Liebe Forenmitglieder,
ich bin sehr froh, auf dieses Forum gestoßen zu sein. Denn wenngleich meine Freunde sehr liebevoll sind und mich mit meinem Schmerz auffangen möchten, merke ich, dass ich mich ihnen gegenüber nicht vollauf öffnen kann. Vielleicht weil ich zugleich fühle, dass sie mich am Ende des Tages nicht 100-prozentig verstehen können, selbst wenn sie das wollten. Ihr allerdings könnt dies, dessen bin ich mir sicher.
Eines vorweg: Ich möchte mit meinen Worten niemanden verletzen - vor allem nicht die Frauen, die von ihren Ehemännern betrogen wurden. Vielleicht helfen euch meine von viel Verständnis für euch getragenen Worte, denn ich habe in all der Zeit ihre Perspektive stets verstehen und ihren Schmerz nachvollziehen können. Ich bin kein gewissenloser selbstsüchtiger Mensch, der nur sein Wohlbefinden im Sinn hat, leicht fiel mir das alles nie.
Nun möchte ich euch meine Geschichte erzählen:
Es begann bereits vor 14 Jahren, 2010. Wir haben uns auf der Arbeit kennengelernt. Er war damals, so klischeehaft, für eine gewisse Zeit meiner Ausbildung mein Vorgesetzter. Schon damals war da diese Chemie zwischen uns, wir verstanden uns vorzüglich und waren auf einer Wellenlänge. Über eine freundliche von Humor getragene Atmosphäre während der gemeinsamen Arbeitszeit ging es jedoch nie hinaus. Er suchte zwar damals oft die Nähe (in Gesprächen) zu mir, machte mitunter - obwohl frisch verheiratet und das zweite Kind gerade geboren ward - freche Avancen, die ich jedoch als harmlose Spielerei, als Austesten seines Marktwertes abgetan hatte. Gleichzeitig merkte ich, wie sehr ich ihn mag und dass ich ihn durchaus auch als Mann interessant fand. Ich hatte mich zwar frisch von meinem damaligen Freund getrennt, es war für mich aber unumstößlich und klar, dass ich meinen zarten Gefühlen für ihn keine Taten folgen lasse, schließlich war er vergeben und ich wollte kein Drama in meinem Leben.
Nach eineinhalb gemeinsamen Arbeitsjahren wurde ich intern versetzt und hatte bis auf Sommerfeste der Firma, bei denen kurze freundschaftliche Gespräche zwischen uns zustande kamen, keinerlei Kontakt mehr zu ihm.
Wir waren zwar beide bei der gleichen Firma beschäftigt, hatten uns aber über Jahre - genauer gesagt 9 Jahre - aus den Augen verloren. (Unsere Arbeitgeber beschäftigt einige tausend Mitarbeiter und besitzt mehrere Standorte in Deutschland, er war die ganzen neun Jahre an einem anderen Standort als ich tätig gewesen.)
Mit Corona wurde alles anders: 2020 sahen wir uns zufällig wieder. Wir liefen uns buchstäblich auf dem Weg zur Kantine in die Arme. Bei einem zweiten zufälligen Wiedersehen fragte er mich spontan, ob wir in unserer Kantine einen Kaffee zusammen trinken wollten. Ich sagte freudig zu, schließlich war ich neugierig, wie er sich in den fast zehn Jahren entwickelt hatte. Damit fing alles an. Ab diesem Moment trafen wir uns regelmäßig zu ausgedehnten Kaffeerunden zu zweit; am Anfang in großen zeitlichen Abständen, zum Schluss nahezu täglich. Wir redeten über Gott und die Welt und verstanden uns prächtig. Wir haben uns dermaßen ins Herz geschlossen und eine tiefe Freundschaft zueinander entwickelt, hatten ab Ende 2020 auch zunehmend regen privaten WhatsApp Kontakt. 2021 kam es auf seine Initiative hin zu einem ersten Treffen außerhalb des Büros. Wir schlenderten am Fluss, unterhielten uns stundenlang und verbrachten einen sehr schönen Nachmittag zusammen.
Dezember 2021 hat alles verändert. Wir hatten uns auf ein Bierchen in einer Kneipe getroffen und er suchte den Körperkontakt. Nicht aufdringlich, aber doch unverkennbar: er umarmte mich, hielt meine Hand, legte seinen Arm um mich. Ich war hin und hergerissen. Ich war seit einem halben Jahr frisch vergeben, er nach wie vor verheiratet - und dennoch spürte auch ich, dass so viel zwischen uns war. Über Stunden konnten wir uns nicht trennen, letztlich gaben wir diesen Gefühlen nach und küssten uns. All die aufgestauten, verdrängten Sehnsüchte brachen sich Bahn in diesem Kuss.
