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Engagement für einen NPSler Blick zurück auf mich

Endlichfrei
Es gibt sicher sehr viele Herangehensweisen oder auch sehr viele Möglichkeiten, einen Menschen zu verstehen, der eine NPS aufweist. Ich selbst habe mich in einen solchen verliebt, weil mir durch ihn meine komplette Sehnsucht ans Leben entgegenstürtze, als ich ihn das erste Mal sah.

Ich sah ihn ihn einem rosa Hemd, breit und mit suchendem Blick. In diesen Blick habe ich mich verliebt und weil ich das weiß, kann ich das alles auch voneinander trennen. Sein suchender Blick war spiegelnd meiner.

Ich suchte nach dem liebenden, richtungsweisenden Selbst in mir. Jetzt habe ich es gefunden. Nach superlangen Wirrungen und Irrungen bin ich gar nicht mehr böse darum. Ich bin glücklich und dankbar.

21.10.2014 21:35 • #16


Endlichfrei
Klar für mich ist, dass ich ihn niemals mehr wiedersehen will. Kontaktsperre ist mittlerweile auch mein Favorit.

Es ist nach wie vor nicht einfach. Etwas zu sagen oder zu schreiben ist peanuts gegen das, was letztendlich zu tun ist.

Ich will so sehr etwas tun. Ich will weiter voran kommen in meinem Leben. Ich will Brücken in tote Dörfer hinter mir abbrechen und neue bauen, dahin, wo es fruchtbares Land gibt.

Ich konnte noch nie so tief in ein mangelhaftes oder unproduktives Leben schauen, bevor ich N. kennen lernte. Ich war wirklich in Disneyland. Ich wache auf. Für mich war es wichtig.

21.10.2014 21:40 • #17


A


Engagement für einen NPSler Blick zurück auf mich

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Endlichfrei
A. ist am Boden und das spüre ich.

Er kämpft noch um sich, er weiß was er tut und er überlegt, ob er es auf dem üblichen Wege tun will oder ob er kapituliert.

Ich wende mich diesem Szenario aber ab, denn es gehört nicht zu meinem Leben. Diesem Menschen bin ich nicht ohne Grund begegnet und ich bin dankbar dafür, dass ich lernen durfte. Es war eine harte Schule. Ich danke deiner Seele, dass sie sich dafür bereit erklärt hat, mir zu helfen, mir näher zu kommen.

Ich wollte dir helfen, aber es scheint, als hätte ich nichts bewirkt. Das allerdings will ich auch nicht glauben. Du bist in meinem Herzen. Ganz eigenwillig. Ich bin nicht mehr sentimental. Ich sehe dich einfach, so wie du wohl bist und ich will dich nicht mehr sehen, wie ich dich will oder du sein könntest.

Also ist es gut. Du bist, der du bist. Alle anderen übrigens auch. Wunderbar.

21.10.2014 22:10 • #18


F
Hallo Endlichfrei,

deine Beiträge sind für mich gut nachvollziehbar ich kann Vieles verstehen, was du schreibst ich wünsche dir, dass du deinen Weg weitergehst.

24.10.2014 21:53 • #19


Endlichfrei
Danke, freisein, das versuche ich mit allen mir zur Verfügung stehenden Möglichkeiten und auch für mich alleine.

24.10.2014 21:56 • #20


Endlichfrei
Morgen ist bei mir Sperrmüll und ich habe sehr viel Altes rausstellen können. Eben fuhr wieder so ein Ungar vor und ich übergab ihm ein Paar kaum getragene Stöckelschuhe, die mir N. geschenkt hat. Ich sah dem Mann in die Augen, er konnte es wohl kaum fassen, dass ich ihm diese Schuhe übergebe, aber ich fühlte in diesem Moment nur Freude, dem Menschen eine Freude machen zu können.

Kaum war ich aber wieder in der Wohnung, kamen mir die Tränen, ich heule jetzt noch, während ich schreibe. Verstand und Herz sind komplett verwirrt.

