Vielen Dank für die vielen Antworten.
Wie man sieht teilen sich die Meinungen sehr stark, was das Thema Lügen betrifft.
Ich hab mich am Freitag Abend mit ihm getroffen und mit ihm geredet. Ganz ruhig und ganz liebevoll. Während dem Gespräch hat er angefangen zu weinen und sich tausend mal entschuldigt. Er hat gesagt, dass er sonst nie lügt, aber er meinte ich wäre zu streng zu ihm. Er hatte Angst davor, dass ich meckern werde. Der Grund dafür ist, dass er mal direkt nach seinem 5 wöchigen Urlaub wieder eine Woche blau gemacht hat und ich ihn damals gefragt habe, ob das nötig sei.
Ich bin vielleicht etwas streng, aber ich schimpfe nicht. Noch meckere ich darüber, warum jemand nicht in die Arbeit geht. Jeder kann das so handhaben, wie er mag. Ich selbst bin aber nun mal jemand, der sich sogar dann in die Arbeit schleppt, wenn es mir nicht gut geht. Blau machen kommt für mich erst gar nicht in Frage. Schließlich werde ich für meine Arbeit entlohnt und ich finde es auch gegenüber dem Arbeitgeber unfair, wenn man einfach blau macht. (Außer der Chef und die Arbeitskollegen mobben, aber das ist ja wieder ein ganz anderes Thema und bei ihm nicht der Fall).
Er ist in dieser Hinsicht das totale Gegenteil von mir. Er sieht das Leben viel lockerer als ich.
Beim Gespräch am Freitag hab ich ihm gesagt, dass er mir alles erzählen soll, wo er mich sonst noch angelogen hat. Da hab ich erfahren, dass er sein Dispo ziemlich krass überzogen hat.
Zwei Wochen zuvor hatte er sich aber noch zwei teure Parfüms gekauft. Gleichzeitig hat er am Wochenende noch hunderte Euro mit seinen Freunden ausgegeben.
Nach seiner Beichte hab ich im Kopf mal nachgerechnet: In seinem fünf wöchigen Urlaub hat er 7000 Euro oder mehr ausgegeben. Anzumerken ist, dass er keine Hotelkosten zahlen musste und dass er in einem sehr günstigen Land war. Ich ziehe mir das alles nicht aus den Fingern gerade, ich bin mir sehr sicher, was diesen Betrag betrifft.
Wie ihr also sieht, ticken wir vollkommen unterschiedlich, was unsere Lebensweisen betrifft. Mir ist es egal, was er mit seinem Geld macht. Aber ich könnte nicht so über meine Kosten leben, wenn ich ein so großes Minus auf meinem Konto hätte. Und wenn ich schon eine Prämie erhalte, mit dem ich dieses Minus sofort abdecken kann und noch weit weit ins Plus komme, dann würde ich diese Gelegenheit nutzen und nicht nochmal dafür sorgen, dass ich wieder ins Minus komme.
Er hat mir gesagt, dass er bis zum Sommer wieder sein Konto ausgleichen wird. Ich müsse ihm aber dabei helfen, bei seinen Ausgaben einen Überblick zu verschaffen und falls es mal dazu kommen sollte, dass wir zusammenziehen, müsse ich die Finanzen managen, da er nicht mit Geld umgehen kann.
Das Problem ist einfach, dass mich seine Schulden jetzt schon belasten. Ich will nicht mehr, dass er Geld für uns ausgibt, damit er da irgendwie rauskommt. Ich hab jetzt am Wochenende Aktivitäten gewählt, die nichts kosten und ich werde aus schlechtem Gewissen weiterhin derartige Aktivitäten wählen oder alle Kosten übernehmen. Und dann frag ich mich selbst, ob ich dumm bin und warum ich das überhaupt mache, schließlich geht er seit 15 Jahren so leichtsinnig mit seinem Geld um.
Zitat:hast Du das Gefühl, dass er grundsätzlich unzuverlässig ist (Du schreibst von einem Streit deswegen) und deshalb eh gerne mal zwischendurch ein paar Tage blau macht? Unabhängig vom Job, da gibt es für mich keine minderwertigen: Ziel- und antriebslose Menschen würden mich als Partner auch nerven; es sei denn, es steckt eine Krankheit dahinter, wie z. B. Depression. Die sollte entsprechend behandelt werden.