Ich ging auf Abstand zu ihm, wollte meine Beziehung zu meinem damaligen Freund nicht gefährden und sagte mir, dass wir wohl einfach einmal wissen wollten, wie es sein würde, wie es sich anfühlt, uns zu küssen - weil da eben neben unseren freundschaftlichen Gefühlen füreinander auch diese immense körperliche Anziehung zwischen uns immer mitschwang. Damit tat ich es gedanklich ab und legte es beiseite, redete mir (wie ich heute weiß) ein, wir seien doch nur Freunde. Ich merkte jedoch bei unserem nächsten privaten Treffen ein halbes Jahr später, dass mir dies nicht recht gelingen wollte. Wir trafen uns im Park und er suchte wieder den Körperkontakt, wollte mich im Arm halten, was ich nicht konnte. Ich beendete das Treffen mit den Worten: „Ich kann das nicht, ich mag meinen Freund. - Und ich mag meine Frau. - Ich mag meinen Freund nicht nur, ich liebe ihn und ich will ihn nicht verletzen.“ Dann stand ich auf und ging.
3 Monate später, im August 2022 war eine berufliche Fortbildung mit Übernachtung angesetzt, zu der wir beide gehen sollten. Er suchte beim Socialising nach der Tagung den ganzen Abend meine Nähe, war sogar eifersüchtig auf andere männliche Kollegen, mit denen ich mich gut verstand, biss sie alle weg und wich nicht von meiner Seite. Plötzlich war es zwei Uhr morgens und wir die letzten Verbliebenen. Wir waren so vertieft gewesen in unsere Gespräche, dass uns nicht auffiel, wie nach und nach alle gingen. Es war solch ein romantischer magischer Moment: wir saßen in einem zugewachsenen Innenhof, schauten uns in die Augen und küssten uns. Legten uns nebeneinander ins Gras, beobachteten die Sterne. Als die Kälte die laue Nacht einholte, sind wir auf mein Zimmer. Ohne Hintergedanken, wir konnten und wollten uns einfach nicht voneinander trennen, uns noch so viel erzählen. Als wir dort redeten und miteinander herum alberten, kamen wir uns näher und tauschten das erste Mal zarte Zärtlichkeiten aus - OHNE miteinander zu schlafen. Es war eine beklemmende Stimmung am nächsten Morgen. Ich fühlte mich furchtbar, mich diesem Moment so hingegeben zu haben, verantwortungslos gegenüber meinem Freund, gegenüber seiner Frau. Auch ihm war seine Zerrissenheit anzumerken.
Nach diesem Abend hielten wir uns ein Jahr voneinander fern: wir hatten zwar weiterhin freundschaftlichen Sms - Kontakt und unsere zwischenzeitlich zur Routine gewordenen Kaffeerunde zu zweit, ich ließ jedoch keine weiteren privaten Treffen außerhalb des Büros zu. Ich versuchte krampfhaft, das was zwischen uns war, zu verdrängen, beiseite zu schieben. Wir hatten zwischendurch zwar eine gemeinsame berufliche Feier, bei der vor allem er die Nähe zu mir suchte, und die letztlich damit endete, dass wir die Nacht bis zum nächsten Morgen versunken in unsere unbestreitbare Verbindung zueinander durchquatschen und er mich morgens um halb fünf galant an meiner Haustür absetzte. (Wie er seiner Frau erklärte, dass er erst um 5.00 Uhr zuhause war, möchte ich gar nicht wissen.) Ich blieb jedoch standhaft, und gab seinen Versuchen, mich zu küssen, nicht nach.
Stattdessen trennte ich mich in den darauffolgenden Monaten von meinem Freund und versuchte, mein Leben zu ordnen. Es blieb diese tiefe Freundschaft zueinander und die Gewissheit in mir, die ich plötzlich in Worte fassen konnte: Er hatte sich in den vergangenen Jahren nicht nur zu meinem besten Freund entwickelt, ich hatte mich über all die Jahre seit unserem Wiedersehen 2020 und unserer Annäherung in ihn verliebt.
Frei und mit diesem aufrichtigen Gefühl in mir, schlug ich ihm im Sommer letzten Jahres ein Wiedersehen vor. Ich wollte wissen, was das zwischen uns war. Er holte mich für einen Spaziergang im Park ab, wir schafften es jedoch nicht, meine Wohnung zu verlassen. Wir blieben auf meinem Balkon für eine schnelle Zig. und ein Glas Wein hängen, das in eine leere Flasche mündete, redeten und redeten und redeten - irgendwann nur noch über uns. Und ich hörte mich sagen, dass ich ihn gleich küssen werde. Und das taten wir, stundenlang.
Dies war der Start einer verhängnisvollen Affäre. Wir arbeiteten in den kommenden Monaten all unsere Gefühle füreinander auf. Erschreckend und schön zugleich, dass wir so ähnliche Emotionen teilten. Wir realisierten, dass wir uns beide in all den Jahren - nahezu neun Jahre - ohne Kontakt nie vergessen konnten. Dass wir uns über die tiefe Freundschaft, die uns seit 2020 verband, unmerklich ineinander verliebt hatten, unsere Herzen eben manchmal vor dem Verstand Bescheid wissen, was da gerade passiert. Und dass wir nun eine aufrichtige Liebe füreinander empfinden.