Es geht mir nicht um den Verlust von Schuhwerk, es geht mir auch nicht um den Verlust eines Menschen, der die Oberfläche feierte und dessen kindlich-zart-misshandeltes Wesen ich sehen durfte... weil ich mich darin sehen konnte... usw.usf. .... es ging gerade nur um die Erkenntnis, dass ich mich so sehr getäuscht habe. Dass ich mich in einem bestimmten Punkt mächtig fühlen wollte, die Kontrolle haben wollte.

Nämlich in dem Punkt, mich niemals mehr verletzen zu lassen. Deshalb habe ich viel zu viel Vertrauen vorausgeschickt (das komplette Gegenteil von Misstrauen, wenn man sich nicht verletzen lassen will) und ich habe den verletztenden Tatsachen einfach nicht ins Auge gesehen, sondern geradewegs darüber hinweg, bis es einfach zuviel wurde.

Ich heule mir gerade ein Loch in den Bauch und doch fühlt es sich gut an... Ich habe so viel Mitgefühl mit dem Wesen in mir, dass sich all das Gute und Schöne so sehr wünscht und sich dabei so sehr verbogen hat.

Bin ich noch so sehr die kleine verletzte Person, die von ihrem Vater niemals gelobt oder in den Arm genommen wurde? Oder bin ich die erwachsene Frau, die so viel in ihrem Leben nur deshalb erlebt hat, weil sie nie gelernt hat, sich zu schützen. Weil sie ihren Wert nicht kannte, niemals von außen erklärt bekam.

Jetzt, mit beinahe 50 lerne ich meinen Wert kennen. Ich lerne, wie wichtig es ist, sich zu schützen, sich abzugrenzen, Nein zu sagen, bei mir zu bleiben... alle die Dinge, die ein gesundes Kind mit auf den Weg bekommt. Was habe ich meinen Kindern geben können?...

Ich habe gerade keinen psychologischen Beistand, ich kann mir das auch gar nicht mehr vorstellen. Ich habe schon so viel gewuppt in den letzen Jahren mithilfe von geschulten Kräften.

Ich kenne die Mechanismen und vielleicht genügt es, wenn ich mir einfach Zeit gebe, das mit N. zu verdauen, was in meinen Augen auch nur die logische Konsequenz aus dem ist, was sich bislang in meinem Leben ereignete.

Für mich fühlt es sich gerade so an, als löste sich ein schwieriger Knoten. Ich bin froh, dass ich jetzt genau an diesem Punkt angelangt bin.

Danke für's Lesen.

26.10.2014 15:29 • #21


Endlichfrei
N. ist in verschiedenen Bereichen ein fe.. Er ist auch in Stöckelschuhen.

Vor ihm waren meine gewagtesten Schuhe vielleicht 7,5 cm hoch, mit ihm machten mich die Schuhe gleich um 14cm größer und brachten mich auf seine Höhe.

Ich fühle mich nicht besser oder schöner mit diesen Schuhen, aber es machte gelegentlich richtig Spaß, so zu stöckeln, denn ich konnte das. Es sah gut aus und wirkte wie von den Laufstegen dieser Welt, aber es machte mich nicht satt. Es gab mir nichts und nach all dem Schaulaufen mit N. fühlte ich mich, wenn er gegangen war, nur noch leer.

Ganz spät erst habe ich begriffen, dass ich sein Alter Ego war, dass ich ihn in seiner Vorstellung von sich selbst repräsentierte, er war nämlich alles, er meinte Bi zu sein, dabei war er nur ohne jede Identität.

Solange ich das alles nicht wusste, konnte ich nicht von ihm lassen. Ich konnte nicht begreifen, dass ein Mensch sich, auch wenn er begriffen hat, dass er weder sich noch anderen gut tut, nicht ändern will.

Das Thema ist ausgesprochen komplex und ich kann meine Erkenntnis nicht in ein einziges Post packen, aber ich will um Himmels Willen mich weiter entwickeln, von der Stelle kommen und mir das nicht mehr antun müssen, was mir mit N. wohl notgedrungen passieren musste, weil ich es nicht anders wusste.

Ursache und Wirkung sind mir präsent. Ich muss nur für mich den Weg finden, wie ich die Ursachen transformiere, um bessere Wirkungen oder eben die Wirkung zu erzielen, die mir gefällt.

