Hallo ihr Lieben,
ich habe mich hier in der Hoffnung angemeldet, meine absolute Verzweiflung (man könnte es beinahe schon Schock nennen) verarbeiten zu können. Meine Geschichte möchte ich im Folgenden erzählen:
Vor 3 Jahren lernte ich (27 Jahre) meinen Ex-Partner (34 Jahre) kennen und führte zunächst für ein knappes Jahr eine Fernbeziehung. Es war schon damals eine turbulente Zeit, da er eine sehr lebhafte Vergangenheit hatte, wie ich später noch feststellen sollte. Es wäre wahrscheinlich der Stoff für ein ganzes Buch, doch ich möchte euch die wichtigsten Eckpunkte der Beziehung in kurzen Kapiteln darstellen, damit ihr die Ausgangssituation besser verstehen könnt.
- Das Kapitel Kinder : Relativ zu Beginn der Beziehung erzählte er mir von seinen beiden Kindern, welche er mit jeweils unterschiedlichen Frauen hatte. Zu diesem Zeitpunkt war ich zuerst irritiert, doch er erklärte mir detailliert wie kompliziert und streitsüchtig seine Ex-Frauen doch seien und es somit zu keinem regelmäßigen Kontakt zu den Kindern kam. Ich setzte mich mit der Situation auseinander und versuchte sogar noch zwischen den Parteien zu vermitteln, was größtenteils klappte. Zu den Geburtstagen und Feiertagen schickte ich Geschenke zu den Kindern und schrieb Karten in seinem Namen. Insgesamt entspannte sich die Lage.
- Das Kapitel die Andere : Nach etwa einem Jahr beschlossen wir uns eine gemeinsame Wohnung zu suchen und wurden in seinem Wohnort in Süddeutschland fündig. Ich kündigte meine Wohnung und fuhr jedes Wochenende zu ihm, um gemeinsam zu renovieren. Irgendwann fiel mir auf, dass eine Nachbarin auffällig oft vorbeikam und ständig rumhing während wir arbeiteten. Sie hatte ein kleines Kind, war knappe 20 Jahre jung, ohne Schulabschluss, arbeitslos und wie sich später herausstellte, medikamentenabhängig. Mir missfiel dieses ungefragte Einnisten sehr, denn ich kannte sie kaum und es schien für sie eine Selbstverständlichkeit zu sein, sich ständig in unserer Wohnung aufzuhalten und an Lebensmitteln zu bedienen.
Als ich meinen Ex darauf ansprach, erntete ich noch Kritik, denn schließlich war sie hilfsbedürftig und ich solle mich nicht so anstellen. Immerhin wäre nicht jeder eine so verwöhnte Prinzessin wie ich. Irgendwann wurde es mir zu bunt und ich fand heraus, dass er sogar bei ihr geschlafen hatte, als ich wochentags noch in meiner ehemaligen Wohnung den Umzug vorbereitet hatte. Also machte ich alles wieder rückgängig und blieb im hohen Norden. Die Beziehung war aus und schon eine Woche danach zog diese Frau in unsere Wohnung und schlief in meinem Bett.
Nach einem viertel Jahr bemerkte er wohl seinen Fehler und schmiss sie raus. Bitte fragt mich nicht warum, denn mittlerweile ist mir meine grenzenlose Gutgläubigkeit einfach nur noch peinlich, aber ich gab ihm tatsächlich eine zweite Chance!
- Das Kapitel der Neuanfang: Er versprach mir hoch und heilig sich zu ändern und in Zukunft alles besser zu machen. Es kam wie es kommen musste und ich fand heraus, dass sein gesamtes Leben in Trümmern lag - und das schon lange vor meiner Zeit. Danach folgte eine lange, anstrengende Phase in der ich quasi sein ganzes Leben neu ordnete: ich öffnete Briefe, welche seit Monaten ignoriert worden waren, sortierte haufenweise Rechnungen, Forderungen, Haftandrohungen etc. Nach einem monatelangen Papierkrieg zwischen Behörden, gegnerischen Anwälten, dem Jugendamt , der Polizei und etlichen Gläubigern, schaffte ich es eine ordentliche Insolvenz einzuleiten, sodass er wenigstens eine Chance auf einen Neuanfang erhielt. Das bewältigte ich alles ohne eigenen Anwalt und war danach entsprechend geschafft.
Hinzu kam seine schwierige Art, ständig alles zu ignorieren und lieber den Kopf in den Sand zu stecken. Oftmals schrien wir uns an und statt eines schönen Neubeginns, war es wieder nur Anstrengung pur. Aber ich wollte nicht aufhören an ihn zu glauben, denn er hatte sonst niemanden. Keine Familie und lediglich Freunde, welche man nicht als solche bezeichnen konnte.
Da er nun alles verloren hatte, nahm ich ihn in meiner kleinen 1-Zimmer-Wohnung auf und half ihm innerhalb kürzester Zeit einen Job zu finden. Durch ein neues, gemeinsames Hobby, konnten wir einen Freundeskreis aufbauen und er fühlte sich zum ersten Mal zu Hause. Dennoch gab es oftmals Streit, aber wir konnten uns trotzdem nie wirklich voneinander trennen.
