Lieber Playmobil,
Zunächst mal ich verurteile dich nicht. Das stünde mir auch gar nicht zu, denn ich war selbst über Jahre in einer Affäre und litt nach deren Ende noch lange unter extrem starkem Liebeskummer. Dieser wurde noch verstärkt duch eine Depression, die bereits lange vor der Affäre anfing, durch die Affäre kurzeitig pausierte und danach umso heftiger zuschlug, bis hin zu Suizidgedanken. Ich war damals zu allem bereit, wollte meinen Mann und meine Kinder für ihn verlassen. Ich hatte den Trennungswunsch und den Grund dafür bereits ausgesprochen und mir eine Wohnung gesucht. Dort zog ich auch für ein paar Tage ein, doch ich hatte die Rechnung ohne den AM gemacht. Er verließ mich, als er merkte, dass es mir ernst war. Er tauchte unter, ohne mir den Grund dafür zu nennen. Den erfuhr ich erst viel später. Er war nämlich bereits in einer noch frischen Beziehung mit einer anderen Kollegin, die er viele Jahre vor mir auf privater Ebene kennen gelernt hatte. Aber davon will ich jetzt gar nichts weiter schreiben. Du kannst dir vorstellen, wie es mir ging.
Es war dann ein Wink des Schicksals, dass meine Wohnung aufgrund eines Defektes unbewohnbar wurde. Mein Mann nutzte diese Chance und holte mich zurück. Ich war da bereits nur noch ein Häufchen Elend, völlig am Boden zerstört und dankbar, zunächst wieder ein Dach über dem Kopf und Geborgenheit in der Familie zu haben. Doch der Kampf um unsere Ehe begann da erst und zog sich über Jahre. Ich war ja völlig zerrissen von meinen Gefühlen für den AM, konnte sein Verhalten nicht verstehen und versuchte trotz allem, ihn noch einmal zurück zu gewinnen. Dies ließ er jedoch nur für gewisse Stunden zu. Dann machte er mir wieder Hoffnung, nur um mich anschließend wieder zurück zu stoßen.
Mein Mann erfuhr das alles scheibchenweise aber hielt trotz allem zu mir. Er wusste, wie es mir ging und dass ich in dieser Zeit nicht ich selbst war. Doch irgendwann wurde es auch ihm zu bunt und er bat mich, entweder erneut und endgültig auszuziehen oder den Kontakt zum AM ein für alle mal zu beenden. Ich entschied mich für letzteres - vordergründig jedenfalls. Ich kündigte meine Stelle, suchte mir etwas neues und dann nochmal und nochmal, da keiner der neuen Arbeitgeber so gut war, wie der mit dem AM. Doch das alles war nicht genug, denn in Wahrheit schrieb ich dem AM weiterhin und stalkte ihn, um eine Erklärung zu bekommen. Solange bis seine neue Freundin bei mir anrief und mich bedrohte. Erst danach schaffte ich es, den Kontakt einzustellen. Irgendwann nach Monaten meldete der AM sich noch einmal bei mir und erzählte, dass seine Freundin Schluss gemacht habe und ich sei daran schuld. Erneut ging es mir schlechter. Wenige Wochen später bat er dann um ein Treffen, um alles noch einmal zu besprechen. Ich lehnte ab. Gott sei Dank! Denn sicher ging es ihm nicht ums Reden. Ich war damals einfach zu kraftlos, um das ganze erneut aufflammen zu lassen und ich war seiner Spiele überdrüssig. Als er dann untertauchte, seine Nummer änderte und aus den Social Media verschwand, war der Schock trotzdem noch einmal da.
Dieses Drama war die schlimmste Zeit in meinem Leben. Doch rückblickend auch sehr sehr heilsam. Ich ging endlich zu einer Therapie und ließ meine Depression behandeln. Dort wurde auch mein Mann mit eingebunden und die Probleme unserer Ehe wurde haarklein seziert und dann aufgearbeitet. In erster Linie aber wurde ich selbst auf links gedreht. Alte, belastenden Glaubenssätze wurden überprüft und langsam aufgelöst. Traumatische Kindheitserlebnisse wurden behandelt und die Beziehung zu meiner Ursprungsfamilie wurde zurecht gerückt. Durch das alles bin ich sehr gereift und heute endlich im Erwachsenenleben angekommen. Das wurde auch höchste Zeit mit damals Anfang 50 .
