373

Er ist Polyamor, ich nicht jemand Erfahrung?

A
@Mispelchen Wenn es bedingungslose Liebe wäre, würde man sich für den anderen freuen, der gerade in der Nähe von jemand anderen eine tolle Zeit voller Liebe und Schmetterlingen hat. Das wäre tiefe bedingungslose Liebe. Und nicht: Die gute Zeit darf der andere nicht haben, entweder mit mir oder mit gar keinem.

Schaffen natürlich die wenigsten, aber diese Liebe für einen anderen zu spüren wäre echte, wahre, tief und rein und ohne egoistischer Motive. Nur ist die eben kaum einem vergönnt.

19.06.2022 21:44 • x 5 #91


alleswirdbesser
Zitat von E-Claire:
nur wie man am Forum ja hin und wieder sieht, so richtig Lebensglück

Ich würde das Forum nicht als Maßstab betrachten, denn die glücklichen Monogamisten landen hier bestimmt nicht.

19.06.2022 21:46 • x 4 #92


A


Er ist Polyamor, ich nicht jemand Erfahrung?

x 3


M
@Arnika
Entweder mit mir oder mit gar keinem sagt niemand.

Ich kann jemanden freigeben, damit er das leben kann, was er leben will. Ich muss nicht alles tolerieren, sonst komme ich irgendwann in die Klapse. Ich handle nicht gegen mich selbst, aber ich kann für den anderen handeln.

Bedingungslos lieben tue ich einen Menschen, zu dem ich den Kontakt abgebrochen habe, damit er umsetzen kann, was er möchte. Eben nicht mit mir.

Dennoch liebe ich ihn. Es gibt keine Bedingung für meine Liebe. Überdies kann ich jemanden lieben, mit dem ich nicht in einer Beziehung bin.

Hier Egoismus einzustreuen, finde ich anmaßend. Ist in Deinen Augen der, der viele Menschen liebt und darauf besteht, das ausleben zu dürfen, demnach ein Altruist?

19.06.2022 21:49 • x 2 #93


E-Claire
Zitat von alleswirdbesser:
denn die glücklichen Monogamisten landen hier bestimmt nicht.


Tja ich kenn da nur wenige. Aber das mit der andren Welt hatten wir nun schon.

Ich kenn eigentlich nur Ehen, die früher oder später Schiffbruch erleiden und dann mal schauen. Und glücklich, nun ja, ich denke Glück ist eine sehr persönliche Definition.

Die meisten Leute, die ich mit solchen Aussagen kenne, sind Menschen, die halt nen Plan haben. Abi, Ausbildung, Beziehung, erster Job, zusammenziehen, zweiter job, Antrag zur Eheschließung, Kinder, danach er Karriere, sie halbtags.

Und wenn einer von beiden sich fremdverliebt und es nicht sofort sagt, war früher die/der andere schuld, heute geht das nicht mehr so gut, daher, buhu der andere hat nicht mit mir geredet.

Alles sehr fair.

Ich kann aber schon verstehen, daß es da draußen eine wachsende Gruppe von Leuten gibt, die das eben anders sieht.

Edit: auch glückliche Trans, glückliche Bi, glückliche ase*uelle oder queers landen nicht hier. Heißt aber nicht, daß ich nicht trotzdessen deren Lebensmodell einfach mal so anerkennen kann, oder?

19.06.2022 21:53 • x 2 #94


E-Claire
Nachtrag:

Polyamorie hat nichts weiter als eine andere Antwort auf die Frage, was ist Liebe und wie kann ich sie bleiben machen?

Für alle Mono-anhängerInnen könnte ich auch den Buntspecht von Tom Robbins empfehlen, spoiler die Protagonisten werden unabhängig voneinander dann bei von denen geplanten Anschlägen auf etablierte Ziele, um Veränderung im Rahmen von Protest zu bewirken, halt taub.

Ist auch eine Antwort. Und leider gibt es auch von Robbins kein Romeo und Julia 20 Jahre danach.

ich möchte aber gern da lassen, niemand muß sich am Lebensentwurf anderer Leute abarbeiten oder bedroht fühlen.

Ketzerisch gesagt habe ich den Eindruck, daß die Gegenstimmen einfach aus einer Ecke kommen, die geprägt ist von Angst (nicht die/der einzige zu sein und der Unfähigkeit sich dem zu stellen) und Des-Interesse. Weder Polygamie noch Polyamorie ist irgendwie neu.

