Liebe Mina,
das ist wirklich eine schlimme, tragische Geschichte und das Verhalten Deines (noch) Mannes ist unfassbar... Deine Kinder und Du haben mein vollstes Mitgefühl.
Ich schreibe hier eigentlich nur, weil ich gerne etwas zu dem Baby in Deinem Bauch schreiben möchte, bzw. DEINER kleinen Familie (Kinder und Du); klammer' aber das Thema Abtreibung oder nicht-Abtreibung bewusst aus, denn Du hast es eh schon schwer genug und kommst Dir im Augenblick vermutlich vor wie in einer „Vorhölle“, und es ist ja auch Dein Leben, dass Du weiterführen musst mit Deinen Kindern (und vielleicht dem Kleinen?), das kann Dir niemand abnehmen und es für Dich leben...
Ich versuche einfach, mit meinem Beitrag dem Ungeborenen eine Stimme zu geben und auch DEINER Seele... (auch weil Du mir das Gefühl vermittelst, dass Du den Schritt zur Abtreibung tief in Deiner Seele letztenendes ein Leben lang bereuen wirst, spätestens dann wenn wieder Sonne in Dein Herz kommt und in Euer Leben, eines Tages... in ferner Zeit, aber die Sonne wird irgendwann wiederkommen, da bin ich sicher, auch wenn es Dir im Moment unvorstellbar scheint....).
Jedenfalls gab es eine recht ähnliche tragische Geschichte in meinem Freundeskreis...
Um es nicht zu ausschweifend zu machen, eine Freundin stand mit einem Mal allein da, mit sogar drei Kindern zwischen (damals) ca. 3 Jahren und der grösste war glaube ich, acht oder neun Jahre alt.Sie stand dann da mit den Kindern, ohne Job (wie auch, sie musste sich ja um die Kids und den Haushalt kümmern), ohne Geld, ohne Verwandtschaft, die hätte helfen können... der Mann und Papa der Kinder nicht mehr da, und schwanger!
Eigentlich hatte sie sich auf das Baby gefreut... war aber dann auch so verzweifelt und wusste nicht, wie sie das alles schaffen sollte allein mit den Kindern... finanziell und vom Arbeitspensum her, dass bei einer entsprechenden Familie anfällt, nervlich (situationsbedingt) natürlich auch, sie war nachvollziehbarerweise auch am Ende ihrer Kraft angelangt, und sie entschied sich dann schweren Herzens auch wie Du zu einer Abtreibung... bzw. gab es sogar zwei Termine zur Abtreibung, da sie sich beim ersten Termin beim Arzt in ihren Inneren nicht mehr sicher war... jedenfalls, lange Rede kurzer Sinn, hatte sie kurz vor knapp auf ihr Bauchgefühl hörend auch den zweiten Termin für die Abtreibung vergehen lassen und hat das Baby bekommen...
Das kleine Mädchen ist heute um die zwei Jahre alt, der Mann und Vater schon lange weg und sie ist nun sehr glücklich, dass sie die Kleine bekommen hat, und sie sagte mal, dass sie noch rückblickend ein schlechtes Gewissen bekommt, bei dem Gedanken, dass es die kleine Maus „nicht gäbe“... die fünf sind indes „alleine“ eine glückliche, kleine Familie, den Kindern geht es allen gut, der Mama auch wieder und für sie sind die Kinder der Kraftquell, auch wenn sie natürlich zeitintensiv sind.Und sie hat viel Hilfe bekommen, die man nicht unbedingt vermuten würde, die es aber gibt, wenn man sich entschliesst, ein Kind „doch“ zu bekommen...
Was mir im Moment noch einfällt, ist dass sie in jedem Fall eine solide Grundsicherung bekommen hat (und bekommt), die in jedem Fall bestand aus:
staatlichen Bezügen (da wurden ihr auch keine Steine in den Weg gelegt, es gab viel Verständnis für sie)
Geld für die Kinder (Kindergeld, ich meine, es wäre auch noch Erziehungsgeld oder so was gewesen)
Unterhalt vom Kindesvater
extra Zuwendung wie Säuglingsbedarf usw.
Hebamme, die sie noch eine ganze Weile nach der Geburt der kleinen Tochter daheim betreut, und vieles abgenommen hat, was sonst der Kinderarzt macht (wurde bezahlt von der Krankenkasse)
ihre Miete wurde (und wird) komplett übernommen, sie zahlt keine GEZ usw., muss sich also auch keine Sorgen machen, mit den Kids kein Dach mehr über'm Kopf zu haben (soweit ich weiss, muss sie nur ihre Stromrechnung selbst aufbringen)
es gab Geld (Bargeld, sie musste nicht mal Sachleistungen nehmen!) für die Einrichtung des Kinderzimmers für die Kleine (und ich weiss, dass sie einen Kinderwagen bekommen hatte, denn mit dem waren wir mal gemeinsam spazieren und sie erzählte das )
Krankenversichert ist sie auch über den Staat, so dass die Kiddies und sie bei Bedarf auch jederzeit zum Arzt gehen können und es wird staatlich monatlich für ihre Rentenversicherung gesorgt.
Sie ist mit den Kindern also finanziell abgesichert, in dem sie für die Kiddies alles in Anspruch nimmt, was ihr und den Kindern zusteht.Ihr geht es jetzt finanziell sogar besser als früher, und sie muss den Euro nicht zwei Mal umdrehen.Also bringt unser Sozialstaat nicht nur Ungerechtigkeiten, sondern auch etwas Gutes mit sich
Man muss diese Leistungen jedoch alle erst einmal beantragen, und dann läuft das beinahe von alleine weiter... (dafür gibt es aber auch Hilfe, also für das Beantragen).
Sie hatte ausserdem am Anfang über mehrere Monate (oder sogar ca. ein Jahr?) täglich eine Familienhelferin im Haus, die ihr das Jugendamt auf ihren Antrag hin zur Verfügung gestellt hatte, und die sie nichts gekostet hatte.
Also gab es neben der finanziellen Sicherheit am Anfang als personelle Hilfen die Hebamme über einen Zeitraum von mehreren Monaten, so dass etliche stressige Kinderarzt-Besuche dadurch wegfielen und eben die „gute Fee“, die im Haushalt geholfen hatte...
Indes „gönnt“ sie sich ein Mal die Woche auch eine Zugehfrau, die sich um die (viele ) Wäsche kümmert, also wäscht und bügelt und die Böden reinigt... (die muss sie zwar bezahlen, aber das ist finanziell drin).
So, ich wollte das unbedingt erzählen... und lasse Dich nun mal damit allein; vielleicht gibt Dir das ja doch noch zu denken...
Ich wünsche Dir und den Kindern viel Kraft für die kommende Zeit und immer wieder stärkende, schöne Momente miteinander.
Viele liebe Grüße,
Karma
27.12.2012 11:59 •
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