Hallo Leute!
Dieser Tag gehört wirklich in die Tonne! Heute Morgen im Bad hörte ich ein Lied im Radio, das mich an meinen ehedem Geliebten erinnerte. Kein besonderes Lied, nicht mit Bedeutung aufgeladen, einfach ein Popsong; nicht einmal ein besonders guter. Aber als ich ihn hörte, erinnerte ich mich an eine völlig banale Situation aus unserer gemeinsamen Zeit: wir stiegen in sein Auto und hörten beim Einschalten des Radios eben diesen Song, sprachen kurz darüber und verbrachten anschließend einen sehr schönen Tag zusammen. Und schon sah ich, wie sich vor mir wieder einmal ein tiefer Abgrund auftat. Ich dachte, ich würde damit umgehen, wie in den letzten Wochen üblich, nämlich mich einfach hineinfallen lassen, gründlich ausheulen und anschließend einen möglichst angenehmen Tag verbringen. Irgendwie klappte das heute aber nicht recht. Also, das Heulen ging noch ganz leicht, aber mit dem angenehmen Tag wurde es schwierig; die ganze Zeit musste ich mich darum bemühen, nicht in eine verzweifelte Stimmung abzugleiten.
Nachdem ich dann doch einigermaßen über die Runden gekommen bin, klingelte heute Abend das Telefon. Und wer war dran? Richtig! Er hatte doch so lange nichts von mir gehört und wollte gern wissen, wie es mir geht. Nachdem ich ihm kurz mitgeteilt hatte, was er wissen wollte, nämlich: insgesamt überraschend gut, wollte er mir tatsächlich verkaufen, wie schwer er es hat. Weil die ganze Situation mit seiner Angebeteten so unverständlich ist. Da ich mir verbeten habe etwas darüber hören zu müssen, weiß ich nicht, was genau es ist, das er nicht versteht, aber er meint tatsächlich, er habe mir zufriedenstellend erklärt, warum er mich verlassen hat. Meine Antwort darauf lautete ungefähr, ich habe leider nicht sehr viel verstanden, genau genommen nichts, außer dass er weg wollte und ich zwar ich gern verstehen würde, aber momentan nur, wenn mir dieses Verständnis ‚geschenkt' würde, weil ich nicht bereit bin meine ohnehin knapp bemessene Energie auf ohnehin nutzlose Grübeleien zu verschwenden. Damit war dieses Thema recht schnell beendet.
Inzwischen fühlte ich mich aber schon wieder grauenvoll. In Tränen ausbrechend fragte ich also, was er sich eigentlich bei diesem Anruf gedacht hat, warum er es nicht fertigbekommen hat, sich an unsere Absprache zu halten und mich in Ruhe zu lassen. Antwort: die Frage, wie es mir geht, bewege ihn eben, da er sich mir doch verbunden fühle und an mir interessiert sei. Er finde es nämlich überhaupt nicht schön, wenn ein Mensch, der ihm lange sehr vertraut war, plötzlich aus seinem Leben verschwinde. Und schon wieder das Großhirn nicht benutzt. Sonst hätte er doch darauf kommen müssen, dass genau das für mich deutlich schwerer zu ertragen ist, als für ihn; ich wollte ja nicht, dass er sich auch nur einen Schritt von mir entfernt. Vom Türzuschlagen und auf der Stelle auf den Mond auswandern mal ganz zu schweigen. Auf meinen Hinweis, es sei doch ziemlich zumutungsreich, mir schon wieder eine ‚Notwehrsituation' aufzuladen erwiderte er, er lade mir doch überhaupt nichts auf. Ich fühlte mich allerdings durch die Notwendigkeit, den Menschen, mit dem ich lieber als mit jedem anderen zu tun haben will, abzuwehren deutlich belastet. Allmählich geht mir seine Egozentrik wirklich zu weit: er verletzt mich erheblich, um sich selbst von einer Unannehmlichkeit zu befreien. Dächte er tatsächlich über mich nach, müsste er vor einem solchen Anruf erkennen, dass der Nutzen, den er daraus zieht, in keinem angemessenen Verhältnis zu dem Schaden steht, den er in mir anrichtet und deshalb darauf verzichten, ihn zu tätigen. Scheinbar zieht er es aber zur Zeit vor, nicht zu denken. Ich sagte ihm, es bekomme mir nicht gerade gut, mit ihm zu telefonieren und ich wolle nicht, dass er sich wieder bei mir meldet. Auch dann nicht, wenn ich ihn ein Jahr lang nicht mehr angerufen habe. Ich wolle selbst beurteilen, wann ich im Stande bin, ein normales Gespräch mit ihm zu führen und er müsse eben so lange abwarten, auch wenn er ein Jahr oder noch länger nichts von mir höre. Er versprach mir, das zu tun. Drückt mir die Daumen, dass er sich daran hält.
Nun sitze ich also hier und kann mich meiner Sehnsucht nicht erwehren. Spüre nach Wochen zum ersten Mal seine Berührung, höre seine Stimme, habe ständig Bilder von ihm vor Augen. Hm, eigentlich ist verlassen zu werden doch eine großartige Angelegenheit: ist eine ausgezeichnete Diät und ersetzt kostspielige halluzinogene Dro.. Allerdings funktioniert verliebt sein, das ich klar vorziehen würde, eben so gut.
Na, jetzt werde ich aber versuchen, mich ein wenig abzulenken und lesen, wie es euch ergangen ist.
Danke fürs Lesen und so long
Hannah
P.S.: Computer sind doch wirklich seltsam. Bei meinem funktioniert gerade mal ungefähr nichts aber dafür kann ich jetzt hier auf alle Seiten zugreifen, was bisher nicht ging. ???
02.08.2001 21:15 •
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