Er sagte mir, dass er nach einem im Jahr 2018 zurückliegenden Versuch, seine Ehe zu retten, der jedoch fehlgeschlagen war, seit Jahren getrennte Schlafzimmer habe (er schlief über Jahre im Wohnzimmer auf der Couch). Dass er seine Kinder liebe und deshalb bislang nicht gegangen war. Dass seine Frau und er zwar eine Familie miteinander hätten, aber keine Paarbeziehung und dass die Paarebene auch nicht mehr wiederkomme. Dass er jetzt, wo er mich lieben würde, einen Anlass dafür hätte, die Trennung wirklich durchzuziehen. Wir trafen uns regelmäßig, gingen aus teilweise bis tief in die Nacht, er zeigte sich öffentlich mit mir und legte auch Wert darauf, mich in der Öffentlichkeit zu umarmen, zu küssen und zu zeigen, dass wir zusammen gehörten. Gleichwohl merkte ich und sagte er mir, wie sehr er mit der Situation hadere, denn er hänge an seiner Familie.
Gleichwohl wurde die Zeit von zwei Rückschlägen überschattet. Im Dezember und Februar diesen Jahres hatte ich eine Pause gefordert, bzw. mich getrennt, da er sich mir gegenüber zwar in gewisser Weise positionierte, seinen Worten letztlich aber keine Taten folgen ließ. Und ich mir mehr wert war als eine Affäre, ich authentisch leben und lieben wollte. Und dies hieß für mich, diese Liebe zwischen uns auch auszuleben. Offen und als Paar. Er steckte in einem inneren Konflikt, denn er wollte seiner Frau, die ein wichtiger Mensch für ihn war und ist, und vor allem seinen Kindern nicht weh tun, mir und unserer Liebe zugleich ebenfalls treu bleiben.
Die zwei kurzen Beziehungspausen, über jeweils 2-3 Wochen, taten ihm gut, er nutzte sie, um sich klar zu werden, was er wirklich wollte. Er fasste den finalen Entschluss und suchte Anfang März ein erstes Gespräch mit seiner Frau, dass er all das so nicht mehr könne. Ein paar Tage später ein weiteres Gespräch mit ihr, in denen beide gleichsam feststellten, dass ihre Beziehung schon lange vorbei wäre. Er wollte die Trennung nach zwanzig gemeinsamen Jahren und mit Blick auf die beiden Kinder behutsam über mehrere Gespräche einleiten, ich gab ihm die Zeit, sein eigenes Tempo zu gehen. Ich vertraute ihm zutiefst und wusste, er würde zu mir, zu uns stehen und die Trennung durchziehen.
Es folgten zähe Wochen, in denen seine Frau zwar einerseits zugab, dass auch aus ihrer Sicht keine Paarbeziehung mehr zwischen den beiden bestand, sie andererseits aber weiteren klärenden Gesprächen mit ihm aus dem Weg ging und jedwede kontinuierlichen Versuche seinerseits, weitere Gespräche zu führen, aufs heftigste abblockte - wahrscheinlich wohlwissend, dass es unweigerlich in eine Trennung münden würde.
Erst Mitte Mai ging sie auf seinen erneuten Gesprächswunsch ein, in dem er explizit die Trennung aussprach. Ich stellte es ihm frei, ob er von uns erzählte, denn ich hatte dies für mein Ego nie gebraucht und wusste, es würde seine Frau zerstören und unnötigerweise verletzen. Da er die Trennung durchziehen wollte, spielte es für mich keine Rolle, dass er ihr von uns erzählte. Im Gegenteil, ich respektierte sie stets als Mutter seiner Kinder aufs äußerste und wollte ihr unnötiges Leid ersparen. Er jedoch bestand darauf, es werde uns und unserer Liebe nicht gerecht, sie zu verheimlichen. Er wolle nicht mehr lügen, sondern aufrichtig sein. Gesagt, getan. Er goss seiner Frau reinen Wein ein und sagte sogar seinen Kindern in einem gemeinsamen Gespräch mit seiner Frau, dass er sich trennen werde, da er sich in eine andere Frau verliebt habe. Die ältere Tochter (16 Jahre) quittierte diese Offenbarung nur mit einem habe ich mir schon gedacht, dass ihr euch trennt, während die kleine (14 Jahre) die Eltern verfluchte, leichtfertig die Familie aufzugeben.
Das Schlimme war: Er wohnte nach der ausgesprochenen Trennung Mitte Mai noch ganze sechs Wochen bei ihr und seinen Kindern zuhause. Das Angebot in meiner Wohnung Unterschlupf zu finden, schlug er ebenso aus, wie einen Freund einzuweihen und bei ihm zu wohnen. Stattdessen machte er alles letztlich mit sich alleine aus. Auch seine Wohnungssuche blieb, in meinen Augen, zu Anfang halbherzig, da er sich vorerst auf private Arrangements verlassen wollte, die sich jedoch alle zerschlugen und in Luft auflösten.