Das war ja auch lange so ein Dingens. Habe ich mir denn jemals überlegt, was mir gefallen könnte oder was mir gut tut?

Ich sehe, ich bin mitten drin in einer grundlegenden Veränderung. Ich will sie gut vollenden.

26.10.2014 16:06 • #22


Endlichfrei
Hier vor dem Haus ist die Hölle los. Nur weil morgen Sperrmüll ist und die ganzen Ungarn-Sprinter hier unermüdlich auf- und abfahren.

Ich habe eben zwei Paar hohe Stiefel verschenkt. Ich glaube wohl, dass es mir wichtig ist, dass ich sie nicht so unpersönlich vor die Tür stelle, sondern dass ich in die Augen desjenigen sehe, der sie dann weiter verkauft oder seiner Freundin schenkt.

Es ist so ziehend seltsam, befremdlich schwermütig, ich fühle mich so allein in meinen Aktionen. Ich tue das alles aus mir heraus für mich. Das ist neu. Bislang schaute mir immer ein unsichtbarer, selten wirklich anwesender N. über die Schulter, um mich von dort aus zu kritisieren oder überhaupt zu sehen.

Wenn er mein Äußeres in Worten wiedergab, so war ich für ihn vorhanden. Mich nervte das zum Schluss gewaltig. Er sagte immer Sachen wie: Ich liebe dich, du bist eine so große Frau, du stöckelst so schön. Wenn wir zusammen sind, werden wir gesehen. Wir sind eins. Ich mag es, wenn du an meiner Zigarre saugst und die Blicke auf dich ziehst.

Es gibt so viel mehr, unglaublich Unfassbares... das hier gar nicht gedruckt würde... wie lange werde ich brauchen, um das alles zu verarbeiten?

26.10.2014 16:49 • #23


Endlichfrei
Wow, schon wieder 4 Paar High Heels verschenkt, und der Kerl musste erstmal überredet werden.

Ich befreie mich aus einer anderen Zeit. Und doch habe ich meine YSL und Diors und Guccis noch. So dem schönen Leben gegenüber ignorant bin ich nun auch nicht.

Ich mag Schönes. Schöne Landschaften, schöne Architektur, Schöne Menschen... alles, was gut gelungen ist.

Wo gibt es denn Menschen, die so wie ich ticken?

Ganz normal, mit einem Hang zum Schönen...

Macht nichts. Ich suche ja nicht wirklich. Ich will jetzt erstmal Frieden mit mir selbst machen.

26.10.2014 18:43 • #24


Y
es tut so gut zu lesen, wie du in deiner verarbeitung vorankommst!

ich bin auf einem ähnlichen weg, was das loslassen eines psychisch etwas auffälligen menschen angeht. da war zwar nichts mit fetichen od. so, aber viele verletzungen, die ich mir habe antun lassen und jetzt am aufdecken und heilen bin. und das schon lange, viel zu lange... aber so geschichten sind nun mal sehr nachhaltig.

also nichts wie zurück, koste es was es wolle, zur selbstachtung und selbstliebe!

schöne bilder, die du mit dem weggeben deiner stöckelschuhe zeichnest ...

mir tuts gut, dich zu lesen, weil du auch so präzis beschreiben kannst, was und wie es abgelaufen ist und abläuft. mir hilfts irgendwie, deines zu lesen... danke.

alles gute ubd viel power bei deiner weiterverarbeitung!

27.10.2014 07:06 • x 1 #25


Endlichfrei
Woher kommt es, dass ich in meinem Leben noch niemals Wut spürte? Was mache ich falsch? Worin bin ich ungeübt? Was fehlt mir? Was brauche ich?

Könnte Wut mich befreien? Mir deutlicher zeigen was ich will und was ich kann und wozu ich geignet, berufen, vorgesehen bin?

Oder ist Wut einfach nur ein Zeichen von Lebenswut, Lebenslust (?), Lebensfreude gar, die im unkehrgeschlüsslten Wutgedanken ihren Weg fände?

Ich versteh das ganz und gar nicht. Ich verstehe nicht den Ursprung von Wut und ich verstehe auch nicht, wohin sie führen soll.

