Er hat Angst vor einem Neuanfang

Nach zwei Monaten sind wir immer noch kein Stückchen weiter..

Kontakt hatten wir mal mehr, mal weniger, aber immer konstant. Vorletzte Woche hat er mich zur Arbeit gefahren, weil mein Auto in der Werkstatt war. Fand ich sehr nett von ihm, weil das pro Strecke 60 km sind. Ich habe ihn dann für Samstag zum Essen ins Restaurant eingeladen. Er hat die ganze Zeit an mir vorbei geschaut und wir haben nur Small Talk betrieben. Ich ging davon aus, dass wir uns danach noch zusammen setzen, um über uns zu reden, aber nach dem Essen hat er mich nur nach Hause gebracht und hat sich entschuldigt, dass es ihm nicht gut ginge und er daher nach Hause fahre. Das hat mich sehr enttäuscht.

Später schrieb er mir eine Nachricht, dass er sich gefreut habe und es sehr schön fand, mich zu sehen und hat mich für letzten Samstag zu einem Stadtbummel eingeladen. Zwischenzeitlich ließ er mir eine kleine Überraschung per Lieferdienst zukommen und signalisierte mir, dass er sich wieder annähern möchte. Die Verabredung hat er dann aber einen Tag vorher abgesagt, mit der Begründung, er sei mies drauf, es läge aber nicht an mir. Ich war enttäuscht, habe aber Verständnis geheuchelt.

Seitdem ist nichts voran gegangen. Montag hatte er Geburtstag, er muss aber bis morgen auf eine Schulung 300 km entfernt von hier.
Als ich ihn gefragt habe, ob wir seinen Geburtstag nachfeiern, damit ich ihm sein Geschenk geben könne, kam nur: Jo, machen wir bestimmt.
Wow, so viel Begeisterung hatte ich gar nicht erwartet *ironieoff*

Nachdem er gestern Zeit hatte, mit meinen Geschwistern zu texten, sich aber nicht einmal bei mir zurück gemeldet hat, bin ich geplatzt. Das versteht er unter annähern?
Außer dem Überraschungssgeschenk nach unserem Essen kam nicht wirklich viel von ihm. Na gut, zwischendurch mal ein bisschen belangloser Small Talk.

Nach meinem Wutausbruch gestern (ich habe eine Antwort gar nicht abgewartet) ist er jetzt gelöscht und blockiert. Ich will nichts, absolut null, nada, niente mehr von ihm hören, weil ich genau weiß, ich würde auf jedes Wort von ihm wieder anspringen.
Ich kann das nicht mehr. Ich will dieses Hin und Her auch nicht mehr. Es zerrt an meinen Nerven, ich stehe seit Wochen unter Dauerstrom.

Obwohl ich weiß, dass es die richtige Entscheidung war, geht es mir hundsmiserabel. Ich habe wochenlang gehofft, ihm Zeit gegeben, mich an seinen Worten geklammert, dass er mich noch liebe und dass er Hoffnung für uns sähe, unsere Beziehung zu retten. Aber es kam nichts. Oder nicht genug.
War ich zu ungeduldig? Ich glaube nicht.

Ich glaube mittlerweile, dass er versucht hat, sich selber einzureden, dass alles gut wird und sich ein Hintertürchen offen halten wollte, bis er Klarheit darüber hat, was er eigentlich will.
Das tut so saumäßig weh. Letzte Woche wollte er noch spontan mit mir verreisen, ich konnte mir aber kein frei nehmen.

Ich bin so wütend und traurig und verzweifelt. Es kommt gerade erst bei mir an, dass es jetzt wirklich vorbei ist.
Vor ein paar Tagen sagte er noch, dass wir gemeinsam unseren Urlaub, den wir schon letztes Jahr gebucht haben, antreten werden und er sich darauf freue.
Und jetzt muss ich alleine fahren.

Ist das alles sch.. Alles. Es tut so weh.

Nachdem er mir über meine Schwester hat ausrichten lassen, doch bitte wieder den Kontakt zuzulassen, hatten wir uns für gestern verabredet.
Das Treffen hat er eine Stunde vorher abgesagt, mit der Begründung, es mache keinen Sinn mehr, wir hätten uns zu weit voneinander entfernt und er sähe keinen Weg mehr, wieder zueinander zu finden. Er könne und schaffe es nicht mehr, an unserer Beziehung zu arbeiten. Und er möchte mich nicht mehr länger hinhalten und mir Hoffnungen machen, weil er meine Erwartungen nicht erfüllen könne.