In dem Moment als seine Frau von uns erfuhr, brach die Hölle los. Shakespeare sagte einst, hell has no fury, like a woman scorned. Wie wahr. All der - nachvollziehbare - Schmerz, die Verletzung, die Wut brach aus ihr heraus und es waren furchtbar zermürbende Wochen für alle Beteiligten. Sie sabotierte unsere Treffen oder Planungen für gemeinsame Wochenend-Trips mit Verweis auf vermeintliche Verpflichtungen, etwa Fahrdienste zu Aktivitäten der Kinder, die auch sie hätte übernehmen können. Wenn er bei mir war, kam der Telefonterror: über Stunden mehrfache Anrufversuche, sie baute übelsten Druck auf ihn auf, brach lautstarken Streit vor den Kindern vom Zaun, erpresste ihn emotional und instrumentalisierte die Kinder für Machtspielchen (er titulierte es so). Sie beleidigte mich und uns aufs übelste, rief ihn auf der Arbeit an und schrie minutenlang nur ins Telefon, auf Dienstreisen machte sie ihn über Telefonate so fertig, dass er die freie Zeit anstatt sich die Städte anzuschauen, depressiv im Hotelzimmer auf die Wand starrend verbrachte... Es kulminierte in ihrer Aussage, Solange es diese Frau in deinem Leben gibt, wird es mit uns nicht entspannt werden, womit sie andeutete, dass sie ihm den künftigen Kontakt zu seinen beiden Kindern erschweren würde wie nur irgend möglich,
Plötzlich änderte sich sein Verhalten mir gegenüber. Im Lichte dessen, dass er weiterhin zuhause wohnte und weiteres Drama seiner Frau vermeiden wollte, telefonierten wir die ganze Zeit zwar alle paar Tage, unsere Telefonate fanden jedoch nur noch zu familienfreundlichen Uhrzeiten (nicht nach 20.00 Uhr und am Wochenende nie spontan, sondern nur mit viel Mühe und Vorbereitung) statt, Treffen wurden rarer. In den sechs Wochen, die seit der Trennung vergangen waren, sahen wir uns nur fünf Mal, wir gingen nicht mehr abends oder am Wochenende miteinander aus, auch übernachtet hat er nicht mehr bei mir (dies war früher bisweilen möglich, wenn sie beruflich oder anderweitig verreist war.) Ich hatte den Eindruck, dass er mich ironischerweise nach seiner ausgesprochenen Trennung wie eine Affäre behandelte - obwohl er dies, als ich sie auf dem Papier tatsächlich noch war, niemals getan hatte. Es war ein fürchterlich schmerzhaftes Gefühl, dass er auf seine (verzeiht den Ausdruck) tobende Frau mehr als auf mich und unsere junge Liebe Rücksicht zu nehmen schien.
Gekrönt wurde mein Eindruck dadurch, dass er mit ihr - auf ihre Initiative hin - eine Trennungsberatung absolvierte. Ich hielt dies ursprünglich für eine gute Idee, die Trennung für die Kinder ohne weitere Verletzungen gemeinsam gestalten zu wollen. Zugleich hatte ich jedoch das untrügliche Gefühl - welches sich letztlich bewahrheiten sollte - dass sie die Trennungsberatung in Wahrheit nutzen wolle, um einen Neustart zu forcieren. So kam es dann auch: Es war wohl so eine skurrile Situation, dass nicht nur mein Freund, sondern auch die Trennungsberaterin meinte, eine Paartherapie habe keinen Sinn (mehr), wenn es eine neue Liebe gebe. Gleichwohl hat die Trennungsberaterin meinem Freund derart den Kopf gewaschen, er müsse die Trennung auch über eine räumliche Trennung umsetzen, um seine Kinder nicht weiter zu verwirren und klare Verhältnisse zu schaffen.
Begleitet von einem Riesendrama seiner Frau, die androhte, ihm seine Klamotten und persönlichen Dinge in die Auffahrt zu schmeissen, sollte er dies wirklich durchziehen, zog er Mitte Juni in eine Pension - er hatte sich dafür frei nehmen müssen, damit sie ihre Drohung nicht in die Tat umsetzte. Ich hatte die Hoffnung, dass mit seiner eigenen Wohnung, die er Ende Juni endlich beziehen könnte, zwischen uns alles besser werden und sich die Situation endlich entspannen würde. Aber das Gegenteil war der Fall. Er blieb nicht wirklich konsequent: als sich die Wohnungsübergabe aufgrund des Vermieters um einen Tag verzögerte und er in der bisherigen Pension keine weitere Nacht bleiben konnte, suchte er sich nicht etwa eine andere Pension oder übernachtete bei mir?! Er schlief allen Ernstes wieder eine Nacht zuhause bei seiner Familie auf der Couch.
Mit dem Einzug in seine eigene Wohnung begann der Anfang vom Ende. Er hatte mich zwar am ersten Abend in die neue Wohnung eingeladen und wir verbrachten einen wunderbaren Abend und eine magische, sehr romantische Nacht zusammen. Tanzten in der Wohnung, machten Blödsinn, blieben wie kleine Kinder ewig wach, freuten uns auf unsere nun kommende gemeinsame Zukunft und redeten und redeten auf dem Balkon bis zum Morgengrauen.
Danach war alles plötzlich anders. Er fing an, Dinge mit sich alleine auszumachen, sich von mir zurückzuziehen. Er deutete an, dass er den Schmerz über die Trennung von seinen Kindern unterschätzt habe, aber öffnete sich mir gegenüber nicht wirklich mit seinen Sorgen und Ängsten. Ich wollte ihn nicht bedrängen, kein Gespräch forcieren, keinen Druck von meiner Seite ausüben. Ich wollte ihm Zeit lassen, ich dachte, wir hätten sie.
