Puh...habe versucht mich durch die Seiten zu lesen - und ehrlich, ich komme mir vor, wie jemand, der in einem Restaurant mit Michelin-Stern vor dem Buffet steht und nicht weiß, wo er zuerst hingreifen soll. Einen Riesen Dank an Euch alle! Sehr gut, macht weiter so. Ich hoffe ich wage mich nicht so weit aus dem Fenster, wenn ich jetzt schon behaupte, dass dieser mit zu den wertvollsten Strängen unter entsprechender Headline werden könnte...Es sind so viele Beiträge, dass ich nur einige Punkte aufgreifen kann, ich fange mit diesem Komplex an:
1. KOMPLEX LIEBE: Was ist Liebe (oder Lybe - danke, schlaue @heffalump)? Kann man mehr als einen Menschen lieben? Falls ja: Auf die gleiche Art und Weise? Kann man EINEN Menschen für ewig lieben?Hier zwei Kommentare - willkürlich herausgegriffen:
Zitat von SchlittenEngel: Standard Rechtfertigung…;), man kann sich auch aus guten , stimmigen Beziehungen heraus neu verlieben.
Was verstehst Du unter guter, stimmiger Beziehung?
Zitat von ElGatoRojo: Muss nicht so sein. Eine Begegnung kann flashen trotz intakter Beziehung .............
Was heißt das flashen trotz intakter Beziehung?
LIEBE ist
FÜR MICH:
...eine tiefe Zuneigung zu einem Menschen, die über freundschaftliche Gefühle hinausgeht. Ich fühle Kribbeln/kleine Schmetterlinge im Körper, mein Herz sehnt sich nach diesem Menschen und ich bekomme Herzklopfen, wenn ich an ihn denke oder ihm begegne. Ich fühle mich
S. zu diesem Menschen hingezogen und möchte Liebe und Leidenschaft mit ihm leben. Dieser Mensch schafft es, mich durch sein Wesen zu begeistern, mich zu faszinieren und zu inspirieren. Ich möchte diesen Menschen aber nicht nur lieben dürfen, sondern gern eine
Beziehung/Partnerschaft mit ihm (aus)leben.
Aufgrund meiner Vita muss ich
FÜR MICH folgendes Fazit ziehen:
Ich lebte - bis auf die eine Affäre während meiner Ehe- immer eine serielle Monogamie. Ich kann besonders am Anfang sehr stark lieben, habe es aber nie geschafft diese Liebe für lange Zeit zu konservieren. Jetzt steht natürlich die Frage im Raum: kann ich es generell nicht, oder ist mir einfach einer der richtigen Männer noch nicht untergekommen?
Für mich gehört Liebe und Leidenschaft (die S. Komponente) zusammen. Sobald es mit der Liebe weniger wird, habe ich kein S. Verlangen mehr nach diesem Menschen. Wenn ich so reflektiere, dann war am Anfang sicherlich ein gewissen Verliebtheitsgefühl für meinen späteren Mann da und S. Verlangen auch, was aber relativ schnell abflaute. In den Jahren vor Affärenbeginn (insgesamt ein knappes Jahr Fernbeziehung) tauschte ich mit meinem Partner so gut wie keine Intimitäten mehr aus. Ich habe das über Jahre so hingenommen, hatte meine Bedürfnisse und Wünsche verdrängt und hintenangestellt und mich stattdessen auf die Familie konzentriert. Die Begegnung mit meinem AM war ein Weckruf. Als ich ihn traf, war mir SOFORT klar: 1. Ich liebe meinen Mann nicht mehr, es sind nur noch freundschaftliche Gefühle für ihn da. 2. Ich könnte NIE wieder mit meinem Mann intim werden. Ich habe also
ABSOLUTE KLARHEIT über meine
Gefühle und mein
S. Verlangen. Und ich glaube genau hier ist der wunde Punkt:
Jeder Mensch ist individuell!Es ist schon kurios: Während meiner Affäre war ich meinem AM treu und loyal gegenüber, meinem EM allerdings nicht. Wie sah das bei meinem AM aus? Nun, er sagte mir mal, dass ich, seine Frau und er wohl Liebe unterschiedlich definieren. Und später gab er auch zu, dass er eben anders liebt als ich. Er hätte auch kein Problem damit gehabt, wenn ich mit meinem Mann geschlafen hätte. So etwas wie
EIFERSUCHT kannte er angeblich nicht, da er sehr schlimme
ERFAHRUNGEN IN DER KINDHEIT mit Eifersucht eines Elternteils machen musste und er diese
ART VON GEFÜHLEN VERABSCHEUTE. Er hatte schon ziemlich zu Anfang seiner Ehe zwei oder drei Affären, die teils auch über mehrere Jahre gingen, er hat mir das auch offen und ehrlich alles gebeichtet. Er sagte, dass er seine Frau damals so sehr liebte, aber sie eben kein Interesse hinsichtlich S. Natur an ihm hatte. Und er sagte mir, dass schon seit ca. 2 Jahrzehnten nichts mehr mit ihr in dieser Hinsicht liefe. Diese Aussagen wähnten mich erst einmal in Sicherheit, denn ich machte ihm relativ schnell klar:
Wird er intim mit ihr, dann war es das für mich! Später - die Affäre war bereits in der Endphase mit vielen on-offs und allem drum und dran - bat mich die EF um ein Gespräch. Da prahlte sie, dass sie ja mit ihrem Mann vor einem Tag S. hatte und sie klagte ja so wehmütig, dass er auch mit ihrer besten Freundin geschlafen hätte. Ich ließ mir erst einmal nichts anmerken, aber ich kann gar nicht sagen, wie es mir den Boden unter den Füßen weggehauen hat. Und er? Ich weiß bis heute nicht, ob es ein einmaliger Ausrutscher war, er beteuerte es jedenfalls. Und dann erzählte er mir noch sehr detailliert, wie seine EF (wohlgemerkt nach ca. 20 Jahren S. Enthaltsamkeit und ja Konkurrenz belebt das Geschäft und es hing ja für sie ein ganzer Lebensentwurf auf dem Spiel) versucht hat, sein bestes Stück wiederzubeleben, es aber nicht funktionierte. Er sagte, dass er sich wegen ihr Prost.... (genau diese Wortwahl hörte ich) musste während er bei mir es so gern wollte (mit der erek.), es aber auch nicht so geklappt hätte, wie es hätte sein sollen. (er hatte Pot.-probleme und war einige Jahre älter als ich). Seine EF soll jedenfalls trotzdem zum Orga. geführt haben - wie schön für sie, findet ihr nicht auch? Er schrieb mir, dass er sehr viel Mitleid für seine Frau empfinden würde, die am nächsten Tag versucht hatte, ihn unanständig an die Wäsche zu gehen (war jetzt wahrscheinlich so richtig scharf auf ihn oder ambitioniert?), er blockte aber wohl ab.