Ich weiß gar nicht mehr, was er noch alles an Gründen vorgebracht hat. Meine Unverbindlichkeit; dass er immer alles allein hat entscheiden müssen (angefangen vom Essen bis hin zu Unternehmungen und Urlaub); dass er sich immer um alles kümmern musste; dass wir keine gemeinsamen Träume haben bzw. diese nie umgesetzt haben; dass ich nicht bereit war, meinen Heimatort zu verlassen (Zusammenziehen) und natürlich dass wir die letzten Monate nur nebenher gelebt haben, dass da nichts Liebevolles mehr zwischen uns war usw. usf.

Das hat mich total zerschmettert. Es kommt mir vor, als wäre für ihn die Beziehung der totale Horror gewesen - vermutlich hat er es tatsächlich so empfunden, was verständlich macht, warum er dorthin nicht mehr zurück will.
Ich stimme ihm ja in vielen Punkten zu, war aber bereit, daran zu arbeiten und Wege zu finden, Dinge zu ändern, für die es keinen wirklichen Grund gab, sie nicht zu tun. Vieles war Bequemlichkeit von mir und auch die Angst, zu scheitern oder die falsche Entscheidung zu treffen.
Ich weiß auch nicht. Ich werde wohl für immer ein unselbstständiger, emotionaler Krüppel mit Angst vor dem Leben bleiben und irgendwann einsam auf dem Totenbett liegen und mich fragen, ob das wirklich alles gewesen sein soll.

Ich vermisse ihn. Es tut so weh, dass er mich nicht mehr will und dass seine Liebe nicht ausreichend ist, um an unserer Beziehung zu arbeiten. Ich kann mir kaum vorstellen, wie groß sein Widerwillen gegen mich sein muss, wenn er keine Chance sieht, dass wir wieder zueinander finden.
Ich bin einfach nur am Boden zerstört.

Zitat von Grätchen:

war aber bereit, daran zu arbeiten und Wege zu finden, Dinge zu ändern, für die es keinen wirklichen Grund gab, sie nicht zu tun.

Was hast Du denn gegen Deine verbalen Entgleisungen unternommen?

Ich denke, das hatte ich, bis auf eine Ausnahme, die letzten Wochen gut im Griff. Ich habe mich wirklich bemüht und ich glaube, es ist mir ganz gut gelungen, halbwegs ruhig, sachlich und respektvoll zu bleiben, selbst wenn es in mir gebrodelt hat.

Aber wie im vorigen Beitrag schon geschrieben: Da war ja so viel mehr, was ihn gestört hat, was mir in der Form nicht bewusst war.
Nein, er hat wohl Recht. Da sind zu viele Hürden zu überwinden. Mein letzter Rest Hoffnung ist über Nacht verschwunden.
Wir werden nicht ändern, wer wir sind, genau so wenig wie die angesprochenen Dinge. Ist wohl leider so, wenn wir ehrlich sind.

Zitat von Grätchen:

denke, das hatte ich, bis auf eine Ausnahme, die letzten Wochen gut im Griff. Ich habe mich wirklich bemüht und ich glaube, es ist mir ganz gut gelungen, halbwegs ruhig, sachlich und respektvoll zu bleiben, selbst wenn es in mir gebrodelt hat.

Du hast also nichts unternommen!?

Zitat von Grätchen:

Wir werden nicht ändern, wer wir sind, genau so wenig wie die angesprochenen Dinge

Wenn ich eins nicht leiden kann, dann sind das Aggressionen.
Und doch, dagegen kann man etwas machen. Ist eben unbequem.

Zitat von Felica:

Du hast also nichts unternommen!?

Doch, ich höre Meditationen, was mir hilft, insgesamt runter zu kommen.
Ich arbeite daran, zu erkennen, warum ich gerade wütend werde und wie ich statt dessen besser reagieren kann.
Klappt nicht immer, aber sobald ich es merke, fahre ich einen Gang runter.
Zudem nehme ich an einem Achtsamkeitstraining mit psychologischer Betreuung teil, wo zwar nicht konkret die Impulskontrolle im Vordergrund steht, aber mehr Gelassenheit und eine verbesserte Selbstwahrnehmung können ja nie schaden.
Ich finde das schon ziemlich viel, was ich aktiv dagegen tue.

Zu deinem zweiten Kommentar: Ich meine damit nicht nur meine Aggressionen, sondern das komplette Paket an Vorwürfen, die er mir um die Ohren gehauen hat. Eine Sache zu ändern, ist schon schwer genug. Fünf gleichzeitig vermutlich unmöglich.

Nun ja, also bei verbalen Entgleisungen würde ich ebenfalls die Beine in die Hand nehmen und weglaufen. Da musst Du wirklich dran arbeiten. Alles andere...Dein Freund war leider nicht mehr glücklich. Lass ihn gehen und akzeptiere seinen Wunsch. Mehr kannst Du nicht mehr tun.