Eine Woche später unser nächstes und zugleich letztes Treffen als Liebende. Ich hatte am Vorabend von der Lungenkrebsdiagnose meiner Mutter erfahren, für mich brach eine Welt zusammen. Bei all den negativen Erfahrungen, die ich in meinem 45-jährigen Leben gemacht hatte, mit all den Schicksalsschlägen, die ich bisher erlebt hatte, war dies mit Abstand der schlimmste Tag meines Lebens. Und zugleich das emotional forderndste Treffen mit meinem Freund. Im Restaurant gegen frühen Abend waren wir noch in der Lage, uns gegenseitig aufzufangen, wir waren liebevoll und fürsorglich. Doch war er selbst äußerst angespannt und verletzt von einer weiteren unzähligen Konfrontation mit seiner Frau über die Kinder und die Trennung; ich war in tiefer Trauer über den möglicherweise drohenden Verlust meiner Mutter. Als wir zu mir gingen und auf dem Balkon ins Gespräch vertieft waren, bekamen wir uns über Nichtigkeiten in die Haare und haben uns das erste Mal wirklich gestritten. Es war furchtbar, wir hatten es bislang immer geschafft, jedwede Klippe in noch so heiklen Themen zu umschiffen. Einander offen ohne Vorbehalte zu begegnen, einander wahrhaft zu erkennen, zu akzeptieren und gelten zu lassen, wie wir wirklich sind. Ich kann es nicht beschreiben, aber ich fühlte, dass etwas anders war. In der Nacht bekam ich neben ihm kaum ein Auge zu, spürte körperlich, dass wir so weit entfernt voneinander waren… Als er mich am nächsten Morgen mit einem Kaffee und den Worten wollen wir reden weckte, wusste ich es.
Die nächsten Stunden bekam ich seine Worte nur in Trance mit, ich war wie gelähmt, erstarrt. Ich hörte ihn sagen, dass er nicht frei sei, nicht bereit für eine Beziehung. Dass ich nie wissen werde, wie sehr er mich liebt, wie wichtig ich ihm bin. Dass die Entscheidung nicht an seinen Gefühlen zu mir liegt, sondern einzig an seiner Überforderung.
Dass es ihm das Herz zerreiße, weil wir so viele Schritte gemeinsam gegangen sind, er aber den letzten Schritt nicht sehe. Keine Lösung sehe. Nicht sehe, wie das alles gehen solle, mit uns und den Kindern. Dass es sich anfühle, als hätte er zwei Messer in seiner Brust. Wie er sich drehe und wende, Schmerz. Und zugleich verletze er entweder seine Kinder oder mich. Dass er so zerrissen sei. Er wisse nichts mehr, nicht was er brauche, nicht was er will. Er sei am Ende seiner Kräfte und könne nicht mehr. Seine Frau werde ihn erst gehenlassen, ihn erst wirklich loslassen, wenn wir beide zusammen leben, und dann werde es dreckig, dann würde er seine Kinder nicht mehr sehen. Ob er zurückgehe? Das wisse er nicht. Er wisse nichts mehr.
Es war herzzerreissend ihn so zu sehen und zugleich ergriffen zu sein von meinem eigenen tiefen Schmerz über unser Ende, noch bevor alles anfing. Ich war unfähig auch nur ein Wort herauszubringen, geschweige denn ihn anzufassen. Irgendwann legte er seinen Kopf auf meinen Schoss, ich streichelte sein Haar und raunte nur: alles wird gut. Ich konnte ihm auf seine Frage, woher ich diese Stärke nahm, genauso wenig eine Antwort geben. Ich hörte mich nur sagen, das ist Liebe. Selbstlose, bedingungslose Liebe. Und er erwiderte, dass es für ihn alles andere als einfach sei, diesen Schritt gerade zu gehen. Er konnte nach seiner Offenbarung nicht gehen, wir verharrten stundenlang wortlos in dieser Situation, bis er irgendwann aufbrach. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Wir konnten uns nicht loslassen, telefonierten die nächsten Tage stundenlang und versicherten uns unsere Liebe. Er sagte, die Trennung sei eine bloße Momentaufnahme, er wisse nicht, was eventuell in ein paar Wochen oder Monaten mit uns sei.
Die nächsten Tage stand ich völlig neben mir. Ich weiß nicht, wie ich sie überstanden habe Wie ich es geschafft habe, aufzustehen, den Tag zu überstehen und abends ins Bett zu fallen. Noch heute fühle ich beim Schreiben dieser Zeilen den Schmerz und die Tränen laufen in Strömen über meine Wangen.
Ende Juli habe ich ihn um ein erneutes Treffen gebeten, er hatte mir einst sein Lieblingshemd geschenkt, das ich so an ihm liebte und welches ich fortan zum schlafen getragen habe. Bei der Trennung Anfang Juli hatte ich ihm alle Erinnerungsstücken mitgegeben, zu schmerzhaft war deren bloße Existenz in meiner Wohnung. Nun wollte ich das Hemd wiederhaben, es war die einzige Konstante in der stürmischen Phase, in der ich steckte. Es klingt vielleicht lächerlich, aber es bedeutete Geborgenheit für mich. Zu allem Überfluss - wenn ich das lese, denke ich selbst, Hollywood könnte es nicht dramaturgischer aufbereiten als es das Leben spielt - erhielt ich in dieser Woche zwei weitere Krebsdiagnosen eines engen Familienangehörigen und einer sehr engen Freundin. Ich war völlig kraftlos, habe es aber dennoch irgendwie geschafft, zu funktionieren.
