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Er ist depressiv und distanziert

K
Hallöchen. Ich hab mich extra wieder aktiviert hier, ich hätte gerne eine Meinung zu folgenden Sachverhalt.

Ich habe vor 3 Monaten durch einen dummen Zufall meinen aller ersten Freund wieder getroffen. Wir waren beide sofort wieder hin und weg voneinander (es liegen ca 16 Jahre dazwischen)
Wir haben uns fast täglich gesehen, seine Freunde wussten von mir, er war sich bis letzte Woche sogar noch unglaublich sicher mit mir. Auch im Bett hat alles gepasst und wir hatten regelmäßig unglaublich tiefsinnige Gespräche. Sogar unsere Kinder haben wir uns gegenseitig schon vorgestellt. Er hat mir immer das Gefühl gegeben das er es wirklich ernst meint und sogar mit seinen Freunden hat er über mich gesprochen wie wichtig ihm das mit mit mir ist.

Ich war bis vor ca 3 Tagen mit meiner Tochter zur Mutter Kind Kur. Wir haben uns jeden Tag geschrieben und oft telefoniert und uns immer wieder auf das Wiedersehen gefreut. Er hat wirklich super viel getan um sich abzulenken und man hat echt gesehen wie sehr er sich auf mich freut.

Ich wusste das er früher Depressionen hatte, sogar so schlimm das er stationär behandelt wurde und sogar für sein großes Kind das Sorgerecht deshalb verloren hat. Er sagt heute selbst das er sich damals einfach nicht kümmern konnte und er versteht auch wieso es so gekommen ist und er bereut es bis heute. Das zweite Kind hat er alle zwei Wochenenden und ich weiß das ihn es sehr belastet wenn er das Kind wieder zur Mutter bringt. Bisher war dieser Tag immer mit Distanz und schlechter Laune seinerseits verbunden. Ich hab es oft auf mich bezogen und Angst gehabt das er mich vielleicht nicht mehr mag. Hat sich bis dato aber immer geklärt und erst vor wenigen Tagen hat er noch zu mir gesagt ich wäre die erste Frau die ihn so akzeptiert wie er ist und das ihm das unglaublich viel bedeutet. Am Sonntag als ich noch zur Kur war, hatten wir einen Streit. Er hatte wieder sein Kind und es ging ihm wieder nicht gut. Es ging bei dem Streit um wesentlichen darum das ich ab und an das Gefühl habe das er sich absichtlich selbst zerstört und das es mir nicht egal ist wie es ihm geht. Seitdem haben wir kaum Kontakt. Am Dienstag kam ich wieder und schrieb ihm früh sogar noch, das ich mich freue ihn zu sehen und er bejahte sogar noch das er direkt zu uns käme.
Als er nicht kam, fragte ich ihn ob er doch nicht kommt. Er schrieb einfach ganz kurz und knapp ich schaff es nicht
Er gab mir keinerlei Erklärung dafür wieso und ignorierte mich daraufhin. Ich war so verletzt darüber das ich ihn erstmal angemeckert hab das ich sein Verhalten unfair finde und nicht weiß was los ist und ich deshalb unglaublich traurig bin. Völlige Ignoranz.

Am nächsten Tag schrieb er mir das er momentan ein tief bezüglich seiner Depressionen hat und sich von mir einfach angezickt gefühlt hat. Darauf hin habe ich ihm natürlich geschrieben das ich mir einfach gewünscht hätte das er mir sagt das er akut immernoch zu kämpfen hat, ich kann es ja nicht wissen. Diese Ablehnung hab ich bis dahin immer auf mich bezogen. Ich hab ihm angeboten herzukommen, er muss auch nicht mit mir reden. Hauptsache er fühlt sich nicht allein. Er hat sich dafür bedankt, meinte aber er kann das einfach nicht kontrollieren. Danach nichts mehr.

