Hallo zusammen,
ich würde hier auch gerne noch etwas beitragen... selbst wenn die Entscheidung scheinbar schon gefallen ist.
Die zwei sinnvollsten Ratschläge, die bisher gegeben wurden, sind m.E.
1) eine therapeutische Unterstützung in Anspruch zu nehmen und
2) eine Auszeit zu nehmen und eine Weile alleine zu leben, um sich selbst über seine Wünsche und Ziele klar zu werden.
Hier wurde eine interessante Sache bemerkt:
Gandolf, du bist spät Vater geworden. Hat das besondere Gründe..?
Du schriebst, dass du deine Frau ohne Kinder schon lange verlassen hättest, aber auch dass ihr
vor den Kindern eine perfekte (und demzufolge glückliche und erfüllte...?!) Beziehung hattet
Wie sieht es denn mit Beziehungen in deinem Leben generell aus..?
(Ich erwarte keine Antwort auf diese Frage, sie soll nur ein Denkanstoß sein)
Ich selbst bin Anfang 30 und seit 14 Jahren mit demselben Mann liiert (verheiratet).
Er war mein erster Freund, ich seine erste Freundin. Wir haben (noch) keine Kinder.
Wir sind in dieser Zeit durch viele Höhen und Tiefen gegangen -
und es gab zwei Phasen, an denen unsere Beziehung eurer ähnelte, Gandolf.
Es fehlte auf allen Ebenen... sowohl an der gegenseitigen Anerkennung aber auch an der körperlichen Nähe.
Einzig und allein Loyalität war immer vorhanden - und es gab auch keine Seitensprünge.
Ich weiß, dass die meisten anderen Paare sich an unserer Stelle getrennt hätten, ohne dem Anderen eine Träne nachzuweinen.
Körperlich lief bei uns nichts mehr -
obwohl ich meinem (damals noch) Freund optisch immer gefiel, war die körperliche Anziehung auf beiden Seiten so gut wie bei Null.
Obwohl ich ihn auch nach wie vor als gutaussehend empfand, verspürte ich kein Berdürfnis mehr nach Intimität mit ihm.
Das war allerdings nicht das Schlimmste - das Schlimmste war in meinen Augen, dass wir nebeneinander her lebten, dass wir uns nur noch sehr wenig zu sagen hatten... dass alles fehlte.
Ja, gut - die moderne Gesellschaft hat da klare Vorstellungen...
-- Wegwerfgesellschaft.
Warum sich nicht einfach was Neues suchen, und gut ist...?
Aber... was mit Allem, was man gemeinsam erlebt und geteilt hat?
Was, mit der tiefen zwischenmenschlichen Liebe, die man für den Anderen empfindet...?
Wir hatten zwei kurze Trennungsphasen mit völliger Kontaktsperre (einmal sechs Wochen, einmal fünf Wochen) und dabei festgestellt, dass wir die Trennung beide nicht wollen.
Wir haben uns bei der zweiten Trennung (nach neun Jahren) dann besonders darum bemüht, die Lage zu analysieren und dabei festgestellt, dass Stress der Hauptfaktor Nr. 1 für diese plötzlich so abgekühlte Situation zwischen uns war.
Er steckte mitten in seiner Diplomarbeit/seinem Abschluss - und ich in einem sehr zeitaufwendigen Studium mit zusätzlichem Job (auf den ich angewiesen war, um mir mein monatliches Grundauskommen zu sichern).
Zu erkennen, was der Stress mit uns anrichtete, war ein erster wichtiger Schritt.
Hat man das erkannt, ist der weitere Weg natürlich erst einmal nicht einfach.
Aber... man kann ihn gehen... wenn man es möchte.
Ich persönlich habe auch große Zweifel daran, dass der Alltag mit der neuen Frau sich auf Dauer als besser erweisen wird - auch ich hatte in den zwei Trennungsphasen Schmetterlinge im Bauch - für andere Männer.
Mit denen im Ende nichts lief.
Was auch besser so war - denn ich weiß, dass ich mit keinem davon glücklich geworden wäre.
Natürlich waren die Gefühle stark (- wie sollen sie es auch nicht sein, wenn man quasi ausgehungert ist, und dann erstmals wieder von jemand anderem wahrgenommen und beachtet wird... wenn der eigene Partner weder Kraft noch Nerven dafür aufbringen kann...)
- aber man muss auch realistisch sehen können wie der Andere (potenzielle neue Partner) sich im Alltag macht, und wieviel einen WIRKLICH verbindet...
Gerade an letzterem scheitert es oft... dank der rosaroten Brille.
Trotz der rosanen Brille kann man sich aber zu einem Maß an Objektivität zwingen und im Kopf potenzielle Zukunftszenarien durchspielen.
Leider kennt man die neue Flamme oft noch nicht so gut, um wirklich zu wissen wie der andere so tickt.
Erzählen kann man ja viel - erst der Alltag zeigt, was dahinter steckt.
Da ich mit einem der Schmetterlingsmänner heute noch befreundet bin (es ist eine gute Freundschaft ohne jeglichen Flirt oder s.uelle Nähe) weiß ich, dass es mit ihm niemals gepasst hätte!
Aber hätte das DAMALS jemand zu meinem rasenden Herzen gesagt... uiuiui.
Heute (seit ein paar Jahren) sind mein Mann und ich sehr glücklich, und unser sieben-minus-eins-Leben ist so gut wie es noch nie zuvor gewesen ist.
Ich hätte damals nie für möglich gehalten, dass man selbst nach so einer langen Zeit (noch und wieder) Schmetterlinge im Bauch verspüren kann - für den Partner, der einen so kalt gelassen hat, dass man sich nur noch nach jemand anderem sehnte.
Ich bin froh, dass wir diesen Weg für uns gegangen sind... denn er hat zu unserem persönlichen Happy End geführt.
Ich denke, dass man unsere Erfahrungen nicht auf die Allgemeinheit übertragen kann -
aber da hier schon sehr deutlich hervorstach, dass die Situation vor Allem durch Stress (die Drillinge) induziert wurde... wollte ich meine Erfahrung schildern.
Ich wünsche dir Alles Gute, Gandolf - und die Erkenntnis, welches für dich der richtige Weg ist.
Sie wird vermutlich weder heute, morgen noch in ein paar Wochen kommen... am Ende wird es die Zeit zeigen.
Liebe Grüße
von einer Gastbenutzerin
24.03.2014 01:54 •
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