Das Wiedersehen war erschreckend: Er sah furchtbar aus, ich hingegen fühlte mich - wenngleich ich dies innerlich wahrlich nicht behaupten konnte - erstaunlich gut gewappnet und stark. Er trug eine Maske des unbekümmerten Mannes, dem es gut ging, aber nur indem er mich auf Distanz hielt, emotional und körperlich. Doch wenige Sätze von mir genügten: Auf unerfindliche Weise gelang es mir ihm liebevoll und mit offenem Herzen ohne Schutzmauern zu begegnen, wodurch ich seinen Schutzwall aufbrach. Da war er wieder dieser emotionale, gefühlvolle Mann, von dem ich wusste, dass er mich von Herzen liebt. Der meine Hand hält, mich anstrahlt, glücklich ist in meiner Nähe, mich küsst, und weiß, dass das Geborgenheit bedeutet. Von Freundschaft getragene, auf Freundschaft fußende Liebe. Er gab mir sein Hemd wieder und gestand mir, dass er es gestern ebenfalls zum Schlafen getragen hatte, weil er mich so vermisst hat. Wir strahlten uns ewig an, die Zeit schien stillzustehen. Von einer Sekunde auf die andere wurde er hektisch, auf meine Frage hin, was mit ihm sei, meinte er plötzlich völlig diffus, er werde unruhig und wolle jetzt zurück in seine Wohnung. Er brachte mich nach Hause und ich ließ ihn - mit dem unbekümmertsten Lächeln, das ich mir entlocken konnte - ziehen, wohlwissend, dass das unser letzte Begegnung sein würde und mich der Schmerz fast umbrachte.
Nach Wochen ohne Kontakt bat ich ihn in einer knappen Sms, er möge mir mitteilen, sollte er zurück zu seiner Familie gehen oder bereits gegangen sein, welche er mit einem Versprechen, das natürlich zu tun, quittierte.
Ich weiß nicht, woher ich diese Gewissheit nehme, aber ich hatte und habe ein untrügliches Bauchgefühl und eine starke Intuition. So wie ich damals entgegen der landläufigen Meinung all meiner Freundinnen wusste, er wird sich trennen und ausziehen, so wusste ich, nein, spürte ich Anfang September körperlich, dass sich bei ihm etwas getan hat. Daraufhin nahm ich all meinen Mut zusammen und schickte ich ihm also eine kurze Sprachnachricht - immer noch gefangen in meinem Schmerz, genährt durch seine Worte, vielleicht in ein paar Wochen wieder zusammen zu finden - wo er steht. Ich wollte Klarheit, selbst wenn sie schmerzlich sein sollte. Seine Antwort war verheerend: Er lebt noch in seiner Wohnung und hätte darüber erst mit seinen Kindern gesprochen, die meinten, es sei noch zu früh, um wieder zu Hause einzuziehen. Daran würde er - wie auch an meiner Sprachnachricht - merken, wie tief die Verletzungen auf allen Seiten seien, für die er verantwortlich ist. Dass er aber auch fühlt, dass er weiter versuchen will, sein bisheriges Leben in Ordnung zu bringen und mit seiner Familie zusammenzuleben. Er vermisse seine Kinder sehr und brauche sie um sich, wolle mit ihnen leben. Vielleicht hätte ich recht gehabt, dass es letztlich auf eine Entscheidung zwischen seinen Kindern und mir hinauslaufe. Er sei einfach nicht bereit, das alles hinter sich zu lassen für ein anderes Leben. Er habe das nicht kommen sehen. Alles was er gesagt, getan und mit mir erfahren habe, bleibt ehrlich und echt.
Das riss mir den Boden unter den Füssen weg.
Ich war schockiert, enttäuscht, verletzt, erkannte ihn nicht wieder. Nicht, dass er seine Kinder über alles liebt, das war und ist einer der Gründe, wofür ich ihn so liebe. Nein, dass er sich selbst weniger wert ist, sein eigenes Wohlbefinden und Glück hinten anstellt, um mit seinen Kindern unter einem Dach leben zu können. Er meinte einst, er könne nicht mehr einfach zurück, selbst wenn er das wollte. Dinge wären nach unserer Begegnung nicht mehr wie zuvor. Und jetzt will er genau das. Obwohl die Beziehung zu seiner Frau „nur noch“ bestenfalls aus Freundschaft und nicht mehr aus Liebe besteht.