Einen Tag später fragte ich ihn erneut wie es ihm geht und ob er die Woche vorbei kommen möchte. Er sagte nur Nein, denke ich nicht
Daraufhin hab ich (ich weiß völlig daneben) gefragt wie er sich das mit uns da nun aktuell vorstellt ob er sich vielleicht auf sich momentan konzentrieren möchte.
Und ich glaube in dem Moment hab ich irgendwas in ihm getriggert und er meinte Ja, mach du erstmal dein Ding und ich mach erstmal mein Ding
Ich habe dann geschrieben das es gerade schon echt wehtut weil ich ihn wirklich mag. Daraufhin meinte er nur das war dein Vorschlag ich nehme ihn nur an.
Ich vermute er hat es einfach völlig falsch aufgefasst. ich fragte ihn wie denn seine Gefühle bezüglich unserer Beziehung sind , aber er ignorierte es im Anschluss einfach.

Ich habe ihm heute einen Brief in den Briefkasten geworfen. Ich habe ihm nochmal erklärt wie meine Frage eigentlich gemeint war und auch nochmal geschildert das meine Gefühle für ihn echt sind und ich für ihn da bin. Ich habe ihm freigestellt wann und ob er sich nochmal melden möchte, ohne irgendwelchen Druck zu machen.

Da er nie in seinen Briefkasten schaut hab ich ihm geschrieben das er bei Gelegenheit gern mal in seinen Briefkasten schauen soll und er schrieb sogar das mache ich zurück.
Bisher kam aber nichts.

Ich weiß nicht, ist die Situation wirklich hoffnungslos? Ich hatte wirklich das Gefühl das wird was ernstes und ich weiß nicht wie ich mich aktuell verhalten soll. Ich vermisse ihn. Möchte ihm die ganze Zeit schreiben aber will natürlich auch keinen Druck machen. Hab ich mich falsch verhalten?

06.06.2024 17:55 • #1


Ayaka
ich fürchte so sehr du das auch willst, das wird so nix

du kannst mit unerklärten plötzlichen Rückzug ohne Info nicht umgehen - er wird das immer wieder machen. Du drängst und drängst und er gibt dir recht klar zu verstehen, dass er seine Ruhe haben will - ob jetzt wegen der Depression oder weil er keine Lust hat wird dir hier keiner sagen können.

Ich glaube der hat die Frage sehr wohl verstanden und war froh über den eleganten Ausweg den du ihm da serviert hast. Den Brief in dem du noch mal - über wahrscheinlich mehrere Seiten - deine Frage erklärst, wird genau das Gegenteil bewirken. Erwarte da keine große Antwort.

Was du machen kannst - konzentrier dich auf dein Leben und hake das Ganze ab, keine weiteren Erklärungs- oder Bettelversuche. Er weiß, dass du ihn willst, wenn er echtes Interesse hat wird er sich melden. Ich würde aber an deiner Stelle eher nicht damit rechnen, du machst ihm einfach zu viel Druck. Aber das ist kein Fehler an dir, dass du dich binden kannst, gerne mehr willst und über alles reden willst, aber such dir einen Mann der dazu auch Lust hat.

06.06.2024 18:37 • x 4 #2


A


Er ist depressiv und distanziert

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K
@Ayaka Es geht mir auch irgendwo im die fehlende Kommunikation. Hätte er von Anfang an gesagt das er Depressionen hat, hätte ich doch ganz anders mit der Situation umgehen können. Der Brief war nur ne Seite lang und ging überwiegend nur darüber das ich für ihn da bin. Eigentlich mochte er das immer gern hören. Ich bin so traurig momentan einfach.

06.06.2024 18:47 • #3


J
Hallo,

tut mir leid, dass du gerade eine schwierige Phase mit Ihm durch machst. Aber ich glaube, dass du nicht ganz verstehst wie Depressionen funktionieren? Da hat man kein bock auf gar nix. Will eigentlich nur, dass die Welt einen in Ruhe lässt. Alles andere ist zusätzliche Belastung bzw. möchte man verdrängen. Hat nix mit dir zu tun.