Ich bin sehr oft einfach nur traurig, aber entgegen dem habe ich ebenso sehr oft langanhaltende Momente der tiefsten Freude, des einzigen Bewusstseins.

Muss die Wut sein? Was kann sie positiv bewirken? Was fehlt mir, wenn ich nicht wütend sein kann und weshalb kann ich nicht wütend sein, selbst wenn ich ernsthaft danach suche?

28.10.2014 19:03 • #26


R
Hallo Endlichfrei,

Zitat:
Woher kommt es, dass ich in meinem Leben noch niemals Wut spürte? Was mache ich falsch? Worin bin ich ungeübt? Was fehlt mir? Was brauche ich?


Wut ist für mich persönlich eine Art Abgenzungsaggression, die entsteht wenn ich das Gefühl habe, man tut mir vehement Unrecht. Ich fühle selbst recht selten Wut und weiß mittlerweile, dass genau dieses Gefühl in meinem Elternhaus von meiner Seite absolutes Tabu war. Ich durfte dieses Gefühl einfach nicht haben. So kanns halt dazu kommen, dass man es irgendwann nicht mehr spürt. Es kann mit Schuldgefühlen, mit Angst vor Liebesentzug etc. verbunden sein und dadurch komplett verdrängt werden.
Es gibt aber genau so Menschen, die jedes andere Gefühl durch Wut abblocken.
Und wiederum solche, die so aggressive Eltern hatten, dass sie um keeeiiinen Preis der Welt wie sie werden wollen und sich dann jeden Wutimpuls verbieten.

Ich halte es aber für Quatsch, ein Gefühl auf Teufel komm raus erzeugen zu wollen. Das macht wohl wenig Sinn. Es wäre ja auch unsinnig, sich hinzusetzen und auf Knopfdruck traurig sein zu wollen nur weil man theoretisch weiß, dass man viel Trauer in sich trägt. Die Gefühle kommen, wenn die Psyche stark genug dafür ist...denke ich...Ich konnte beispielsweise über viele Jahre nicht den Hauch von Wut auf meine Eltern spüren obwohl ich rational wusste, welch Unrecht sie mir getan haben. Und eines Tages dann kam sie mit voller Wucht. Es war ein tiefes Empörungsgefühl und etwas wie Schluss jetzt! Nicht mit mir! Leckt mich! Ich fühlte: Grenze! Grenze! Grenze! Es ist ein sehr impulsives Gefühl wie wenn Dir jemand auf der Straße zu nahe tritt und Du ihn vielleicht von Dir stößt. Hat wohl mit Selbstschutz zu tun. Ein Selbstschutzimpuls. Ich fühle eine deutliche Abgrenzung zwischen mir uns einem anderen und das ist kein negatives, sondern einpositives Gefühl. Ich fühle weniger den Anderen, aber mehr mich selbst. Danach kehrt meistens eine tiefe innere Ruhe ein.
Aber ich habe nie etwas drüber gelesen; schildere Dir nur meine Erfahrungen.

Hast Du wirklich nie Wut gefühlt? Das kann ich mir kaum vorstellen. Auch nicht gegenüber Deinem Kind? Und im Streit mit Deinem N? Nie Wut? Hast ihm nie die Highheels um die Ohren geworfen?

Zitat:
Könnte Wut mich befreien? Mir deutlicher zeigen was ich will und was ich kann und wozu ich geignet, berufen, vorgesehen bin?


