Hey,
ich versuche es mal in kurze Worte zu fassen:
2016 habe mich meine Affäre kenngelernt. Nach einer heftigen, aber kurzen Zeit ist natürlich meine Ehe implodiert. Darauf folgte das übliche Drama: Trennung sowie Scheidung. Während dieser Zeit habe ich den Kontakt zu meiner Affäre immer gehalten. Er wollte immer die Beziehung zu mir und hat mir die Zeit gegeben, dass ich mit der Trennung und Scheidung zu Recht zukomme. Ich habe mich in dieser Zeit viel mit mit selber beschäftigt und war froh, dass jemand da war, der mir zuhörte und mich hielt.
Stück für Stück, mit viel Zeit und Geduld wurde 2019 aus der Affäre, vorsichtige Blüten einer Beziehung. Ich brauchte meine Zeit, um mich in der Beziehung zu öffnen. Als ich dann so 2020 so weit war, wollte ich es richtig haben. Gemeinsame Wohnung, gemeinsame Urlaube, gemeinsame Freunde - alles, was halt so dazugehört. Es war für mich eine großartige Zeit und ich merkte, dass dies es funktionierte und anfing tragfähig zu werden. Wir beiden wohnen in verschiedenen Städten und die Abschiedsszenen sind jedes Mal herzzerreißend gewesen.
Bis November war alles gut. Dann fing mein Freund an, sich in eine Kollegin zu verlieben. Wir haben lange diskutiert und versucht einen Rahmen dafür zu finden, in dem das vielleicht funktioniert könnte. Für mich ist die körperliche Treue nicht wichtig, aber dennoch die emotionale. Der Vereinbarung war, dass er das mit der Kollegin ausprobieren kann und soll, aber dass es keine Beziehung im klassischen Sinne werden darf. Sollte dies passieren, wird es sofort beendet.
Es kam so wie es kommen musste: Keine zwei Wochen später kam das Thema wieder auf den Tisch. Ich war nicht begeistert, insbesondere auch über die Tatsache, dass er mir beichtete, dass er schon beim ersten Gespräch nicht sicher war, ob er unsere Vereinbarung halten können wird. Meine Worte waren scharf, aber aus meiner Sicht heraus berechtigt. Ich habe ihm vorgeworfen, dass er keine Verantwortung für seine Entscheidungen übernimmt und mich damit alleine lässt, aber dennoch haben wir es geschafft den Rahmen wieder neu zu bauen und ich habe ihm das Versprechen abgerungen, dass unsere Beziehung an erster Stelle steht.
Ich habe diese Entscheidung zu vertrauen auch deshalb getroffen, weil die/der Affäre/Freund bei mir geblieben ist, obwohl ich den ersten beiden Jahren damit beschäftigt war, um meine Ehe zu kämpfen und insgeheim auf einen Neuanfang gehofft habe. Und obwohl ich meinen Freund anfangs mehr als Add-On betrachtet habe und froh war nicht ganz alleine zu sein, hat er an uns geglaubt und ist mit den Enttäuschungen irgendwie zurechtgekommen. Das ist Motivationen gewesen den Rahmen mitzutragen. Ich bin so überzeugt davon, dass ich den Eindruck hatte, dass ich ihm das zurückgeben muss, was er für uns getan hat, obwohl ich damit nicht glücklich war/bin.
Dann passiert es mir, dass ich mich verliebte. Zugegeben, dass passiert mir ab und zu. Ich bin schnell für Menschen zu begeistern. Aus den Erfahrungen habe ich aber gelernt, dass zwischen Lieben und Verliebtheit zu unterscheiden. Aber hier hat mich das trotzige Kinde geritten und so habe ich ihm davon gebeichtet und gleichzeitig erzählt, dass wir eine Intimität teilen, auf die er drei Jahre warten musste.
Dass dies keine geschickte Idee war, darüber müssen wir uns nicht unterhalten.
Weihnachten sind wir ein meiner Heimat gewesen und ich spürte ich schon, dass ich nicht an ihn rankomme. Oberflächlich war alles wie immer, aber ich konnte keinen emotionalen Kontakt herstellen. Am ersten Weihnachtsfeiertag habe ich ihn dann zur Rede gestellt: Er würde noch eine Verbindung zu spüren und möchte die aufrecht erhalten, aber ist sich unsicher über die gemeinsame Zukunft. Ihr könnte euch vielleicht vorstellen, wie sehr ich gegen diese Wand gelaufen bin.
Als Begründung gab er an, dass er nicht wisse, wer er eigentlich ist, dass er es immer nur recht gemacht hat und sich dabei selbst völlig verbogen hat. Ich würde vorweg laufen, er würde mir folgen und hätte irgendwann den Anschluss verloren.
Damit hat er recht. Ich gehöre zu den Leuten, die vorneweg marschieren. Ich warte aber auch gerne, wenn man mir sagt, dass ich warten soll. Zugegeben, ich hätte auch ein paar Mal nachfragen sollen.
Wir haben Weihnachten abgebrochen, sind dann wieder in unsere jeweiligen Städte zurückgefahren. Wir haben bis jetzt Kontakt und tauschen uns, aber ich merke das er sich zurückzieht. Ich weiß nicht, wie ich agieren sollte. Ich möchte um ihn kämpfen, weil ich uns glaube, genauso wie er uns geglaubt hat. Aber ich habe keinen Plan wie.
Das sind jetzt vielleicht doch nicht so wenige Worte.
05.01.2023 17:01 •
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