Er hat eine andere

W
@Schnuzi

[quote author=Schnuzi link=board=allgemeines;num=1169381407;start=28#28 date=01/28/07 um 20:42:36] Ich denke wenn ich vielleicht andere Schicksale lese kann ich es besser verstehen bzw. weiss ich das ich damit nicht allein bin. Also freu mich auf jede Antwort.[/quote]


Besser verstehen? Ich glaube eigentlich nicht, dass in dieser Hinsicht geteiltes Leid = halbes Leid ist.

Es gibt doch eigentlich gar nicht soviel zu verstehen, denn im Prinzip ist mit der Trennung alles gesagt, was zu sagen ist.

Das schwierige an einer solchen Situation ist zu akzeptieren, dass man dem anderen als Partner nicht mehr genügt hat.

Die Fragen sind doch immer dieselben:

Wie konnte er mich einfach austauschen ?
Wie konnte er die ganzen Jahre einfach so wegwerfen ?
Warum hat er nicht mit mir geredet ?

Wenn man denn wirklich vorhat, so eine Geschichte zu verarbeiten und nicht nur zu verdrängen, dann wird man sich damit auseinandersetzen müssen, dass die Antwort bereits unausgesprochen im Raum steht: Das neue ist wichtiger, weil schöner, besser und toller und was einmal war, ist dabei zumindest im Augenblick der Entscheidung schei. - der ehemalige Partner auch und zwar als Geliebter genauso wie als Freund oder als Mensch.

Es wird hier immer wieder vom entlieben und auseinanderleben gesprochen und davon, dass eine Beziehung bereits ziemlich am Ende ist, wenn ein neuer es schafft, sich dort hineinzudrängen.
Ich halte das für fragwürdig. Es wirft nämlich mehr als alles andere die Frage auf, was passiert wäre, hätte der ehemalige Partner diese neue Person gar nicht kennengelernt.

Das grübeln darüber, ob der andere einen wirklich geliebt hat ist doch auch irgendwie zwecklos. Liebe ist keine Konstante, die da ist oder auch nicht und Liebe ist auch nichts, was man an- und ausknipsen kann, wie es einem gerade passt.
In der Regel nehmen verschiedene Personen in unserer Gefühlswelt bestimmte Positionen ein und die, welche in unserem Kopf am präsentesten ist, ist in der Regel auch die von der wir sagen, dass wir sie lieben. Jedoch steht nirgendwo geschrieben, dass sich dies nicht verändern könnte und ebenso steht nirgendwo geschrieben, ob die Entscheidung für das Neue und gegen das Alte nun richtig ist oder nicht. In der Erinnerung wird der alte Partner dann je nach Beschaffenheit der neuen Beziehung verklärt oder abqualifiziert und letztlich sind die Fragen nach den Gründen und das Verstehen-Wollen dann auch nichts anderes mehr, als eine kurze Momentaufnahme des Lebens welche mit der Wahrheit wenig zu tun hat.

Aber man kann daraus auch etwas für sich selbst ziehen, denn immerhin ist auch der ehemalige Partner nur ein Spielball seiner Gefühlswelt und seine Gründe/Antworten/Erklärungen im Nachhinein eben auch nichts anderes als dummes Geschwätz, das keine Bedeutung für die Zukunft hat und erst recht nicht für zukünftige Beziehungen. Denn entweder macht man dort alles wieder genauso oder man reflektiert sich selbst in der alten Beziehung und ändert das, was man eben an sich ändern will.
Andere Menschen werden uns anders sehen und was den einen Partner nervt, spielt für den anderen keine große Rolle.

