Hallo zusammen,
nachdem ich hier seit ein paar Tagen mitgelesen habe, war ich zunächst unsicher, in welchem Unterforum ich genau posten soll, ich habe mich nun für dieses entschieden, denn irgendwie hängt alles zusammen.
Ich umreiße mal so kurz wie möglich meine Geschichte:
Ich habe mich dieses Jahr nach über 20 Jahren (davon mehr als 15 Jahre verheiratet, drei Kinder) von meinem Mann getrennt. Auslöser, aber nicht Ursache der Trennung war, dass ich mich in einen anderen Mann (selbst verheiratet und zwei bereits erwachsene Kinder) verliebt und mit ihm eine - zunächst heimliche - Affäre begonnen habe. Unglücklich war ich aber schon lange zuvor, die Beziehung mit meinem Mann schon lange nicht mehr erfüllend. Obwohl meine Affäre zunächst immer betont hatte, dass er sich trotz ebenfalls schon länger bestehender Probleme nicht von seiner Frau trennen würde, tat er es kurz nachdem ich die Trennung ausgesprochen hatte, doch: er offenbarte alles, gestand, dass er eine andere Frau liebe, auch seinen Kindern, zog daheim aus und machte die Beziehung zu mir offiziell.
Wir hatten ein paar wunderschöne Monate, in denen wir endlich nichts mehr heimlich tun mussten und ein wenig den ganz normalen Pärchen-Alltag ausprobieren konnten. Ich war sehr glücklich, wenngleich das alles auch sehr anstrengend für mich war - ich musste nach der Trennung mein Leben neu sortieren, aus dem gemeinsamen Haus ausziehen, eine Wohnung für mich und die Kinder suchen und einrichten, Alltag mit den Kindern und Job liefen ja normal weiter. Und wir konnten uns nur sehen, wenn ich die Kinder nicht hatte, ich wollte noch ein wenig warten, bis ich ihnen den nächsten Schock in Form eines neuen Partners zumute.
Gottseidank habe ich noch ein wenig gewartet, denn vor einigen Wochen offenbarte mir mein neuer Partner, dass er sich mit dem Gedanken trage, wieder zu seiner Frau, zu seiner Familie zurückzukehren. Er liebe mich, aber er habe auch noch Gefühle für seine Frau. Er habe ihr gegenüber so ein schlechtes Gewissen. Er habe seine Familie im Stich gelassen (man muss dazu sagen, dass seine Kinder sich ziemlich von ihm abgewendet, den Kontakt abgebrochen bzw. stark eingeschränkt haben. Bei mir war das anders, mein Mann und ich haben ständig Kontakt, wir haben alle Geburtstage gemeinsam gefeiert und werden auch Weihnachten gemeinsam feiern/zusammen sein. Es gibt einmal die Woche ein gemeinsames Essen oder Kaffeetrinken mit den Kindern, und nicht zuletzt leben die Kinder ja auch an drei Tagen unter der Woche und jedem 2. Wochenende bei mir, sie sind eben noch jünger als seine Kinder). Er wolle Weihnachten bei seiner Familie feiern, jedoch hätten seine Kinder signalisiert, dass sie das nicht wollten. Er wisse nicht was er tun solle. Er fühle sich zunehmend so wohl bei mir. Sehe die Spielsachen bei mir rumliegen und es werde ihm warm ums Herz. Aber er könne das nicht. Er könne sein altes Leben nicht komplett aufgeben und nicht allein leben. Er sehe so für sich keine Perspektive, und seine Frau habe ihm Perspektiven geboten. Und seine Kinder würden ihm sagen, dass er sich für eine neue Familie entscheide und gegen die alte. Und er merke, wie die Entscheidung für ihn bereits getroffen werde, er fühle sich wohl bei mir, lerne meine Freunde kennen, bald vielleicht meine Kinder.
Ich musste ihm letztendlich aus den Rippen leiern, dass er sich doch innerlich bereits entschieden hat. Er war dann noch ein paar mal bei mir, aber es war klar, dass das jetzt aufhören muss. Mir tat es zu sehr weh, und er kann sich nicht für seine Frau und Familie entscheiden und das mit mir weiterlaufen lassen. Er war zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht wieder zurückgezogen, aber das würde sie nicht akzeptieren und das will auch ich nicht, ich will nie wieder heimliche Geliebte sein. Es war unendlich schwer für mich, denn er fing immer wieder damit an, dass er zwei Frauen liebe, dass er sowas noch nie erlebt habe, dass er nicht wisse, wie das alles werden soll, wenn wir uns nicht mehr sehen, nicht mehr schreiben könnten, dass er sich nicht gegen mich entscheide. Aber mir war klar, ich komme nicht gegen 30 Jahre Beziehung, gemeinsam gelebtes Leben und Verbundenheit an. Gegen all die Annehmlichkeiten, die sein altes Leben ihm zu bieten hat, die Sicherheit, das Gewohnte. Er hat sicherlich Gefühle für mich, aber die sind nicht stark genug, um all das für mich aufzugeben. Und anders als ich hat er ja in den letzten Monaten schon kennengelernt, wie das ist, allein zu sein, allein zu leben, immer dann, wenn meine Kinder bei mir waren und ich keine Zeit für ihn hatte. Und anders als ich wäre er viel mehr von seiner Familie, seinem alten Leben abgeschnitten gewesen. Und anders als mein Mann hat seine Frau um ihn gekämpft, ihn nicht losgelassen, sich geöffnet. Was kann ich da schon dagegenhalten, mit meinen drei Kindern und der kurzen Zeit, die wir zusammen waren?