- Nun zur Gegenwart: Vor zwei Wochen hatte ich eine operative Mandelentfernung mit einem 6-tägigen Krankenhausaufenthalt. Mein Ex kümmerte sich sehr liebevoll um mich und überhäufte mich mit Blumen und Aufmerksamkeiten. Grundsätzlich handelt es sich bei Mandel-OPs um einen Routine-Eingriff, doch es sollte alles anders kommen. Schon in der ersten Nacht nach der Entlassung wachte ich nachts durch Atemnot auf und musste feststellen, dass mir das Blut aus dem Mund strömte. Panisch weckte ich meinen Ex-Freund, welcher die 112 alarmierte. Ich verlor das Bewusstsein und wurde mit Blaulicht ins Krankenhaus gebracht. Dort beruhigte sich die Situation zunächst, doch schon wenige Stunden später hatte ich 2 weitere, stärkere Nachblutungen, sodass nachts um 3 Uhr eine Not-OP eingeleitet werden musste.
Nach einigen Tagen wurde ich dann aus dem KH entlassen und kam nach Hause. Dort empfing mich mein Ex-Freund und teilte mir mit, wie glücklich er sei, mich wieder zu haben. Außerdem hatte er als Überraschung einen Ausflug über das Wochenende geplant, sobald ich wieder gesund wäre.
Alles schien in Ordnung, bis zum letzten Samstag: Dort fand eine Feier unseres gemeinsamen Vereins statt und ich sagte ihm, dass er ruhig hingehen könne, obwohl ich das Bett hüten musste. Ich bat ihn bloß, nicht länger als 5 Stunden zu bleiben, weil ich dann abgeholt werden wollte, um zu Hause schlafen zu können (ich blieb während der Party in meinem Elternhaus, da ich durch die Nachblutungsgefahr immer noch nicht alleine gelassen werden darf).
Fazit: Er meldete sich auch nach 6 Stunden nicht und schrieb erst nachts um halb 2 eine SMS, nachdem ich ihn angeklingelt hatte. Er konnte meine Aufregung nicht verstehen und fühlte sich total unter Druck gesetzt.
Am nächsten Morgen packte er seine Sachen und zog aus! Einfach so! Nach allem was wir durchgemacht haben, ließ er mich einfach so sitzen. Dabei brauche ich ihn gerade so sehr, weil ich eine wahnsinnige Angst habe vor diesen Nachblutungen und mit den ganzen Ereignissen nicht klar komme. Es interessierte ihn nicht. In meiner Verzweiflung versuchte ich ihn nahezu anzuflehen mich nicht alleine zu lassen, weil ich mich hilflos und verletzlich fühlte.
Seine Begründung ist wirklich unfassbar: Er meint, dass ich zu herrisch, bestimmend und kontrollierend sei und die Dinge, welche ER für mich getan hat, nicht zu würdigen weiß. Man muss dazu sagen, dass ich keinesfalls ein engelsgleiches Lamm bin und gewiss viele Fehler habe. Sicherlich hat er es mit meiner Essstörung und chaotischen Lebensplanung auch nicht immer leicht mit mir, aber ich kann nicht fassen, dass er mich deswegen einfach im Stich lässt. Immerhin bin ich mit ihm durch die Hölle gegangen und habe es mit Situationen zu tun bekommen, welche ich vorher nicht kannte: Gerichtsvollzieher, Polizei, Insolvenz, Vorstrafen, Jugendamt, rachsüchtige ehemalige Geschäftspartner, Anwälte etc.
Er meint, dass er mich immer noch lieben würde, aber Abstand bräuchte. Dennoch widerspricht er sich ständig. Einerseits hat er sich nun eine eigene Wohnung gesucht und andererseits sagt er, dass er es furchtbar finden würde, wenn ich mir nun einen neuen Partner suchen würde. Außerdem würde er mich VIELLEICHT zurück nehmen, wenn ICH mich ändern würde und MEIN berufliches Leben in den Griff bekommen würde. Mein Studium habe ich durch einige Schicksalsschläge, Krankheit und Unsicherheit hinsichtlich der Berufswahl, bis heute nicht beenden können. Dennoch habe ich immer gearbeitet und verstehe seine Begründung nicht, denn schließlich hat er mich zu keinem Zeitpunkt finanzieren müssen.
Ich verstehe die Welt nun nicht mehr....sitze hier herum und kann seit Tagen nichts mehr essen, sodass ich mittlerweile schon auf diese schreckliche Aufbaunahrung angewiesen bin. Als hätte mich der hohe Blut-und Gewichtsverlust der OPs nicht schon genug geschwächt, muss ich gerade in so einer Zeit ohne meinen Partner auskommen...dabei sehne ich mich so sehr nach Halt.
Es tut mir Leid, wenn ich euch diese wirre, lange und sehr verrückte Geschichte einfach so serviere, aber mir sind mittlerweile wirklich eine große Zahl der Lebensgeister abhanden gekommen. Ich liege nur noch herum und weine aus dem Nichts heraus...dann liege ich stundenlang nachts wach und finde im Schlaf auch nur furchtbare Alpträume. Zudem habe ich diese ständige Angst der Nachblutung im Nacken und niemanden, der mich nachts tröstend in den Arm nehmen könnte, denn er ist einfach so gegangen. Meine Welt ist zerbrochen...
04.12.2013 18:32 •
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