Unsere Ehe ist heute auf einem ganz anderen Niveau, als damals. Leidenschaft und die Schmetterlinge im Bauch sind zwar nicht mehr im Vordergrund aber wir genießen durchaus auch wieder den S. zusammen und lieben uns tief und innig. Heute weiß ich, denke ich überhaupt erst, was Liebe wirklich ist. Sie ist eben nicht das wunderbare verliebte Gefühl, das ich am Anfang der Affäre für den AM hatte. Liebe fängt eigentlich erst da an, wo die Verliebtheit endet und es schwierig wird. Unsere Ehe war in den Anfangsjahren sehr belastet durch die Ablehnung meines Mannes durch meine Eltern und durch diverse Schicksalsschläge, wie z.B. die Erkrankung eines unserer Kinder. Ich habe mich oft von meinem Mann allein gelassen gefühlt in dieser Zeit und hatte niemanden, der mich entlastet hätte. Als ich dann wieder arbeiten wollte und mein Mann dies in meinen Augen nicht ausreichend unterstützte, fühlte ich mich in einem goldenen Käfig eingesperrt und missachtet. Zusammen mit meinen charakterlichen Defiziten entstand daraus ein verheerender Sprengstoff. Es fehlte nur noch der Zündfunken, der dann in Form des AM in unser Leben trat.
Was ich mit dieser Geschichte sagen will ist, dass ich dir bei deinem Vorhaben, die Affäre zu beenden, alles Gute und viel Glück wünsche. Nach meiner Erfahrung ist es aber nicht alleine mit dem guten Vorsatz getan, die AF nicht mehr zu kontaktieren. Dass sie diese Faszination auf dich ausüben konnte, hat Gründe. Die gilt es zu erforschen und zu beheben. Du musst das ganze Übel bei der Wurzel packen und gründlich ausreißen. Ansonsten wird es wohl so werden, wie manche es hier prognostizieren. Entweder du führst die Affäre irgendwann doch wieder weiter oder du suchst dir eine neue AF. So oder so würdest du damit deine Ehe und deine Beziehung zu den Kindern irgendwann endgültig zerstören. Das einzige was dem entgegen wirken kann, ist Ehrlichkeit zu dir selbst und gegenüber deiner Frau. Und noch etwas musst du begreifen. Eine Ehe ist kein unendlicher Honeymoon. Besonders dann nicht, wenn man Kinder hat. Kinder sind eine Belastung, neben aller Freude, die sie bringen natürlich. Du hast außerdem noch einen Beruf und dein Studium zu stemmen, während deine Frau sicher die Hauptverantwortung für den Haushalt trägt.
Mein Rat ist also, sprich mit deiner Frau. Offen und ehrlich! Sag ihr was dir fehlt und sucht euch Entlastung. Eine Haushaltshilfe kostet nicht die Welt und kann sehr entlasten. Die Kinder ab und zu mal zu Freunden oder den Großeltern schicken, wäre auch sehr hilfreich. Schafft euch Inseln für euch und eure Paarbeziehung. Das geht alles, wenn man nur will. Zunächst aber ist mal Ehrlichkeit gefragt! Hopp oder Topp ist jetzt die Devise! Entweder ihr krempelt jetzt die Ärmel hoch und zieht gemeinsam den Karren wieder aus dem Dreck oder ihr trennt euch. Diese Entscheidung kannst und darfst du nicht alleine fällen. Du musst deine Frau mit ins Boot holen und dazu muss sie die Vorraussetzung kennen. So, wie es jetzt ist kann es jedenfalls nicht weiter gehen. Daran geht ihr alle kaputt! Nicht nur du und die beiden Frauen sondern auch eure Kinder. Ehe und Familie sind kein Zucker schlecken - kein ewiger Rosengarten. I never promised you a rosegarden! Vielleicht kennst du ja das Lied?!
Für den Anfang reicht Ehrlichkeit und die gemeinsame Entscheidung, ob es trotz allem weiter gehen soll. Danach heißt es Ärmel hochkrempeln und arbeiten. Nicht gerade anziehend aber sehr sehr lohnenswert. Kein AP der Welt kann dir das geben, was du bei deiner Frau finden wirst, wenn es gut läuft. Ich wünsche Euch jedenfalls viel Glück!
Alles Liebe!
19.12.2022 10:06 •
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