Naja, ich glaube mittlerweile nicht mehr, dass es Befreiungsschläge gibt aber sehr befreiende Momente, in denen man sich sehr intensiv spürt. Ich denke, dass Wut Dir in jdem Fall deutlich zeigen kann, was Du nicht willst und das ist doch eine Art Schutzimpuls dessen,was Du willst.
Ich spüre mich besonders stark wenn ich wütend bin. Ich spüre, wo mein Bereich ist und das ich ihn schützen will- notfalls auch mit Aggressionen. Wenn ich dieses sehr versöhnliche Gefühl habe, von dem ich auch im anderen Thread schrieb, dann fühle ich mich mit allen Menschen verbunden und vielleicht sogar in Liebe geborgen und das macht mich auch aus...aber erst als ich began, auch meine Wut wahrzunehmen, da bekam ich ein Ichgefühl, das besonders kraftvoll ist. Wut, sofern sie nicht maßlos ist und nur zur Abwehr dient, ist ein sehr energetisches Gefühl.
Du bist Mutter Endlichfrei. Du hast sicherlich mal einen Moment erlebt, in welchem Dein Kind angegriffen wurde. Da wird man doch ganz groß und wach und alle Energie geht in den Schutz des kleinen Wesens, nicht? So in etwa fühlt es sich bei mir an. Ich werde wach und lauter, um meinen Bereich zu schützen. Es hat auch etwas von einem lautstarkem Nein! Und was steckt hinter einem Nein? Der eigene Wille, die eigenen Bedürfnisse, die man deutlich zum Ausdruck bringt.

Zitat:
Oder ist Wut einfach nur ein Zeichen von Lebenswut, Lebenslust (?), Lebensfreude gar, die im unkehrgeschlüsslten Wutgedanken ihren Weg fände?


Ich finde diese Frage interessant. Ja, da kann schon eine Freude an sich selbst drin stecken. Stell Dir vor, Du baust mit einem kleinen Kind ein Schloss aus Legobausteinen und es kommt ein grobschlächiger Mensch und trampelt in das Schloss hinein...Würdest Du nicht ausrufen Hey! Pass auf! Und wenn dieser Mensch dann trotzdem weiter herum trampelt, würdest Du ihn nicht fortschupsen? Ich kann mir kaum vorstellen, dass Du das nicht tätest?

Ich glaube, wir alle tragen nicht nur Verständnis und Liebe in uns, wir tragen auch etwas ganz wichtiges in uns- und selbst Das muss manchmal verteidigt werden Und das schadet niemandem. Im Gegenteil, man schadet sich selbst, wenn man sich nicht verteidigt.

Gute Nacht

29.10.2014 01:19 • #27


Endlichfrei
Zitat von Resonare:
Ich halte es aber für Quatsch, ein Gefühl auf Teufel komm raus erzeugen zu wollen. Das macht wohl wenig Sinn. Es wäre ja auch unsinnig, sich hinzusetzen und auf Knopfdruck traurig sein zu wollen nur weil man theoretisch weiß, dass man viel Trauer in sich trägt.


Trauer zu zeigen war für mich immer einfach. Ich habe sie zumindest noch wahrgenommen, als ich als 3-jährige für 3 Monate im Kinderheim war wegen Lungentuberkulose und Ende der 60er Jahre gabe es noch keine Mutter-Kind-Kur, da wurde ich alleine hingeschickt, ein Besuch meiner Eltern, davon gibt es ein Bild beim Picknick und ich erinnere mich noch, wie ungehalten mein Vater war.... und ich bezog es auf mich, dabei hatte meine Mutter zuvor Zwillinge vorloren und beide hatten ihre Gefühle bis zu meinem Alter von 35 Jahren weggedrückt. Denn dann machten sie eine Familienaufstellung und gingen in Paartherapie, während ich wieder für 19 Wochen eine stationäre Langzeittherapie machte.

Meine Mutter erzählte mir von der Aufstellung und dass dort - entgegen der üblichen Prinzipien - ein Requisit, nämlich ein Koffer ins Spiel kam, den eine Stellvertreterin für mich an meine Eltern übergeben hatte. Ich hatte also den Koffer an schweren Gefühlen und an Verantwortung an meine Eltern zurückgegeben. In deren Aufstellung. Ich selbst habe das bis vor kurzem nicht bewusst getan. Unterbewusst schon gar nicht.

Ich bin in meinem Leben immer die Verstehende, die tief Begreifende und die Aushaltende und es ist ok so. Ich finde das normal und ich werde nicht plötzlich aus heiterem Himmel oder weil es therapeutisch vielleicht an der Tagesordnung sein könnte, nicht mehr verstehen wollen oder wütend werden, weil so viel nicht so gelaufen ist, wie es hätte laufen können. Für mich klingt es plausibel, wenn es heißt, jeder hat sich seine Erfahrungswerte im Vorfeld ausgesucht. Jeder trägt genau das, was er tragen kann und alles ist ein Weg der Entwicklung. Der eine hat ihn schon öfter hinter sich, der andere ist noch nicht so lange dabei. So allein verstehe ich die Welt und so ist sie für mich plausibel.

