Hallo,
Ich habe hier geschrieben, Threads eingestellt, gelesen, im Chat teilgenommen. Viele haben geantwortet, viele haben mich virtuell umarmt und mir Trost gespendet. Gar manchen Tag habe ich nur deshalb unbeschadet überstanden, weil es dieses Forum gibt.
Aber immer quält mich diese eine Frage und egal was geschrieben steht oder was die schlauen einschlägigen Ratgeber sagen, mein Verstand weigert sich zu akzeptieren und fragt immer nur „Warum“.
Nicht warum hat er mich verlassen – nein – dass ist klar: er liebt mich nicht mehr und hat eine andere.
War doch nicht schwer oder?
Doch! Wieso ist es so, dass zwei Menschen, die sich lieben und achten, die durch schöne und schwere Zeiten miteinander gegangen sind, eine Situation auf einaml anders empfinden? Wieso ist es so, dass einer – trotz seiner Beteuerungen , es sich nicht leicht gemacht zu haben und noch den anderen zu mögen, die Trennung fordert – aber erst sucht er sich (bewusst oder unbewusst) einen Ersatz und dennoch trotz Ersatz etc. ist er jahrelang nicht in der Lage sich zu lösen.
Wieso beteuern wir immer, dass wir eine Ehe nie absichtlich zerstören zu wollen und trotzdem lassen wir uns mit Partner ein, die gebunden sind, und leiden dann darunter. Wir klammern uns an diesen einen Partner fest und denken, das Ende der Welt ist gekommen, ohne ihn kann man nicht Leben. Außerdem schauen wir zu, wie andere darunter leiden und haben als Entschuldigung nur das lapidare: „Ich liebe sie /ihn und kann ohne sie/ihn nicht sein!“ Also leiden wir und warten und warten. Wir reden uns ein, dass seine oder ihre Beziehung doch nicht gut ist und dass er/sie bei uns und nur bei uns glücklich sein kann.
Andere, die lieben, werden zur Seite geschoben und mit den Worten, „Es ist halt passiert. Es hat klick gemacht.“ abgespeist. Ihre Liebe wird relativiert und umbenannt in Gewohnheit, Angst, Selbstwertgefuehl und aehnlichem. Man trampelt über sie hinweg, rücksichtslos, erbarmungslos aber gleichzeitig beklagt man sich wie man doch auch unter der Trennung leidet.
Man beruhigt das schlechte Gewissen, das sich zaghaft meldet und blendet alles aus. Man flüchtet regelrecht aus dem alten Leben, um in ein neues zu gelangen, das auf lange Sicht auch nichts anders sein wird als das vorherige, weil man sich selber, seinen Charakter nicht wirklich ändern kann.
Wieso sind wir nicht mehr bereit auch Zeiten zu akzeptieren, die nicht mehr so herrlich sind wie am Anfang des Verliebt Seins?
„Ich will noch was erleben, ich will noch was fühlen, ich will dieses langweilige Leben nicht mehr, es muss noch was anderes geben, das kann es doch nicht gewesen sein, ich will nochmal neu anfangen, habe nie gedacht, dass ich noch einmal eine Chance bekomme, etc. pp.!“
Alle diese Entschuldigungen, die Begründungen, um davon zu rennen, um wieder in eine neue Ekstase der Verliebtheit zu gelangen und zu hoffen, beim anderen Mann/Frau wird alles besser, um dann nach ein paar Jahre der Routine wieder dort anzukommen, wo man angefangen hat.
War es denn wirklich, nur das versorgt sein oder die Konvention der Gesellschaft, dass die Generationen vor uns veranlasste beim einmal gewählten Partner wirklich bis an Lebensende zu bleiben?
Wieso tun wir Menschen uns diese Grausamkeiten nur an? Wieso dieses, „Die Zeiten haben sich geändert, wenn es mir nicht mehr passt, gehe ich und nach mir die Sintflut? Ich habe schließlich ein Recht auf glücklich sein.“
Sind wir Menschen wirklich unseren Hormonen, Instinkten und Neuronen so ausgeliefert. Sind wir wirklich so unfaehig, so willenlos, oder machen es wir uns nur einfach, weil wir nicht mehr gelernt haben, mit schwierigen Situationen fertig zu werden, weil wir unangenehmes beiseite schieben und nur noch uns und unser Wohlergehen im Auge haben? Du bist es dir schuldig, du bist es Wert, denk an dich, etc.
Nun, ja, ich habe meine Gedanken hier eingestellt und weiss nicht ob es ueberhaupt eine Erklaerung oder was auch immer dafuer gibt. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ihr versteht was ich sagen will. Ich koennte noch mehr schreiben aber jedesmal wenn ich eine Frage gestellt und eine Antwort bekommen habe, dann dreht sich das Fragenkarusell wieder und wieder. Hoffentlich sind es nicht die Vorboten des Wahnsinns.
Habt ihr euch auch diese Fragen gestellt? Ich denke vielleicht, denn anders kann man sich die vielen Parallelen in unseren Geschichten nicht erklaeren. Moeglicherweise koennt ihr es.
27.10.2015 11:45 •
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