Doch den letzte Paukenschlag möchte ich euch nicht vorenthalten: Ein befreundeter Psychologe meinte, ich hätte so viel Wut in mir, die raus müsse - und zwar an den einzig adäquaten Adressaten, an ihn. Also habe ich ihn einige Tage nach seiner verheerenden Sms Anfang September um ein persönliches Treffen gebeten. So wohltuend. Ich habe ihm alles, wirklich alles, was mir bislang meine gute Kinderstube und Erziehung untersagt hat, an den Kopf geworfen. Ohne Tabus und Zensur. Die Wut, den Schmerz, die Verletzungen aufgezeigt und spüren lassen am eigenen Leib. Es war bittersüß: Einerseits hat er mir gleich zu Beginn - wie eine Schutzbehauptung, zu der er sich später wohl nicht mehr in der Lage sah - mitgeteilt, dass er nicht nur zurück zu seiner Familie will, sondern auch die Paarebene mit seiner Frau angehen möchte: „Ergebnisoffen. Gucken, was da noch ist.“ Er konnte mir nicht ins Gesicht sagen, ob er mir gerade allen Ernstes sagen will, die Paarebene wieder zum Leben erwecken zu wollen. Er hat sich hinter seiner Familie versteckt, „alle vier wollten das“. Welch Ironie, dass ich eine kaputte Beziehung wiederbelebt haben sollte.
Andererseits hat er sich eindringlich mit meiner Wut auseinander gesetzt, sich mehrfach bei mir aufrichtig entschuldigt. Mich im Arm gehalten. Mir gesagt, ich sei die Frau, die er liebt. Dass er mich nicht festhalten dürfe, sonst würde er mich nie wieder loslassen. Dass er jetzt noch verwirrter sei, als vorher.
Zugleich war ich so authentisch, was mich heute noch stolz macht, ihm zu sagen, dass ich ihn liebe - dass meine Liebe zu ihm so unermesslich groß und bedingungslos ist, dass ich möchte, dass er glücklich ist. Selbst wenn das ohne mich sein sollte. Ich hatte aber auch den Impuls - ohne dass es sich so anfühlte, mich unter Wert zu verkaufen oder würdelos oder gar rückgratlos zu sein - ihm zu sagen: Sollte er spüren, dass es nicht funktioniert, weil er mich liebt, darf er sich melden. Was dann ist, wird die Zeit zeigen. Sollte er sich jedoch melden, weil er einsam ist, weil es nicht funktioniert hat, und mich als Ego-Booster benutzen wollen, merke ich das, dann gnade ihm Gott.
Er hat mich überrascht, es war ein aufrichtiges Gespräch ohne jedwede Masken. Vielleicht konnte er mir so offen begegnen, weil ich ihm vorurteilsfrei begegnet bin und er merkte, dass es mir mitnichten darum ging, ihn zu einer anderen Entscheidung zu bewegen. Nach ein paar Stunden sind wir händchenhaltend zur Bahn, er hat mich geküsst und umarmt und ich habe mich so gut gefühlt. Stark, ganz bei mir. Ich bin mir treu geblieben, habe mich nicht verbogen oder zu Beleidigungen hinreißen lassen, sondern war stets mitfühlend, warmherzig und wertschätzend. Selbst in meiner Wut.
Eine Woche danach, in meinem Urlaub, kam der totale Zusammenbruch. Mit voller Wucht. Meine Gedanken und Gefühle kreisten ständig um die Frage, wie er das tun könne, mich zu lieben und dennoch zurückzugehen in die Ehe? Zwei Wochen hat mich der Schmerz in den Fängen gehalten, bis ich ihm gestern eine Sprachnachricht geschickt habe, wenn ihm noch etwas an mir liegt und zwar nicht als Frau, sondern als Mensch nach all den Jahren unserer Freundschaft, hilft er mir dabei, den Schmerz zu lindern und die Verletzung zu heilen. Ich weiß irgendwo tief drinnen, dass er uns eine echte Chance geben wollte, aber gerade fühle ich mich benutzt und weggeworfen. Ich habe das Gefühl, nur sein Ego poliert zu haben, diese nicht mehr existente Paarbeziehung stabilisiert und letztlich dazu beigetragen zu haben, dass sie es noch einmal probieren wollen, was mich mit einem beschissenen Gefühl zurück lässt. Es geht mir nicht darum, warum er das tut. Es ist wie es ist. Dass ich ihn nur noch um eines bitten möchte, mir ein gutes Gefühl zu geben, um damit final abschließen zu können.
Seine Antwort kam prompt: „Ich fand unser letztes Treffen auch sehr gut, weil du mir deine ganze Wut gezeigt hast. Das war ehrlich und hilfreich, für uns beide. Natürlich liegt mir sehr viel an der und ich kann deinen Schmerz verstehen. Es fällt mir wirklich schwer und tut mir unendlich leid, dich so zu verletzen. Das habe ich nicht gewollt! Aber ich habe ich nicht benutzt oder dein Vertrauen missbraucht, sondern bin mit dir einen Weg gegangen. Ich wusste nicht, wo er mich hinführt, ich habe das alles nicht kommen sehen. Jedenfalls waren meine Gefühle für dich immer echt und ich war immer ehrlich zu dir. Du fragst dich, was du mir gezeigt hast? Ich kann eine Antwort versuchen: Vor allem habe ich durch dich erfahren, wie es ist, offen auf andere Menschen zuzugehen. Du bist ein so toller Mensch, du bringst so viel Positives in die Welt - und es kommt so viel dabei zurück. Das möchte ich auch versuchen.
Unabhängig von meinen Gefühlen für dich ist mir aber in den Gesprächen mit Sylvia (seiner Frau) klar geworden, dass ich aus verschiedenen Gründen in den letzten Jahren vergessen habe, die Menschen in meiner unmittelbaren Nähe zu sehen. Wenn ich genauer hinschaue, fühle ich, dass da noch mehr ist, als ich dachte, und dass ich mit meiner Familie zusammenleben möchte. Ich habe inzwischen meine Wohnung aufgegeben und wohne jetzt wieder zu Hause.