Wenn mir jemand nach drei Dates erzählt, daß dieser nur Hochgefühle empfindet, wenn ich ein Teddybärenplüschkostüm trage oder wenn ich margentafarbende Gummistiefel anhabe, dann beziehe ich das doch auch nicht auf mich. Ich sage, oh wow, sorry nicht meins und je nach dem wie cool der drauf ist, gehe meiner Wege oder bleibe Freunde. Ich verstehe wirklich nicht, was an dieser monogamen romanischen Zweierbeziehung so anders ist als ein Teddybärenplüschkostüm, ach so ja, die Erwartungshaltung.

Nämlich, daß das eine der Maßstab ist und das andere nicht die Norm.

Deswegen ist es völlig normal, keine Wertung über die monogame romantische Paarbeziehung zu haben, aber es ist absolut erlaubt völlig kenntnisfrei Bemerkungen über Polys zu machen.

Ich setzt dann mal nen Fünfer auf polys, halte ich im Übrigen für plausibler als Crypto, aber mit einem Fünfer komme ich auch erst in zwei Wochen bei Crypto weiter.

19.06.2022 22:13 • x 3 #95


G
Zitat von Arnika:
@E-Claire Sieht man ja hier ganz besonders. Wer es wirklich lang in der Zweisamkeit schafft, scheitert meist nach magischen 20 Jahren. Das ist genau die maximale Zeitspanne von der arrangierten Verheiratung bis zur Bahre im ursprünglich heiligen Stand der Ehe. Heute sollst du es 3mal so lang und 30mal romantischer ...

Nun, zumindest die Scheidungsraten untermauern das nicht. Auch in meinem gesamten, weit erweitertem
Umfeld, bestätigt sich die These nicht.

Für mich ist auch nicht eine Beziehungsart und deren Besonderheiten entscheidend, sondern wie damit umge-
gangen wird, dass uneingeschränkt für beide LP gut lebbar und richtig ist und die Beziehung/Ehe mit zueinander
stehen, liebevoll, ehrlich, offen, loyal und nichts tun was dem LP weh tut oder gar schadet, gelebt wird.

Richtig ist, dass Polyamor oder in einer offenen Beziehung/Ehe leben eine Bereicherung sein kann. Richtig ist
aber auch, je mehr Menschen zusätzlich involviert sind, das oft nicht einfacher ist, oder gar das genaue Gegen-
teil eintreten kann.

Die Exklusivität wird bei einer offenen BZ und Polyamor eingetauscht gegen Beliebigkeit und ein zurück in eine
vormals monogame BZ/Ehe ist meist nicht mehr so einfach möglich. Die offene Beziehung und noch viel weniger
Polyamor haben sich in unserer Gesellschaft durchgesetzt. Und das hat natürlich seine Gründe. So können
gesundheitliche Risiken, vor allen Dingen in einer Pandemie, und das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft
(nicht vom LP) nicht gänzlich ausgeschlossen werden.

Ich finde, jeder erwachsene Mensch sollte und kann für sich entscheiden wie er und in welcher Beziehungsart er
leben möchte. Das sollte akzeptiert oder zumindest toleriert werden, solange niemand anderes geschädigt, ver-
letzt oder benannte Grenzen verletzt werden.

19.06.2022 23:24 • x 4 #96


ElGatoRojo
Zitat von NurBen:
Soweit ich weiß ist Polygamie hier sowieso nicht legal.

Macht aber nichts. Er heiratet nur eine und lebt mit den anderen so zusammen. Das zumindest ist legal.
Zitat von Mispelchen:
Hier Egoismus einzustreuen, finde ich anmaßend. Ist in Deinen Augen der, der viele Menschen liebt und darauf besteht, das ausleben zu dürfen, demnach ein Altruist?

In gewisser Weise schon. Mehr als eine kann von seiner Liebe profitieren. Wobei die Menge von Liebe eben eine Frage der Betrachtungsweise ist. Sieht man es in Anteilen, bekommt keine Alles (100 %). Sieht man es in Menge, so ist die Frage, wonach sie sich bemisst. Ist Liebe mengenbegrenzt oder kann ein Mensch beliebig davon verteilen?

