Er hätte mich nie verlassen

Ich liege hier, kann nicht essen bzw. Meiner Tochter etwas bereiten. Wir waren 23 Jahre zusammen, habe geholfen seine Firma erfolgreich aufzubauen und das ist doch selbstverständlich. Ich liebe meinen Mann und hätte mir nie einen anderen gewünscht. Unsere Tochter war sehr krank (psychisch) In der Klinik ließ ich mir einreden, dass wir als Eltern daran Mitschuld tragen. Ich selbst litt seit frühester Jugend ebenfalls und es lässt einen nie mehr los. Ich nahm also diese Aussage so ernst und lud mir die Schuld auf. In dieser Zeit entfernte ich mich von meinem Mann, da er das völlig absurd fand. Ich entwickelte also eine Essstörung nachts, frass mir 20 kg an und konnte mich nicht meinem Mann öffnen, weil ich mich schämte. Zu oft schlief ich im Wohnzimmer und nicht bei ihm, obwohl mir seine Nähe so fehlte. Er ging oft mit seinen Freunden aus, weil er nicht hier sein konnte und auch litt. Im September bekam ich einen Bandscheibenvorfall und lag zwei Monate. Aber in dieser Zeit fasste ich den Entschluss mich endlich in eine Klinik zu begeben und dann wieder neu zu starten. Wir haben uns nicht verloren, uns versichert, dass wir uns lieben. Am Montag, ich war endlich mal beim Friseur, war er still im Auto. Ich konnte nicht mehr atmen und als er hielt, stellte ich leise die Frage: Ist unsere Ehe unwiderruflich verloren? Ja, ich glaube ja. Ich war völlig unter Schock und nun weiß ich, dass er bereits eine neue Frau hat. Ich kann es nicht fassen und guck mich im Haus um und alles ist nicht mehr wahr.

Warum schreibst du, er hätte mich nie verlassen?

Liebe Petra, du tust mir so leid! Was hat dich am Montag dazu gebracht, an deiner Ehe zu zweifeln? Welche Erkrankung hat deine Tochter? Gib dir bitte keine Schuld an der Krankheit deiner Tochter. Ich habe auch Depressionen und natürlich spielt da auch ein Teil mit rein, wie man aufgewachsen ist. Meine Eltern haben aber nach ihrem Können das Beste für mich gemacht. Ich hätte vielleicht mehr davon gebraucht. Einem anderen hätte es aber evtl. gereicht. Dann spielt auch eine erbliche Disposition eine Rolle. Ohne diese Disposition, ohne meinen etwas schüchteren Charakter und ohne meine sonstigen negativen Erfahrungen Arbeit, Freunde, wäre es vielleicht nie zu einer Depression gekommen. Da muss so viel zusammenkommen, dass es einfach nicht richtig ist, nun alle Schuld bei sich zu suchen. Außer natürlich man hat was gravierendes beim Kind getan.

Ist die Trennung wirklich unwiderruflich? Vielleicht sieht er es anders, wenn du ihm sagst, dass du dir helfen lassen möchtest.

Tja, das war seine Aussage. Das er mich noch immer liebt, aber nicht mehr kann. Bis vor kurzem hätte er mich nie verlassen. Aber scheinbar sollte mir das ein gutes Gefühl geben oder sein Schuldgefühl mir gegenüber verringern. Ich sitze nun da und denke, also vor ein, zwei Wochen hätte ich noch eine Chance gehabt? Dann kommt eine Andere und und schwups. Ich bin noch immer geschockt und hoffe auf eine Art, ihn nur jetzt, aber nicht für immer verloren zu haben…

Er hätte dich nie verlassen, hat aber eine andere? Die Tochter ist auch sein Kind? Wie stellt er sich sein Leben vor? Wie möchtest du leben?

Inwieweit habt ihr eine Mitschuld an der psychischen Situation der Tochter? Haben die euch keine Hilfe angeboten, mit der Situation umzugehen?

