@playmobil
Wenn ein Baum im Wald umfällt und niemand ist da, um es zu hören, macht der Baum dann ein Geräusch?
Das ist spielerisch formuliert eins der Grundprobleme von Dir. Psychologisch gesehen geht es da um die Frage eines authentischen Kern deines Selbst.
Es gibt Menschen, die haben entweder ein fragiles Selbst, also konnten wichtige Schritte nicht gehen, um ein stabiles auszubilden, bei anderen ist es eher eine Frage der Wahrnehmung, die können ihr Selbst also nicht gut spüren.
Beides lässt sich verbessern, dazu braucht es aber Problembewusstsein zum einen und zumeist einen Profi zum anderen.
Beiden Situationen gemein ist, daß das Fehlen zwar unterschwellig wahrgenommen wird, aber immer eher als diffuse Leere. Weil das ein massiv unangenehmes Gefühl ist, weichen viele Betroffene auf Strategien aus, diese nicht spüren zu müssen. Substanzmittelmißbrauch, Impulskontrollprobleme, riskante Verhaltensweise (zB Affären) etc sind die Folge.
Die wirkliche Schwierigkeit liegt im fehlenden Problembewusstsein, weil den Betroffenen über einen sehr langen Zeitraum, mangels Erfahrung, nicht klar ist, wie es wäre, wenn man sich anders fühlt. Menschen mit einem gesunden Selbst, spüren diese Form der Leere nicht. Daß, was Du als Antrieb empfindest, ist ein getrieben sein, aber eben kein echter aus Dir selbst heraus gebildeter Antrieb.
Partnerschaft wird immer wieder auf die Möglichkeit von Symbiose überprüft, denn in dieser wird zunächst die Leere verbessert und Dir ja auch ein Stück weit die Aufgabe, die allein Deine ist, Dein Selbst zu bilden abgenommen.
Verändert sich Partnerschaft ist das bedrohlich. Das ist für Menschen mit gesundem Selbst aber eben nicht das vorherrschende Gefühl.
Schau hier
Zitat von playmobil: ist es die Schwierigkeit, wieder in meine alte Rolle zu schlüpfen, aus der ich ausgebrochen bin.
das ist ein ganz gutes Beispiel.
Du bist an keiner Stelle ausgebrochen, Du hast die weggebrochene Aufmerksamkeit durch das erste Kind und dann die zweite Schwangerschaft, durch die Aufmerksamkeit der AF ersetzt.
Für Dich ist daraus das Problem entstanden, daß Du das Maß der Aufmerksamkeit, die du absolut brauchst, auf zwei Personen verteilt hast, so daß Du bei einer Entscheidung immer vor dem Problem gestanden hättest, daß die Aufmerksamkeit von nur einer ohnehin nicht gereicht hätte. Das ist der Grund, warum Du anfänglich mehr zur AF tendierst bist, volle Aufmerksamkeit durch das Verknalltsein und keine Konkurrenz durch Kinder. Der Kinderwunsch der AF hat aber eben ganz schnell dazu beigetragen, daß Dir vermeintlich klar geworden ist, daß Du auch daher früher oder später in Konkurrenz gehen musst und gleichzeitig das Selbstbild des guten und fürsorglichen Vaters aufgeben musst.
Natürlich vermeidet man dann jede Form von Entscheidung.
Die Rückkehr in die Ehe empfindest Du auch nicht als Erleichterung, sondern als Stress und Verlust, was eben insofern auch Sinn macht, weil ein Teil Deiner Identität durch den Absprung der AF verloren geht.
So lange Du nur immer wieder auf der Möglichkeit der Behandlungsbedürftigkeit herumtänzelst, wird sich auch grundlegend nichts verändern. Du gehst halt irgendwann krachen. aber das ist ja jetzt schon etwas, was Dir hier in diesem Thread immer und immer wieder geschrieben wird.
Irgendwann ist Flucht in den sekundären Krankheitsgewinn Deine einzige Handlungsoption.
Echte Veränderung würde damit beginnen, daß Du anerkennst, daß Menschen mit einem gesunden Selbst, weder diese Leere noch diese Bedrohung so dauerhaft empfinden. Es bedeutet auch, daß Du irgendwann mal an den Punkt kommst, daß Deine Angst zu entdecken, daß Du in Wirklichkeit ein zum jetzigen Zeitpunkt sehr gebrochener Mensch und nicht der strahlende Held bist, ein deutlich geringerer Preis ist, als ein Leben lang fremdbestimmt zu leben.
Aber mei, bisher hast Du diesen Punkt ja immer wieder gut umschiffen können.
Und vielleicht ist das halt einfach Dein Weg. Ich kann Dir allerdings auch sagen, daß man seinen Kindern nicht beibringen kann, was man selbst nicht besitzt.
Ich wünsche Dir in einem gewissen Rahmen alles Gute, weil ich aus eigener Erfahrung durchaus weiß, wie hart das Leben sein kann, wenn man beständig eine solche Leere fühlt.