Ich bin mir zwar nicht sicher, ob sie ihre Ehe wirklich nochmal gekittet bekommen, und er ist sich das auch nicht. Ich frage mich immer wieder, wohin er da genau zurückgeht, er hat mir immer gesagt, sie hätten nur noch wie Geschwister zusammengelebt und viel gestritten, schon lange keinen 6 mehr gehabt. Er sagt auch selbst, dass er nicht weiß, wie und ob das jemals wieder wird. Dass er nicht mit offenen Armen empfangen wird, dass sie nochmal eine Paartherapie besuchen werden müssen. Aber ich weiß auch, dass er das jetzt tun muss, es zumindest versuchen muss, er ist einfach noch nicht durch damit, und ich muss ihn loslassen, so unfassbar traurig das ist. Ich habe dann auch darum gebeten, dass wir uns keine Textnachrichten mehr schreiben, uns erstmal nicht mehr sehen bzw. treffen (zufällige Treffen sind leider beruflich bedingt nicht zu vermeiden), ich wusste rational, dass es so leichter sein würde, meinen Liebeskummer zu verarbeiten.
Und ich hatte bzw. habe schrecklichen Liebeskummer. Dieses ganze Jahr trifft mich gerade mit voller Wucht, auch die Trennung von meinem Mann habe ich bislang nicht verarbeitet. Auch wenn sie von mir ausging, so habe ich doch fast mein ganzes Leben hinter mir gelassen, unendlich viel Chaos und Zerstörung angerichtet, ich fange nochmal von vorne an und hatte mir meine Zukunft so ja auch nicht vorgestellt. Ich spüre nun das Alleinsein und die Einsamkeit, wenn meine Kinder nicht da sind (die ich sowieso auch immer vermisse), muss mich komplett neu sortieren, mein Freundeskreis besteht aus lauter glücklichen Pärchen/Familien.
Das mit der Kontaktsperre hat keine 24 Stunden gehalten. Er schreibt immer wieder, von sich aus, er sagt, er kann es nicht aushalten, sich nicht zu melden. Er schaut nach mir, wann und wie ich arbeite, ob ich da bin, stand auch schonmal plötzlich hinter mir. Ich gebe zu, ich kann es dann auch nicht lassen, zu antworten, ich schaffe es nicht, ihn komplett zu blockieren und zu ignorieren. Aber jede Nachricht von ihm wühlt mich auch immer wieder sehr auf. Ich sage ihm, und ich sage zu mir, dass wir loslassen müssen. Wie soll er sich denn wieder auf seine Ehe einlassen, wenn er nicht loslassen kann? Und wie soll ich so von ihm loskommen? Ich verstehe ihn da auch einfach nicht. Wieso zieht er das nicht durch jetzt? Er hat sich entschieden, ich habe es ihm leicht gemacht und gesagt, dass ich ihn gehen lasse, dass er das tun muss und ich keinen Kontakt mehr will. Warum lässt er es nicht einfach gut sein?
Ich gebe zu, es gibt einen kleinen Keim Hoffnung in mir, dass seine Ehe nicht mehr zu retten ist, dass ihm, wenn er sich nochmal darauf einlässt, bewusst wird, dass das nicht mehr sein Leben ist und dass er sich doch eine Zukunft und ein neues Leben mit mir zutraut. Und genau dieser Keim wird ja auch genährt von seinen ständigen Kontaktversuchen. Alles andere wäre gelogen. Aber ich weiß auch genausogut, dass es sein kann, dass er sich irgendwie in seinem alten Leben einrichtet und mir halt aus der Ferne zuschmachtet. Und dafür will ich nicht herhalten. Ich will nicht ewig da sitzen und auf ihn warten. Noch weniger will ich bei irgendwelchen Heimlichkeiten mitmachen. Ich will mich nicht kaputt machen und für immer unglücklich dieser nicht gelebten Liebe hinterhertrauern. Ich möchte nach vorne schauen und diesen ganzen Kummer überwinden, auch meinen Kindern zuliebe. Sie mussten ohnehin schon so viel ertragen in letzter Zeit. Ich habe nun, da ich mich aus meiner unglücklichen Ehe gelöst habe, eine ganz neue Chance bekommen, nochmal glücklich zu werden und mein Leben so zu leben, wie ich es will. Diese Chance will ich auch nutzen.
Andererseits ist da eben noch Liebe. Ich liebe diesen Mann einfach, trotz der ganzen Enttäuschung, trotz der ganzen Schwächen, die sich mir da offenbart haben. Bei allen rationalen Gedanken, was mir alles helfen könnte, diese Beziehung, diese Trennung (diese zwei Trennungen!) zu verarbeiten, sind da einfach Gefühle, die ich nicht abschneiden und unterdrücken kann. Und die sind bei ihm ja offenbar auch immer noch da.
Ich bin ein wenig ratlos, wie ich mich verhalten soll. Soll ich wirklich den Kontakt komplett abbrechen? Nicht mehr auf seine Nachrichten reagieren? Ihn ignorieren, wenn er irgendwo auftaucht? Obwohl mein Herz mir das Gegenteil sagt? Warum muss ich diejenige sein, die den endgültigen Schlussstrich zieht, wo ich das doch eigentlich gar nicht will?
Oder sollte ich sogar um ihn kämpfen, wie es seine Frau getan hat? Mich mit ihm treffen, auf ihn einreden, ihm Perspektiven bieten? Aber das ist so gar nicht meine Art. Ich möchte um meiner selbst willen geliebt werden, ich will, dass er mit mir zusammen ist, weil er mich will, und nicht, weil ich ihm irgendwelche Perspektiven biete. Die muss er sich schon selbst bieten, er ist erwachsen.
Ach, es ist schrecklich. Die Beziehung zu ihm hat mir so viel Kraft gegeben. Und jetzt raubt sie mir so viel.
16.12.2023 16:44 •
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