Meine Tochter hat in der Corona - Zeit Anorexie und Depression entwickelt. In 4 Monaten 20 kg von Normalgewicht. Ich hatte das in der Jugend auch schlimm. Die Depressionen wurden erst nach meinem Burn out diagnostiziert und sind schon früher aufgetreten. zu Deiner Frage, ich wünsche es mir so sehr, dass wir uns nochmal anders begegnen können. Er hat mir versprochen während der Klinik auf Lina und Tiere aufzupassen. Aber er ist weg.

@aquarius2 Ja, es ist unsere Tochter. In der Klinik wurde uns fast aufgedrängt, dass Lina in einer Wohngemeinschaft gehört. Aufgrund meiner Depressionen hatte Lina immer ein Auge auf mich. Ob es mir gut geht. Dann fängt man an zu schauspielern, aber Kinder haben ein feines Gespür. In der Klinik sagte sie, dass sie Angst hat, sie kommt von der Schule und ich bin nicht mehr da. Das war ein Schock für mich. Wir leben in einem Häuschen mit Hund und Katzen und ich liebe meine Lina über alles. Ich habe gedacht, sie bekommt die doofen Phasen nicht so mit. Lina wollte aber auf jeden Fall nach Hause. Trotzdem fühle ich mich so schuldig.

@Petra1971 Du sagst es ja selber, dass Kinder ein sehr feines Gespür für alles haben. Wie stabil warst du zu dieser Zeit? Wahrscheinlich war deine Tochter damit überfordert. Wie alt ist denn deine Tochter?

Zitat von Petra1971:

Aufgrund meiner Depressionen hatte Lina immer ein Auge auf mich. Ob es mir gut geht.

Zitat von Petra1971:

In der Klinik sagte sie, dass sie Angst hat, sie kommt von der Schule und ich bin nicht mehr da

Zitat von Petra1971:

Ich habe gedacht, sie bekommt die doofen Phasen nicht so mit.

Sie fühlt sich mit verantwortlich für dich als Mama.
Wahrscheinlich hast du mit dir selbst genug zutun und das nicht wahrnehmen können,bis sie dir das erzählte.

Wohngruppe klingt nicht so schlecht,sie bekommt da hilfe und du könntest dir in dieser zeit helfen.

Zitat von Petra1971:

Meine Tochter hat in der Corona - Zeit Anorexie und Depression entwickelt. In 4 Monaten 20 kg von Normalgewicht.

Zitat von Petra1971:

Ich hatte das in der Jugend auch schlimm. Die Depressionen wurden erst nach meinem Burn out diagnostiziert und sind schon früher aufgetreten

Zitat von Petra1971:

Ich entwickelte also eine Essstörung nachts, frass mir 20 kg an und konnte mich nicht meinem Mann öffnen, weil ich mich schämte

Zitat von Petra1971:

Zu oft schlief ich im Wohnzimmer und nicht bei ihm, obwohl mir seine Nähe so fehlte. Er ging oft mit seinen Freunden aus, weil er nicht hier sein konnte und auch litt.

Dein Mann leidet auch und darf gehen.Deine Tochter darf auch hilfe annehmen und sich um ihre probleme kümmern .
Du darfst jetzt auch den Fokus auf deine Aufarbeitung legen und dir weitere Hilfe holen-Professionelle.

@Flower1 nicht sehr stabil, ich konnte morgens Frühstück machen und wenn sie mittags kam, war das Essen fertig. Dazwischen lag ich nur.

Zitat von Petra1971:

In der Klinik wurde uns fast aufgedrängt, dass Lina in einer Wohngemeinschaft gehört.

Die Empfehlung, ein psychisch angeschlagenes Kind (Teenie) aus der häuslichen Situation rauszunehmen und in einer betreuten WG leben zu lassen, kommt ja nicht aus dem Nix. Ich verstehe nicht wirklich, warum solche Vorschläge oft so feindlich aufgenommen werden.