Aus einer Mücke einen Elefanten machen würde ich auch nicht wollen. Aber aktiv so vergackeiert zu werden käme für mich nur einmal in Frage. Das würde ich genauso kommunizieren. Er ist ein erwachsener Mann und kann tun und lassen, was er will. Aber anlügen sollte er mich nicht!
Ja, ich habe das Gefühl, dass er grundsätzlich unzuverlässig ist oder besser gesagt undiszipliniert. Ich komme mir manchmal wirklich vor wie seine Mutter. Und jetzt werde ich auch noch Schuldnerberaterin...
Depressionen? Die habe ich gerade wohl eher
Zitat:So wie du Hier schon schreibst, scheinst du seine Arbeit ja eh nur für einen einfachen, überbezahlten Kurzzeitjob zu halten, den man dann jawohl mit links erledigt obwohl er überhaupt keine Lust auf die Arbeit hat. Da hätte ich dann auch keine Lust mehr mich noch gross zu Hause zu erklären, wenn meiner Arbeit oder den Problemen damit eh keine Achtung entgegen gebracht wird oder ich dann eh nur noch mehr alsTaugenichts gesehen werde.
Es gibt für mich auch keinen minderwertigen Job. Ich respektiere jede Art von Arbeit, denn ich selbst komme aus einem Arbeiter-Elternhaus. Deshalb weiß ich auch, was harte Arbeit bedeutet und gerade deshalb bin ich auch für vieles dankbar.
Es kann sein, dass jemand seine Arbeit nicht mag. Aber wenn man nicht die Möglichkeit genutzt hat, sich weiterzubilden, obwohl man die Chance dazu hatte, dann soll man dankbar dafür sein, dass man durch Vitamin B einen sehr guten Arbeitsvertrag bekommen hat.
Harte Arbeit haben meine Eltern und noch viele andere geleistet, weil sie morgens bis spätnachmittags arbeiten und anschließend noch putzen gegangen sind, um über die Runden zu kommen. Harte Arbeit ist auch für mich im Verkauf zu arbeiten, jeden Tag 8 Stunden auf den Beinen zu stehen, sich von Kunden beleidigen zu lassen und trotzdem an der Armutsgrenze zu leben. Es ist auch hart, studiert zu haben und anschließend arbeitslos zu sein. Das kenne ich nämlich auch.
Ich finde seine Einstellung zu seiner Arbeit einfach nicht richtig.
Natürlich macht ihn die Arbeit müde und ich schaue auch immer, dass es ihm gut geht. Frage ihn, wie die Arbeit lief, koche ihm was Leckeres und helfe ihm wo immer ich kann.
Wir gehen aber alle hart arbeiten. Wenn das Arbeitsklima stimmt, wenn das Gehalt stimmt, wenn die Arbeitsbedingungen stimmen und man sonst nicht weiß, was man tun will, dann kann man doch dankbar für das sein, was man hat.
Mir scheint es einfach so, als ob mein Freund noch nie richtige Probleme gehabt hätte. Sein Konto ist leer, aber hauptsache er trägt Ralph Lauren Pullis und Jeanshosen von Replay und kann Geld ausgeben.
Ich verstehe einfach nicht, warum es ihm erst jetzt einfällt, dass seine bisherige Lebensweise nicht richtig war?
Noch vor zwei Monaten hat er fleißig Geld im Urlaub ausgegeben und es ist ihm kein einziges Mal in den Sinn gekommen sich mal zu bremsen? Er ist 33! Er ist doch kein Teenager mehr.
Ich frage mich gerade, was ich denn überhaupt an ihm mag und ich komme auf keine Antwort.
Seit seiner Lüge bin ich nur am Nachdenken. Irgendwas in mir ist zerbrochen und ich bin total unglücklich - sogar wütend, aber irgendwie auf mich selbst. Er ist ja anscheinend auch nicht glücklich darüber, dass ich das Leben anders sehe und anders lebe als er. Wenn er eine Freundin gehabt hätte, die auch öfter blau macht und das Leben nicht so ernst nimmt, hätte er sie sicher nicht angelogen.