Hallo Fan,
Deine Neugierde ist ein weiterer Beleg für die Hypothese, daß das Leben immer noch die besten Geschichten schreibt. Vielleicht sollte ich mal die anderen Poster und den Admin kontaktieren, ob wir den Thread für nicht-registrierte User kostenpflichtig zum Download anbieten sollen. Von den Erlösen könnten wir dann mal so richtig feiern gehen
Aber mal im Ernst. Ich für meine Teil habe die letzten Wochen bewußt hier nicht mehr geschrieben. Zum einen weil ich gemerkt habe, wie sich mein Leben immer mehr im Internet statt in der Realität abspielte, zum anderen weil ich einfach noch mehr Zeit für einen Rückblick bzw. eine Bestandsaufnahme vergehen lassen wollte. Auch in der stillen Hoffnung, daß der Beitrag dann mein letzter sei und der Thread in seiner Gesamtheit den Leidenden ein bißchen Hoffnung machen kann, daß es auch wieder aufwärts geht.
Anyway- inzwischen ist fast ein halbes Jahr seit der Trennung vergangen. Rückblickend sogar fast wie im Flug. Die Anwort auf die Frage, wie weit ich mit der Verarbeitung bin, schwankt leider noch tagesformabhängig zwischen fast überstanden(oft) und alles sch*** (zu oft). Auf jeden Fall bin noch nicht so weit, wie ich es gerne hätte, aber mangels eines Referenzwertes wie weit man nach dieser Zeit sein sollte, vertraue ich weiterhin auf mein eigenes Tempo, auch wenn es schwerfällt. Ein echter Meilenstein auf dem Weg nach vorne war Silvester, das ich dieses Jahr mit guten Freunden in den Bergen verbrachte. Als ich am ersten Tag des Jahres die Sonne über den schneebedeckten Gipfeln aufgehen sah, wurde mir klar, daß das Leiden ein Ende haben wird und noch viel gute Tage vor mir liegen.
Zugegeben - Gedanken an die Vergangenheit geistern mir immer noch täglich durch den Kopf. Gefördert werden sie dadurch, daß Ex einige Türen neben mir ihr Büro hat und sich daher ein aus den Augen, aus dem Sinn Modus nicht 100%ig realisieren lässt. Von zufälligen (inzwischen grußlosen) Begegnungen auf dem Flur oder beim Mittagessen abgesehen, halte ich die Kontaktsperre jedoch strikt durch, was mir aber auch nicht sonderlich schwer fällt. Sie hat sich im neuen Jahr noch 2mal telefonisch bei mir wegen irgendwelcher vorgeschobener Nichtigkeiten gemeldet. Diente wohl zum antesten, ob ich bereit bin, normal mit ihr zu reden. Tja, darauf kann sie noch lange warten... kein Vergessen, kein Verzeihen! Meine körperlichen und seelischen Reaktion waren zum Glück kein Vergleich mehr mit den Adrenalinstößen noch im alten Jahr.
Was ich merke, wenn ich sie sehe, ist, daß sie mit der Frau, die ich aus tiefstem Herzen geliebt habe, nichts mehr zu tun hat. Ich kann in diesen Momenten, wenn sie real vor mir steht, kaum glauben, jemals mit dieser Person zusammengewesen zu sein. Ist sie wirklich in meinen Armen gelegen, haben wir zusammen gelacht und in uns das Spitzenteam gesehen, das zusammen 80 wird? Sie ist mir so fremd geworden. In meiner Fantasie habe ich habe mir oft vorgestellt, wie es wäre, wenn sie zurückkäme. Heute kann ich sagen, daß es, egal was kommt, von meiner Seite kein zurück geben kann. Nach all den Verletzungen, die sie mir zugefügt hat, könnte ich sie nie wieder in meine Arme schließen, ihr voller Vertrauen und Liebe in die Augen schauen. Diese Endgültigkeit macht es mir meistens leichter mit der Trennung zu leben, wenn mich aber der Blues überkommt, zieht mich die gestorbene Hoffnung so richtig runter. Sind dann wohl die letzen Reste meiner Liebe zu ihr, die noch aufflackern.