Fakt ist, dass Eure Tochter bei Euch (nicht gleichbedeutend mit „durch Euch“!) krank geworden ist und Ihr als Eltern keine Therapeutenfunktion einnehmen könnt. Dafür seid Ihr viel zu nahe dran.

Zitat von Petra1971:

Aufgrund meiner Depressionen hatte Lina immer ein Auge auf mich.

Damit hat sie die Mutterrolle übernommen. Das ist nicht gesund.

Zitat von Petra1971:

In der Klinik sagte sie, dass sie Angst hat, sie kommt von der Schule und ich bin nicht mehr da.

Wie furchtbar muss das für das Mädel gewesen sein?

Natürlich bekommen Kinder mit, wenn zuhause ein Elternteil Depressionen hat.

Nun ist Dein Mann/Linas Vater weg; egal, wie er drumherum redet.

Die beste Option wäre aus meiner Sicht wirklich, die Tochter in eine WG ziehen zu lassen. Sie wird dort umsorgt und betreut und Du hast Zeit, Dich auf Deine eigene Gesundung zu konzentrieren. Eure Gesundheit und Stabilität ist wichtiger als die Ehesituation, auch wenn Du das momentan nicht erkennen kannst.

@VictoriaSiempre Lina ist seid einem Jahr fest und hat viele Ärzte und Therapeuten. Ich habe es vielleicht falsch ausgedrückt, aber das war 2021. Aber es war eine Zeit, die manche zusammenschweißt und uns nicht.

@Petra1971 Wie alt ist deine Tochter? Wie geht es ihr, seit dein Mann weg ist.
Im Endeffekt ist jetzt eine ihrer großen Ängste wahr geworden. Nicht die Mama, aber der Papa ist weg. Von einem Tag auf den anderen. Nun wird sie eine noch größere Angst entwickeln auch noch dich zu verlieren. Dass der Papa geht, mit dem hat sie nun ja gar nicht gerechnet. Eher warst du ihr „Sorgenkind“. Ich hoffe du verstehst, wie ich das meine.
Ich bin keine Therapeutin, aber bei Anorexie geht es in der Regel nicht nur um das Dünnsein, sondern vorallem um Kontrolle, die man selber steuern kann. Evtl. löst diese starke Angst um dich, in ihr so ein Chaos aus, dass sie diese Kontrolle braucht um weiter zu funktionieren.
Du würdest ihr vorallem helfen, wenn sie sehen würde, dass du dir helfen lässt. Dann kann sie wieder diese große Verantwortung für dich abgeben und selber heilen.
Was sagt denn deine Tochter zu der Idee mit der Wohngruppe? Sie soll aber ehrlich antworten und die Idee nicht nur deswegen verneinen, weil sie meint, für dich da sein zu müssen.

Ich glaube die Therapeuten hatten nie vor, dir die Schuld in die Schuhe zu schieben. Sie sehen aber, dass du selber psychisch eben nicht stabil bist und möchten deiner Tochter und eurer Familie ja nur helfen.

Ich selber muss immer auf mich achten, muss mir Wege suchen, um nicht wieder in eine depressive Phase zu rutschen. Vorallem nach der Affäre meines Mannes war ich fast wieder so weit. Mein Sohn hat auch mitbekommen, wie wir massiv miteinander stritten. Wir haben ihm aber auch erklärt, was los ist und seitdem versuchen wir unsere Probleme nicht mehr vor unserem Sohn auszutragen. Wir sind die Erwachsenen und müssen uns soweit im Griff haben um unser Kind nicht ständig zu belasten. Mir hilft aber auch
die Therapie und die medikamentöse Einstellung gegen meine Erkrankung.

Zitat von Petra1971:

Ich liege hier, kann nicht essen bzw. Meiner Tochter etwas bereiten.

Zitat von Petra1971:

Meine Tochter hat in der Corona - Zeit Anorexie und Depression entwickelt.

Kümmere dich um Deine Tochter, wenn das nicht geht, hole Dir Hilfe.

JETZT°!

Alles schon geregelt.