Ich hoffe sehr, dass du deinen Frieden mit mir, mit uns finden und trotz allem irgendwann das Wertvolle in dem sehen kannst, was wir zusammen erlebt haben.“
Das war vernichtend.
Mein Herz ist in tausend Teile zerborsten, er hat mich als Mensch gebrochen. Ich habe ihm in einem letzten Akt der Selbstbestimmung gestern noch geantwortet, was für ein Lügner er ist - mir, seiner Frau, aber vor allem sich selbst gegenüber. Dass er in seiner kleinen Truman Show kaputtgehen wird. Oder aber sein Herz so leer und kalt ist, dass es immer nur um ihn ging und geht. Dass ich mir von Herzen wünsche, dass es seinen Kindern damit gut geht - denn das sind die einzigen, denen ich warme Gedanken schicke für ihren weiteren Weg. Dass ich mir wünschte, auch behaupten zu können, etwas von ihm gelernt zu haben, aber da bleibt nichts außer künftig auf Taten statt wohlklingende Worte zu achten. Ich durfte für mich spüren, wie liebesfähig ich bin, wie groß meine Liebe zu ihm war, wie sehr ich mich in Beziehungen einbringe, wie authentisch ich lebe, wie authentisch ich liebe. Geschlossen habe ich unser Kapitel damit, dass man den wahren Charakter eines Menschen nicht erkennt, wenn er in dein Leben tritt, sondern er sich in dem Moment offenbart, wenn sich dieser Mensch entscheidet zu gehen. Er hat mich am schlimmsten Tag meines Lebens verlassen, und das sagt alles aus. Ich werde ihn jetzt blockieren - denn nach all dem, was passiert ist, weiß ich, dass zwischen uns keine Freundschaft mehr möglich sein wird. Damit schloss ich meine gestrige Sprachnachricht an ihn und blockierte ihn auf allen Kanälen.
- The End -
Es hat gut getan, das alles aufzuschreiben und in Worte zu fassen, fast therapeutisches Schreiben. Ich fühle mich trotz des so frischen Schmerzes befreit und etwas leichter als zuvor. Dafür danke ich euch schon jetzt - und für eure liebevollen Kommentare bislang. Bitte geht behutsam mit mir um, vor euch sitzt ein zutiefst verletzter und gebrochener Mensch.
Ich bin nicht so naiv, um nicht zu wissen, worauf ich mich eingelassen habe. Zu glauben, unsere Geschichte sei einzigartig. Er hat mich zu nichts gedrängt, ich wollte aus vollstem Herzen wissen, wohin unsere Reise führt - no regrets. Selbst mit dem heutigen Wissen um all den Schmerz würde ich alles genauso tun. Ich übernehme die Verantwortung für mein Handeln - auch wenn ich auf die Verletzungen, die wir seiner Frau und den Kindern zugefügt haben, gerne verzichtet hätte. Irgendwann wird sich zeigen, wofür das alles gut war. Irgendwann wird der Schmerz gelindert, wird die Verletzung geheilt und mein Herz wieder zusammen gesetzt sein. Ich bin mir treu geblieben, habe geliebt - all in - und bin gescheitert. Darüber bin ich nicht traurig, that is part of the game.
Es ist so schmerzhaft, weil ich mich frage, wer ist dieser Mann? Wie konnte ich mich so in ihm täuschen? Wie kann er sich selbst so belügen? Wie passt dieser empfindsame weiche emotionale aufrichtig liebende Mann zu dem, der eine starre Maske trägt, eine Fassade aufrecht erhält, in eine Ehe zurückgeht, die lange keine mehr ist, weil er seine Familie vermisst? Wie kann eine Familie echt sein, wenn die tragende Säule, die Ehe nicht mehr besteht? Wie kann er sein Wohlbefinden seinen Kindern „opfern“ (bitte richtig verstehen), die beiden Kids statt sich in die Verantwortung für sein Leben nehmen?
Es ist so schmerzhaft, weil ich ihm aus vollstem Herzen gesagt habe, dass er stets das Ziel für mich war. Nicht mein Exfreund, der war der Weg, das Ziel war immer er für mich.
Ich muss nicht nur diese tiefe Liebe, die ich für ihn hege, loslassen, sondern vor allem die Ent-Täuschung. Dass ich mich in ihm so getäuscht habe, als Mensch. Die Affäre loszulassen, wäre ein Leichtes. Denn ehrlicherweise gab es uns nie, als echtes Paar. Nein, vielmehr einen Menschen, der mir seit 14 Jahren im Kopf und im. Herzen herumspukt, für den ich die letzten Jahre eine so tiefe Freundschaft empfunden habe. Er war mein bester Freund. Ich habe ihm alles als erster Person erzählt, was mir in meinem Leben widerfahren ist.
Das trifft mich ins Mark, hat mein Vertrauen und mich als Mensch zutiefst erschüttert. Und das macht es so unbeschreiblich schmerzhaft.
02.10.2024 16:29 •
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