Alles was du schilderst/schreibst ist total verständlich und ich denke, dass du Recht hast. Hätte er nur was gesagt etc. Aber das ist eben das Wesen der Depression. Da kannst du nicht viel machen. Es liegt auch nicht an dir, sondern an ihm.

Das dürfte jetzt nur unter zwei Gesichtspunkten weiter laufen können.

1. Du lässt ihn erstmal in Ruhe und horchst in 1-2 Wochen nochmal nach.

2. Du darfst diese Phase nicht auf dich beziehen und musst regelmäßig Punkt 1. befolgen. Nämlich genau dann, wenn ihm alles zu viel wird.


Musst du wissen, ob es dir das Wert ist? Es wird sich vieles um seine Depression drehen und weniger um euch als Pärchen.

06.06.2024 18:56 • x 5 #4


K
@Jalnex18 doch ich verstehe es und ich geb ihm ja auch die Zeit, ich habe nicht vor nochmal irgendwas zu kommunizieren oder zu betteln etc. Ich weiß das er jetzt Zeit braucht. Ich hab nur so Angst ihn ganz zu verlieren. Der Brief entstand nur weil ich Angst hatte das er alles falsch aufgenommen hat (er neigt wirklich sehr schnell dazu unsicher zu sein und zu denken das ich ihn verlasse) und nur nochmal richtig stellen wollte wie ich zu ihm stehe.

06.06.2024 18:58 • #5


T
@Kampfkeksi95 ist das wirklich das, was du dir auf Dauer wünschst..? Ein Mann, der immer wieder den emotionalen Rückzug antritt und dem du hinterherkriechen musst..?

Woran ist es vor 16 Jahren bei euch gescheitert..?
Woran mit seinen Exen..? (Gab ja offensichtlich mehrere - sogar mehrere mir gemeinsamem Kind...)

Er klingt nicht einfach. Dass du ihn trotzdem um jeden Preis willst, verstehe ich schon. Denke, du wirst dich damit nur auf Dauer nicht glücklich machen.

06.06.2024 19:17 • x 3 #6


K
@thegirlnextdoor er hatte zwei Partnerinnen. 4 + 6 Jahre. Beide sind ihm fremdgegangen , woran es letztendlich gescheitert ist. Ich hab manchmal sogar die Befürchtung das die Depression irgendwie mit mir zusammen hängt.

Weil er mal abgesehen von diesen emotionalen Rückzügen ein so liebenswerter Mensch ist, ich hab mich leider einfach verliebt.

Damals ist es dran gescheitert das wir halt einfach erst 13 Jahre alt waren und noch nicht sonderlich ernstnehmbar waren.

06.06.2024 19:22 • #7


alleswirdbesser
@Kampfkeksi95 da es sich nicht um eine länger bestehende Partnerschaft handelt, kann ich dir aus eigener Erfahrung empfehlen den Haken an der Geschichte zu setzen, ganz radikal. Damit schützt du dich und deine Kinder vor noch mehr Herzschmerz und noch schlimmeren Erfahrungen. Es ist ein gutgemeinter Rat, was du daraus machst, ist natürlich deine Sache.

06.06.2024 19:35 • x 8 #8


alleswirdbesser
Zitat von Kampfkeksi95:
Weil er mal abgesehen von diesen emotionalen Rückzügen ein so liebenswerter Mensch ist, ich hab mich leider einfach verliebt.

Ich habe diese Krankheit und die Rückzüge ähnlich wie du und aus ähnlichen Gründen total unterschätzt. Ich zog zu ihm, samt Kinder. Mach das lieber nicht, löse dich von ihm, gehe deinen Weg ohne ihn.

06.06.2024 19:37 • x 3 #9


alleswirdbesser
Zitat von Kampfkeksi95:
Ich hab nur so Angst ihn ganz zu verlieren.

Ist das beste, was dir passieren kann, das kann ich dir 3,5 Jahre nach meiner Trennung sagen.