Dies hier ist aber nicht einmal 5% meiner Geschichte. Wenn ich das alles Revue passieren lasse, dann könnt ihr Euch vorstellen, welchen Ekel ich eigentlich für diese vergangene Story empfinde. Als Selbstdiagnose würde ich sagen: Er hat
starke autistisch-narzisstische Züge, ist ein
Bindungsängstler (nicht nur was Bindung betroffen mit hat), hat einen
Mutterkomplex (Siehe das Buch: Mutti ist die Best(i)e von T. Milsch) wahrscheinlich ist auch
ADS im Spiel. Er hatte mir während der Affäre persönliche familiäre Geschichten erzählt, die mich erschaudern ließen und über die er nie mit seiner Frau gesprochen hatte. Ich sagte ihn damals, dass mich das verwirrt, sie sind so lange verheiratet und wo ist da diese tiefe (emotionale) Ebene auf der man sich nach meiner Meinung in einer Beziehung begegnen sollte und auch alles anvertraut. Was macht er? Geht danach zu EF-Mutti und erzählt ihr alles...Ach ich sollte auch ein Buch darüber schreiben...
Es stecken also mehrere Komponenten in diesem hochkomplexen Thema.
Und deshalb müssen wir folgende Begriffe definieren und ins Verhältnis zueinander setzen:
Liebe ist nicht das gleiche wie
Beziehung ist nicht das gleiche wie
S. VerlangenIch sagte bereits, dass es in Beziehungsfragen nichts gibt, was es nicht gibt. Das heißt, wir müssten versuchen, mal über den Tellerrand zu schauen.
Variante 1:Beide Partner können nicht lieben und sind geschlechtslos. (ja, es gibt Menschen, die das klassische Liebesgefühl nicht kennen und auch nicht das Verlangen nach S. haben.) Man könnte auch sagen, dass es sich hier um ein tiefes freundschaftliches Verhältnis der beiden handelt. Ihre Charaktere und ihre Werte ergänzen sich so hervorragend, dass sie ein eingespieltes Team sind und der Alltag Hand in Hand geht. Sie könnten sich nicht vorstellen, einen passenderen Lebenspartner zu finden. Da sie beide nicht lieben können im klassischen Sinne und auch S. inaktiv sein möchten, wird auch nie ein Außenstehender zur Gefahr. Eine Affäre ist eigentlich unmöglich. Was soll diese beiden trennen - außer der Tod?
Dies ist wohl die stabilste aller Beziehungen. Ich gebe gern zu, dass das eher eine sehr seltene Variante ist, aber wird müssen hier ein wenig wissenschaftlich/mathematisch rangehen, um die Komplexität in ihrer Weite zu begreifen.
Variante 2:Beide Partner können nicht lieben, sind aber S. aktiv. Hier sieht das Gerüst schon ein wenig wackliger aus als bei Variante 1. Auch wenn der Alltag passt, kann es ja sein, dass die beiden S. nicht so harmonieren oder irgendwann die Gewohnheit eintritt. Hier wäre es durchaus denkbar, dass die Gefahr des Fremdgehens besteht und je nach Wichtigkeit der Intimität auch Gefahren für das Auseinanderbrechen der Partnerschaft bestehen.
Variante 3:Beide Partner können lieben, sind aber geschlechtslos.Diese Variante bietet auch einen sehr starken Angriffspunkt durch eine dritte Person.
Variante 4.....Ich breche hier ab, weil ich sonst seitenweise die verschiedenen Varianten darstellen müsste, aber ich hoffe, ich konnte wenigstens einige Denkansätze vermitteln.
Sorry, ich möchte auf keinen Fall den Thread der TE sprengen, aber ich glaube meine Ausführungen passen hier sehr gut zu unserer Diskussion. Und andere können am besten an Beispielen lernen - nämlich eben dann, wenn man aus dem Nähkästchen plaudert. Gern streue ich noch weitere Komplexe bei Zeit und Gelegenheit ein, wenn @Kasy1979 und ihr, lieben Foris, nichts dagegen habt...