Liebe
emili,
ich kann mich ganz gut in deine Situation hinein denken. Ich war bis zu einem gewissen Punkt einmal in einer ähnlichen Lage und kenne daher die Gedankengänge, Bedenken und Ausreden.
Die gescheiterte Beziehung, die mich in dieses Forum geführt hat, war allerdings keine Affäre, sondern eine neu entflammte Liebe zwischen mir und meiner einstigen Jugendliebe. Wir steckten zu diesem Zeitpunkt beide in unseren Ehen fest, er allerdings war schon einen Schritt weiter und hatte seine Frau verlassen. Nun war es an mir, ihm nachzuziehen. Ich war mir zwar sicher, was ich wollte bzw. was ich nicht wollte, aber den finalen Cut zu machen, ist keine einfache Sache. Zumal ich zur damaligen Zeit mehr als zwanzig Jahre verheiratet war.
Im Gegensatz aber zu dir konnte und wollte ich nicht mit meinen Partnern spielen. Ich stellte mir immer vor, wie es wäre, wenn es der umgekehrte Fall gewesen wäre, also mein damaliger Mann in meiner Situation gesteckt hätte, und mich im Unklaren darüber gelassen hätte bzw. mir nur etwas vorgegaukelt hätte. Wie hätte ich mich damit wohl gefühlt?
Ich traf also eine Entscheidung und trennte mich von meinem Mann- eine längst überfällige Entscheidung, zu deren Umsetzung ich eben einen Anker brauchte. Ich hatte die gleichen Ängste wie du. Aber jede Entscheidung bedingt nun einmal auch eine Konsequenz. Mit dieser lebe ich heute (aber das steht auf einem anderen Blatt.)
Es lässt sich im Vorfeld nicht alles planen und durchdenken. Es gibt viele unplanmäßige Unbekannte in diesem Spiel. Wenn du dich allerdings nicht FÜR einen Menschen entscheiden kannst, dann solltest du ihn nicht mit Macht festhalten wollen und ihm damit seines eigenes Glückes berauben. Er gehört dir nicht und hat ein Recht darauf,glücklich zu sein. Du wolltest ihm nicht zur Seite stehen, dann musst du ihn ziehen lassen. Man kann nicht das eine wollen, ohne das andere zu tun.
Wie gesagt, ich kenne die Zweifel und Bedenken und kann dir sagen, dass sich vieles davon anders entwickelt, als du es im Vorfeld befürchtest. Vieles klärt sich von ganz allein.
Du musst hauptsächlich zu DIR SELBST stehen, wissen, was du willst und dass du auch etwas dafür tun musst.
Dass er sich nun neu orientiert hat, kann ich verstehen. Willst du in einer ewig dauernden Warteschleife leben? Ohne Plan? Ohne Aussicht auf Zukunft? Ohne den Genuss des Heute, der Vorfreude auf das, was kommen mag?
Jeder möchte wissen, woran er ist. Das würdest du auch wissen wollen und nicht nur als eine Option gelten.
Entscheide dich FÜR DICH, dann fällt dir die Wahl nicht schwer!
Ansonsten...war deine Ehe vielleicht doch nicht so schlecht? Eine gesunde Kommunikation kann sehr hilfreich sein. Vermutlich weiß dein Mann nicht einmal, was dir an eurer Ehe nicht gefällt oder dir fehlt. Dann musst du es ihm SAGEN.
Von einer Freundschaft zu deiner Affäre würde ich dir erst einmal abraten.
Hier kann dir nur Abstand helfen, das ganze zu verarbeiten und dir selbst endlich BEWUSST zu werden.
Alles andere reißt nur immer wieder Wunden auf.
Signalisiere ihm, dass du keinen Kontakt mehr wünschst! Und lösche alle Kontaktdaten, sonst bist du immer wieder in Versuchung zu gucken, ob und wann er online war, was er gepostet hat und... und... und... Das ist kontraproduktiv und hilft dir keinen Schritt weiter.
Setze dich endlich mit deinem Mann zusammen und lege die Karten auf den Tisch!
Alles andere ist unehrlich ihm gegenüber und dir selbst!
Dafür wünsche ich dir ganz viel Kraft!