Servus @Gnauri
Ich lese Dich recht gerne, Du hast so einen Galgenhumor, der mir echt taugt, der aber auch durchaus aufzeigt, wie schmerzhaft das Ganze ist.
In der Sache:
Na da hast Du dir aber ein Herzchen an Land gezogen!
Meine erster Gedanke war, was hätte er machen sollen? Getrennt war er halt nicht und Du wirst schon auf deutliche Art klar gemacht haben, daß Du eher nicht als Affäre taugst. Er hat also im allersten Moment nur zwei Optionen gehabt, lügen oder ziehen lassen.
Dann irgendwann hätte er mal umsetzen müssen, was er behauptet hat, nämlich die Trennung aussprechen. Das Ding ist halt, in so langjährigen Beziehungen hängt ja dann doch der ganze Rattenschwanz dran. Und eh, was die Nachbarn sagen, ist eine der ärmsten Ausreden ever, aber es ist und bleibt nun mal das eine die Paarbeziehung aufzugeben und etwas völlig anderes die Familie aufzugeben.
Im Handbuch der Moral steht natürlich, daß niemand seine Familie aufgeben muß und daß man sich auch sauber als Paar trennen kann und weiter Familie ist, aber das ist eben zum einen mit ner Menge Arbeit verbunden und andererseits auch dem Begraben eigener Träume und der Auseinandersetzung eigener kindlicher Glaubenssätze.
Was im Handbuch der Moral leider wenig erwähnt wird, Menschen handeln selten linear.
Naja und dann nahm das Ganze so seinen Lauf und im Zweifel hat er sich da auch selbst irgendwelche Geschichten erzählt, die in sich schon logisch sind (crazy aber logisch) und dann ist ihm das Ganze um die Ohren geflogen. Bäm.
Dann hat er sich regelkonform verhalten, ist nach Hause, hat die Trennung ausgesprochen. Das wiederum hat die EF dazu veranlasst, da zu kämpfen, was btw super typisch für solche Konstellationen ist und er versucht alles, um den Schaden, den er Euch zugefügt hat wieder gut zu machen.
So und Du sitzt jetzt da und hast den Salat.
In meinen Augen hast Du zwei Optionen:
a) lass weiterziehen. Du hast nicht die geringste Ahnung, was zwischen den beiden wirklich abgegangen ist und die ganze Nummer ist eine einzige red-flag. Es kann sein, daß EF jetzt nur einen letzten Versuch unternimmt, es kann genauso sein, daß da so viele Missverständnisse gewesen sind, die jetzt endlich zur Sprache kommen, daß die beiden dann doch neue Einigungen finden.
b) second chance mit Bedingungen.
Da dich das Herzchen recht unsauber zum Fluchthelfer gemacht hat, wäre meine erste Bedingung,
1) daß ich 6 Monate keinen Kontakt will. Ich würde mir jetzt mal ganz in Ruhe anschauen, ob Herzchen auch ohne unmittelbare Belohnung in Form von Aufmerksamkeit, Liebe und Zuneigung, gewillt ist, die Ehe zu beenden und danach so wie ursprünglich behauptet, mit mir eine neue Zukunft anzufangen. Hat zudem auch den Vorteil, daß Du da nicht mehr als ohnehin nötig in die jetzt dringend zwischen den beiden folgende Auseinandersetzung mit hineingezogen wirst. Am Ende der 6 Monate würde ich dann auch Fortschritte sehen wollen, Trennungsfolgenvereinbarung etc.
2) Ich würde die nächsten 6 Monate für mich nutzen, um aus dem Zaubernebel mal nen kurzen Moment auszusteigen. Herzchen ist den Weg des geringsten Widerstand gegangen. Passiert das nur in Herzensangelegenheit oder fallen Dir Sachen ein, bei dem Du eher die Macherin bist? Ist das für Dich in Ordnung? Kannst Du damit leben? Wiegen seine liebevolle Art (der muß ja irgendwas haben) und sein Charme, Herzchens offensichtliche Rückgratlosigkeit auf?
3) Ich würde zudem Wiedergutmachung fordern , in meinem Fall wären das ein Jahr lang einmal die Woche Blumen und der Besuch einer gemeinsamen Paartherapie. Aber das ist eben, was ich machen würde. Du magst vielleicht ein drei Gänge Menue jeden Dienstag oder daß sich seine Schwester bei Dir entschuldigt.
Wiedergutmachung ist natürlich optional, für nicht optional halte ich, hinzugehen und den Zustand herzustellen, den er Dir verkauft hat, nämlich, er ist getrennt. Daher hat er jetzt 6 Monate ohne Dich Zeit, das wirklich durchzuziehen.
Und ich denke halt schon, also wenn Du Herzchens Liebe des Lebens bist und er deine, dann sind 6 Monate ein Wimpernschlag.
Was ich nicht tun würde:
Mich auf irgendein Theater bezüglich seiner Ehe einzulassen. Mir weitere Geschichten anzuhören, warum er damals so entschieden hat und nicht anders. Auf Englisch nennt man das his mouth wrote a cheque, his *ss could not cash. Der stand pleite am Roulettetisch hat auf rot gesetzt und gewonnen. Hat funktioniert, Du magst den, jetzt wäre dann man Erwachsensein angesagt.
Ich habe ein großes Herz für Spieler, daher wüsste ich in Deiner Situation nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Daß seine Familie ihn da so gedeckt hat, fände ich auch jetzt nicht so schlimm. Was für mich jetzt halt gar nicht ginge, wäre dieses mimimi, ich tue doch alles für Dich.
Wie dem auch sei, das jedenfalls ist, wenn es mir auch sehr, sehr schwer fiele, was ich andenken würde.
Ich wünsche Dir wirklich alles Gute, aber bei Dir habe ich schon das Gefühl, daß Du das hinbekommst.