Zitat von illusion:Wir hatten auch das Thema über unsere Zukunft, was mir auch einen Rückschlag verpasst hat. Er kann es sich gerade nicht vorstellen mit mir zusammen zu leben,will nicht aus seiner Heimat weg. Ich meinte zu ihm,das es doof wäre,wenn er mit mir zusammen bleibt,obwohl er sich keine Zukunft vorstellen kann. Daraufhin meinte er,das er mich liebt,aber das halt auch manchmal nicht reicht und wenn er merkt das er sich das alles nicht vorstellen kann,es mir mitteilt. Wenn ich das merke,könnte ich das natürlich auch jederzeit sagen.
Fünf Jahre sind eine lange Zeit, um sich darüber klarzuwerden, was man will: Vom Leben ebenso wie von der Partnerin. Immerhin ist Dein Freund ehrlich und flunkert Dir nichts von, von wegen ich muß mich erst mal richtig ausleben, aber in ein paar Jahren komme ich zur Ruhe und dann heiraten wir, bauen ein Haus und gründen eine Familie oder so.
Natürlich ist es möglich, daß das alles noch passiert; vielleicht hat er dieses Leben irgendwann auch mal satt und möchte sich verändern. Aber momentan sieht es eher so aus, als ob er es sehr genießt und daher würde ich da nicht drauf hoffen.
Eure Beziehung erscheint recht unverbindlich und hat auch insofern fast schon Affairencharakter, als Dein Freund sich weder so richtig vor Dritten als Festpartner bekennen mag, noch sonderliche Bereitschaft zeigt, Verantwortung zu übernehmen (s. Krankenhaus).
Du schreibst, daß Du vorhast, Medizin zu studieren. An Deiner Stelle würde ich die Sache noch ein wenig so weiterrennen lassen, mich aber zunehmend auf mich und meine beruflichen Ziele konzentrieren. Das Medizinstudium dauert lange und ist sehr hart. Solltest Du danach in einem Krankenhaus anfangen, werden jahrelang erst mal viele Überstunden auf Dich zukommen. Zugleich wirst Du an der Uni und unter KollegInnen aber auch interessante, neue Kontakte knüpfen können.
Wenn Du das wirklich so durchziehst, kann es durchaus sein, daß sich die Situation in ein paar Jahren völlig umkehrt und es Dein Freund ist, der mittlerweile gemerkt hat, daß Rumtingeln auf Dauer auch nicht alles ist und seßhaft werden will, während Du Dich mittlerweile für einen völlig anderen Menschentyp interessierst und ganz auf dem Karrieretrip bist - sofern Du ihn bis dahin nicht eh längst abgelegt hast.
Ich weiß, der letzte Satz klingt krass. Ist nicht so lapidar gemeint, wie er da steht. Aber im Grunde ist es doch so: Deinem Freund ist sein Job und das damit einhergehende wilde Leben offensichtlich wichtiger als Eure on-off-Beziehung. Mag ja sein, daß er sich das irgendwann mal anders überlegt, aber willst Du wirklich eine Puppe sein, die er in den Schrank zurückstellen und einfach wieder rausholen kann, wie es ihm gerade in seine aktuelle Lebensentwicklungsphase passt? Und mit welchem Recht sollte das eine Einbahnstraße sein?
Ich wäre mir für sowas zu schade. Zudem finde ich, daß Du als Ärztin einmal ein interessanteres Leben wirst führen können als mit einem - bis dahin - alternden DJ, der immer noch nicht erwachsen werden will, oder aber tatsächlich eine 180-Grad-Kehrtwende vollzieht und von heute auf morgen beschließt, nun mit dem Tingeln aufzuhören, seßhaft zu werden und eine Familie gründen zu wollen - leider genau in dem Moment, wo Du gerade Dein Physikum geschafft hast, während er sich nun erst mal einen 08/15-Job suchen muß (oder hat er noch eine andere Qualifikation als DJ?).
Ich denke, allein daß Du 60 km weit weg gezogen bist und Dich jetzt
besser fühlst mit Eurem Ding, spricht Bände. Natürlich sind Fernbeziehungen o.k. - ich selbst hatte auch jahrelang mal eine, sogar über Ländergrenzen hinweg und habe sie sehr genossen - aber auf Dauer scheitern sie häufig daran, daß da nichts wirklich zusammenwächst. Kinder gehen gar nicht (es sei denn, die Erziehung bleibt an einem allein hängen) und man ist physisch schlicht nicht füreinander da, wenn mal ernsthafte Probleme auftreten.
Kann man eine Zeitlang mal so handhaben, sicher. Könnte während des Studiums sogar insofern gut gehen, als Du dann nicht soviel vom Lernen abgelenkt wirst. Aber so wirklich der Bringer ist das auf Dauer nicht.
Was mir an dem von Dir geschilderten Verhalten Deines Freundes aufstößt ist, daß es ihm relativ egal zu sein scheint, ob Du bleibst oder gehst. Bleibst Du, ist das o.k. - aber würdest Du Dich entschließen zu gehen, ginge für ihn die Welt auch nicht unter. Das zeigt sich vor allem daran, wie Du Eure unterschiedlichen Reaktionen auf die Trennungszeiten beschreibst: Dir geht es erst mal ein paar Tage schlecht, er hingegen stürzt sich wieder in eine andere Welt.
Schön für ihn, einerseits - im Grunde könnte er seine Bedürfnisse ja kaum besser unter einen Hut bringen als mit einer bislang relativ anspruchslosen On-Off-Freundin wie Dir - aber wenig hilfreich, wenn es darum geht, Eure Beziehung zu festigen und ja: Zukunftspläne zu schmieden.
Ich hatte immer eine stille Grundregel, an der ich festmachte, ob ich meine Beziehungspartner als solche ernst nehme oder nicht: Auch wenn ich keinem je tatsächlich ein Kind anhing, so stellte ich mir doch manchmal vor, ich sei plötzlich ungewollt schwanger geworden und malte mir seine unmittelbare Reaktion aus, sowie das Leben, das wir als Familie führen würden. Würde er sich um das Kind kümmern, sein Anteil an der Hausarbeit übernehmen, es finanziell mitversorgen? Oder würde er genug andere Prioritäten bzw. Problemfelder schaffen bzw. hervorkramen, um immer eine Ausrede dafür zu haben, den ganzen Kram allein an mir hängenzulassen?
Wenn ich letzteres nicht definitiv verneinen konnte, dann war für mich klar, daß das Ganze mehr eine Spaßveranstaltung ist, die man nicht ernster nehmen muß, als der andere auch. Ich will Dich nicht gegen diesen Mann aufhetzen, er war stets ehrlich zu Dir, was seine (fehlenden) Zukunftsabsichten betrifft; natürlich kannst Du es noch ein paar Jahre so weiterlaufen lassen und wer weiß: Vielleicht ergibt sich noch was.
Aber ehrlich gesagt, ich würde nicht die besten Jahre meines Lebens damit verbringen wollen, auf sowas zu hoffen (immerhin seid Ihr schon 5 Jahre on-off zusammen) und dann passiert doch nichts. Du bist gerade jetzt in einem Alter, wo der Beziehungsmarkt zu Deinen Gunsten steht; zudem wirst Du an der Uni bald die Gelegenheit bekommen, passendere Männer kennenzulernen, deren Lebensmodell und -vorstellungen Deinen viel mehr ähneln und mit denen Du Dir das aufbauen kannst, was Dein Freund sich nicht mal vorstellen mag derzeit.
Erscheint das nicht aussichtsreicher?