Also ich bin in einer ähnlichen Situation wie dein Freund. Es war nicht so, dass ich die Liebe des Partners zu den Kindern nicht akzeptiert habe und Eltern sollten immer ihre Kinder lieben.
Aber man muss als neuer Partner die Kinder nicht lieben, als wären es die Eigenen, das geht auch gar nicht und man will auch nicht Ersatzelternteil spielen. Ich kann auch nicht behaupten, dass ich ein inniges Verhältnis zu den Kindern habe aber das muss auch nicht sein. Entweder es ergibt sich oder nicht. Man sollte die Kinder auf sich zukommen lassen und nicht bedrängen. An einigen Tagen ist es mehr, wo sie erzählen an anderen Tagen bleibt es bei einem „Hallo“. Die Kinder haben Mutter und Vater und diese sind für die Erziehung zuständig. Auch ich finde die Erziehung nicht immer richtig, würde mich aber mit meiner Kritik niemals an die Kinder selbst wenden, sondern immer an den Vater. Er muss dann für sich entscheiden, ob er meine Kritik für berechtigt hält und weiter gibt, oder nicht. Wir als „Außenstehende“ sollten den Kindern nicht auch noch sagen, wo es lang gehen sollte, es liegt auch nicht in unserer Verantwortung. Es ist schwer, einen Partner mit Kindern zu haben. Man soll die Kinder mögen, sich nicht einmischen und sie genauso toll empfinden wie die Eltern. Aber das geht nun mal nicht. Die Kinder sind nicht durch uns geprägt. Sie sind durch die Eltern geprägt und deren Erziehung. Wir würden (was normal ist) sicher etliche Dinge anders machen und anders anfassen und die Kinder auch nach unseren Vorstellungen und Werten erziehen. Das ist aber nicht machbar. Die Kritik ist eigentlich nichts anderes, als unsere Vorstellung von dem, was wir den Kindern (wären es unsere) mitgeben würden. Manchmal nerven einen eben Dinge, die wir dann loswerden müssen, weil wir mit in diesem Haushalt leben. Entscheiden, wie du mit der Kritik umgehst, musst aber letztendlich du. Sieh aber die Kritik nicht immer als Angriff, sondern hinterfrage sie auch mal und schau, ob einige Dinge nicht berechtigt sind.
Was das freundschaftliche Verhältnis angeht – schwierige Sache. Wir würden uns natürlich keine Freunde in dem Alter suchen und die Kinder sicher ebenso nicht. Also ist das Quatsch meiner Ansicht nach. Aber es sollte ein wohlwollender, freundlicher, respektvoller Umgang herrschen, in dem sich das Kind durch den neuen Partner weder bedrängt, noch beaufsichtigt oder ausgeschlossen fühlt. Die Kinder reden in meiner Gegenwart ganz offen mit ihrem Vater, meine Anwesenheit stört sie nicht. Es ist vertraut. Manchmal fragen sie auch nach meiner Meinung oder erzählen mir zuerst etwas, aber ich dränge sie nicht dazu. Ich glaube, wenn dein Sohn deinem Partner etwas erzählt, hört er doch sicher auch zu und unterhält sich mit deinem Sohn, oder? Und wie läuft es mit gemeinsamen Essen ab, schweigt ihr euch da alle an? Wie sehen gemeinsame TV-Abende o.ä. aus? Schauen sich die Beiden nicht an und reden nicht auch mal miteinander?
Weißt du denn, ob sich dein Sohn mehr Kontakt wünscht zu deinem Partner oder ist es eher dein Wunsch? Vielleicht ist dein Sohn froh, dass nicht ein weiterer mit herumerzieht? Auch aus gemeinsamen Unternehmungen halte ich mich zu 80% heraus, weil ich möchte, dass die Kinder exklusiv Zeit mit ihrem Vater haben, nur den Papa für sich allein (auch Urlaub machen sie zum Großteil alleine). Das aber aus dem Grund, dass sie das Gefühl behalten, sie sind etwas ganz besonderes für ihren Papa, sie können Spaß zusammen haben, sie sind wichtig für ihn und ich nehme ihnen nichts weg. Zeit für uns bleibt ja auch. Ich glaube, die Kinder sind darüber auch sehr glücklich. Sie wissen, dass da jetzt nicht noch jemand ist, der ihnen sagen will, wo es lang geht und der ihnen ihren Vater auch nicht wegnimmt. Andererseits wissen sie auch, dass ich ihnen nichts Böses will, dass ich ein offenes Ohr habe, wenn sie mir etwas erzählen wollen oder ich ihnen helfen würde, wenn sie mich darum bitten. Also ich kann sagen, unser Umgang ist freundlich, wohlwollend und respektvoll. Und das reicht uns – damit sind wir glücklich. Aber auch, weil mein Partner meine Kritik nicht immer abprallen lässt, sondern diese überdenkt und ggf. auch den Kindern Grenzen setzt.
Kann es vielleicht auch sein, dass du eine Vaterfigur suchst und dein Freund das nicht leisten kann und will?
08.07.2016 09:19 •
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