20.06.2022 00:38 • x 2 #97


D
Zitat von BrokenHH:
Hat jemand von euch auch schonmal sowas Ähnliches erlebt?

In dieser ausgeprägten Form nicht, und ich habe auch keinen entsprechenden Nachholbedarf.

Ebenso hält sich auch mein Informationsbedarf zum Thema Polyamorie in recht engen Grenzen, denn umgekehrt käme ich auch nicht auf die Idee, etwa von einem polyamor lebenden Menschen zu verlangen, sich über Monoamorie zu informieren.

Ich selbst bin mono und möchte kein Teil eines polyamoren Geflechts sein. Punkt.

20.06.2022 01:18 • x 5 #98


BrokenHeart
Für mich wäre das nix ......

20.06.2022 01:20 • x 1 #99


MissLilly
Ja, so ein polyamoröses Leben kann schon ziemlich stressig sein wie hier lese.
Die vielen Leute hier terminlich unterzubringen .. dabei hat die Woche doch nur 7 Tage.. und arbeiten, essen, trinken und duschen muss man ja schließlich auch noch .. puh und wenn dann auch noch ein paar Kinder am Start sind .. warum nicht besser gleich ne ganze Kommune gründen.. da spart wenigstens jede Menge Zeit von einem zum nächsten "Gesprächs" oder Sonstwas Partner ?!

Ne danke, da bleib ich doch lieber monogam oder konzentriere mich nur auf einen zur Zeit.
Ansonsten jeder wie er mag, kann und will.
Du liebe TE solltest dir deshalb nicht mehr den Kopf zerbrechen, denn dein Innerstes kann nicht, will nicht und mag nicht so sein. Freue dich über deine Identität, anstatt einer Illusion nachzutrauern.

20.06.2022 01:59 • x 6 #100


M
Zitat von ElGatoRojo:
In gewisser Weise schon. Mehr als eine kann von seiner Liebe profitieren

Ernsthaft?

Der Altruist tut, was er tut, für andere ohne jeglichen Eigennutz.

Der, der jeden lieben will, tut das also null für sich selbst? Der hat selbst gar nichts davon?
Wohl kaum.

20.06.2022 05:08 • x 3 #101


M
Ich will noch hinzufügen: von allem gibt es krankhafte Ausprägungen. Mehrere Menschen gleichzeitig zu lieben kann tatsächlich dazugehören, es gibt ein entsprechendes Krankheitsbild dazu.

Die andere Frage ist ja auch: Warum sind denn viele von euch hier gleich dagegen, wenn in einer Erzählung plötzlich ein Partner sich anderweitig entwickelt, warm hält, sich nicht klar positionieren will? Das geht doch gerade in diese Richtung: den einen nicht loslassen, aber doch etwas anderes wollen.

Und wie kann es sein, dass die Liebe kostbar und wertvoll, demnach rar, ist, wenn einer sie gleichzeitig für 18 Menschen empfinden und mit ihnen ausleben kann und diese Menschen wiederum mit zig anderen, wie im Schneeballsystem? Da kann man durchaus mal die Begrifflichkeit Liebe infrage stellen.

20.06.2022 05:33 • x 2 #102


BrokenHH
@E-Claire danke dir sehr für deinen Beitrag. Ich werde mich auch nochmal äußern. Einfach weil ich mich aussprechen möchte und auch alle Informationen dazu finde ich interessant.
Danke dass du mir sagst, dass ich ihm nicht schreiben soll. Merci

20.06.2022 06:16 • x 2 #103


A
@Mispelchen Nein, aber erstens gibts keine Altruisten, die nicht ebenso eine Befriedigung daraus ziehen - und ein gewisser Egoismus ist ja teilweise auch überlebenswichtig. Und klar kannst du viele Menschen lieben, auch jene, deren Nähe du abblockst. Aber warum ist man eigentlich verletzt, wenn man jemand nicht exklusiv haben kann? Sogar, wenn die Beziehung bereits total schlecht läuft. Erziehung, gesellschaftlich indoktrinierte Werte, Angst, selbst zu kurz zu kommen, schlechter als der/die andere zu sein, Verlustängste, und zwar nicht nur des Menschen, sondern auch der Annehmlichkeiten, der Gewohnheiten. Alle diese Motive haben mit purer bedingungsloser Liebe doch nur insofern was zu tun, als das es um die Liebe um einen Selbst geht, bzw Selbstschutz. Auch da gibts übrigens Krankheitsbilder.

