohnt und mittlerweile verwitwet war. Sie fuhren gemeinsam in einen Malurlaub nach Italien. Meine Freundin begann mit Yoga und wurde wieder zu der alten, fröhlichen Frau von damals. Ihren Ex. vermisste sie nicht, er wohnte zum Glück in einer anderen Stadt, wo er sich ein wenig auf politischer Ebene wichtig machen wollte.
Und im Yogakurs lernte sie ihren zweiten Mann kennen, einen Witwer im passenden Alter, wohlhabend und freundlich. Sie ist jetzt schon wieder einige Jahre verheiratet und hat ein neues Glück gefunden, mit dem sie in ihrem Alter sicher nicht gerechnet hatte. Wer will schon eine Frau Ende 50?
Und er? Viel weiß man nicht, aber die Söhne haben losen Kontakt mit ihm, leben aber ihr Leben. Das neue Glück war nach einigen Jahren wieder zu Ende und er lebt allein, wieder in einer anderen Stadt.
So kann es gehen.
Liebe TE, Du bist jetzt geschunden, aber das wird so nicht bleiben. Das Glück ist unbeständig und wird mal dem einen, mal dem anderen zuteil. Es ist nicht so beständig wie man es möchte und glaubt. Und Du wirst eines Tages wieder Mut fassen und für Dich einstehen und Dich besser fühlen.