Warum schreibe ich das?: Ich weiß bis heute nicht sicher - obwohl ich davon ausgehe - das meine Ex bereits jemanden anderen hatte. Was ich aber weiß ist, dass jede Antwort und jedes Verstehen-Wollen mindestens zehn neue Fragen aufwirft und am Ende nichts dabei herauskommt außer, dass die Gedanken nicht aufhören sich immer um dasselbe zu drehen. Und je mehr Fragen man hat, desto unverständlicher werden die Antworten die man bekommt. Und wahrscheinlich gibt es deshalb auch nur zwei Möglichkeiten um über den tieferen Schmerz hinwegzukommen:

1. Bücher lesen damit man wenigstens in der Illusion leben kann man hätte die wichtigen Antworten, die es gar nicht gibt.

2. Irgendwann aufhören über etwas nachzudenken, dass trotz aller Ähnlichkeiten im Einzelfall zu komplex und individuell ist um es komplett verallgemeinern zu können.

Irgendwann tritt jemand neues in das eigene Leben und dann ist es ohnehin egal, man muss es ja nicht gleich erzwingen wollen...

lg

Wolfmoon

29.01.2007 13:18 • #31


C
Hallo Wolfmoon,
du hast sowas von Recht! Mit der Trennung ist alles gesagt.

Wenn man versucht unbeantworteten Fragen mit der eigenen Logik auf die Spur zu kommen macht man schon wieder den fatalen Fehler, die eigenen Gedanken auf die andere Person zu projezieren. Das geht in jedem Fall schief.

Man bekommt einfach keine plausible Antwort, man muss die neue Situation einfach lernen anzunehmen auch wenn es schwer fällt. Mein Verstand sagt mir das auch aber das Herz will nicht immer drauf hören. Das ist eben das Problem, was wir fast alle mit uns rumschleppen.
Schlimm ist auch, wenn der Trennung ein längerer Vertrauensbruch voran gegangen ist, mit heimlichem Betrug und Noch-Absicherung in der eigenen Familie, falls es mit dem neuen Partner doch nicht klappt. Dann bleibt so ein schales Gefühl von Notnagel zurück, was einen auch nicht selbstbewusster macht.
In meinem Fall soll es sich laut Ex auch um auseinander leben handeln. Oh ja, wie schnell wird diese abgeklatschte, tausendmal gehörte Begründung in den Raum geworfen, wenn der Mut zur Wahrheit fehlt. Warum nicht sagen: Du ich find an dir nichts wirklich schlecht, kann dir keine logische Begründung für meine Entscheidung geben ( weil Liebe eben nicht logisch ist) aber ich liebe nun eben eine Andere noch mehr, weil es neu ist und kribbelig und du bist einfach nicht mehr meine Nr.1.
Das tut zwar auch weh aber weitaus weniger als ein feiges Schulterzucken und ein Auseinander-gelebt- Standartsatz.

Aber egal wie es gelaufen ist. Nun ist es eben wie es ist und man muss lernen, es zu akzeptieren.
Kein Wenn und Aber! Das zermürbt nur noch mehr.
Jeder verarbeitet solche Dinge anders und jeder ist jeden Tag anders drauf. Mal besser, mal schlechter aber nie so ganz gut bis sich einem neue Türen öffnen.

Capri



29.01.2007 19:50 • #32


S
Danke für die Antworten. Ich gebe euch recht. Man muss es einfach akzeptieren ob man will oder nicht denn helfen kann man sich sowieso nicht. Auch mein Herz ist nicht damit einverstanden aber mein Verstand sagt es ist besser so. Und wer weiss vielleicht bin ich ihm ja irgendwann mal dankbar dafür das es so gekommen ist. Zum Beispiel bei meinem ersten Freund, der hat mich wegen meiner besten Freundin verlassen. Die sind heute noch zusammen aber er ist Alk. und sie kommt nicht von ihm weg weil sie weder Geld noch arbeit hat ohne ihn (arbeitet bei ihm in der Firma). Ihr gehts sicherlich auch nicht besser wie mir wenn nich noch schlechter. Ich bin jedenfalls froh das es damasl so gekommen ist wenn ich es auch erst später gemerkt habe.

29.01.2007 20:30 • #33