Pure Liebe zum anderen sehe ich bei den Motiven aber kaum. Weil eben die wenigsten bedingungslos lieben können. Du hast dieses große Wort ins Spiel gebracht. Das schaffen viele noch nicht mal bei den eigenen Kindern. Und bei sich selbst noch weniger. Bzgl Zweier-Partnerschaft hat sich da nicht so viel zu früher geändert, ein Konklomerat aus wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Überlegungen und Illusionen, die bei den meisten früher oder später zerbröseln. Und dann heißts halt auf zum/zur Nächsten. Aber hintereinander ist ok, alles andere nicht. Nochmal, wieso eigentlich?

Viele schreiben hier von Sicherheit einer Partnerschaft vs F+ zb. Ich wüsste nicht, welche Sicherheit und wofür genau man durch eine Beziehung hätte? Erfüllst du die Bedingungen nicht (mehr), wirst du früher oder später ausgetauscht bzw. halt gestrichen. Und wenn nicht, hat auch das mehr mit Ängsten und Bequemlichkeit zu tun als mit Liebe. Da ist die Überlegung, polyamorös zu leben der weit logischere Zugang, wenn es zB um Sicherheitsaspekte und Zufriedenheit geht. Viele haben heimliche Affairen, gehen ins Püff, und sei es nur zum Kuscheln, weil ihnen was Grundlegendes im Leben schon sehr lange fehlt. Mehr ist mehr, ist ja logisch. Da könntest du im Übrigen dein Beispiel dann genauso anwenden und sagen, der liebt im Thai-Urlaub dann eben seine Gattin bedingungslos aus der Entfernung.

Zudem: Auch wenn jemand einem einzelnen treu ist heißt das doch überhaupt nicht, dass der den anderen liebt. Und bedingungslos schon gar nicht. Das eine hat mit dem anderen nur wenig zu tun. Meistens hast nur Angst vor Konsequenzen- oder es stellt sich die Frage nicht, weil keiner auf dem Schirm auftaucht ist, mir dem man/frau die Gelegenheit dazu hätte. Wo du da also überall tiefe bedingungslose Liebe erkennen kannst bzw. zuordnest wird wohl ein Mysterium bleiben. Ich seh keine Indizien dafür.

20.06.2022 06:31 • x 3 #104


FrauDrachin
Zitat von Mispelchen:
Und wie kann es sein, dass die Liebe kostbar und wertvoll, demnach rar, ist, wenn einer sie gleichzeitig für 18 Menschen empfinden und mit ihnen ausleben kann und diese Menschen wiederum mit zig anderen, wie im Schneeballsystem?

Das ist doch genau dieses entweder oder denken.
Überkommene (serielle) Monogamie, oder Sodom und Gomorrha, inklusive Geschlechtskrankheiten.
Sittlich einwandfeies, veratwortungsvolles Leben hier, Beliebigkeit und sich nicht festlegen wollen/können dort.
Verläßlichkeit und Comittment vs. ich meld mich, wenn mir die ganzen anderen Partner mal Zeit lassen.

Das stimmt halt so nicht.
Um das wirklich zu sehen, müsste man aber bereit sein, aus der Box herauszudenken. Da sehen viele Menschen halt gar keine Notwendigkeit, bzw. haben gar kein Interesse an den Zusammenhängen. Das ist halt schade.

Ich kann aus meiner Erfahrung berichten, dass ich momentan nur in der Theorie Poly bin. Mein Freund und ich haben eine Polybeziehung vereinbart, sind aber seit 5 (!) Jahren die einzigen füreinander, weil einfach noch kein(e) Weitere(r) aufgetaucht ist.
Das ist stabiler, ruhiger, realistischer, undramtatischer als die Suche anderer Freundinnen, nach dem nächsten monogamen Langzeitpartner, wo einfach alles passen muss, und dann schon nach kürzester Zeit die Entscheidung ansteht: 100% für möglichst immer, oder gar nichts, Liebeskummer, Enttäuschung, Drama, Zweifel. Nicht dass diese Entscheidung regelmäßig einfach zu fällen wäre.

20.06.2022 07:06 • x 8 #105


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag