Hallo,
ich möchte euch meine Geschichte erzählen und bitte darum, diese nicht ins Lächerliche zu ziehen. Jeder fühlt anders und mir geht es sehr schlecht.
Vorab: Ich 31, er 28
Vor ca. einem Jahr habe ich zufällig jemanden online kennengelernt - eher über ein gemeinsames Hobby, keine Partnerbörse, ich war auch gar nicht auf der Suche. Wir hatten sporadisch immer wieder Kontakt und haben uns ausgetauscht. Nach vielen Monaten wurden die Gespräche intensiver und privater. Er hat mir ein Bild von sich geschickt. Er entsprach überhaupt nicht meinem Typ, dazu noch wohnt er in Amerika.
Trotzdem hatten wir über Wochen jeden Tag Kontakt und er hat um mich geworben. Hat gesagt, dass Distanz kein Hinderniss sein muss, usw. Er schaffte es tatsächlich, mich um den Finger zu wickeln. Ich mochte ihn und über die nöchsten Wochen wuchsen sogar Gefühle bei mir, obwohl er eben nicht meinem Typ Mann entsprach.
Ich verliebte mich, er auch. Und dann folgten die intensivsten Zeiten meines Lebens. Noch nie zuvor habe ich so viel Sicherheit und Geborgenheit mit einem Mann empfunden. Hatte in der Vergangenheit viele schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht. Doch bei ihm war es anders.
Wir haben jeden Morgen und Abend telefoniert und das stundenlang (Coronazeitalter und Homeoffice). Unsere Verbindung war so intensiv und wir waren uns so nahe. Wir haben Pläne geschmiedet, dass wir uns im März sehen und er den Sommer bei mir in Deutschland verbringt. Wir sind beide kreativ (er Musik, ich schreibe) und wir hatten viele Ideen.
So, jetzt kam es so weit, dass er mir am 30. eröffnet hat, dass er schon seit längerer Zeit ängstlich ist. Ich habe gefragt, was er meint. Er sagte, dass er sich innerhalb der Beziehung ängstlich fühlt. Vor was genau er Angst hat, konnte er nicht sagen. Vor Druck und der Veränderung. Er hat Schwierigkeiten seine Komfortzone zu verlassen. Lebt sehr zurückgezogen, hat kaum Freunde. Ich muss dazu sagen, dass er noch nie eine feste Freundin hatte.
Ich habe versucht ihn zu beruhigen und gesagt, dass Ängste normal sind, aber wir uns doch vertrauen können.
Leider haben seine Ängste aber auch etwas in mir ausgelöst. Meine alten Erfahrungen kamen zu mir zurück und ich hatte Angst, dass mein Freund die Beziehung infrage stellt und nur nicht die richtigen Worte findet, um mir das zu sagen.
Also habe ich ihn genau das gefragt. Er meinte, dass es das nicht ist und er auf jeden Fall mit mir zusammen sein möchte. Er möchte an sich arbeiten, abnehmen, zur Therapie gehen, um sich seinen Ängsten zu stellen.
Das war alles am 31. morgens. Ich meinte dann, er soll mich an meinem Abend anrufen, wenn er wach wird (Zeitverschiebung). Hat er dann auch gemacht und er sah furchtbar aus (Videochat). Traurig und verletzt und hat dann auch geweint. Ich fragte, was los sei und er meinte, er weiß es nicht. Er ist traurig und dass er jetzt etwas Zeit braucht. Ich meinte, dass das O.K. ist und ob wir trotzdem um Mitternacht (bei mir) kurz virtuell anstoßen. Er meinte ja.
Und als er dann um kurz vor Mitternacht anrief (Videochat), sah er noch furchtbarer aus. Nicht unbedingt traurig, sondern kühl und finster. Er wollte mir erst nicht sagen, was los ist, doch ich bestand darauf. Mit Ungewissheit wollte ich nicht ins neue Jahr starten. Und er sagte, dass meine Worte etwas in ihm ausgelöst haben, als ich meinte, ob er die Beziehung infrage stellt. Dass sich seine Gefühle zu mir verändert haben. Er sei nur ängstlich und dass das nicht normal sei. Er Angst hat, dass er mir nicht das geben kann, was ich brauche und er nicht der Richtige für mich ist. Ich sagte, dass ich das alleine entscheide und mich für ihn entschieden habe. Doch es half alles nichts. Er machte um Mitternacht Schluss und ich fiel in ein tiefes Loch. Habe schrecklich geweint, konnte die ganze Nacht nicht schlafen.
Am nächsten Morgen rief ich ihn an, weil ich hoffte, er hat die Entscheidung im Affekt getroffen, weil er von seinen Ängsten überrumpelt wurde. Doch er blieb bei seiner Entscheidung und denkt, es ist die richtige. Er sagte, dass er endlich keine Angst mehr spüre und er hofft, dass wir Freunde bleiben.
Ich weine so schrecklich und es tut so weh. Ich fühle mich betrogen, denn die Trennung kam aus heiterem Himmel. Vorher lief alles perfekt. Wir haben so viel geredet, gelacht und Pläne geschmiedet. Da war keine Spur von Angst bei ihm! Er hat mich so verliebt angeschaut und mich zu sich nach Amerika eingeladen (wenn Corona es zugelassen hätte im März) und wollte das Flugticket bezahlen. Er hat mir immer gesagt, dass ich die Richte für ihn sei. Und nun das?
Ich bin so furchtbar unglücklich, weil ich mich so in ihn verliebt habe und diese Art der tiefen Verbundheit nie zuvor gespürt habe. Ich habe Angst, dass ich es mit meinen Worten kaputt gemacht habe. Dass ich ihm die Worte in den Mund gelegt habe.
Ich möchte ihn so gerne zurück Mein Therapeut sagt, dass es ja einen Grund hat, warum er mit 28 noch Single ist und er seine Traumata aus der Kindheit auch mit sich rumschleppt und die noch nicht bearbeitet hat.
Aber ich war immer bereit, ihn bei der Aufarbeitung zu unterstützen. Ich kenne immerhin vieles selbst von mir.
Glaubt ihr, es besteht Hoffnung, dass er es sich noch mal anders überlegt? Man wirft doch so etwas Tolles nicht einfach weg. Zumal er sich immer nach einer Beziehung gesehnt hat.
Allerdings weiß ich nicht, ob ich ihn jemals wieder so vertrauen könnte wie vorher, wenn er zurück käme
Trotzdem kann ich mir ein Leben ohne ihn einfach nicht vorstellen. Ich hatte schon viel Liebeskummer in meinem Leben, aber dieser toppt einfach alles. Weil ich zum ersten Mal gespürt habe, dass ich auch geliebt werde.
02.01.2021 09:03 •
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