Ich trauere um Missverständnisse und mangelnden Wunsch zur Einsicht, aber ich bin nicht wütend, weil jeder für sich selbst verantwortlich ist. Meine Verantwortung trage ich und deshalb muss ich nicht wütend sein, denn das, was in meinen Möglichkeiten ist, bin ich bereit zu tun. Wenn sich Dinge ereignen, die meinen Interessen entgegenlaufen oder diese ausbremsen, so ist das ein weiterer Lernweg und nicht ein Rausschmiss aus dem möglichen Glück.

Sichtweise und Haltung kann sich jeder selbst aussuchen.

Ich bleibe bei mir und meinem Weg. Ich danke den Weggefährten.

30.10.2014 22:13 • #28


R
Liebe Endlichfrei,

ich mag Deinen letzten Beitrag Du hast eine ganz eigene Art zu denken. Ich lese hier und da immer mal wieder sehr besondere Sätze von Dir. Erstaunen tut mich dieser Wechsel (so nehme ich es wahr) zwischen einem großem Fragezeichen und Unsicherheit und auf der anderen Seite einem großem Selbstvertrauen und zutiefst eigenem Kopf bei Dir. Ich glaube, das kennen alle Menschen, bei Dir liest es sich aber in Extremen. Fasse das bitte nicht als Kritik auf, sondern als Spiegelung oder ignoriere es. Wie Du magst.

Ja, mach es so, wie es sich für Dich richtig anfühlt. Dein Beitrag klingt in meinen Ohren aufjedenfall harmonisch und stimmig und ich kann Dir emotional sehr gut folgen, erkenne an manchen Stellen auch mich selbst wieder. Du fragtest nach der Wut und ich habe Dir geantwortet. Ich käme aber nie auf die Idee, mich als Maßstab zu nehmen.

Zitat:
Ich hatte also den Koffer an schweren Gefühlen und an Verantwortung an meine Eltern zurückgegeben. In deren Aufstellung. Ich selbst habe das bis vor kurzem nicht bewusst getan. Unterbewusst schon gar nicht.


Naja, vielleicht bedeutet dieses den Koffer übergeben auch einfach, dass Deine Eltern bereit sind, die Verantwortung für ihr Tun und Lassen Dir gegenüber zu übernehmen, ganz ohne Dein Zutun?

Zitat:
Ich bin in meinem Leben immer die Verstehende, die tief Begreifende


Das ist ja auch eine Gabe.

Zitat:
und die Aushaltende und es ist ok so.


Aber aushalten? Ja, es gibt schon so einiges im Leben, was man ertragen muss, aber hoffentlich ist das kein Grundlebensgefühl bei Dir? Immer aushalten müssen. Warum solltest Du immer etwas aushalten? Tönt für mich nach großer und dauerhafter Anstrengung.

Zitat:
Ich finde das normal und ich werde nicht plötzlich aus heiterem Himmel oder weil es therapeutisch vielleicht an der Tagesordnung sein könnte, nicht mehr verstehen wollen oder wütend werden, weil so viel nicht so gelaufen ist, wie es hätte laufen können.