Wenn ich über die Beziehung nachdenke, fühle ich noch immer Wut und Hass in mir, ob ihres niederträchtigen Verhaltens und ob meiner Bereitschaft, ihr aus fehlgeleiteter Liebe und Verständnis eine Plattform für ihre Aktionen geboten zu haben. Und an ganz miesen Tagen, stelle ich mir die selbstquälerische Frage, ob es nicht doch zwischen uns beiden hätte klappen können. Zum Glück sind diese Phasen inzwischen aber eher selten. Wenn ich die ganze Beziehung und die letzten Gespräche mit ihr kurz nach der Trennung rekapituliere, bin ich eigentlich doch der Überzeugung, daß das Scheitern letztlich unvermeidbar war - nicht aber das wie.
Meine Lehre aus der ganzen Sache: Zukünftig werden Frauen, die mit ihren Altlasten und Erfahrungen im Leben zu kämpfen haben und nicht wissen, was sie wollen, Frauen, deren ganzes Fühlen, Denken und Verhalten von Gegensätzen und von dem Gefühl geprägt ist, nicht zu wissen, wer sie wirklich sind, Frauen, die versuchen ihre Selbstzweifel und Selbstunsicherheit hinter einer selbstbewußten Fassade zu verbergen und ihre Minderwertigkeitsgefühle durch Attraktivität, Schlanksein, und etwas Besonderes-sein-wollen auszugleichen, Frauen mit Angst vor Nähe und der Unfähigkeit zu echter Bindung, die sich nach Liebe sehnen, aber ausbrechen, wenn jemand sie wirklich mag, Frauen, die Bewunderung mit Liebe verwechseln, nach der Anerkennung anderer Männer hungern, sich ständig davon abhängig machen, was andere von ihnen denken und auf deren Bestätigung angewiesen sind, um sich gut zu fühlen, keinen Platz mehr in meinem Leben haben. (Die aufgezählten Eigenschaften beschreiben ihr Verhalten perfekt. Sie stammen ursprünglich aus einem Ratgeber über Bulemie, unter der sie ja mal gelitten hatte bzw. unter deren psychischen Symptomen sie trotz Therapie wohl noch immer leidet (Achtung: Laiendiagnose ) Im Grunde genommen ist sie ein arme Wurst, die wahrscheinlich ihr Leben lang unzufrieden und von tiefen Ängsten geplagt bleiben wird - was allerdings ihr Verhalten mir gegenüber in keinster Weise entschuldigt. Wenn ich sie sehe und auch nach dem, was ich über gemeinsame Bekannte mitbekommen habe, macht sie keinen glücklichen Eindruck. Ja, da schwingt ein wenig Schadenfreude bei mir mit. Sie ist wahrscheinlich noch immer auf der Suche nach etwas, von dem sie selber nicht genau weiß, was es ist.
Fazit: Dunkle Wolken als Folge der gescheiterten Beziehung ziehen immer noch an meinem Seelenhimmel vorbei, aber ich akzeptiere sie, da ich weiß, daß sie sich im Laufe der Zeit immer weiter auflösen werden. Es geht mir zwar noch nicht richtig gut, aber da spielen auch noch weitere Faktoren mit, von denen Ex nur einer ist. Als es mir so richtig mies ging, hatte ich zum Glück echte Freunde, die mich aufgerichtet und mir auch den Kopf gewaschen haben und es bei irgendwelchen Flashbacks auch noch heute tun. Wenn ich sehe, wie sich das Verhältnis zu einigen Freunden vertieft hat, neue Freunde und nette Frauen in mein Leben getreten sind, kann ich wahrscheinlich sogar sagen, bei der ganzen Sache mehr gewonnen als verloren zu haben. Trotzdem hätte ich gerne auf diese Art der persönlichen Weiterentwicklung verzichtet. Meine Träume, Pläne und Hoffnungen, die ich noch vor einem Jahr hatte, waren nämlich ziemlich perfekt (haha)...
Liebe Grüsse alles Gute für Euch
Uriel
19.02.2004 19:14 •
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