Hallo zusammen,
wie viele Leute habe ich hier erst einmal eine Weile mitgelesen - und hoffe jetzt, dass das Schreiben mich weiter bringt.
Meine Trennung ist nun 3 Monate her. Wir waren 11 Jahre zusammen, die teils turbulent und teils absoluter Stillstand waren.
Er war meine erste große Liebe.
Die letzten Jahre waren für mich sehr schwierig - für ihn wahrscheinlich auch. 2014/15 sind im Abstand von einem halben Jahr meine Eltern beide verstorben. Meine Mutter nach langer Krebskrankheit, in der ich mich viel um ihre Angelegenheiten gekümmert habe. Auch sind 2 Haushatsauflösungen in so kurzer Zeit echt aufreibend; meine Eltern waren geschieden. Unter all der Last ist mein eigenes Leben völlig verloren gegangen. Seit 2014 war ich wegen einer Erschöpfungsdepression in Therapie und es fing auch an, mir wieder besser zu gehen, bis mein jetzt Ex seinen neuen Weg einschlug.
Mein Ex ist wegen mir hierher gezogen, war dann aber mit seinem Beruf sehr unzufrieden und konnte hier nicht richtig Fuß fassen. Freunde hat er kaum gefunden. Wir waren sehr oft nur zu zweit oder auch zu zweit sehr allein.
Als Lösung für das berufliche Problem sah er immer nur ein Studium, das er 2015 nach 1 Jahr Arbeitslosigkeit auch anfing. Sein großer Traum war immer das Kunststudium, was er dann auch umsetzte. Zwar fand ich es einerseits bewundernswert, dass er das tatsächlich machte, andererseits plagten mich auch Ängste um unsere Zukunft - denn mit dem vorherigen Job schien er ziemlich abgeschlossen zu haben (falls es mit der Kunst doch nicht so klappt) und Kunst ist ja nicht gerade das einträglichste Gebiet.. Ich gehe zwar selbst arbeiten, Aber verdiene dort nicht das allermeiste - und ein bisschen hatte ich auch an eine Familie gedacht.
Im Studium hat er dann sehr schnell eine junge Mitstudentin kennengelernt, die mir fortan als seine beste Freundin präsentiert wurde (was es vorher nie gab und er auch als nicht möglich bezeichnete - m/w-Freundschaft). Er hatte weniger Zeit für mich - natürlich nur wegen dem Studium - hinterging mich, wenn ich mich kritisch äußerte, übernachtete bei ihr und sie bei ihm (ganz platonisch natürlich... wir wohnten nicht zusammen, aber sie mit ihrem Freund, der aber viel arbeitete) Wenn die beste Freundin da war, ging bei meinem Ex die Sonne auf. Ich kannte ihn oft als einen eher eigenbrötlerischen Typ, jetzt war er plötzlich wie neu (nebenbei: er Ende 30, sie Anfang 20), ging auf Parties und Ausstellungen, war plötzlich kommunikativ wie nie und war nur noch mit seinen künstlerischen Arbeiten beschäftigt - oft zusammen mit der besten Freundin. Er hat all sein Erspartes für diese Studium investiert, um in der Zeit nicht arbeiten zu müssen.
Zu mir sagte er immer wieder, ich solle mehr für mich tun, obwohl ich Freunde habe, Hobbies pflegte und eben auch arbeiten ging. Außerdem bin auch ich sehr an Kunst interessiert - nur wohl eben nicht genug für ihn.
Es gab einige Streitereien wegen der besten Freundin und auch wegen der Kunst. Ich wusste auch schon nicht mehr, was ich denken sollte, weil er mir ständig einredete, ich hätte nur zu wenig Selbstbewusstsein, um damit klarzukommen, dass es ihm jetzt gut ginge und er ein eigenes soziales Umfeld gefunden hätte (was hauptsächlich aus der besten Freundin bestand).
Anfangs bezog er mich noch mit ein, aber nachdem ich mich kritisch zu ihrem Verhältnis geäußert hatte, redete er einfach garnicht mehr von ihr (das gäbe ja nur Ärger) und machte hinter meinem Rücken einfach so weiter.
Nach einigen Erlebnissen zu Dritt hielt ich diese Situation nicht mehr aus und wollte eine Pause, um mir klar zu werden, wer ich bin und wem ich glauben konnte. Die Pause dauerte 5 Wochen, in denen ich litt wie ein Hund und er nicht ein einziges Mal danach fragte, wie es mir geht, obwohl er vorher noch meinte, es sei ihm nicht alles egal zwischen uns. Ich kreiste immer wieder um diese Gedanken und wurde plötzlich enorm wütend auf ihn, beendete die Pause und rief ihn an. Er war nicht zu erreichen. Darum fuhr ich in meiner Wut einfach zu ihm um mit ihm zu reden. Er öffnete die Tür nur in kurzen Hosen und verschwitzt, Ihre Klamotten lagen im Flur verstreut.
So viel zur besten Freundin. Ich denke, sie stand auf ihn, von Anfang an und mein Gefühl war nicht falsch, dass ich so in Alarm war, wenn ich sie zusammen sah.
2 Tage später holte ich meine Sachen ab, es gab nur ein kurzes Gespräch, von dem ich nicht mehr viel weiß - ich war so verletzt und gekränkt, dass ich glaube ich alles verdrängt habe.
Ich habe vor ein paar Wochen noch einmal versucht, ihn per Messenger für ein Gespräch zu kontaktieren, was er auch ok fand. Allerdings ist es dazu bisher nicht gekommen, wahrscheinlich weil ich ihm gesagt habe, er solle sich melden, wenn er dafür Zeit hat. Ansonsten kein Kontakt mehr seitdem. Ich überlege auch, ob ich ihm das, was ich noch zu sagen hätte, lieber schreiben sollte - dann muss ich ihn nicht mehr wiedersehen.
Jetzt sitze ich hier, 3 Monate später, und es fühlt sich an, als wäre das alles erst gestern passiert. Ich habe versucht, viel zu unternehmen in der Zwischenzeit, aber ich habe das Gefühl, es kommt nichts an mich ran, ich kann mir kaum etwas merken und meine Gedanken sind völlig von ihm blockiert. Ich habe das Gefühl, ich müsse mein Leben jetzt ebenso radikal ändern, um ihm zu beweisen, dass nicht nur er sowas kann. Ziemlich blöd, ich weiß...
Mein Selbstbewusstsein ist völlig am Boden nach dieser Erniedrigung und trotzdem grüble ich ständig darüber nach, was ich denn falsch gemacht habe, dass ich ihm nicht mehr genügt habe. Es ist so schwer, zu akzeptieren und ihn loszulassen.
Jeder mit dem ich spreche sagt mir, das klingt aber nach Midlife Crisis bei ihm und dass ich ihn abschreiben soll - aber das fällt mir SO schwer. Ich hatte mir, trotz all der Probleme, nie ein Leben ohne ihn vorgestellt.
Danke fürs Lesen, falls es einer tut..
Sani
27.11.2016 14:20 •
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