Nein, das wäre ja auch Unsinn. Es geht ja nicht darum, dass Du irgendwelchen Therapievorstellungen entsprechen sollst, sondern dass Du Dir aus einer Therapie (wenns dann eine sein soll ) das schnappst, was Du brauchst. Ich bin übriggens selten wütend weil etwas nicht so gelaufen ist, wie ich es gern gehabt hätte aber ich bin wütend wenn ich im Hier und Jetzt etwas mit mir machen lasse, was ich durch Abgrenzung verhindern könnte. Ich persönlich habe z.B. in Therapie meine Kindheit beweint, war aber nie der Typ, der klagt: so oder so hätte es sein sollen! (aber auch ok, wenn das jemand tut!). Ich konnte meine Geschichte annehmen aber heute bin ich erwachsen und selbstbestimmt und wenn eine Wut in mir hochkommt, dann weiß ich, dass ich habe eine Grenze in mir überschreiten lassen. Ich kann z.B. Verständnis dafür haben, dass ein Freund nicht mit dem Trinken aufhören kann und mir von seinen vergeblichen Versuchen zum 500. Mal erzählt. Wenn dann aber eines Tages eine Wut in mir hochkocht, dann nicht weil er bitteschön aufhören soll zu trinken, sondern weil ich aufhören muss, mir das immer anzuhören. Das ist für mich gesunde Wut, quasi ein Alarmsignal. Wenn ich aber vor lauter Verständnis weitere 2 Jahre zuhöre warum er es nicht schafft, dann übergehe ich mich. (Kam übrigens nie vor, ist nur ein Beispiel um meine Wut-Theorie anschaulich zu machen ).
Wie gesagt, es geht dann weniger darum, dass ich auf einen anderen Menschen besonders sauer bin, es ist eher so, dass mir die Wut signalisiert, wo meine Grenze ist. Denn sobald ich sie gesetzt habe, komme ich meistens wieder in den Frieden- auch mit anderen. Es geht also für mich weniger um Schuldzuweisung, sondern um Grenzziehung und Selbsterhalt.

Zitat:
Für mich klingt es plausibel, wenn es heißt, jeder hat sich seine Erfahrungswerte im Vorfeld ausgesucht.


Wie meinst Du das?

Zitat:
Jeder trägt genau das, was er tragen kann und alles ist ein Weg der Entwicklung.


Das denke ich auch. Aber ich entscheide, was und ob ich etwas mittrage.

Zitat:
Ich trauere um Missverständnisse und mangelnden Wunsch zur Einsicht, aber ich bin nicht wütend, weil jeder für sich selbst verantwortlich ist.


Ja da ist sehr viel dran aber ich finde, die Wut braucht- wie jedes andere Gefühl auch- kein weil.... Solange ich niemanden damit nerve, darf ich auch mal ganz irrational stinksauer sein, genauso wie ich tieftraurig sein kann ohne das andere für mein Weil verantwortlich wären. Ich könnte ja genauso sagen Ich bin nicht traurig weil jeder für sich selbst verantwortlich ist. Ich denke, alle Gefühle sind erlaubt, solange wir niemandem damit schaden.

Zitat:
Meine Verantwortung trage ich und deshalb muss ich nicht wütend sein, denn das, was in meinen Möglichkeiten ist, bin ich bereit zu tun. Wenn sich Dinge ereignen, die meinen Interessen entgegenlaufen oder diese ausbremsen, so ist das ein weiterer Lernweg und nicht ein Rausschmiss aus dem möglichen Glück.


Dass das kein Rausschmiss aus dem möglichen Glück ist, glaube ich auch. Schön gesagt übrigens. Aber wenn sich Dinge ereignen, die meinen Interessen entgegenlaufen, dann versuche ich mich für meine Interessen einzusetzen, sei es dadurch, dass ich einen Menschen aus meinem Leben rausschmeiße um mein Glück zu bewahren. Und die nötige Energie für diesen Rausschmiss kann schon mal ein wunderbarer Wutanfall sein Der verleiht Kräfte. Während mich zu viel Verständnis manchmal von mir selbst weggezogen hat, hin zum anderen und ich somit nicht für mich einstand.

Zitat:
Ich bleibe bei mir und meinem Weg.


Ja und ich nehme Dich als eine Frau wahr, die manchmal auf ihrem Weg stehen bleibt, auf andere Menschen und Wege schaut, fragt, wie sie es mit einem Thema halten, und dann sagt Nein danke, ich gehe doch lieber meinen Weg weiter. Gute Weiterreise noch!

Zitat:
Ich danke den Weggefährten.




Liebe Grüße

30.10.2014 23:57 • #29


Endlichfrei
Resonare,

ich bin leider total geflashed. Deine Antwort ist wie eine Heimat für mich. Sie tut mir einfach gut. Das zu erleben ist schon allein eine große Freude und ein wirkliches Geschenk.

Ich antworte gleich weiter.

01.11.2014 16:55 • #30


A


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