06.06.2024 19:40 • x 1 #10


T
@Kampfkeksi95 ich verstehe dich sehr gut, aber leider kann ich mich @alleswirdbesser nur anschließen... sollte das Spielchen weitergehen, hast du einen langen, steinigen Weg mit mehr Tiefen als Höhen vor dir. Nicht ein märchenhaftes Happy End oder gar einfach ein zufriedenes, gemütliches Leben.

06.06.2024 20:06 • x 1 #11


Hansl
Grundsätzlich würde ich jetzt nicht aufgrund negativer Erfahrungen anderer handeln, Du sowie Dein Partner sind eigene Menschen.
Und ein Mensch, der an Depressionen leidet stellt kein toxisches Monster dar.
Ich persönlich orientiere mich an positiven Menschen und Geschichten.
Das heißt, eine Partnerschaft mit einem Menschen der mal an Depression litt oder leidet ist im echten Leben absolut möglich, dies auch fruchtbar.

Zitat von Kampfkeksi95:
leider einfach verliebt.

Warum leider?
Finde ich auch negativ.
Überhaupt finde ich, Du wirkst grundsätzlich unsicher.
Was bei einem nicht depressiven Partner wahrscheinlich auch nicht besser wäre.
Die Schuld auf den Partner zu legen muss nicht immer der richtige Weg sein, ist ja auch schön einfach.
Die vorgeschlagene unreflektierte Wegwerfmentalität zu übernehmen?
Informiere Dich vielleicht auch bei Menschen, die erfolgreich und positiv solche Situationen begehen.
Gibt es genügend.

07.06.2024 05:50 • x 2 #12


K
@Hansl ich möchte ihn auch gar nicht aufgeben. Ich weiß nur nicht wie ich momentan handeln soll, er stößt mich ja von sich weg. Das macht mich einfach so unsicher das ich nicht weiß wie es bei uns momentan weiter geht.

07.06.2024 05:51 • x 1 #13


T
Zitat von Hansl:
Und ein Mensch, der an Depressionen leidet stellt kein toxisches Monster dar.

Hat niemand behauptet. Würde auch niemand behaupten.


Zitat von Hansl:
Das heißt, eine Partnerschaft mit einem Menschen der mal an Depression litt oder leidet ist im echten Leben absolut möglich, dies auch fruchtbar.

Kann man pauschal leider nicht so sagen.


Zitat von Kampfkeksi95:
er stößt mich ja von sich weg.

Das ist der springende Punkt.

07.06.2024 05:54 • x 1 #14


alleswirdbesser
@thegirlnextdoor
Zitat von thegirlnextdoor:
Das ist der springende Punkt.

Erstens das und zweitens ist es keine lange und stabile Partnerschaft, in der es gilt auch schwere Zeiten miteinander zu meistern. Das gehört auch in meinen Augen dazu. Jedoch nicht während der Kennenlernphase, die unbeschwert und schön sein sollte, anstatt dass man schon zu Beginn das schwere Päckchen mittragen muss und alle Auswirkungen der Krankheit in sein Leben mitnehmen, sich anpassen, damit zurechtkommen.

Und was noch wichtiger ist, die TE hat Kinder. Sollen sie da mitmachen? Das miterleben und solche Phasen wie jetzt als gegeben sehen? Die traurige Mama, immer und immer wieder?

Und dann, nachdem der Tal der Tränen zusammen durchgestanden wurde, lernt er jemand Neues kennen, wer ihm gut tut, ihn besser versteht (selbst depressiv) und ist weg. So wie ich es erlebt habe. Nicht ich habe meinen depressiven Partner verlassen, sondern er mich. Und deshalb wäre ich da sehr vorsichtig liebe TE. Lieber steigt man jetzt aus, als später, um nicht noch schlimmer verletzt zu werden. Ich habe lange gebraucht, um zu heilen und meine Kinder hat es auch getroffen.

Eine Beziehung mit einem psychisch gesunden Menschen, der stabil ist, wird dir als alleinerziehende Mutter gerechter.

07.06.2024 06:02 • x 1 #15


A


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